Erfolge und Herausforderungen einer geschlechterspezifischen Perspektive im kolumbianischen Friedensprozess

Von: Mona Hasenstab, Pia Berghoff und Carla Dondera (Masterstudiengang Interdisziplinäre Lateinamerikastudien)

 

“Ebenso gilt es das Bild der Frau als Opfer zu überwinden und zu verstehen, dass in diesem Konflikt Männer auch zu Opfern wurden, so wie Frauen in den Krieg gezogen sind. Durch die Idee von der weiblichen Friedfertigkeit vergessen wir manchmal, dass es auch weibliche Guerilla-Kämpferinnen, dass es auch weibliche Paramilitärs und dass es – wenn auch wenige – Frauen in der Armee gibt.“

Diana Gómez

 

Sowohl in der akademischen als auch in der praktischen Diskussion um Transitional Justice-Prozesse und Maßnahmen wird immer wieder die Frage gestellt, für wen eigentlich Gerechtigkeit im Übergang vom Konflikt zum angestrebten Frieden erreicht werden soll. Insbesondere feministische Stimmen haben darauf aufmerksam gemacht, dass die Konzeption von Transitional Justice (TJ) mit Blick auf die Kategorie Geschlecht entscheidende Leerstellen hat. Meist geprägt von dem Bild, dass kriegerische Auseinandersetzungen eine ‚männliche Angelegenheit‘ seien, lassen viele der TJ-Werkzeuge die diversen Erfahrungen von Frauen während und nach dem Konflikt außen vor oder fokussieren sich alleinig auf Frauen als Opfer sexualisierter Gewalt. Letztere Kritik möchte selbstverständlich nicht die Wichtigkeit der Aufarbeitung dieser Verbrechen absprechen, sondern auf die stereotype und eindimensionale Verknüpfung des Weiblichen mit dem sexuellen Feld und der Rolle als Opfer hinweisen sowie die scheinbare Ausnahme der sexualisierten Gewalt im Krieg, die die strukturelle Verankerung von Gewalt gegen Frauen in der Gesellschaft auch über die Auseinandersetzungen hinaus verdeckt, hinterfragen.

Diana Gómez, Anthropologin und Historikerin an der Universidad de los Andes in Bogotá, macht im vorangestellten Zitat deutlich, dass auch im kolumbianischen Kontext die genannten Stereotypisierungen eine wirkmächtige Rolle spielen. Sie argumentiert im anschließenden Interview für die Notwendigkeit eine geschlechterspezifischen Perspektive auf den Friedensprozess und wertet die Erfolge und Rückschläge der subcomisión de género (etwa: Unterkommission für Geschlechterfragen) gut ein Jahr nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen der FARC und der kolumbianischen Regierung aus.

Die subcomisión de género ist auf Druck feministischer und Frauenrechtsorganisationen als eine Art Unterverhandlungsgruppe bei den Friedensverhandlungen zwischen FARC und der kolumbianischen Regierung eingerichtet worden. Die Organisationen kritisierten, dass insbesondere auf Regierungsseite keine Frauen dem Verhandlungsteam angehörten und die Stimmen der Frauen unterrepräsentiert seien. Nachdem die Regierung 2013 zwei bevollmächtigte Regierungsvertreterinnen in die Verhandlungen schickte, wurde darüber hinaus ein Jahr später die subcomisión de género gegründet, die Vorschläge und Überarbeitungen zur Integration einer Geschlechterperspektive an die Hauptverhandelnden weiterleitete. Über diesen Weg wurde erstens die Beteiligung von Frauen an den Friedensverhandlungen garantiert und institutionalisiert. Zweitens konnten geschlechtsspezifische Aspekte durch die Arbeit der subcomisión transversal in alle Punkte des Friedensvertrags aufgenommen werden. In dieser Form ist die subcomisión weltweit einzigartig.

