Impressionen

von unterwegs

Von Andalusien in die Bretagne – der Endspurt

Nach unseren Abenteuern in Zentralspanien ging es schnurstracks (was bei den Strecken in Spanien dann gar nicht so schnurstracks geht) gen Süden.

In Südspanien haben wir zahlreiche Museen besucht, da es dort auch in den kleineren Städten absolut sehenswerte Funde  zu besichtigen gibt – Highlights waren das Museum von Valencia (tolle paläolithische Ausstellung zur Felskunst), das von  Lorca (dort ist ein unglaublich gut erhaltenes kupferzeitliches Gewand ausgestellt) und das von Almeria (nicht nur die berühmte kupferzeitliche Siedlung von Los Millares ist dort wunderbar aufbereitet, sondern die gesamte Vor- und Frühgeschichte, Almeria ist mein absoluter Favorit!).

Pla de Petrarca - Abris mit neolithischer Felskunst

Pla de Petrarcos - Abris mit neolithischer Felskunst

 

Pla de Petrarca - eines der ausgemalten Abris

Pla de Petrarcos - eines der ausgemalten Abris

Aber es gibt auch in der freien Natur sehr viel zu entdecken. In Spanien gibt es – wie auch in Frankreich – paläolithische Höhlenmalereien. Aber was es bislang nur  in Südspanien gibt und  absolut einen Besuch lohnt, ist die neolithische Felskunst. Diese findet sich nicht nur in Höhlen,  sondern auch in Abris (also offenen Felsüberhängen), so daß man diese relativ unproblematisch besichtigen kann. Dargestellt sind, neben schwer zu deutenden Zeichen, Jagd- und Tanzszenen und menschliche Figuren mit erhobenen Armen, die als sog. Adoranten interpretiert werden, also als „Anbetende“. Spannenderweise sind die gleichen Figuren auch auf den neolithischen Gefäßen dargestellt.

Blick vom Abri de los Lletreros in die südspanische Landschaft

Blick vom Abri de los Letreros in die südspanische Landschaft

 Aber auch aus der Kupfer- und Bronzezeit gibt es in Südspanien ein paar echte Sahnestückchen. Eines davon ist „Fuente Alamo“, eine einsam in den Bergen gelegene Höhensiedlung aus der Bronzezeit, die der sog. El-Argar-Kultur (2250-1550 v. Chr.) zugerechnet wird. Die Siedlung war erstmal gar nicht so leicht zu finden, denn man muss kilometerweit ins Niemandsland fahren, aber nicht etwa auf einer befestigten Straße, sondern in einem ausgetrockneten Flußbett…

Blick auf Fuente Alamo

Blick auf Fuente Alamo

 

Fuente Alamo - Gräber in der Siedlung

Fuente Alamo - Gräber in der Siedlung

Die Siedlung selbst liegt im Schatten einer Felsnase und man kann dort oben die Reste von Häusern (Steinsockel), einer Zisterne und von Bestattungen (die innerhalb der Siedlungen lagen) sehen.  Das klingt jetzt vielleicht erstmal gar nicht so sensationel, aber das spannende an der El-Argar-Kultur ist, dass zum einen deutliche Ausstattungsunterschiede zwischen den einzelnen Gräbern zu beobachten sind und dass es zum anderen auch recht unterschiedliche Gebäudetypen gibt, die aufgrund ihres Grundrisses, aber auch aufgrund der Funde, die dort geborgen wurden, als „öffentliche Gebäude“ angesprochen werden. D.h.  in der Diskussion über die Hierarchisierung der Gesellschaft in der Vorgeschichte darf die  El-Argar-Kultur nicht fehlen. Die Frage ist dabei natürlich auch, inwiefern die damals aufkommende Bronzemetallurgie eine Rolle gespielt hat.

Blick ins "Hinterland" von Fuente Alamo

Blick ins "Hinterland" von Fuente Alamo

Aber schon in der Kupferzeit lassen sich in Spanien ganz spannende Entwicklungen beobachten – das Stichwort ist „Los Millares“. Los Millares ist eine Siedlung nordöstlich von Almeria, die in die Kupferzeit und damit an das Ende des 4. und in das 3.  Jahrtausends vor Christus datiert. 

Los Millares - Siedlungsmauer mit Bastionen

Los Millares - Siedlungsmauer mit Bastionen

Los Millares - Toranlage

Los Millares - Toranlage

 

Das faszinierende an Los Millares ist nicht die frühe Kupferherstellung oder die Nekropole, die mitten in der Siedlung liegt, sondern die Siedlung selbst. Denn Los Millares ist umgeben von einem gestaffelten System aus Steinmauern, das eine riesige Fläche umschließt. Und an die Mauern sind auch noch halbrunde Bastionen angebaut. Doch damit nicht genug. Die Archäologen konnten auf den umliegenden Hügeln auch noch zahlreiche kleine Bastionen aus Stein nachweisen, die wie „Wachposten“ um die Hauptsiedlung verteilt liegen. Und das alles wurde im 3. Jahrtausend vor Christus errichtet! Das stellt die Kreuzfahrerburgen, die ich in Jordanien und Syrien besuchen konnte fast ein wenig in den Schatten. Ja und Schatten ist auch ein wichtiges Stichwort, denn den gabs dort leider nicht und da wir dort um die Mittagszeit unterwegs waren, also Mittagszeit Anfang August in Südspanien, haben wir es dort nicht allzu lange ausgehalten…daher sind wir weitergefahren nach…

Los Millares - Grabhügel in der Siedlung

Los Millares - Grabhügel in der Siedlung

…Ecija – ein Städtchen mitten in Andalusien, das wir wohl nie besucht hätten, wenn uns nicht das Museum dort wärmstens ans Herz gelegt worden wäre. Durch unsere Fahrt von Los Millares nach Ecija kamen wir allerdings vom Regen in die Traufe, denn was wir bis dahin nicht wussten ist, dass Ecija auch die „Bratpfanne Andalusiens“ genannt wird (weils halt einfach unerträglich heiß ist dort). Wenn aber Ecija die Bratpfanne Andalusiens ist, Andalusien die Bratpfanne Südspaniens ist und Südspanien die Bratpfanne Europas, dann könnt Ihr Euch vielleicht denken, wie es uns erging. Wir kamen aus dem Schwitzen gar nicht mehr raus. Aber da wir in Ecija das Glück hatten, dass wir im Museum wohnen durften und sich der Direktor dort sehr nett um uns gekümmert hat, haben wir auch gleich gelernt, wie man mit dieser Hitze umgeht: man verlässt das Haus auf keinen Fall zwischen 11 Uhr morgens und 21 Uhr abends!

 

Kirchturm in Ecija

Kirchturm in Ecija

D.h. wir haben den Tag entweder dösend auf dem Bett oder in den kühlen Museumsräumen verbracht und uns dann um 21 Uhr ins spanische Nachtleben gestürzt. Das begann mit einer Führung durch die Kirchen der Stadt. Ecija ist berühmt für seine Kirchtürme, die man von jeder Straßenecke aus entdecken kann. Und auch in den Kirchen gibt es so einiges zu entdecken, wie z.B. eine frühchristlichen Sarkophag, der heute als Altar genutzt wird und der so unglaublich gut erhalten ist, dass man meinen könnte, man hätte eine Fälschung vor sich.

Frühchristlicher Sarkophag in Ecija

Frühchristlicher Sarkophag in Ecija

 Gut erhalten sind auch verschiedene Spolien aus der Römerzeit, die in der ganzen Stadt verbaut sind. D.h. wenn jemand beim Hausbau oder beim Straßenbau eine römische Säule gefunden hat, dann hat er sie gleich mal mit eingebaut.

Ecija - römische Säule an der Hausecke

Ecija - römische Säule an der Hausecke

Ecija war während der Römerzeit eine recht bedeutende Stadt, da der Fluß vor ihrer Haustür, der Rio Genil, direkt in den großen Guadalquivir mündet, und nur zwischen dieser Mündung und Ecija schiffbar war. D.h. Ecija dürfte einen nicht unbedeutenden Hafen gehabt haben und zudem weiß man, dass die Herstellung und der „Vertrieb“ von Garum (ein bei den Römern recht beliebtes Würzmittel, das aus vergorenem Fisch hergestellt wurde) in Ecija eine wichtige Rolle spielte.  Die verkehrstechnisch günstige Lage führte auf jeden Fall dazu, dass die Bewohner des römischen Ecija recht viele Reichtümer anhäufen konnten, was sich archäologisch dadurch nachweisen lässt, dass man in der Stadt Mosaiken von exquisiter Qualität gefunden hat, die sich damals sicherlich nur die reichsten römischen Bürger leisten konnten.
Neben den Kirchen und den römischen Funden ist Ecija auch berühmt für seine Barockpaläste, die die reichen andalusischen Großgrundbesitzer dort errichten ließen. Auch das Museum ist in einem solchen untergebracht,  so dass wir diese Paläste sozusagen auch von Innen kennenlernen durften.

Ecija - Fassade eines Barockpalast

Ecija - Fassade eines Barockpalast

Museumsinnenhof (im Umbau)

Museumsinnenhof (im Umbau)

 Typisch sind natürlich prächtige Fassaden und Toreingänge, aber auch gestaffelte Innenhöfe mit Springbrunnen, Palmen und Arkadenumgängen über 2 Stockwerke – also richtig hübsch. Der Aufbau erinnert ein bißchen an den Orient und ein bißchen an die Alhambra in Granada, die wir uns ebenfalls angeschaut haben.

 

Granada - Alhambra

Granada - Alhambra

Die Alhambra wurde von den Herrschern der Nasriden-Dynastie im 13. und 14. Jahrhundert errichtet, d.h. unter islamischen Herrschern – und das schlug sich natürlich in der Architektur nieder – man fühlt sich wie in einem Traum aus 1001 Nacht und ist sich manchmal nicht so ganz sicher, ob man nun in Spanien weilt oder schon wieder irgendwo im Orient. In der Alhambra  kann man zum einen die Paläste der Nasriden besichtigen, zum anderen hat Karl V. dort einen Palast errichten lassen, der als wichtiges Beispiel der Renaissance-Architektur gilt.  Und dazwischen gibt es  wunderschöne Gartenanlagen zu entdecken, die mich sehr an unsere Iranreise erinnert haben.

Granada - Alhambra

Granada - Alhambra

Die ganze Anlage ist natürlich überlaufen mit Touristen und die Tickets, die man im Vorverkauf erwerben kann und auch soll, sind natürlich schon 1 Woche vorher ausverkauft, so dass wir bei unserer Ankunft in Granada ohne Ticket dastanden und auch gar nicht wussten, ob wir überhaupt eines ergattern würden von dem schmalen Kontingent, das an der Tageskasse ausgegeben wird. Daher sind wir bei Nacht und Nebel aufgestanden, haben uns vom Campingplatz geschlichen um niemanden zu wecken und standen noch vor Sonnenaufgang am Ticketverkauf an – aber wir waren nicht die ersten, gut 30 Leute waren schon vor uns da! Aber wie die Fotos beweisen, hat sich das frühe Aufstehen gelohnt!

Granada - Gartenanlage in der Alhambra

Granada - Gartenanlage in der Alhambra

Ein weiteres Highlight der Islamischen Zeit Spaniens ist neben der Alhambra natürlich die Mezquita bzw. Moschee bzw. Kathedrale von Cordoba. Die Anlage wird in allen Reiseführern mit der Moschee von Damaskus verglichen, die ich ja im März besuchen konnte. Aber Cordoba ist nochmal ganz anders und auf seine Weise sehr beeindruckend. Die ganze Anlage besteht aus einem schier unüberblickbaren Gewirr aus Säulen, die alle unterschiedlich aussehen und über die sich rot-weiß-gestreifte Bögen spannen (es sollen übrigens insgesamt 856 Säulen sein). Mitten in diesem Säulenwald steht auch noch eine christliche Kathedrale, dahinter ist die Gebetsnische und dahinter ein Museum mit Funde aus der westgotenzeitlichen, also frühmittelalterlichen Vorgängerkirche und dem wiederum davor an dieser Stelle stehenden römischen Tempel. Dieser Riesenkomplex ist natürlich nicht auf einmal entstanden. Die ältesten Teile der Moschee entstanden schon im 8. Jahrhundert, die Kathedrale schließlich im 16. Jahrhundert und dazwischen ist eben immer wieder was angebaut worden.

