New Learn Flow

Konzept zur Fortbildung für Social Media Tools in Lehre und Wissenschaft 2.0 im Rahmen des Projekts “LEON-Learning Environments Online” an der Freien Universität Berlin.

Zielsetzung

Mit dem Projekt „LEON – Learning Environments Online“ einher gehen Ziele wie die Veränderung der Lehr-/Lernkultur in Richtung lernerzentrierte, aktivierende Lehre zu unterstützen.

Vielen ist bekannt, dass formale Lehre oder formale Trainings einen kleinen Bruchteil dazu beitragen, tatsächliche Lernprozesse nachhaltig zu etablieren. Möchte man Lernende auf die Arbeits- und Forschungswelt des 21. Jahrhunderts vorbereiten, gilt es, sie mit zeitgemäßen Tools und Techniken vertraut zu machen.

Die heutige Realität hat sich radikal verändert: Arbeiten bedeutet Lernen – eine Unterscheidung zwischen formalem und informalem Lernen macht kaum noch Sinn. Die Welt dreht sich so schnell: Die eigentlichen Lernprozesse müssen in informellen Routinen kontinuierlich weiterlaufen.

Entsprechend stoßen Konzepte des Formal oder auch Blended Learning oftmals an Grenzen, da sie versuchen, informelle Prozesse zu formalisieren. Charles Jennings brachte es vor kurzer Zeit folgendermaßen auf den Punkt:

Mit der beliebten Fokussierung auf Blended Learning wird die angestrebte Veränderung in der Lehr-, Lern- und Arbeitskultur zu langsam voranschreiten. Denn, so Jennings, Blended Learning ist nichts anderes als ein weiteres formales Setting, das vielleicht einen ersten Schritt zum Erlernen neuer Kompetenzen ermöglicht, aber letztlich nur in die formale 10 Prozent-Einheit des 70:20:10-Lernkonzeptes einzahlt.

Wesentlicher ist es, das Lernen im Team und mit “Peers” (20 %) sowie das “Learning-by-doing” (70 %) zu lernen. Dies sind die zentralen Kompetenzen, die Lehrende und Wissenschaftler/innen heutzutage benötigen und die junge Menschen später in ihrem Job beherrschen müssen.

Dementsprechend ist es sinnvoll, diese Kernkompetenzen in der Hochschulbildung einzuüben und sie bei der Betreuung der Lehrenden und der Wissenschaftler/innen zu adaptieren. Aus diesem Grund analysieren wir im Rahmen des Projekts “LEON – Learning Environments Online” u. a., welche Social Media Tools additiv zu den bereits genutzten FU-Systemen hilfreich sein können, die wir den Lehrenden dann beratend nahebringen, damit sie ihre Lehr-/Lernveranstaltungen entsprechend zeitgemäß, qualitativ hochwertig und stärker lernerzentriert aufsetzen können.

Die große Frage hierbei lautet: Welche Tools sollen aus dem großen Social Media-Universum ausgewählt werden?

Identifizierung und Auswahl von Social Media Tools

Zur Identifizierung geeigneter Tools wurden verschiedene Ansätze, Erfahrungen, selbst organisierte Lernformen, Sozialformen, mobile Einsatzformen etc. herangezogen, um zweckdienliche Auswahl-Kriterien zu finden.

Für die Selektion einer konkreten Tool-Collection nutzten wir u. a. das “7 Cs framework” der University Leicester, das wir für unsere Zwecke adaptierten.

 

7Cs framework

 

Abb. 1: „Carpe Diem: The 7 Cs of design and delivery“ von A. Armellini

 

Wir zielen darauf ab, den Fortbildungsteilnehmer/innen einen Bezugsrahmen zu geben, mit dem sie die Vielzahl an möglichen Tools sinnvoll einordnen können. Außerdem sollen sie verstehen, wie informelles und vernetztes Social Learning und Social Researching gedacht und geplant werden kann.

Unser Kreislauf orientiert sich an dem inneren Kreis der “Cs”: Capture, Create, Communicate, Collaborate und Consider, die auch dem natürlichen Social Learning-Prozess im Web entsprechen. Was wiederum den bereits 2008 entwickelten, konnektivistischen Kreislauf von George Siemens und Stephen Downes aufgreift: Aggregation – Remixing – Repurposing – Feeding Forward.