Diana Gómez betont, dass dem Beitrag der subcomisión zum Friedensvertrag ein Verständnis von género (Geschlecht) zu Grunde liegt, welches sich nicht nur auf die Belange von Frauen beschränkt. Vielmehr schließt es in intersektionaler Perspektive eine Vielfalt von Geschlechtern und Sexualitäten ein, sodass beispielsweise auch die spezifisch männlichen Erfahrungen im Verlauf des bewaffneten Konflikts thematisiert werden. Dieser inklusive Ansatz entstand dabei nicht zuletzt auch durch die enge Zusammenarbeitet mit einer Vielzahl von entsprechenden zivilgesellschaftlichen Organisationen. Ein weiteres Augenmerk der subcomisión de genéro lag darauf, die Kategorie Geschlecht bei der Ausarbeitung der Maßnahmen und Instrumente in Bezug zu anderen sozialen Ordnungskategorien wie ethnischer Zugehörigkeit, Einkommensverhältnissen und Stadt-Land-Differenzen zu betrachten. Unter anderem dank der Arbeit der subcomisión beinhaltete das Friedensabkommen in seiner ersten Fassung folgende zentrale geschlechterbezogenen Vereinbarungen:

  • Abbau von Barrieren für und Diskriminierungen von Frauen beim Zugang zu Land bzw. dem Zurückerhalten von Land.
  • Der Landfonds (Fondo de Tierras) soll Frauen, die Familienoberhäupter sind, besonders unterstützen.
  • Das Nationale Programm zur Ersetzung von illegalem Anbau (Programa Nacional de Sustitución de Cultivos Ilícitos) berücksichtigt die wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Besonderheiten der jeweiligen Regionen und Gemeinden. Vor allem die weibliche Landbevölkerung wird aktiv in die Planung, Ausführung, Kontrolle und Evaluierung des Programmes einbezogen.
  • Ausweitung der Partizipation und Repräsentation der Bevölkerung, sozialen Organisationen und Bewegungen. Stigmatisierungen aufgrund der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität sollen abgebaut werden.
  • Garantie des Zugangs von Frauen zu den Wahrheitskommissionen und rechtlichen Prozessen, Anerkennung der politischen Arbeit und Subjektivität von Frauen.
  • Strafrechtliche Verfolgung sexualisierter Gewalt im Rahmen der Sonderjustiz für den Frieden (Justicia Especial para la Paz). Verstanden als Verbrechen gegen die Menschlichkeit kann sexualisierte Gewalt nicht amnestiert werden. Die Garantien zur Nicht-Wiederholung werden insbesondere mit Blick auf geschlechterbasierte Gewalt geltend gemacht.
  • Einrichtung besonderer Schutz- und Präventionsmaßnahmen für inhaftierte Frauen, um angemessen auf ihre Bedürfnisse reagieren zu können.
  • Berücksichtigung unterschiedliche Erfahrungen und damit verbundene mögliche Schwierigkeiten und Probleme für weibliche Kämpferinnen im Reintegrationsprozess.

Inwiefern werden diese Vereinbarungen im Rahmen der Implementierung des Friedensvertrags umgesetzt? Welchen Herausforderungen steht die Umsetzung gegenüber? Neben einer Einordnung der Arbeit der subcomisión de género und der Hervorhebung der Bedeutsamkeit einer Geschlechterperspektive im Friedensprozess, geht Diana Gómez im nachfolgenden Interview auf diese Fragen ein.

Diana Gómez ist promovierte Historikerin und Anthropologin an der Universidad de los Andes in Bogotá. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Gender Studies, Machttheorien, Transitional Justice, Frieden und Postkonflikt und Menschenrechte. In ihren jüngeren Arbeiten hat sie sich unter anderem mit der subcomisión de género befasst[i].

Das Interview hat Mona Hasenstab am 1. März 2018 in Bogotá in Spanisch geführt.

 

MH: ¿Cómo valoras el trabajo de la subcomisión de género?

DG: Yo creo que la subcomisión de género ha significado un gran aporte para visibilizar la manera específica en que las mujeres hemos vivido la guerra en Colombia y que recoge el acumulador de los movimientos de mujeres y feministas que han trabajado en torno a la paz. Mi valoración es muy positiva en términos de que los movimientos de mujeres y feministas en Colombia llevan mucho tiempo reivindicando la necesidad de la participación activa de las mujeres en los temas trascendentales de la nación. Particularmente desde la década de los 90 vienen haciendo un énfasis muy fuerte en cómo las mujeres son reconocidas como actoras constructoras de paz, pero también como se reconoce las especificidades de las violencias en torno al conflicto. Creo que es muy positivo en ese sentido porque recoge ese acumulado y al mismo tiempo abre un montón de retos de cómo lograr eso que quede incluido en el acuerdo a pesar de los cambios que sufrió luego del ‘No’. iene que ver con retos de la manera cómo funciona el estado colombiano y cómo funciona la relación entre estado y sociedad civil y la complejidad del conflicto colombiano. Entonces en términos generales es positivo.