Cordoba - Mezquita

Cordoba - Mezquita

Aber wir haben nicht nur Städte und Architektur bewundert, sondern natürlich auch die südspanische Natur. Unter anderem haben wir eine Nacht auf einem Campingplatz in der Sierra Nevada verbracht und sind dort auch ein bißchen durch die Gegend gefahren.

Unterwegs in der Sierra Nevada

Unterwegs in der Sierra Nevada

Die beiden letzten Punkte auf unserer Reise durch Südspanien waren zum einen die Megalithgräber von Antequera, zum anderen die Cueva de la Pileta – eine Höhle mit paläolithischer, aber auch neolithischer Felskunst. Beides war sehr beeindruckend, die Megalithgräber „Dolmen de Menga“, „Domen de Viera“ und „Dolmen el Romeral“ schon allein aufgrund ihrer Größe!

Antequera - Megalithgrab von Innen

Antequera - Megalithgrab von Innen

Die Megalithgräber von Antequera sollten eigentlich erst der Anfang unserer Megalithgräbertour durch die Iberische Halbinsel sein, Portugal hätte da nämlich auch noch so einige tolle Gräber zu bieten. Aber es hat wohl nicht sollen sein, denn kurz vor der portugiesischen Grenze sind wir liegen geblieben mit unserem Auto – Totalschaden. Und damit war klar, dass die Tour, wie wir sie geplant hatten, an dieser Stelle enden musste – leider.

Blick auf Gibraltar

Blick auf Gibraltar

Wir sind also erstmal nach Deutschland zurückgefahren (Gott sei Dank hatte ich vorher noch eine entsprechende Versicherung abgeschlossen, die zumindest unsere Heimreise sicherstellte), um einen neuen fahrbaren Untersatz zu besorgen. Das ist uns glücklicherweise auch gelungen – nur die verblieben Reststipendiumszeit hätte nicht mehr ausgereicht, um noch einmal nach Südspanien und richtung Portugal zu fahren. Und so haben wir uns für einen Abstecher in die Bretagne entschieden, denn so kamen wir wenigstens in Sachen Megalithgräber nicht zu kurz – die Bretagne ist voll davon.

Carnac

Carnac

Erster Punkt war der Golf von Morbihan, um den sich die berühmtesten Anlagen verteilen.
Gestartet sind wir in Carnac, wo insgesamt 3 Gruppen (Kermario, Kerlescan und Menec) von sogenannten „alignements“ stehen. Das sind parallel verlaufende Reihen aus aufrecht stehenden Steinen, an deren Abschluß teilweise auch Steinkreise nachgewiesen werden können. Dazwischen stehen mittlerweile natürlich Häuser und auch Straßen führen mitten durch, aber dennoch ist es unglaublich beeindruckend.

Blühende Heide in Carnac

Blühende Heide in Carnac

 

noch mehr Steinreihen (Carnac)

noch mehr Steinreihen (Carnac)

Neben Alignements – die es dort nicht nur in Carnac gibt! – hat die Bretagne aber noch so einige andere megalithische Denkmäler zu bieten, darunter Menhire  (also aufrecht stehende Steine, die allerdings allein stehen, nicht in Reihe), teilweise mit eingeritzten Symbolen und natürlich  Gräber in allen Größen und Formen, die ebenfalls teilweise reich verziert sind.

Dolmen im Abendlicht

Dolmen im Abendlicht

 

halber Dolmen (überbaut)

halber Dolmen (überbaut)

Die bekanntesten am Golf von Morbihan sind Gavrinis, Petit Mont und der Table de Marchands in Locmariaquer.  Aber diese Menhire, Gräber und Steinreihen sehen nicht nur beeindruckend aus, sie erzählen auch spannende Geschichten. Denn archäologische Forschungen zeigen, dass mit diesen Riesensteinen überraschend viel passiert ist. Man hat sie nicht einfach nur aufgestellt und dann wars gut. Sondern man hat sie verziert, umgebaut, wiederverwendet, zerstört etc. Ein interessantes Beispiel ist ein Stein, der verziert ist mit Rinderdarstellungen, einem Pflug und anderen Dingen, der irgendwann in mindestens 3 Teile zerbrochen worden ist. Einen Teil hat man im Grab von Gavrinis als Deckplatte verwendet, den anderen Teil hat man als Deckplatte im Grab „Table de Marchands“ in Locmariaquer verbaut, das allerdings 15km weit entfernt liegt. D.h. man musste den schon verzierten Stein erstmal durchteilen und dann auch noch ein gutes Stück transportieren und zwar ohne Obelix und Zaubertrank…

Golf von Morbihan - von Gavrinis aus gesehen

Golf von Morbihan - von Gavrinis aus gesehen

 

Gavrinis

Gavrinis

 

Petit Mont mit Weltkriegsbunker

Petit Mont mit Weltkriegsbunker

Im Table de Marchands

Im Table de Marchands

Ritzverzierung auf der Deckplatte im Table der Marchands

Ritzverzierung auf der Deckplatte im Table der Marchands

Vom Golf von Morbihan ging es weiter an die „Cote de Granit Rose“, die deswegen so heißt, weil überall in der Landschaft rosa schimmernde Granitfelsbrocken rumliegen  – das ist im Abendlicht natürlich eine wahre Pracht. Manchen Leute haben diese Felsbrocken sogar im Vorgarten liegen, wobei der Fels sicherlich zuerst da war. Dort oben liegt auch eines der ältesten Megalithgräber der Bretagne „Barnenez“. Das wurde bereits Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. errichtet, später erweitert und im letzten Jahrhundert dann leider als Steinbruch missbraucht, so daß es nicht mehr ganz vollständig erhalten ist. Aber durch die Nutzung als Steinbruch ist das Grab jetzt fast wie in der Mitte aufgeschnitten, man kann sozusagen mittig durchgeschnittene Grabkammern besichtigen und so ganz perfekt die damals verwendete, falsche Gewölbetechnik bewundern.

Barnenez

Barnenez

 

Grabkammer mit falscher Gewölbetechnik

Grabkammer mit falscher Gewölbetechnik

An der Rosa-Granit-Küste gab es natürlich ebenfalls jede Menge Menhire und Gräber zu sehen…ganz spannend ist dabei der Menhir von St-Uzec, der im Mittelalter „christianisiert“ wurde. Damit ist er keine Ausnahme, aber ist ein besonders schönes Beispiel. Man hat die heidnischen Steine einfach mit einem Kreuz versehen, oder ein Kreuz aus ihnen herausgemeiselt und christliche Symbole gleich noch dazu.

An der Rosa-Granit-Küste

An der Rosa-Granit-Küste

 

An der Rosa-Granit-Küste

An der Rosa-Granit-Küste

…und das war auch in der Region von Paimpont nicht anders, unsere letzte Station in der Bretagne. Dort ist vor allem der Wald von Paimpont bzw. Brocéliande berühmt, in dem sich König Arthuer, die Feen Morgana und Viviane und die Ritter der Tafelrunde herumgetrieben haben sollen. Daher haben die Megalithgräber dort auch so klingende Namen wie „Merlins Grab“ oder „Haus der Viviane“. Das führt aber natürlich auch dazu, das jede Menge…nennen wir sie mal „interessanter Leute“ dort unterwegs sind, auf den Spuren Merlins, König Arthurs etc.

Im Wald von Brocéliande

Im Wald von Brocéliande

 

Durch den Wald...

Durch den Wald...

Auf dem Weg zum nächsten Megalithgrab

Auf dem Weg zum nächsten Megalithgrab

Mit der Reise durch die Bretagne endet nun meine große Tour ums – immerhin halbe – Mittelmeer und ein Stück Atlantik.
Rückblickend kann ich nur feststellen, dass sich jedes Ziel und jeder Augenblick, jede Erfahrung und jede Begegnung gelohnt hat. Vielleicht hätte ich doch ein ganzes Jahr beantragen sollen, aber dafür ist es jetzt zu spät. Aber die Erfahrung, dass man vergleichsweise unkompliziert so ziemlich überall hinreisen kann, weil man schon irgendwie durchkommt und einem im Notfall jemand aus der Patsche hilft, die werde ich mir hoffentlich bewahren und damit baldmöglichst wieder losreisen, dann halt nur für ein paar Wochen.

Es ist alles gut gegangen und war eine wunderbare Zeit!

Herzliche Grüße
S.

Über die Provence nach Madrid

Seit einer Woche bin ich nun in Spanien unterwegs. Die Wochen davor hatte ich das Glück Südfrankreich während der Lavendelblüte genießen zu können – ein Traum in lila!

Hier ein paar Bilder der letzten Wochen – da ich die meiste Zeit in Museen verbracht habe, sind es aus Südfrankreich vor allem Landschaftsaufnahmen, aber das ist zur Abwechslung ja auch mal ganz nett:

Lavendelblüte in der Provence

Lavendelblüte in der Provence

Lavendelblüten wohin man blickt

Lavendelblüten wohin man blickt

Am Lac de Ste-Croix

Am Lac de Ste-Croix

Auf dem Plateau von Valensole

Auf dem Plateau von Valensole

Mont-Ste-Victoire - Cezannes Lieblingsmotiv

Mont-Ste-Victoire - Cezannes Lieblingsmotiv

Kleine Stärkung zwischendurch

Kleine Stärkung zwischendurch

Auf Porquerolles - vor der französischen Küste

Auf Porquerolles - vor der französischen Küste

Und dann hatte ich noch das Glück, dass die Tour de France gerade „in der Gegend war“, so dass ich die Tour hautnah miterleben konnte:

Tour de France - die Spitzengruppe

Tour de France - die Spitzengruppe

...und das Mittelfeld

...und das Mittelfeld

Da ich direkt am Straßenrand stand hätte mich die Welle der Radfahrer fast hinweg gefegt, die Wucht der ganzen radelnden Gruppe ist unbeschreiblich.

In Carcassonne

In Carcassonne

Carcassonne - Kirche

Carcassonne - Kirche

Von Carcassonne aus ging es nach Tautavel – einem für Paläolithiker recht wichtigen Ort, da dort Knochen von Homo erectus (in Tautavel ca. 450 000 vor heute), einem unserer ganz frühen Vorfahren gefunden wurden. Leider durfte man auch dort im Museum nicht fotografieren, daher hier nur ein paar Impressionen von der Landschaft.

Tautavel - in den Pyrenäen

Tautavel - in den Pyrenäen

Tautavel - Berge gegenüber der homo erectus-Fundstelle

Tautavel - Berge gegenüber der homo erectus-Fundstelle

Von Südfrankreich ging es weiter nach Spanien, wo wir zuerst das DAI Madrid angesteuert und uns in der Hauptstadt ein wenig umgesehen haben. Die archäologischen Funde und Fundstellen Spaniens wirken auf den ersten Blick wie eine andere Welt und doch erkennt man vieles wieder, mal sehen welchen Eindruck ich am Ende der Reise gewonnen habe. Spannend ist zum einen, dass man Dinge wieder erkennt, die man genauso oder so ähnlich in der mitteleuropäischen Vorgeschichte antrifft, gleichzeitig findet man aber auch immer wieder und in ganz verschiedenen Epochen Einflüsse aus dem östlichen Mittelmeerraum. Die Phönizier waren hier, die Punier, die Griechen und die Römer und später natürlich die Mauren…und alle haben ihre Spuren hinterlassen

Im Archäologischen Nationalmuseum Madrid durfte man wieder fotografieren, aber leider wird die Ausstellung gerade neu aufgebaut, so dass nur wenige Stücke zu sehen sind.

