Lernen und Lehren mit Videos: Ein Praxisbeispiel

Studieren im digitalen Hörsaal

Reihe im Monatsspecial “Videos an der Freien Universität Berlin”

Entwicklung und Umsetzung einer Online-Vorlesung (2. Teil): Evaluation

Die Einführung des neuen Online-Formats der Vorlesung „Einführung in die Erziehungswissenschaft“ wurde durch umfassende Evaluationsmaßnahmen flankiert (in Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle für Lehr- und Studienqualität). Ziel war es dabei nicht nur, Erkenntnisse über die Akzeptanz auf Seiten der Studierenden zu gewinnen. Das Team der Online-Vorlesung versprach sich insbesondere auch konkrete Hinweise auf Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten, die nützliche Impulse für die Weiterentwicklung des Veranstaltungsformats geben können.

Evaluationskonzept

Das Evaluationskonzept umfasste in Wesentlichen eine Befragung im Prä-Post-Design sowie semesterbegleitende Kurzbefragungen. Diese sogenannten „One-Minute-Feedbacks“ ermöglichten den Studierenden, schnell und unkompliziert eine Rückmeldung zu aktuell relevanten Themen zu geben und sind insbesondere Ausdruck des Anspruchs, einen kontinuierlichen Austausch mit den Studierenden zu etablieren.

In die Prä-Befragung zum Semesterbeginn wurden neben einer Reihe von sozio-demografischen Angaben auch Skalen zum Erfassen der studienbezogenen Selbstwirksamkeitserwartung und zum selbstregulierten Lernen aufgenommen. Die Post-Befragung zum Semesterende konzentrierte sich dann auf die Nutzung und die Bewertung der Online-Lernumgebung. Darüber hinaus wurde eine Skala zur Selbsteinschätzung des Lernerfolgs integriert.

Zufriedenheit

An den Befragungen haben sich erfreulich viele Studierende meist sehr engagiert beteiligt, so haben beim ersten Durchgang im Wintersemester 2013/14 knapp 300 (46%) Studierende einen Fragebogen zum Semesterende ausgefüllt. Insgesamt waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sehr zufrieden mit der Online-Vorlesung. Dies zeigt sich unter anderem an der Bewertung anhand einer Schulnote: Fast drei Viertel der Studierenden haben dabei die Note 1 oder 2 vergeben:

Prozentuale Verteilung für Schulnote
Prozentuale Verteilung für Schulnote im ersten Durchgang (Wintersemester 2013/14; N=298)

Wahrgenommene Vorteile

Auf die Frage, was ihnen besonders gut gefallen hat, nennen die meisten Studierenden die mit dem Format verbundene Flexibilität sowohl in Bezug auf den Lernort und –zeit als insbesondere auch das Lerntempo. So begrüßen z.B. ausländische Studierende diese Form der Veranstaltungsaufzeichnung, weil sie durch wiederholtes Ansehen und Hören eines Teils der Vorlesung Probleme sprachlicher Natur besser bewältigen können oder berufstätige Eltern betonen, dass die mit dem Format verbundene Flexibilität für Sie „Gold“ wert ist.

Wahrgenommene Nachteile

Reduzierter Kontakt zu und Austausch mit Kommilitoninnen und Kommilitonen war im ersten Durchgang die häufigste Antwort auf die Frage, was nicht gefallen hat. Auch das vergleichsweise hohe Maß an Selbstorganisation, Disziplin und Motivation, das mit dem Online-Format verbunden ist, wird von den Studierenden als Kritikpunkt benannt.

Nutzung der Evaluationsergebnisse

Für die Weiterentwicklung des Veranstaltungsformats haben die Evaluationsergebnisse sehr fruchtbare Impulse gegeben. Ein konkretes Beispiel sind zusätzliche Maßnahmen, die im zweiten Durchgang der Online-Vorlesung im Wintersemester 2014/15 die Bildung studentischer Arbeitsgruppen unterstützten: Im Zentrum standen hier freiwillige Präsenztutorien, in deren Rahmen Studierende Kontakt zu Kommilitonen/innen knüpfen konnten und Anregungen für das gemeinsame Bearbeiten der Vorlesung erhalten haben.

Anpassung des Konzepts im zweiten Durchgang

Insgesamt haben die Evaluationsergebnisse des zweiten Durchgangs den positiven Gesamteindruck bestätigt: Die Zufriedenheit war erneut hoch und die Studierenden benannten wieder zahlreiche Vorteile des Online-Formats (insbesondere Flexibilität und Möglichkeiten zur Vertiefung der Inhalte). Die genannten Kritikpunkte bezogen sich im zweiten Durchgang weniger auf den fehlenden Kontakt zu Kommilitonen/innen, dafür wurden häufiger konkrete Verbesserungsvorschläge für einzelne Materialien gemacht. Auch wurde der recht hohe Zeitaufwand und die Notwendigkeit zur Disziplin und Eigenverantwortlichkeit von einigen Studierenden wieder thematisiert.

Weiterführende Informationen

Einen Überblick über Konzept, Umsetzung und Evaluation der Online-Vorlesung „Einführung in die Erziehungswissenschaft“ wurde im Tagungsband der Tagung GML² 2014 (S. 98-120) veröffentlicht.

Der Frage nach Unterschieden zwischen Subgruppen der interdisziplinären Studierendenschaft der Online-Vorlesung geht eine Untersuchung nach, die im Tagungsband der Tagung GMW 2015 (S. 69-79) veröffentlich wurde.

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