MH: ¿Cuáles han sido los mayores logros de la subcomisión de género?

DG: Yo creo que antes de los logros hay muchas cosas interesantes para mirar de cómo se logró esa subcomisión. Entonces, primero eran las presiones que hacían los movimientos de mujeres y feministas y cómo las negociadoras iban ganando conciencia de la necesidad de poner la perspectiva de género como algo importante. Entonces cuando tú escuchas hablar a las negociadoras de las FARC y del gobierno tú te vas dando cuenta de que para ellas significaba una lucha al interior del proceso de negociación, al interior del equipo de la guerrilla y del equipo del gobierno y luego de la mesa en general.

A mí me parece interesante mirar cómo las mujeres de las dos delegaciones lograron alianzas en torno a una cosa específica que era ‘vamos a visibilizar el género’. El género en esa subcomisión significaba no sólo mujeres sino también reconocer la diversidad sexual y las distintas opciones de sexualidad. Significaba también – aunque creo que eso no se discutió mucho –  las especificidades de cómo los hombres viven la guerra. Todo eso me parece muy significativo y me parece importante en los distintos puntos de la agenda de negociación que se haya puesto esa visión de género. Uno puede leer que a veces queda como inclusión del lenguaje incluyente y no necesariamente de acciones, pero creo que hay un avance en acciones fundamentales. Creo también que, en algunos casos, no en todos, se logra romper con esos estereotipos de género. En términos globales esos son logros muy significativos de la subcomisión. También que haya un equipo que está haciendo seguimiento a la implementación es de gran importancia. Yo trabajo mucho en el punto 5 de las víctimas y por ejemplo el gran reconocimiento que se hace a la perspectiva de género en la Comisión de la Verdad me parece muy importante.

Además tengo una crítica: Siento que lo del género logró introducirse en el acuerdo pero que por ejemplo lo étnico no tanto. Lo étnico fue forzado un poco, fue a última hora. Yo creo que eso da cuenta de un país que ha avanzado en reconocer los derechos de las mujeres y de comunidades LGBTI pero que todavía sigue siendo profundamente racista. Uno de los retos fundamentales es cómo articular una perspectiva de género con una perspectiva étnica. Es decir, cómo se pone en marcha una dimensión interseccional, un análisis interseccional, unas metodologías interseccionales, una política pública realmente interseccional transversal a todo el acuerdo.

MH: Y cómo ya mencionaste antes el tema del ‘No’, ¿Qué crees que papel han jugado los grupos políticos conservadores y algunas iglesias con su campaña del ‘No’ que hicieron antes del plebiscito con respecto al trabajo de la subcomisión de género?

DG: El ‘No’ fue un duro golpe para quienes creemos en la paz y quienes trabajamos para la construcción de paz. Yo creo que los sectores conservadores utilizaron la ideología de género en dos sentidos: Por un lado, para evitar que avanzaran los derechos de las mujeres y las poblaciones LGBTI –  eso fue un objetivo explícito. Por el otro lado, les sirvió como una excusa para frenar que el ‘Sí’ ganara y así un acuerdo de paz con mucho mayor respaldo de la sociedad. Yo creo que el balance de la versión inicial del acuerdo de Cartagena y luego la del Colón en términos de género no es la gravedad de la gravedad, pero hay cambios que sí dejan ver que significan algunos retrocesos en términos de que los derechos de las mujeres y los derechos de las comunidades LGBTI terminaron siendo casi que transados y negociados entre actores distintos. Lo que ganamos con la creación de la subcomisión de género se pierde un poco ahí. Otro punto es que me parece que hay un énfasis mayor en la idea más liberal del género y menos en las más transformativas o un poco más radicales. Entonces cómo el énfasis es en igualdad de oportunidades, cuando el énfasis quizás debería ser más en la equidad. El reconocimiento de las intersecciones de las opresiones pierde lugar ahí. La acción de estos actores fue terrible para las mujeres y los sectores LGBTI, para quienes creen en la construcción de paz.

MH: Desde tu punto de vista, ¿Cuáles son instrumentos que se pueden incluir en el proceso de la justicia transicional y la implementación de los acuerdos para garantizar que haya esa perspectiva de género?