Spätbronzezeitliche Steinstele mit "Kriegerdarstellung"

Spätbronzezeitliche Steinstele mit "Kriegerdarstellung"

Iberische Steinskulpturen - Mischwesen aus östlichen und westlichen Elementen

Iberische Steinskulpturen - Mischwesen aus östlichen und westlichen Elementen

Gestern haben wir uns eine der vielen befestigten Höhensiedlungen – Castros – aus der Eisenzeit angeschaut.  Wir waren in Ulaca. Dort gab es viel zu entdecken – Befestigungsmauern, Hausgrundrisse, einen Steinbruch, ein Gebäude das als Rest einer „Sauna“ interpretiert wird und einen Fels, aus dem verschiedene Stufen herausgearbeitet worden sind, wo „Opfer“ stattgefunden haben sollen…ach ja und wir waren nicht allein, immer wieder sind wir auf kleinere Gruppen von Geiern getroffen, die offensichtlich auf ihr Mittagessen warteten…

Geier in Ulaca

Geier in Ulaca

Ulaca - "Opferplattform"?

Ulaca - "Opferplattform"

Ulaca - Hausgrundrisse mit Blick auf die Landschaft

Ulaca - Hausgrundrisse mit Blick auf die Landschaft

Eisenzeitliche Steinskulptur - Stier

Eisenzeitliche Steinskulptur in Villaviciosa - Stier

Und dann ist mir noch was recht faszinierendes begegnet – Steinskulpturen aus der Eisenzeit (3./2. Jh. v. Chr.), die noch heute auf Markt- und Kirchplätzen zu finden sind. Dargestellt sind in der Regel Stiere und man nennt diese Skulpturen „Verracos“. Sie sind typisch für Zentralspanien und werden der eisenzeitlichen Bevölkerung (vetones) in dieser Region zugeschrieben.

Das war erst der Anfang meiner Spanienreise – dem ersten Eindruck nach erwarten mich noch sehr spannende Dinge, über die ich bald berichten werde…

Herzliche Grüße
S.

Italienreise

Von Griechenland ging es weiter gen Westen…nach Italien. Bei unserer Ankunft in Ancona hat uns erst einmal eine dicke Regenwolke begrüßt, die uns die ganze Italienfahrt hindurch begleitet hat – aber da ich in den letzten Monaten praktisch keine Regenwolke gesehen habe, war das auch nicht weiter wild.
In Italien konnte ich vor allem die Eisenzeit kennenlernen, d.h. die Villanova-Kultur, die die Eisenzeit in Italien einleitet und die darauf folgende Zeit der Etrusker. Wobei in der kurzen Zeit, die wir in Mittel- und Norditalien verbracht haben v.a. verschiedene Museen auf dem Programm standen.

Grabtumulus in der Etruskernekropole von Cerveteri
Grabtumulus in der Etruskernekropole von Cerveteri

Erstes Ziel war Latium. Von Ancona sind wir daher direkt nach Westen, also einmal quer durch den Stiefel gefahren, um Tarquinia und Cerveteri anzusteuern.  Beides waren unter den Etruskern sehr wichtige Städte. Berühmt sind heute vor allem die beiden Nekropolen, die zum Unesco-Weltkulturerbe zählen und für Archäologen und Nicht-Archäologen absolut sehenswert sind.

Unterwegs in der Nekropole von Cerveteri
Unterwegs in der Nekropole von Cerveteri
Weitere Tumuli in Cerveteri
Weitere Tumuli in Cerveteri

Cerveteri ist eine Nekropole, die aus einer fast unüberblickbaren Menge an Hügel- oder Tumulusgräbern besteht, durch die regelrecht Straßen führen. Viele der Grabhügel sind entweder noch nicht ausgegraben oder nicht zugänglich, aber das wenige, was zu sehen ist, ist überwältigend genug.

Straße mit Wagenspuren aus der Etruskerzeit - Cerveteri

Straße mit Wagenspuren aus der Etruskerzeit - Cerveteri

In den Grabhügeln (die etwa ab dem 7. Jh. v. Chr. errichtet werden) befinden sich teils mehrräumige Grabkammern, die man über eine Treppe betritt. Die Grabkammern selbst sind oft architektonisch ausgeschmückt z.B. mit Säulen. Und eine der Grabkammern ist innen sogar mit bemalten Reliefs ausgestattet. Dort sieht man dann viele kleine Grabkämmerchen aneinander gereiht und aus jeder Kammer schaut ein aus Stein gearbeitetes, rot bemaltes Kissen hervor, so als wär dort gerade noch jemand drauf gelegen. Und über jedem dieser Kämmerchen hängen dann – als Steinrelief ausgearbeitet und bemalt – Waffen, wie Schwerter und Schilde, und Haushaltsgegenstände. Also alles, was man auf dem Weg ins Jenseits vielleicht gerne dabei gehabt hätte.

Etruskische "Urnenbehälter" in Tarquinia

Etruskische "Urnenbehälter" in Tarquinia

Tarquinia, die andere Nekropole der Etrusker (die frühesten Gräber datieren etwa ab dem 6. Jh. v. Chr.), ist ähnlich und doch wieder ganz anders. Auch in Tarquinia betritt man die Grabkammern über eine Treppe und auch hier sind die Grabkammern teilweise mehrräumig und mit kleinen architektonischen Details ausgeschmückt. Warum Tarquinia aber so berühmt ist, sind die wirklich unglaublich gut erhaltenen Malereien. Denn die Grabkammern dort sind über und über mit Fresken ausgeschmückt, darunter finden sich florale Muster genauso wie Jagd- oder Tanzszenen.

Tarquinia - Fresken in einer Grabkammer
Tarquinia – Fresken in einer Grabkammer
...und nochmal Fresken aus Tarquinia
…und nochmal Fresken aus Tarquinia

Um die Etrusker und ihre Vorgänger noch besser kennenzulernen, waren wir in den Museen von Cerveteri und Tarquinia,  und in der Toskana dann in den Museen von Volterra und Florenz unterwegs. Aber so eine Fahrt durch die Toskana wäre ja nur eine halbe Sache, wenn man nicht auch noch einige der großen Berühmtheiten aus jüngerer Zeit „mitnehmen“ würde…und so hat es uns dann auch noch nach San Gimignano verschlagen, wo wir uns die Geschlechtertürme angeschaut haben. Und in Florenz haben wir natürlich einen Tag in den Uffizien verbracht…

Ankunft in der Toskana
Ankunft in der Toskana
Geschlechtertürme in San Gimignano
Geschlechtertürme in San Gimignano
Blick auf Florenz
Blick auf Florenz

Aber viel Zeit blieb uns nicht, denn meine Italienreise war leider nur eine kurze Angelegenheit. Das eigentliche Ziel war nämlich Südfrankreich, wo ich vor einigen Tagen auch gut gelandet bin und von wo ich bald berichten werde…

Herzliche Grüße
S.

Kurzer Ausflug auf die Kykladen

Die letzte Woche haben wir auf verschiedenen Kykladeninseln verbracht – Naxos, Santorin (den Archäologen besser bekannt unter dem Stichwort „Thera“) und Delos. Da letztgenannte unbewohnt ist, haben wir dafür unser Domizil auf Mykonos aufgeschlagen.

Unterwegs auf Naxos

Unterwegs auf Naxos

Diese Orte sind so malerisch – das blaue Meer mit den darin verstreuten kleinen Inseln, die weißen Häuser mit ihren blauen Fensterläden und Türen und die leuchtend roten Bougainville-Büsche dazwischen – dass ich mir jeden Tag wieder klar machen musste, dass ich nicht zum Urlaub machen hier bin, sondern um „zu arbeiten“. Aber das macht an solchen Orten natürlich doppelt soviel Spaß.

Die Reise begann mit einer Fährfahrt von Piraeus nach Naxos, so dass wir damit nun so ziemlich alle Verkehrsmittel für unsere Reise genutzt haben, die wir nutzen konnten (vom VW-Bus, über Flugzeug und Pferderücken bis zum Schiff eben). Naxos ist die größte der Kykladeninseln und nicht ganz so touristisch wie Santorin oder Mykonos, sie ist bisher mein absoluter Favorit.

Blick auf Chora

Blick auf Chora

Auf Naxos wollten wir eigentlich das archäologische Museum im Hauptort Chora besuchen, das leider – was wir nicht ahnen konnten – wegen „Wahltag“ geschlossen war. Damit entfiel bei unserem Besichtigungsprogramm der frühe Abschnitt, also speziell das 3. Jahrtausend v. Chr., das mich besonders interessiert hätte. Denn die Kykladen sind Heimat einer recht berühmten archäologischen Kultur, die etwa ab 3200 v. Chr. fassbar wird. Berühmt sind aus dieser Kultur zum einen die sogenannten „Kykladenidole“ (v.a. 3. Jt. v. Chr.). Oft werden sie als weiblich angesprochen. Sie sind aus Marmor von den Inseln Naxos und Paros hergestellt und mit ihren verschränkten Armen und maskenartigen Gesichtern sehen sie recht stoisch aus – finde ich zumindest. Da es in den Museen recht dunkel war, konnte ich keine vernünftigen Fotos machen, aber auf Wikipedia unter „Kykladenidol“ finden sich ein paar recht gute Fotos, für die die es interessiert.
Ebenso berühmt sind die wundervollen Wandmalereien, die man in einer der bronzezeitlichen Siedlungen auf den Kykladen gefunden hat: in Akrotiri auf Santorin. Die Siedlung Akrotiri wurde nämlich durch den Ausbruch des Vulkans „Thera“, den man etwa ins 17. Jh. v. Chr. datiert (das genaue Datum wird noch diskutiert), verschüttet und daher sind dort ganze Häuser mit Wandmalereien und komplettem Inventar erhalten. Also so ähnlich wie in Pompeji, aber eben gut 1700 Jahre älter! (Fotos von den Fresken findet Ihr auf Wikipedia unter dem Stichwort „Akrotiri“).

Der Kouros von Appollonia

Der Kouros von Apollonas

Aber zurück zu Naxos. Da gibt es auch noch einige andere spannende Dinge zu besichtigen. Berühmt sind vor allem die Kouroi, die noch unfertig an Ort und Stelle ihrer Herstellung zu besichtigen sind. Kouroi sind Statuen – die in Naxos natürlich aus dem heimischen Marmor hergestellt wurden und daher auch noch in den Steinbrüchen zu sehen sind – die in der Archaik (700-500 v. Chr.) als Weihegaben oder auf Gräbern als Stelen Verwendung fanden. Sie sehen recht streng aus, schauen streng geradeaus, haben die Arme eng am Körper angelegt, die Hände teilweise zu Fäusten geballt, ein Bein (in der Regel das linke) ist nach vorne gesetzt. Sie erinnern sehr stark an ägyptische Statuen und von dort soll die Idee auch stammen. In Naxos wurden recht viele dieser Kouros-Statuen hergestellt, weil es dort so guten Marmor gab. Ab und zu ist es dann wohl passiert, dass die Statue bei der Herstellung zerbrochen ist, wie beim Kouros von Flerio, und deshalb hat man ihn liegen lassen.

portara auf Naxos

Portara auf Naxos

Neben den Kouroi ist vor allem die sog. Portara berühmt, dabei handelt es sich um das Tor (jedoch der Rückseite) zu einem unvollendeten Tempel, der dem Dionysos zugeschrieben wird. Sie ist sowas wie ein Wahrzeichen für die Insel, da man sie schon von weitem sieht, besonders wenn man mit der Fähre ankommt.

Fährfahrt nach Santorin

Fährfahrt nach Santorin

Nach nur 2 Tagen in Naxos sind wir weitergefahren nach Santorin. Dort wollten wir eigentlich Akrotiri (s. oben) besuchen, das jedoch seit 2006 geschlossen ist, weil damals eines der Schutzdächer eingestürzt ist und dabei einen Touristen erschlagen hat. Lohnend ist aber das Museum, das sie für die Funde aus Akrotiri und Umgebung gebaut haben, denn dort kann man so einige exzeptionelle Fundstücke besichtigen, darunter Tische, die aussehen als würden sie aus einem barocken Schloss stammen oder Keramik, die mit wunderschönen Blumenornamenten bemalt ist, so dass man sie sich heute noch ins Wohnzimmer stellen würde.
Wir sind statt dessen nach Alt-Thera gefahren, einer antiken Stadt auf einem Hügel über dem Meer, die auch noch recht gut erhalten ist. Erste Besiedlung gab es wohl schon im 9. Jh. v. Chr., aber ihre Blüte erlebte sie, als die ptolemäische Flotte dort stationiert wurde, also im 3. Jh. v. Chr.