Im Wesentlichen geht es hierbei darum, das Wissen des Netzes sinnvoll einzusammeln, einzuordnen, weiterzudenken und weiterzuentwickeln, um es dann wieder in die Öffentlichkeit zu kommunizieren. Diesen Prozess als solchen fachspezifisch zu bespielen und qualitativ anzureichern, kann eine wesentliche Aufgabe der Lehrenden sein. Für Wissenschaftler/innen und Forscher/innen bieten sich darüber hinaus vielfältige Potenziale, um neue Entwicklungen zu entdecken, zu verfolgen und sich selber einzubringen, wenn sie diverse Social Media Tools nutzen.

New Learn Flow

Im ersten Schritt haben wir uns auf die folgende Tool-Auswahl in unserem “New Learn Flow” konzentriert, wobei die langfristige Auswahl, Betreuung und Bespielung noch in der internen Diskussion ist und sich an technischen Fragen ebenso orientiert wie an datenschutz-rechtlichen und organisatorischen Fragen.

 

New Learn Flow

 

Abb.2: New Learn Flow

 

Wir schulen Tools zum Sammeln und Teilen von Materialien und Input, die im öffentlichen Raum verfügbar sind und diskutiert werden. Wir zeigen effiziente Wege, Termine zu organisieren, die Infos zu strukturieren, im kollaborativen Verfahren weiter zu veredeln, um sie dann multimedial aufzubereiten, mittels Blogs zu publizieren und schließlich über die sozialen Netzwerke wieder in die Öffentlichkeit zu entlassen. Damit ist der Kreislauf wieder geschlossen, und die nächste Generation an Lehrenden, Lernenden und Wissenschaftler/innen kann diese Informationen aufgreifen und weiter veredeln.

In unserem Social Media Café zeigen wir den praktischen Einsatz dieser Tools im Verbund, stellen die ausgewählten Tools, zu denen wir in Fortbildungen schulen, mit Steckbriefen und in Monatsspecials mit Möglichkeiten zum Einsatz in Lehre und Wissenschaft vor. Darüber hinaus bieten wir Nutzertreffen und Online-Kurse an, um die Tools im Einsatz zu zeigen und den Lehrenden erste Erfahrungswerte an die Hand zu geben.

Vorläufiges Fazit

Das Ergebnis der ausgewählten Tools, die im “New Learn Flow” sichtbar sind, spiegelt den Stand im Juli 2013 wieder.

In Fortbildungen ist es interessant zu beobachten, wie neugierig Lehrende auf die Einführung in die Tools reagieren und sich erste Konzepte überlegen, um sie in ihre bisherige Lehre einzubinden. Einzig die Hinweise auf die schwierige Rechtslage lässt viele zögern, umfassendere Konzepte in der Praxis zu erproben.

Sehr souverän mit dem Einsatz von Social Media Tools in der Lehre ist der Fachbereich Rechtswissenschaft. Hier gibt es mehrere Referenzprojekte, eines davon ist das Projekt CULPANET:

 

CULPANET

 

Abb.2: E-Learning Projekt CULPANET

 

Es ist an diesem Beispiel gut erkennbar, wie Elemente des Kreislaufs zum Aufbau einer Online-Umgebung eingesetzt werden und sich mit dem Learning Management System Blackboard und den schon länger eingesetzten FU-Wikis und FU-Blogs verbinden lassen. Über diesen Weg können kollaborative und kommunikative Aspekte sinnvoll mit eingebunden werden. Dergestalt wird nicht mehr ausschließlich in geschlossenen, der Öffentlichkeit unzugänglichen Systemen gelernt, sondern es erfolgt über diesen Weg eine Grenzverschiebung in die Öffentlichkeit hinein. Weitere Informationen zu dem E-Learning Projekt CULPANET finden sich hier: “E-Learning im Schuldrecht. Eine neue Art des rechtswissenschaftlichen Unterrichts”.

Dieser Beitrag ist eine Ergänzung zu der Aufzeichnung „Social Media-Strategie und -Praxis der Freien Universität Berlin“ bei e-teaching.org.

 

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