DG: Yo creo que el instrumento central es ese equipo que existe de género para hacerle seguimiento. Pero este instrumento fundamental requiere tener cierta autonomía presupuestal, lo que todavía falta en el presente. Tiene que tener la posibilidad de viajar a las regiones y tener comunicación constante con la gente. Una visión transversal del género es fundamental. Algo que nosotras en los movimientos de mujeres y feministas de construcción de paz aprendimos a principios de este siglo con la experiencia de Perú por ejemplo es que no basta con que una comisión de la verdad tenga un capítulo específico de género, sino que tiene que sea transversal. Yo creo que exista la subcomisión y que ahora exista esta figura de seguimiento es importante pero que todo el acuerdo tenga una mirada transversal de cómo vamos a implementar lo que dijimos del género es fundamental.

Creo que ya hay otros instrumentos mucho más puntuales dependiendo de cada uno de los puntos. Si se lograra por ejemplo que cada punto de la agenda tuviera alguien encargado en mirar cómo el género se cumple, eso lo pueda hacer más factible. Y no sólo de vigilar cómo se cumple sino también de proponer cómo se hace. Ahí en el ‘cómo’ la mirada interseccional, un lente interseccional, es fundamental porque sabemos que las mujeres no son sólo mujeres, son negras, indígenas, pobres, de izquierda, de derecha, militares, guerrilleras. Que esas propuestas concretas logren romper con los estereotipos de género es principal también, porque lo que se ve mucho en los procesos del DDR es eso: se habla de mujeres y se tienen acciones específicas para las mujeres, pero esas acciones terminan legitimando los roles tradicionales. Por ejemplo, políticas que hacen que las mujeres guerrilleras vuelvan a sus hogares a ser madres y entonces pierden todo el poder o la capacidad política de negociación que ganaron en estos procesos.

MH: ¿Tú crees que lo que queda en los acuerdos en el papel se puede lograr en la realidad?

DG: Creo que eso es uno de los grandes retos que tenemos. Lo que hay que decir es que Colombia es una maravilla en términos de formular leyes, pero queda muy difícil hacerlas reales. Entonces lo que vemos todos es que el gran reto es cómo lograr que eso que es una propuesta que está en el papel se logra hacerse concreto. Esta construcción de paz y lo que tiene que ver con el género va a ser algo que va a tomar mucho tiempo. Esto no es una cosa de tres años, sino que van a ser procesos de 20 años mínimo y de ahí en adelante. Pero creo que eso es una gran oportunidad para lograr cambiar los estereotipos de género y las violencias de género.

Otra cosa que considero muy importante en eso es que entendamos que las mujeres viven la guerra de una manera específica por el género en el conflicto armado pero que eso tiene que ver con violencias estructurales. Las feministas y los movimientos de mujeres hacen eso, pero ¿cómo lograr también que eso pase al resto de la sociedad?  ¿Cómo lograr que la sociedad entienda que no era porque había guerrilleros o paramilitares o ejército que se violaban las mujeres, sino que es una práctica de mucho tiempo? En términos de una Comisión de la Verdad yo creo que se va a requerir un capítulo específico para mirar lo de género, pero también lograr como en la Comisión del Perú que eso sea más transversal en términos de justicia. Y muchas de estas cosas ya existen en Colombia por el proceso de desmovilización paramilitar. En ese proceso de desmovilización avanzamos por ejemplo en reconocer que la manera de demostrar que hubo violación tiene que cambiar con respeto al estándar de pedirle a la mujer la prueba que fue violada.

También que se requiere en este momento es educar a los abogados, a los psicólogos en cómo comprender esas maneras específicas en que las mujeres sufren la violencia. Mal qué bien en eso ya hay una acumula en Colombia con la Ley de Justicia y Paz. En términos de reparación: ¿Cómo se hacen procesos de reparación colectiva que reconozcan porque las mujeres son afectadas o los colectivos LGBTI son afectados? Y creo que hablar de género también va a implicar hablar de cómo los hombres son impactados por la guerra. Es algo que está menos visible pero que nos tiene que permitir ver también esa diferenciación de roles en la guerra. También que sobrepasemos de ver a las mujeres como víctimas y comprendamos que en ese proceso de victimización los hombres también fueron victimizados y que las mujeres también fueron a la guerra. Con la idea del pacifismo a veces se nos olvida que hay mujeres guerrilleras, que hay mujeres paramilitares, que hay pocas pero que hay mujeres en el ejército.

MH: ¡Muchas gracias por la entrevista!

 

[i] Gómez Correal, Diana Marcela (2017): Mujeres, género y el Acuerdo de la Habana. LASA Forum 48 (1), S. 13-17.