Unterwegs in Alt-Thera

Unterwegs in Alt-Thera

Unser letzter Punkt auf unserer Inseltour war Delos. Diese Insel war in der Antike vor allem wegen des dortigen Apollon-Heiligtums von Bedeutung (der Legende nach sollen hier Apollo und Artemis geboren sein). Da die Insel bereits um Christi Geburt kaum noch bewohnt war, sind die Ruinen teilweise noch recht gut erhalten.

Auf Delos - Blick auf die Reste von Wohnhäusern

Auf Delos - Blick auf die Reste von Wohnhäusern

Für die Griechen gehörte der Apollon-Tempel mit zu den wichtigsten Heiligtümern der damaligen Zeit, dies führte dazu, dass sogar die Bundeskasse des attisch-delischen Seebunds (gegründet zum Schutz gegen die Perser nach 480 v. Chr.) hier aufbewahrt wurde. Und in der Zeit des Hellenismus (ab dem späten 4. Jh. v. Chr.) entwickelte sich hier einer der größten Sklavenmärkte der Ägäis, was natürlich weniger erfreulich ist, in der damaligen Zeit aber nichts ungewöhnliches.

Die Löwen der Naxier auf Delos

Die Löwen der Naxier auf Delos

Da Delos unbewohnt ist, haben wir in Mykonos Station gemacht. Ein Bummel durch die Stadt und das dortige Museum mit einer wirklich aussergewöhnlichen Vase zum Trojanischen Krieg durfte natürlich nicht fehlen.

Kirche auf Mykonos

Panagia-Paraportiani-Kirche auf Mykonos

Eine der wenigen Darstellungen des Trojanischen Pferdes

Eine der wenigen Darstellungen des Trojanischen Pferdes

Von Delos aus ging es wieder zurück nach Athen, wo wir einen kurzen Zwischenstop eingelegt haben um von dort dann weiter nach Euböa zu fahren. Dort haben wir die in der archaischen Zeit recht bedeutende Stadt „Eretria“ besucht. Eretria war zusammen mit der benachbarten Polis Chalkis u.a. maßgeblich an der Erschließung des Mittelmeerraums beteiligt, d.h. sie errichteten mehrere Kolonien.

Blick auf die Akropolis von Eretria

Blick auf die Akropolis von Eretria

Mittlerweile sind wir wieder auf der Peloponnes angekommen, wo wir noch verschiedene antike Stätten besucht haben. Zuerst waren Sikyon und Nemea dran. Sykion bzw. „Sikyos“ heißt auf altgriechisch übrigens „Gurke“, ein etwas ungewöhnlicher Ortsname also, aber da die Gegend um Sikyon recht fruchtbar war, wurde hier bereits in der Antike recht viel Gemüse angebaut.

Im Gymnasium von Sikyon

Im Gymnasium von Sikyon

Bedeutender als Sykion war in der Antike jedoch Nemea, wo zeitweise sogar – neben Delphi, Olympia und Isthmus – die panhellenischen Spiele ausgetragen wurden. Das Stadion ist heute noch recht gut erhalten und man kann sogar noch Reste der Startvorrichtung für die Läufer sehen. Das witzig an den Wettkämpfen in Nemea ist, dass der Sieger nicht mit einen Lorbeerkranz geehrt wurde, sondern mit einem Selleriekranz – womit wir wieder beim Gemüse wären… Nemea könnte dem ein oder anderen aber auch deswegen ein Begriff sein, weil Herkules hier den nemeischen Löwen erwürgt haben soll (eine seiner 12 heldenhaften Taten), dessen Fell er später trug.

Zeus-Tempel von Nemea

Zeus-Tempel von Nemea

Im Stadion von Nemea - Startvorrichtung für die Läufer

Im Stadion von Nemea - Startvorrichtung für die Läufer

Nach Sikyon und Nemea stand noch Messene auf dem Programm, das absolut sehenswert ist. Die Stadt wurde 369 v. Chr. gegründet, nachdem der thebanische Feldherr Epameinondas die Spartaner besiegt hat, die den Messenern immer wieder zu schaffen gemacht hatten. Berühmt ist Messene v.a. für seinen 9 km umfassenden Stadtmauerring mit Wehrtürmen und Toren, die noch recht gut erhalten sind. Aber auch das Stadion und der Asklepios-Tempel lohnen einen Besuch.

Die Stadtmauern von Messene

Die Stadtmauern von Messene

Schließlich haben wir uns auch noch den sog. „Palast des Nestor“ bei Epano Engliano angeschaut. Dabei handelt es sich um eine mykenische Palastanlage aus dem 13. Jh. v. Chr., die im Gegensatz zu Tiryns und Mykene keine Befestigungsmauer aufweist. Zentrum der mykenischen Paläste war das sog. Megaron, ein Raum mit Herdstelle und Thron. Diesen hatte der sog. „wanax“ inne. Die mykenischen Paläste waren aber nicht nur Herrscherresidenzen, sondern gleichzeitig auch religiöse und administrative Zentren, denn hier wurden die Güter aus dem Umland aber auch aus dem Fernhandel gesammelt und umverteilt. Darüber wurde genauestens Buch geführt, wofür die Linear-B-Schrift entwickelt wurde, die man von Tontafeln aus den Palastarchiven kennt.

Königliche Badewanne im Nestorpalast

Königliche Badewanne im Nestorpalast

Der Palast des Nestor war einer dieser Paläste und wird deshalb so genannt, weil schon bei Homer von einem Palast in Messenien die Rede ist, in dem der weise Nestor geherrscht haben soll. Weise wird er vielleicht deshalb genannt, weil er eigentlich nicht so gern in den trojanischen Krieg mitgezogen ist. Er hat sich schließlich aber doch überreden lassen. Und er ist auch heil wieder zurückgekommen und ist dann noch Odysseus Sohn Telemach begegnet, der auf der Suche nach seinem Vater bei Nestor vorbeigeschaut hat (Odyssee). Dabei beschreibt Homer den prunkvollen Nestorpalast, von goldenen Bechern ist u.a. auch die Rede. Belegen lässt sich davon natürlich nichts, aber als man in einem nahegelegenen mykensichen Grab 3 goldene Becher gefunden hat, wurde aus einem von diesen gleich der Becher des Nestor gemacht.

Der "Becher des Nestor"

Der "Becher des Nestor"

Unser letzter Punkt auf unserer Griechenlandreise ist nun Olympia, wo wir gleich mehrere Tage verbracht haben. Es gibt hier aber auch sehr viel zu sehen. Die Gegend war schon im späten Neolithikum und in der Bronzezeit besiedelt. Bedeutung erlangte sie aber erst in geometrischer und archaischer Zeit, jedoch nicht nur als „Sportstätte“, sondern zuerst einmal wegen des Zeus-Heiligtums. In diesem Tempel stand oder besser gesagt saß ein 13 m hohes Kultbild von Zeus, das von Phidias – dem berühmtesten Bildhauer seiner Zeit – geschaffen worden war. Diese Zeus-Statue soll damals zu den 7 Weltwundern gehört haben. Aber allein schon die Ruinen des Zeus-Tempels beeindrucken durch ihre Größe, die Säulentrommeln sind so groß, dass ich mich stehend dahinter verstecken könnte.

Säulentrommeln am Zeus-Tempel

Säulentrommeln am Zeus-Tempel

Toll ist auch das zugehörige Museum, denn dort sind zahllose Weihegeschenke zu sehen, die die Griechen damals mit nach Olympia brachten. Darunter sind riesige dreibeinige Bronzekessel, kleine Bronzepferdchen und -stiere, aber auch Helme, Schilde und Beinschienen als Teil der Kriegerpanzerung. Das alles ist in solchen Mengen vorhanden, dass man gar nicht hinterherkommt mit schauen.

Weihegaben an die Götter (aus geometrischer Zeit)

Weihegaben an die Götter (aus geometrischer Zeit)

...und noch mehr Weihegaben

...und noch mehr Weihegaben

Morgen geht es weiter nach Italien, von wo ich bald berichten werde…

Herzliche Grüße
S.

Griechenland – der erste Teil…

Seit nunmehr zwei Wochen, bin ich in Griechenland unterwegs. Die Grenzübertritt von der Türkei nach Griechenland war der bislang unkomplizierteste, in 20 Minuten war alles erledigt. Das schöne an unsere Fahrt nach Griechenland war für mich, dass ich nach 3 Monaten erstmals wieder auf europäischem Boden stand und das war schon ein tolles Gefühl. Ein bißchen war es wie „wieder heim kommen“ find ich, vor allem auch als ich am nächsten Morgen von Kirchenglocken und nicht vom Muezzin geweckt wurde.

Am Golf von Volos

Am Golf von Volos

Unsere bisherige Reise hat uns vom äußersten Zipfel im Nordosten Griechenlands über Thessaloniki (wo wir nur einen Tag Zwischenstop eingelegt haben, um das archäologische und das byzantinische Museum zu besuchen, übrigens sehr empfehlenswert!) – Volos – Athen auf die Peloponnes geführt.

Eingestiegen in die Geschichte und Archäologie Griechenlands sind wir mit Makedonien und der Zeit Philipps II (dem Vater von Alexander d. Gr.) und Alexanders d. Gr. (4. Jh. v. Chr.). Wir haben zuerst Pella besucht, die Hauptstadt des Makedonenreiches, wo Alexander auch geboren wurde. Pella ist berühmt für seine großzügigen Wohnhäuser mit recht hübschen Säulenhöfen (Peristylhöfe) und für seine Kieselmosaike, die deutlich älter sind, als die Mosaike, die wir bislang immer gesehen haben. Sie stammen aus dem 4. und 3. Jh. v. Chr. und gehören damit mit zu den ältesten bekannten Mosaiken (interessanterweise ist das Mosaik aus Gordion nochmal deutlich älter!).

Kieselmosaik aus Pella

Kieselmosaik aus Pella

Kieselmosaik aus Pella - Detail

Kieselmosaik aus Pella - Detail

Von Pella gings nach Vergina, wo unglaublich reich ausgestattete Königsgräber aus dieser Zeit gefunden wurden, darunter ein Grabhügel, der Alexanders Vater Philipp II. zugeschrieben wird. Allein die Steinfassaden der Gräber mit wunderschöner Bemalung sind schon umwerfend, aber die Beigaben aus Gold, Elfenbein und was es sonst noch an Luxus gab, sind ohne Vergleich.

Grabhügel unter dem Philipp begraben sein soll

Vergina - Grabhügel unter dem Philipp II begraben sein soll

Vergina - Grabfassade aus dem 4. Jh. v. Chr.

Vergina - Grabfassade aus dem 4. Jh. v. Chr.

Nach Pella und Vergina darf natürlich Dion nicht fehlen – das Hauptheiligtum der Makedonen. Dion steht heute großteils im Sumpf bzw. Fuß-tief im Wasser, weshalb mir vor allem das Konzert der Frösche im Gedächtnis geblieben ist, das uns den ganzen Tag dort begleitet hat, aber natürlich auch der Blick auf den Olymp, der dort quasi vor der Haustür liegt. Die Götter konnten also direkt runterschauen auf Dion.

Impressionen aus Dion

Impressionen aus Dion

Impressionen aus Dion

Impressionen aus Dion

Nach diesem Ausflug in die Geschichte der Makedonen sind wir erstmal wieder im Neolithikum gelandet, denn wir haben Sesklo und Dimini besucht. Das sind jungsteinzeitliche Siedlungen, die für uns Archäologen recht wichtig geworden sind, da die dort gefundene Keramik namengebend für 2 Zeitstufen ist. Sesklo erlebte seine Blüte im 6. Jt. v. Chr., Dimini im 5. Jt. v. Chr. Was für Nicht-Archäologen vielleicht ein wenig langweilig aussehen mag, fasziniert uns Prähistoriker sehr. Zum einen sind die Häuser in beiden Siedlungen mit Steinfundamenten errichtet worden, so dass die Grundrisse sehr gut erkennbar sind, zudem gibt es noch Häuser mit Inventar, was auch nicht selbstverständlich ist. Und zum anderen lässt sich eine recht komplexer Siedlungsaufbau nachweisen, u.a. wurden in Dimini Steinmauern gefunden, die ein Gebäude umgeben, das ganz prominent oben auf der Spitze des Siedlungshügels liegt und das von seinem Grundriss stark an das erinnert was in späteren Zeiten einmal Tempel und Palast wird. Und das alles zusammen spiegelt doch für die Jungsteinzeit eine recht komplexe Siedlungsweise und Gesellschaft wider, die manch einer den Menschen damals gar nicht zutrauen würde.

