Monatsspecial zum sozialen Netzwerk „Facebook“ (Teil 2/4)
Im zweiten Teil des Themenspecials werfen wir einen Blick auf die Einsatzmöglichkeiten des Social Networks Facebook in der Lehre anhand zweier Praxisbeispiele.
Facebook in der Hochschullehre: Möglichkeiten und Beispiel für ein Lehr-/Lernszenario
Beispiel für den verzahnten Einsatz von Facebook, Videos und Blog an der Freien Universität Berlin
Die Lehrveranstaltung „BWL für Veterinärmediziner“ wird in Kooperation zwischen dem FB Veterinärmedizin und dem FB Wirtschaftswissenschaft durchgeführt und unterliegt dem Ansatz des problemorientieren Lernens (POL). Umgesetzt wird die Veranstaltung nach dem Inverted Classroom Model. Die Basis des zweisemestrigen Seminars bildet ein Blog. Hier werden Online-Lehrvideos bereitgestellt, die unter Einbezug verschiedener Expert/innen aus der Praxis (z.B. Rechtsanwälte, Steuerfachleute) entwickelt und über YouTube in den Blog integriert sind. Ebenfalls im Blog bereitgestellte Skripte bieten Orientierungshilfen zur Problemlösung.
Ein zentrales Element stellen Fallbeispiele mit dazugehörigen Aufgaben dar, die in Kleingruppen diskutiert und bearbeitet werden. Die Realisierung der Gruppendiskussion erfolgt über eine Online-Umgebung, deren Auswahl den Studierenden obliegt. Zur Verfügung stehen Gruppenräume auf der zentralen Lernplattform sowie eine geschlossene Seminargruppe auf Facebook. Von den im WiSe 2014/15 insgesamt 80 Teilnehmenden (davon 20 hochschulexterne Studierende) entschied sich eine sehr hohe Anzahl für die Verwendung der Facebook-Gruppe (74). Genannte Gründe hierfür sind die Nutzung des sozialen Netzwerkes als Alltagsmedium sowie die Sichtbarkeit der sich gerade online befindenden Kommiliton/innen. Seitens der Dozentin liegt der Vorteil des Facebook-Einsatzes insbesondere in dem dynamischen Austausch, der allerdings auch schnelle Reaktionen des Lehrpersonals fordert. Der Umstand des „nicht-befreundet-Seins“ birgt sowohl Vorteile (höhere Akzeptanz von den Studierenden) als auch Nachteile aufgrund des als mühselig empfundenen Hinzufügens der Gruppenmitglieder und dem Erhalt von Nachrichten in einem sonst eher ungenutzten Bereich, was schnell untergehen kann. Insgesamt demonstriert dieses Szenario eine kombinierte Verwendung von E-Learning-Tools und aufeinander abgestimmte Nutzungsszenarien (Publikation von Videos über YouTube, Bereitstellung von Lernmaterial im passwortgeschützten Blog, Gruppendiskussion im sozialen Netzwerk).
Beide Beispiele zeigen, dass soziale Netzwerke mit einer starken Verwendung für informelles Lernen (vgl. Teil 1/3) auch in bestimmten Kontexten für formale Lern-/Lehrprozesse nutzbar gemacht werden können.
Einsatzmöglichkeiten
„Lehrende nutzen soziale Netzwerke als professionelle Communities of Practice, als Learning Communities und als Plattform für den Austausch interessanter Beiträge über Unterrichtsthemen“ (vgl. Horizon, 2014). Gleichzeitig steht das soziale Netzwerk Facebook immer wieder in Kritik bzgl. des Schutzes persönlicher Daten. Die zentralen Systeme der Freien Universität bieten wiederum Datenschutz und -sicherheit, können aber nicht alle Formen des „vernetzen Lernens“/“Social Learning“ abdecken. Dementsprechend können externe Dienste wie Social Networks ergänzend eingesetzt werden (z.B. die Lernplattform Blackboard zur Bereitstellung von Inhalten, die kollaborative Erstellung von Texten über das universitätseigene Wikisystem, Gruppendiskussion über Facebook).
Wofür könnte Facebook in diesem Sinne eingesetzt werden? Einsatz z.B.
- zum Peer-to-Peer-Lernen (Austausch und Hilfestellung untereinander)
- zur Vernetzung der Studierenden mit Expert/innen (auch Verweis auf Ressourcen, z.B. im Rahmen von „Teaching History“, z.B. 1914-1918, National Museum of American History)
- zur Durchführung kleiner Umfragen (z.B. spontanes Meinungsbild in großen Vorlesungen, schnelles Feedback zu einem bestimmten Thema)
- zur schnellen Verbreitung von News, Erinnerungen (z.B. „Methodenlehre & Statistik“, Universität Mainz)
- zum Fremdsprachenerwerb (kleine Posts in der Fremdsprache, Korrekturen durch Kommiliton/innen, Austausch mit Muttersprachlern)
- zur Bereitstellung/Streuung von Informationen, gemeinsam mit den Lernenden (z.B. offene Gruppe „Digitale Medien im Politikunterricht„)
- zum Aufbau eines Kontaktnetzwerkes (Lehre, z.B. Creative Writing Network – Lehrmaterialsammlung für Hochschullehrende, Forschung, z.B. Forschungszentrum Jülich)
- zur Bekanntmachung von interessanten Themen des Lehrstuhls / Hinweisen auf Veranstaltungen usw. (z.B. Masterstudiengang Zukunftsforschung)
Keyfeatures und Potentiale
- Adressierung vieler Studierender (Alltagsmedium)
- schnelle Verbreitung von Informationen
- Förderung des vernetzten Lernens, Communities of Practice
- Funktionen: öffentliche/geschlossene Gruppen, Veranstaltungskalender, Umfrage-Tool, Kommunikation via Posts/Chat
- Mobilität: auch unterwegs informiert sein & posten
Der dritte Teil des Monatsspecials behandelt den Einsatz von Facebook an der Freien Universität Berlin. Was ist möglich? Was nicht? Wo erhalte ich Unterstützung?