Dimini

Dimini...

...und Sesklo

...und Sesklo

Über Dimini und Sesklo gings weiter nach Süden auf die Peloponnes. Wir haben allerdings noch einen kurzen Zwischenstop an der Südspitze des griechischen Festlands eingelegt um zwei wunderbar erhaltene attische Grenzbefestigungen zu besuchen, die sozusagen auf dem Weg lagen. Als ich die Mauern und Zinnen von Eleftheres und Aigosthenai oben am Berg sah, dachte ich erst, ich hätte es mit einer gut erhaltenen mittelalterlichen Burganlage zu tun. Weit gefehlt, die Mauern sind aus dem 4. Jh. v. Chr., aus der Zeit, als Athen einen Schutzwall errichten ließ um sich – als damalige Supermacht – gegen seine Feinde schützen zu können.

Eleftheres

Eleftheres

Aigosthenai

Aigosthenai

Auf der Peloponnes haben wir bislang nur die nordöstlichste Ecke, die Argolis besucht. Denn dort hagelt es echte „Berühmtheiten“.

Zuerst waren wir in Epidauros, das vor allem für sein wunderhübsches Theater bekannt ist. In der Antike war Epidauros aber vor allem als Kultstätte für den Gott Asklepios von Bedeutung. Die Menschen glaubten, dass dieser Gott sie von schweren Krankheiten heilen könne, daher pilgerten sie nach Epidauros. Dort übernachteten sie in einem extra dafür angelegten Gebäude, um in einer Art „Heilschlaf“ dem Gott zu begegnen.

Epidauros - das Theater

Epidauros - das Theater

Nach Epidauros waren wir in Franchthi, einer Höhle, die sowohl in der Alt- als auch in der Jungsteinzeit bewohnt war. Diese Fundstelle ist für Archäologen recht spannend, weil man dort hofft erfassen zu können wie der Übergang von der Alt- zur Jungsteinzeit abgelaufen ist, d.h. der Übergang vom Leben als Jäger und Sammler hin zum Leben als „Bauer“. Abgesehen davon liegt dies Höhle einfach unglaublich idyllisch an einem recht einsamen Strand mit strahlend blauem Meer und kleinen Inseln am Horizont. Daher war der Strand auch gar nicht sooo einsam.

Die Bucht nahe der Franchthi-Höhle

Die Bucht nahe der Franchthi-Höhle

Am Ende unseres kurzen Ausflugs auf die Peloponnes standen Tiryns und Mykene – die berühmten Paläste der Mykener (v.a. aus dem 14./13. jh. v. Chr.).

Mykenische Brücke - auf dem Weg nach Tiryns

Mykenische Brücke - auf dem Weg nach Tiryns

Da ich vor fast 15 Jahren schon einmal in Griechenland war und diese beiden Stätten besuchen konnte, hatte ich noch grobe Vorstellungen, wie es dort aussah. Ich konnte mich auch erinnern, dass ich damals sehr beeindruckt war vom Löwentor in Mykene und den zyklopischen Mauern in Tiryns. Da ich diesmal allerdings aus dem Osten kam, wo aus wesentlich früheren Zeiten sehr beeindruckende Palastanlagen erhalten sind und wo einfach an vielen Stellen nochmal mehr erhalten ist, war ich – naja, enttäuscht wäre zuviel gesagt, denn beide Anlagen sind ja unheimlich spannend – aber doch erstaunt, wie wenig man oberflächlich noch sieht.

Die zyklopischen Mauern von Tiryns

Die zyklopischen Mauern von Tiryns

Tiryns - Blick in die "Ostgalerie"

Tiryns - Blick in die "Ostgalerie"

Mykene - Löwentor...

Mykene - Löwentor

...und Gräberrund A

...und Gräberrund

Von Mykene aus haben wir uns noch das frühbronzezeitliche Lerna angeschaut, das Heraion von Argos und Korinth – das antike Korinth und Akrokorinth, eine Festungsanlage, deren Mauern ebenfalls bis in antike Zeit zurückreichen. Was die Bilder nicht verraten ist, dass es an dem Tag so heiß war, dass wir beim Aufstieg zur Festung schon nach 500m schlapp gemacht haben, aber vom Tor aus hat sich die Anlage sowieso besser fotografieren lassen…

Korinth - Apollon Tempel

Korinth - Apollon Tempel

Blick auf Akrokorinth

Blick auf Akrokorinth

Den krönenden Abschluß unseres ersten Reiseabschnitts hat Delphi gebildet, die Stätte des berühmten Orakels! Delphi liegt am griechischen Festland recht dramatisch in den Bergen. Und dramatisch ist es wirklich, denn ab und an kamen und kommen immer noch Felsbrocken die Berge herabgestürzt. In Delphi ging man damit in der Antike recht pragmatisch um, man hat die Felsbrocken – wenn sie dann schon da lagen – einfach verehrt.

Delphi - Apollon Tempel

Delphi - Apollon Tempel

Delphi - Blick auf den Apollon Tempel

Delphi - Blick auf den Apollon Tempel und das Theater

Delphi - Heiligtum der Athena Pronaia

Delphi - im Heiligtum der Athena Pronaia

Mittlerweile sind wir in Athen angekommen, wo wir am DAI erstmal unsere Sachen geordnet und Wäsche gewaschen haben. Aber wir hatten auch Zeit die Stadt anzuschauen, das Nationalmuseum, die Akropolis und die Agora und Kerameikos – Töpferviertel und Nekropole des antiken Athens.

Auf der Akropolis von Athen - Parthenon

Auf der Akropolis von Athen - Parthenon

Auf der Akropolis von Athen - Erechtheion

Auf der Akropolis von Athen - Erechtheion

Auf der Agora von Athen - Tempel der Athena E. und des Hephaistos

Auf der Agora von Athen - Tempel der Athena E. und des Hephaistos

Morgen geht es weiter auf die Kykladen und danach noch einmal auf die Peloponnes. Griechenland mag zwar nicht so groß sein, wie manches der Länder, die ich bislang besucht habe, aber es ist einfach voll mit antiken Stätten und Museen, die eigentlich alle einen Besuch lohnen…

Herzliche Grüße
S.

Archäologische Highlights in der Türkei

Mein Aufenthalt in der Türkei war – im Verhältnis zur Größe des Landes – eher kurz, insgesamt habe ich dort nur knapp 3 Wochen verbracht. Dafür waren die archäologischen Stätten, die ich besichtigen konnte, vom Feinsten.

Nach unserer Rückkehr aus dem Libanon und einem kurzen Zwischenstopp in Damaskus haben wir uns auf den Weg in die Osttürkei gemacht. Erster Punkt war Gaziantep, wo wir im Museum die Mosaiken aus dem antiken Zeugma besichtigen konnten. Zeugma wurde von den Seleukiden, den Nachfolgern Alexanders gegründet und gehörte später zum Römischen Reich. Berühmt geworden ist es, als es vor einigen Jahren wegen eines Staudammbaus versank und man während der Rettungsgrabungen wunderschöne Mosaiken entdeckt hat.

Mosaik aus Zeugma

Mosaik aus Zeugma

In Zeugma selbst sind wir auf dem Weg nach Urfa oder Sanliurfa vorbeigefahren und haben dort sogar Archäologen aus Ankara getroffen, die uns eine kurze Führung durch die derzeit laufenden Grabungen gegeben haben, es ist nämlich nicht alles im Stausee versunken und der Rest, der noch oberflächlich erhalten ist, soll in den nächsten Jahren für den Tourismus zugänglich gemacht werden.

In Zeugma

In Zeugma

In Urfa waren wir natürlich wegen dem Göbekli Tepe – ein „muss“ für jeden Prähistoriker! Aber die Stadt selbst hat auch so einiges zu bieten, unter anderem einen ziemlich berühmten Karpfenteich. Als Abraham auf dem Scheiterhaufen geopfert werden sollte hat Gott diesen angeblich in einen Teich und die glühenden Kohlen in Karpfen verwandelt. Und beides kann man heute in einem recht netten Park in Urfa besichtigen. Die Karpfen dürfen natürlich nicht geschlachtet werden und zudem werden sie von allen Besuchern ständig gefüttert, was dazu führt, dass sie zum einen riesengroß werden, zum anderen unglaublich gefräßig und gierig sind. Wenn man an einer Stelle Futter reinwirft in den Teich prügeln sich soviele Karpfen darum, dass an dieser Stelle praktisch kein Wasser mehr zu sehen ist, sondern nur ein Gewirr aus Karpfenleibern. Seltsamer Anblick.

Am Göbekli Tepe

Am Göbekli Tepe

In Urfa haben wir zuerst das Museum besichtigt, wo schon einige Funde vom Göbekli Tepe liegen. Und anschließend sind wir dann zu dieser mittlerweile scheinbar weltberühmten (zumindest wenn man sich das Gästebuch dort durchliest) Fundstätte gefahren. Für alle Nicht-Archäologen: der Göbekli-Tepe ist ein Fundort aus der frühen Jungsteinzeit, als die Menschen noch kein Getreide anbauten oder Haustiere hielten, sondern vom Jagen und Sammeln lebten. Aber offensichtlich gab es in Südostanatolien einen Ort, der für sie so wichtig war, dass sie sich dort trafen und etwas ganz Unglaubliches schufen. Auf die Besucher, die im Alltag nichts mit Archäologie am Hut haben, mag es wirken wie Tempelgebäude, aber was es nun genau ist, wird sich durch die derzeit laufenden Forschungen noch zeigen.

Am Göbekli Tepe

Am Göbekli Tepe

Auf jeden Fall kann man dort mehrere Räume besichtigen, die rund oder oval sind und an deren Rand t-förmige Pfeiler aufgestellt sind, die Reliefs aufweisen.

T-Kopf-Pfeiler mit Fuchsdarstellung

T-Kopf-Pfeiler mit Fuchsdarstellung

Auf den Reliefs sind ganz unterschiedliche Tiere zu erkennen, Schlangen sind recht häufig, aber auch Füchse oder irgendwelche Vögel. Wenn man manchem Besucher, der sich im Gästebuch verewigt hat, glauben soll, dann handelt es sich dort um den Ort, wo man der großen Muttergöttin ganz nahe kommt und irgendwelche spirituellen Erfahrungen machen kann. Das war jetzt bei uns nicht der Fall…aber es war auf jeden Fall sehr beeindruckend.

hier wohnt Silex, der Wachhund vom Göbekli

Hier wohnt Silex, der Wachhund vom Göbekli

Das nächste Highlight war der Nemrut Dag, ein Berg im Taurusgebirge, der alle umliegenden Berge überragt, unter anderem deshalb, weil Antiochos I (1. Jh. v. Chr.) dort einen 50m hohen Grabhügel auf der Bergspitze hat errichten lassen. Antiochos war Herrscher eines Reiches namens Kommagene, das genau zwischen dem Römerreich und dem Partherreich lag. Berühmt ist es wohl vor allem wegen des Nemrut Dag („da“ gesprochen), den manchen von Euch vielleicht von Fotos kennen. Da steht also dieser Grabhügel aus Geröll auf einer Bergspitze mitten im Gebirge und um ihn herum noch insgesamt 3 Terrassen mit leider nicht mehr ganz vollständigen steinernen Statuen – man hat es regelrecht mit einem Prozessionsweg zu tun.

Am Nemrut Dagi

Am Nemrut Dagi

Wir hatten an dem Tag sehr viel Nebel, aus dem immer mal wieder einer der Statuenköpfe aufblitzte, das hatte schon etwas Magisches. Denn am Nemrut Dag lies sich Antiochos neben verschiedenen Göttern darstellen und diese Figuren sind dort – etwas zerstückelt – aufgestellt.

Am Nemrut Dagi

Am Nemrut Dagi

Was mich aber besonders beeindruckt hat war die Gestaltung ganzer Landschaften in Kommagene, denn wir sind anschließend weitergefahren zur Residenzstadt dieses kleinen Reiches – Arsameia – und von dort weiter zum sog. Karakus.

In Arsameia

In Arsameia

Der Karakus (Karakusch gesprochen) ist ein weiterer Grabhügel, der ebenfalls recht imposant in hügeliger Landschaft thront.

Karakus

Karakus

Er wurde von Antiochos Sohn für den weiblichen Teil der Familie (also Mutter, Schwester etc.) errichtet, und wenn man dort steht kann man in der Ferne den Nemrut Dag erkennen und Arsameia. D.h. es ist alles so angelegt, dass man immer Sichtverbindung hat und das über zig Kilometer.

Blick vom Karakus richtung Nemrut Dagi

Blick vom Karakus Richtung Nemrut Dagi (die kleine Spitze am Horizont)

Nach dem Nemrut Dag standen Malatya – die heimliche Hauptstadt der getrockneten Aprikosen, die es dort auch in allen Varianten zu kaufen gibt – und der Arslantepe auf dem Programm. Und das war nicht minder sensationell, da dort in einem Grab vom Anfang des 3. Jt. v. Chr. Schwerter aus Arsenbronze gefunden wurden. Für alle Nicht-Archäologen: Bronzeschwerter werden in Mitteleuropa erst gut 1000 Jahre später, etwa um die Mitte des 2. Jt. v. Chr. hergestellt, also deutlich später.

Die Schwerter vom Arslantepe - Detail

Die Schwerter vom Arslantepe - Detail

Vom Arslantepe, den wir uns dann auch noch angeschaut haben, gings weiter zum Kültepe, auch bekannt unter dem Namen Kanesch-Karum. Der Kültepe war für mich ein sehr spannender Besichtigungspunkt, weil man dort bereits im 2. Jt. v. Chr. Händlerkolonien nachweisen kann.

Am Kültepe

Am Kültepe (Kanesch-Karum)

Das klingt jetzt vielleicht nicht sooo sensationell, aber man muss sich vorstellen, dass Handel, wie wir ihn heute kennen wahrscheinlich erst im Mittelalter oder noch später aufkommt. Freie Händler, die unabhängig agieren sind in der Vorgeschichte kaum nachweisbar – wobei man natürlich dazu sagen muss, dass so ein Nachweis auch schwer zu erbringen ist. Aber in Kültepe hatte man das Glück Keilschrifttafeln zu finden, und von diesen wissen wir, dass dort im zentralen Anatolien die einheimische Bevölkerung in ihrer Siedlung „Kanesch“ lebte und nebenan, in „Karum“ Händler aus Assyrien – Zugezogenen sozusagen. Und diese Händler hatten mit den einheimischen Bewohnern und dessen Herrscher ein Abkommen, dass sie eine Art Steuer zahlen, aber dafür auch beschützt werden.

Haus mit Inventar in Karum

Haus mit Inventar in Karum

Ich finde das sehr faszinierend, vor allem weil man für diese Zeit eigentlich annimmt, dass es keine unabhängigen Händler gibt, sondern nur solche, die im Auftrag irgendwelcher Herrscher unterwegs waren. Aber in Kültepe deutet sich eben an, dass es auch andere Modelle gab. Neben Kültepe liegt Kaiseri, eine Stadt, in der man noch einige architektonische Hinterlassenschaften der Seldschuken aus dem 13. Jh. besichtigen kann – das hat natürlich vor allem unsere Architekten in der Gruppe begeistert.

Grabungskatze in Arslantepe

Grabungskatze in Arslantepe

Nach den ganzen archäologischen Highlights haben wir zwei Tage „Natur und Landschaft“ eingeschoben, wir sind nämlich weitergefahren nach Kappadokien.

Ankunft in Kappadokien

Ankunft in Kappadokien

Diese Landschaft hat ihr Aussehen zahlreichen Vulkanausbrüchen zu verdanken, denn dort stehen unzählige kleine Kegel aus Tuffstein in der Gegend herum.

In Göreme

In Göreme

Ein bißchen fühlt man sich dort wie im Märchenwald oder wie auf einem anderen Planeten. Tuffstein hat den Vorteil, dass er sehr weich ist.

Tuffsteinhäuschen

Tuffsteinhäuschen

Und diese Eigenschaft nutzen die Bewohner Kappadokiens schon seit Jahrhunderten, um in die kleinen Kegel Höhlenkirchen zu bauen, oder Wohnungen oder auch mal eine Garage fürs Auto. Das Gebiet ist herrlich zum Wandern, vor allem um Göreme herum, wo wir übernachtet haben.

Ein letzter Blick auf das zauberhafte Kappadokien

Ein letzter Blick auf das zauberhafte Kappadokien

Von Kappadokien gings – mit einem kurzen Zwischenstopp in Acemhöyük, dem Museum in Aksaray und in Sultanhani, wo es eine recht gut erhaltene Karawanserei aus dem 13. Jh. zu sehen gibt – nach Konya und nach Catal Höyük.

Sultanhani - Eingang zur Karawanserei

Sultanhani - Eingang zur Karawanserei

Dieser weltberühmte Platz muss natürlich, genau wie schon der Göbekli Tepe, von jedem Prähistoriker angesteuert werden. Für alle Nicht-Archäologen: Catal Höyük ist ein Siedlungshügel, der seit der Jungsteinzeit besiedelt ist. In den 1960er Jahren hat ein britischer Archäologe dort gegraben und recht spannende Dinge entdeckt. Unter anderem waren darunter Wandmalereien in Häusern erhalten, auf den kopflose Menschen und Vögel dargestellt sind, die als Geier interpretiert werden. Daneben hat man eine kleine „Statue“ gefunden, die in den Medien oft als „Muttergottheit“ angesprochen wird. Es gibt auch Räume, in denen Rinderschädel mit Hörnern als Wandinstallationen gefunden wurden etc.

Die Grabung von Catal Höyük - Installationen in einem Gebäude

Die Grabung von Catal Höyük - Installation in einem Gebäude

Mittlerweile sind dort ganz verschiedene Grabungsteams am Werk und graben an verschiedenen Stellen, um dem Geheimnis „Catal Höyük“ weiter auf die Spur zu kommen – sehr spannend!

Rekonstruktion eines Raumes von Catal Höyük im Museum in Ankara

Rekonstruktion eines Raumes von Catal Höyük im Museum in Ankara

Von Catal Höyük aus haben wir eine ziemlich lange Autofahrt nach Norden angetreten, um uns Gordion, die Hauptstadt der Phryger anzusehen.

Blick über Gordion und die umliegenden Grabhügel

Blick über Gordion und die umliegenden Grabhügel

Die Phryger sind ab dem 9. Jh. v. Chr. in Zentralanatolien fassbar und bekannt ist vor allem ihr König Midas. Der soll angeblich auch dort bestattet sein. Denn in dieser recht hübschen Landschaft um Gordion stehen über 80 Grabhügel, von denen der größte archäologisch untersucht und als „Midas-Hügel“ bezeichnet wurde. Gesichert ist das aber natürlich nicht.

Der sogenannte Midas-Grabhügel in Gordion

Der sogenannte Midas-Grabhügel in Gordion

Von Gordion gings weiter nach Ankara, wo wir uns ganze zwei Tage Zeit genommen haben, um uns das Museum für anatolische Zivilisation anzusehen. Dieses Museum kann ich nur weiter empfehlen, dort sind einfach unglaublich tolle Funde zu besichtigen. Es geht los mit den Wandmalereien aus Catal Höyük und wunderschöner neolithischer Keramik aus Hacilar, von dort wandert man weiter zu den wirklich sensationellen Funden aus Alacahöyük. Die Vitrinen sind voll mit Goldschmuck (Diademe, Nadeln etc.)), Hirschfiguren aus Bronze, die mit Elektron verziert sind, rätselhaften „Sonnenscheiben“ und Waffen aller Art. Von dort aus geht man weiter zu den berühmten Hethitern und ihren mindestens ebenso sehenswerten materiellen Hinterlassenschaften. Und schließlich steht man mitten unter den Funden (wunderschöne Holzmöbel mit Einlegearbeiten, bronzene Kessel, Gürtelbleche, Elfenbeinschnitzereien etc.) aus dem Reich der Urartäer, das in Ostanatolien lag. Und man kommt aus dem Staunen einfach nicht heraus.

Hattuscha -eines der Tore in die Hauptstadt

Hattuscha -eines der Tore in die Hauptstadt

Von Ankara aus haben wir auch Hattuscha, die Hauptstadt der Hethiter besucht – eine riesen Anlage in einer sehr aparten Landschaft, die immer wieder mit kleinen Felsnasen durchsetzt ist. Die Hethiter sind ein Volk, das im 2. Jahrtausend v. Chr. in Zentralanatolien lebte. Sie stellten wohl eine ziemliche Macht dar. Bekannt ist aus Keilschrifttexten u.a., dass sie mit dem ägyptischen König Ramses II. aneinander gerieten – in der Schlacht von Kadesch 1274 v. Chr.

Blick auf Hattuscha

Blick auf Hattuscha

In Ankara waren wir dann noch beim Deutschen Botschafter zum Mittagessen eingeladen – und das war vom Feinsten. Es gab Garnelen auf Salatbett Tomatencremesuppe, Putengeschnetzeltes mit Reis (klingt banal, aber ich hab selten mit soviel Appetit Putengeschnetzeltes gegessen nach all der orientalischen Küche die letzten zweieinhalb Monate) und Vanilleeis mit Erdbeersauce – dazu einen sagenhaft guten deutschen Weißwein und natürlich recht unterhaltsame Konversation in ansprechendem Ambiente. Ein sehr netter Termin und zur Abwechslung konnten wir uns mal wieder richtig schick machen und Outdoorhose und Treckingschuhe zu Hause im Schrank lassen.

Blick auf die Bosporusbrücke - aus dem Badfenster des DAI

Blick auf die Bosporusbrücke - aus dem Badfenster des DAI

Endpunkt unserer Türkeireise war Istanbul – eine Stadt, die mich einfach begeistert hat. Zum einen wirkt sie natürlich sehr westlich, was man, wenn man aus Gegenden so weit im Osten kommt, doch auch mal wieder sehr genießt. Zum anderen hat sie wirklich viel zu bieten – tolle Sehenswürdigkeiten, nette Kneipen, eine herrliche Aussicht auf den Bosporus und zwei Kontinente in einer Stadt vereint. Wir hatten aber auch das Glück, im DAI untergebracht zu sein. Denn das DAI hat eine unbeschreiblich schöne Aussicht auf den Bosporus. Wenn man im Bad stand hatte man einen wunderbaren Blick auf die berühmte Brücke, die Europa und Asien verbindet. Wenn man aus unserem Zimmerfenster geschaut hat war das Goldene Horn mit der Blauen Moschee, der Hagia Sophia und dem Topkapi-Palast zu sehen. Man konnte dort also gut und gern mehrere Stunden am Fenster stehen ohne sich satt zu sehen.

Blick aufs Goldene Horn - Topkapi-Palast, Hagia Sophia und Blaue Moschee

Blick vom DAI aufs Goldene Horn - Topkapi-Palast, Hagia Sophia und Blaue Moschee

Der Abschied viel daher natürlich schwer.
Aber nun liegt wieder ein neuer Reiseabschnitt vor mir – wir fahren weiter nach Westen und zurück nach Europa (nach 3 Monaten im wilden Osten), wovon ich bald berichten werde….

Herzliche Grüsse
S.

Bezaubernder Libanon

Nach unserer schon recht abenteuerlichen Iranreise gings mindestens ebenso abenteuerlich weiter – wir waren eine knappe Woche im Libanon unterwegs.

Man hat mir ja von verschiedenen Seiten vorgeschwärmt von diesem Land und ich wollte es nicht so recht glauben, weil man vom Libanon in den letzten Jahren ja eher beunruhigende Nachrichten mitbekommen hat. Aber nach einer Woche in diesem Land kann ich die Begeisterung sehr gut verstehen…

Startpunkt für unseren Kurztrip war Baalbek, wo wir das Glück hatten die Grabungsmannschaft zu treffen, die uns sehr freundlich aufgenommen, verköstigt und beherbergt hat. Dadurch konnten wir gleich zwei Tage dort bleiben und haben dann auch von den jeweiligen Fachleuten Führungen zu den einzelnen Gebäuden bzw. Flächen bekommen.
Baalbek ist vor allem für seine Tempelanlagen bekannt. Berühmt geworden sind die sechs Säulen des Jupitertempels die ungeheure Dimensionen haben, 20m hoch und 2m im Durchmesser. Auf den Fotos, die man so kennt, wirkt das gar nicht so, aber wenn man dann selber davor steht wird man einfach erschlagen von der Größe. Das gilt aber auch für den benachbarten, etwas kleineren Baal-Tempel, dessen Deutung als Baal-Tempel wohl höchst umstritten ist, wie ich gelernt hab.
Die ganze Anlage beeindruckt einfach durch ihre Größe. Das scheint aber gerade das rätselhafte daran zu sein, denn Baalbek – oder Heliopolis, wie der Ort auch genannt wurde – war nicht gerade ein zentraler Ort, sondern eher eine Provinzstadt. Daher können sich die Archäologen und Architekten im Moment nicht so recht erklären, warum ausgerechnet dort diese monumentale Anlage gebaut wurde.

Baalbek - Jupitertempel

Baalbek - Jupitertempel

Baalbek

Baalbek

Baalbek - Bacchustempel (?)

Baalbek - Bacchustempel (?)

Von Baalbek gings weiter nach Beirut, wo wir direkt neben dem sog. Märtyrerplatz gewohnt haben. Und spätestens dort wurde einem die jüngere bzw. jüngste Geschichte dieses kleinen Landes bewusst. Das ganze Land ist voll mit Militär, an allen wichtigen Gebäuden stehen Soldaten, die bis an die Zähne bewaffnet sind und nicht selten stehen mehrere bemannte Panzer noch mit davor. Dazu kommt, dass an allen Strassen Kontrollpunkt aufgebaut sind und alles notwendige für die Abriegelung der Strasse gleich nebenan bereit steht. Und da wird einem dann doch etwas mulmig. Wenn man dann durchs abendlich Beirut spaziert, vorbei an den Strassencafes und den teuren Boutiquen, wo eigentlich eine recht fröhliche und ausgelassene Stimmung herrscht, beschleicht einen manchmal das Gefühl, dass die Menschen dort sehr für den Augenblick leben. Ein bißchen kommt es einem vor wie der Tanz auf dem Vulkan, weil man nicht weiß, wie lange es wieder ruhig bleiben wird. Aber vielleicht täusch ich mich ja auch und die Zukunft wird ruhigere Zeiten bringen.

Beirut - Moschee am Märtyrerplatz

Beirut - Moschee am Märtyrerplatz

In Beirut hatten wir nur recht wenig Zeit, aber wir haben die Gelegenheit genutzt das Nationalmuseum zu besuchen, das absolut sehenswert ist. Und natürlich haben wir die libanesische Küche getestet, die recht raffinierte Gemüsegerichte zu bieten hat, was nach dem gegrillten Hähnchen der vorherigen 8 Wochen eine echte Abwechslung auf meinem Speiseplan war.

Von Beirut aus haben wir Byblos besucht, ein verträumtes Hafenstädtchen nördlich von Beirut. Byblos war vor allem zur Zeit der Phönizier eine wichtige Hafenstadt. Heute kann man dort auf dem Gelände einer mittelalterlichen Burg auch noch ein römisches Theater, Reste einer frühbronzezeitlichen Stadt mit Festungsmauer, Tempel und Wohngebäuden, Reste eines achämenidischen Tempels und noch so einige andere bauliche Reste besichtigen – ein Paradies für Archäologen sozusagen. Und zudem liegt das Gelände ganz malerisch am Meer mit hübschen Bergen im Hintergrund, idyllischer gehts kaum!

Byblos

Byblos

nochmal Byblos

nochmal Byblos

und nochmal Byblos - weils so schön war

und nochmal Byblos - weils so schön war

Neben Byblos standen noch Sidon und Tyros auf dem Programm, die zur Zeit der Phönizier ebenfalls wichtige Hafen- und Handelsstädte waren. In Sidon hatten wir nur Zeit das sog. Eschmun-Heiligtum zu besuchen – eine Tempelanlage der Phönizier aus dem 5. Jh. v. Chr. In Tyros waren wir etwas länger unterwegs, so dass wir vor allem die Überreste aus römischer Zeit intensiver besichtigen konnten. Die liegen zum einen recht idyllisch direkt am Meer, zum anderen (Hippodrom und Gräberstrasse) mitten in der Stadt. Das Hippodrom besticht – ähnlich wie Baalbek – durch seine unglaubliche Größe. Die Gräberstrasse ist hingegen wegen ihres guten Erhaltungszustands bemerkenswert. Mir war ja bekannt, dass die Gräber in der Römerzeit – extra muros – entlang der Strassen ausserhalb der Stadt lagen, aber in Tyros ist die Erhaltung so gut, dass man sich das auch endlich mal richtig vorstellen kann. Man spaziert dort auf der alten römischen Strasse auf das Hippodrom zu und läuft dabei an Unmengen von Sarkophagen und Columbarien vorbei, die zwar bunt durcheinander gewürftelt sind, aber so aussehen, als wären sie erst vor 100 Jahren dorthin gestellt worden.

im alten Tyros

Im alten Tyros

Im alten Tyros

Im alten Tyros

Und nochmal Tyros - mit Palme

Und nochmal Tyros - mit Palme...

...und mit Sarkophag

...und mit Sarkophag

Auf dem Weg zum Hippodrom

Auf dem Weg zum Hippodrom

In Tyros kamen wir dann auch noch in den Genuss einer für Reisestipendiaten (mit notorisch knappem Budget) recht luxuriösen Unterkunft. Wir haben uns eine Nacht in einem – in Archäologenkreisen wohl schon bekannten – Hotel direkt am Leuchtturm gegönnt. Das tolle an dem Hotel waren weniger die Zimmer als vielmehr die Lage direkt am Strand. Die Terrasse des Restaurants war so nah ans Meer gebaut, dass man dort nicht selten einen Spritzer Meerwasser abbekommen hat, wenn die Welle mal etwas höher war. Dazu gabs natürlich einen romantischen Sonnenuntergang, so dass wir bis spät in die Nacht einfach dort sitzen geblieben sind und das Wellenrauschen genossen haben.

Unser Hotel am Leuchtturm

Unser Hotel am Leuchtturm

inklusive Sonnenuntergang

inklusive Sonnenuntergang

Alles in allem würde ich den Ausflug in den Libanon als ein absolutes Highlight meiner bisherigen Reise sehen. Das Meer dort ist leuchtend blau und als Kulisse im Hintergrund leuchten die schneebedeckten Gipfel des Libanon, die bis zu 3000 m hoch sind.

Libanon - schneebedeckte Gipfel

Libanon - schneebedeckte Gipfel...

Zudem hatten wir so manche nette Begegnung mit den Menschen dort, die sehr freundlich, offen und immer hilfsbereit sind. Und natürlich ist auch die Küche sehr zu empfehlen. Ich gehöre ab jetzt also auch zum Kreis der Leute, die vom Libanon schwärmen.

...und azurblaues Meer

...und azurblaues Meer

Iran – Persepolis und blaue Kacheln

Iran war sicherlich der aufregendste Teil unserer bisherigen Reise und wohl auch das exotischste Land, das wir besucht haben. Da wir nur 14 Tage Zeit hatten um das Land zu besuchen und die Strecken dort ziemlich gross sind, haben wir uns hauptsaechlich mit dem Flugzeug fortbewegt. Insgesamt haben wir drei Staedte + Umgebung angeschaut.

Los gings in Teheran – einer absolut riesigen Stadt. Angeblich leben dort 15 Mio. Einwohner, was fuer mich jede Dimension sprengt. Aber nach unseren Erfahrungen dort habe ich an dieser Zahl keinerlei Zweifel. Allein der Strassenverkehr und die Zahl der Autos bestaetigt das. Der Verkehr im Iran ist sowieso eine Sache fuer sich. Ich kannte aus Syrien ja bereits grasende Schafherden auf dem Mittelstreifen der Autobahn (ich vermute dort schmeckt das Gras besser?!?) und so einige andere Kuriositaeten, aber die Verkehrsregeln im Iran laufen nochmal ganz anders. Auf einer Autobahn mit 3 Spuren haben locker 6 Autos nebeneinander Platz, das sehen wir Deutschen einfach zu eng bei uns daheim. Dafuer bewegt man sich in der Regel auch nur mit 20 bis max. 30 km/h vorwaerts, weil einfach zu viel los ist. D.h. man braucht einfach sehr lang, um sich in der Stadt fortzubewegen. Gluecklicherweise liegen aber viele Sehenswuerdigkeiten und Museen eng beieinander, so dass man auch einfach zu Fuss gehen kann.
Das haben wir dann auch gemacht. Die ersten Tage in Teheran haben wir uns einfach durch die Museen gearbeitet. Los gings mit dem Nationalmuseum, wo einfach tolle Funde vom Tepe Sialk, Susa, Persepolis und all diesen Fundorten mit klingendem Namen zu sehen sind. Mein Lieblingsstueck war ein Gefaess mit einem umlaufenden Dekor, auf dem ein Steinbock zu sehen ist. Im ersten Feld steht er nur da, im zweiten setzt er zum Sprung an und im naechsten Bild landet er wieder – offensichtlich kommen die Erfinder des Daumenkinos vom Tepe Sialk.

"Daumenkino" auf einer Schale aus Sijalk

Die Schale mit dem Daumenkino...

...und es funktioniert wirklich!

...und es funktioniert wirklich!

Dann waren wir noch im Glas- und Keramikmuseum, im Juwelenmuseum und – und das gehoert in diesem Land denke ich einfach dazu – im Teppichmuseum.

Ein Perserteppich im Teppichmuseum

Ein Perserteppich im Teppichmuseum

Was sicher viele von Euch interessieren wird ist die Frage, wie denn nun wir Frauen gekleidet waren. Es gibt ja recht genaue Bekleidungsvorschriften fuer dieses Land, an die auch wir uns zu halten hatten. D.h. wir haben – ausser wenn die Hotelzimmertuer hinter einem geschlossen war – immer Kopftuch getragen und eine Art langaermligen Kittel, der bis zu den Knien reichte und alle Koerperformen verdeckt hat. In Teheran waren wir damit definitv overdressed, denn die jungen Frauen dort tragen eher schicke Maentel oder Trenchcoats und leichte Kopftuecher, die auch recht viel Haar sehen lassen. In Shiraz und vor allem in Isfahan waren wir dagegen eher underdressed, da die Frauen dort meist mit schwarzem Tschador unterwegs waren. Der Tschador ist nicht zu verwechseln mit der Burka, die den ganzen Koerper verhuellt. Man muss sich unter dem Tschador eher ein sehr grosses rechteckiges Tuch vorstellen, das man dann ueber den Kopf, die Schultern und den Ruecken legt und vor der Brust zuhaelt. Das ist gar nicht so leicht und ich habe die Frauen immer bewundert wie elegant und locker sie sich mit dem Ding bewegt haben, denn ich selbst habe so etwas auch getragen, beim Besuch eines Mausoleums in Shiraz und die meiste Zeit war ich damit beschaeftigt das Ding festzuhalten oder nicht drueber zu fallen. Soviel zur Kleidung der Frau.

Von Teheran wollten wir nach Shiraz weiterfliegen, was aus organisatorischen Gruenden nicht geklappt hat. Daher mussten wir kurzfristig umdisponieren und mit dem Nachtbus die 1000 Kilometer nach Sueden zuruecklegen. Die Fahrt war etwas abenteuerlich, da unser Fahrer die Kurven, vor allem im Gebirge, recht sportlich genommen hat. Aber es war ja dunkel draussen, so dass man nicht wirklich viel gesehen hat – Gott sei Dank.
In Shiraz haben wir dann zum ersten Mal diese wunderbaren Gaerten kennengelernt, die man im Iran hinter dicken Mauern entdecken kann. Bei unserem Besuch in der Zitadelle, die nach aussen einen eher wehrhaften Eindruck macht, standen wir nach dem Durchschreiten des Eingangstores ploetzlich in einem lieblichen Orangenhain, der von einem Wasserbecken mit Springbrunnen durchzogen wurde – herrlich! Diese Gaerten und dazugehoerigen Palaeste haben mich manchmal ein wenig an das Taj Mahal in Indien erinnert und ich habe das Geruecht gehoert, dass das auch ein Perser gebaut haben soll … keine Ahnung ob das stimmt.

Orangengarten in der zitadelle von Shiraz

Orangengarten in der zitadelle von Shiraz

Hoehepunkte in Shiraz waren auf jeden Fall Persepolis und Pasargadae. Persepolis ist die Hauptstadt des Perserreichs unter Darius, die er 518 v. Chr. erbauen lies. Damals regierte er ueber ein Reich, das von Bulgarien bis Indien und von Libyen bis zu den Skythen reichte. Man betritt die Ruinenstadt ueber eine Treppe und kommt als erstes zum sogenannten ‚Tor der Voelker‘, wo man sich sozusagen erstmal melden musste, bevor man in die Stadt vorgelassen wurde.

Das "Tor der Völker"

Das "Tor der Völker"

Dann durfte man in die Empfangshalle (Apadana) weiterschreiten. Die betrat man ueber eine weitere Treppe auf der saemtliche Voelker, die zu Darius‘ Reich gehoerten, abgebildet sind – genauer gesagt ist dort eine Art Prozession dargestellt von Abgesandten aller Voelker, die anlaesslich des Neujahrsfest, das am 21. 3. gefeiert wurde, Geschenke brachten. Und es ist verblueffend wie detailliert die einzelnen Volksgruppen auf den Reliefs dargestellt werden. Die Aegypter erkennt man an ihrem Gewand mit Saum, die Skythen erkennt man an ihren spitzen Hueten und den Reiterhosen, die sie Darius mitgebracht haben etc. Das hat mich sehr beeindruckt, weil ich gerade im letzten Semester eine Vorlesung zu den Skythen gehoert habe und man diese spitzen Huete und auch die dargestellten Geschenke genau so in den Kurganen gefunden hat. Die Reliefs auf der Treppe kamen mir fast vor wie ein 2500 Jahre altes Foto.

Ein Armenier bringt eine Kanne als Geschenk

Ein Armenier bringt eine Kanne als Geschenk

Beeindruckend sind natuerlich auch der Wohnpalast des Darius und der dahinterliegende Wohnpalast seines Sohnes Xerxes. Persepolis beeindruckt aber vor allem auch durch die Dimensionen der einzelnen Bauten, wie z.B. die 100-Saeulen-Halle, und durch die verwendeten Materialien, da viele Figuren aus dunklem Basalt hergestellt wurden, die nochmal mit Goldplaettchen verziert waren und das macht schon was her.

Blick auf die Hundert-Säulen-Halle

Blick auf die Hundert-Säulen-Halle

Von Persepolis aus haben wir noch einen Abstecher nach Naqsh-e Radjab gemacht, wo Felsreliefs aus dem 3. Jh. n. Chr. zu sehen waren und nach Naqsh-e Rostam, wo wir noch einmal Felsgraeber bewundern konnten, von denen eines Darius zugeschrieben wird.

Achämenidengräber in Naqsh-e Rostam

Achämenidengräber in Naqsh-e Rostam

Am naechsten Tag haben wir das Programm mit einem Ausflug nach Pasargadae abgerundet. Das ist die Hauptstadt von Kyros, sozusagen dem Vorgaenger von Darius. Bekannt ist vor allem sein Grab (6. Jh. v. Chr.), das der ein oder andere sicherlich von Fotos kennt. Aber man kann dort auch noch die Reste einer Audienzhalle, eines Residenzpalasts und eines Feuertempels besichtigen und das ganze liegt recht malerisch in einem einsamen Hochtal des Zagros-Gebirges. D.h. allein schon die Kulisse ist einen Ausflug wert.

Das Kyrosgrab

Das Kyrosgrab

In Shiraz selbst haben wir uns am naechsten Tag dann noch das Grabmal des beruehmten persischen Dichters Hafez (14. Jh.) angeschaut, zu dem alle gluecklich und ungluecklich Verliebten pilgern – und es war ziemlich was los. Hafez ist vielleicht dem ein oder anderen ein Begriff, weil Goethe in seinen spaeteren Jahren ein echter ‚Fan‘ von Hafez geworden ist und in seinem west-oestlichen Diwan von ihm schreibt.

Das Grab des Dichters Hafiz

Das Grab des Dichters Hafiz

Von Shiraz sind wir – diesmal ohne Zwischenfaelle und reibungslos – weitergeflogen nach Isfahan. Diese Stadt hat uns besonders mit ihren blau gekachelten Moscheen bezaubert. Bekannt ist vor allem der Meydan-e Imam, wo sich zum einen die grosse Imam Moschee und zum anderen die kleine aber feine Lotfollah Moschee befinden. Besonders erstere fand ich sehr pittoresk, denn sowohl der Eingangsbereich als auch der Innenhof und die benachbarten kleineren Hoefe oder Gaerten sind ueber und ueber mit blauen Kacheln verziert. Und die haben eine unglaubliche Leuchtkraft, wir standen eine Stunde lang nur da und konnten uns nicht satt sehen an der Pracht.

Kuppel der Lotfollah Moschee

Kuppel der Lotfollah Moschee

Die Imam Moschee

Die Imam Moschee

Ein Minarett der Imam Moschee

Ein Minarett der Imam Moschee

Isfahan ist aber nicht nur deswegen eine Reise wert. Sehenswert sind auch die Bruecken, die mit ihren huebschen Spitzboegen (bis zu 33 am Stueck) den Fluss ueberspannen. Die aelteste der 4 beruehmten Bruecken stammt in ihrem Fundament sogar noch aus sassanidischer Zeit (224-642 v. Chr.) und wurde dann  im 10. und 13. Jh. nochmal umgebaut.

Brüche in Isfahan

Brücke in Isfahan

Auch in der Freitagsmoschee gab es relativ fruehe Bauteile zu besichtigen. Dort sind in einzelnen Raeumen wunderschoene – sozusagen Vorkachelzeitliche – Ziegeleinbauten erhalten und es ist wirklich erstaunlich, was fuer praechtige Muster man mit einfachen Lehmziegeln herstellen kann.

Von Isfahan haben wir auch nochmal einen Ausflug ins Umland gemacht. Zuerst sind wir nach Abyaneh gefahren, einem einsamen Bergdorf (die Anfahrt kam mir vor wie der Weg zum Ende der Welt, weil wir in ein sehr abgelegenes Hochtal im Zagros-Gebirge mussten), das Unesco-Weltkulturerbe ist. Grund ist die traditionelle Bauweise der Hauser, die aus einer Art roetlichem Lehm hergestellt sind und wie kleine Kaestchen ganz eng aneinander den Hang hochgebaut sind. Teilweise sind die Mauern der einzelnen Haeuser auch direkt aneinander gebaut, so dass fuer den Aussenstehenden nicht immer klar ersichtlich ist, welche Dachterrasse nun von wem genutzt wird.

Lehmhaus in Abyaneh

Lehmhaus in Abyaneh

Zwei Dinge sind zudem bemerkenswert. In Abyaneh tragen die Frauen keine schwarzen Tschadors sondern weisse Tuecher, die ueber und ueber mit roten Rosen bedruckt sind. Das leuchtet richtig, wenn die Damen an einem vorbeilaufen. Und zum anderen haben alle Tueren in Abyaneh 2 Tuerklopfer, einen fuer die Maenner und einen fuer die Frauen. Und wir habens getestet – sie klingen eindeutig verschieden, so dass man gleich weiss, wer nun vor der Tuer steht.

Tür mit zwei Klopfern

Tür mit zwei Klopfern

Von Abyaneh sind wir weitergefahren nach Kashan, einer kleinen Stadt am Fuss des Zagros-Gebirges, die eigentlich bekannt ist fuer ihre Kacheln. Wir waren dort aber vor allem um die beruehmten Wohnpalaeste aus der Qadjarenzeit zu besichtigen (1779-1924). Aber es ist nicht so, dass dort irgendwelche Shahs oder Koenige gewohnt haetten, sondern diese Palaeste haben sich reiche Kaufleute dorthin gestellt. Ich glaube so habe ich mir die Palaeste aus Tausendundeiner Nacht immer vorgestellt, zumindest kamen sie meiner Vorstellung ziemlich nahe. Die Anlagen sind riesig und bestehen in der Regel gleich aus mehreren Gartenanlagen mit Wasserbecken und Springbrunnen, aus Hamam und Winter- und Sommerwohnraeumen. Sie sind teilweise so gross, dass man Angst hat sich darin zu verlaufen – aber unglaublich beeindruckend. Vor allem sind sie ja ganz anders aufgebaut als unserer mitteleuropaeischen Prachtbauten. Sie sind von einer dicken Mauer umschlossen und man geht erstmal durch einen dunklen Torbau hindurch um dann ploetzlich im gleisenden Sonnenlicht in einem gruenen Garten mit plaetschernden Wasserbecken zu stehen. Und alles ist so verschachtelt und kompakt aneinandergebaut, dass man von aussen gar nicht glauben kann wie gross diese Wohnpalaeste sind.

Zum Abschluss haben wir uns dann noch Tepe Sialk angeschaut, der neben Susa wohl der wichtigste praehistorische Fundort im Iran ist, denn von hier kommt auch eine der beiden wichtigen Stratigraphien der persischen Vorgeschichte (worueber sich jetzt vermutlich nur die Praehistoriker oder Archaeologen freuen koennen) – und das oben erwaehnte Daumenkino.

Tepe Sialk

Tepe Sialk

Zum Abschluss unserer Iranreise waren wir dann nochmal 2 Tage in Teheran, wo wir verschiedene Moscheen und natuerlich den Golestan-Palast besichtigt haben. Letztere ist eine praechtige Palastanlage mit Garten und Wasserbecken, die der Shah bis zur Revolution genutzt hat.

Was ich bislang aber noch voellig unterschlagen habe und was auf jeden Fall eine Erwaehnung wert ist, ist die persische Kueche. Wir fanden es zu allererst einmal erfrischend einmal Abwechslung in unseren bislang von der orientalischen Kueche gepraegten Speiseplan zu bekommen. Aber die persische Kueche hat auch wirklich viel zu bieten. Im Gegensatz zur syrischen oder jordanischen Kueche gibt es als Hauptbeilage in der Regel Reis, der aber immer mit irgendwas vermischt wird. Der Klassiker ist Butter, so dass man einen Berg Reis bekommt, der einen Berg gelben Reis oben draufgesetzt bekommt und dann kriegt man meist noch ein kleines Stueck unten in der Pfanne angebackenen Reis als Schmankerl mit dazu. Oder man bekommt noch kleine rote Berberitzen mit beigemischt oder gruene Kraeuter, so dass der Berg Reis dann nicht mehr gelb oder rot durchsetzt ist, sondern eher gruen. Dazu isst man dann verschiedenste Eintoepfe, die mit Kraeutern, Safran und Zitrusfruechten gewuerzt sein koennen. Entfernt erinnert die Kueche schon an die Indische, ist jedoch ueberhaupt nicht scharf gewuerzt und auch die verwendeten Gewuerze und Kraeuter schmecken anders. Man bekommt natuerlich auch das im Orient ueberall verbreitete Kebab, aber dann oft in Safran eingelegt, so wie Safran ueberhaupt eine sehr wichtige Zutat ist, von der Vorspeise bis zum Dessert.

Safrangewürzter Tee und Datteln

Safrangewürzter Tee und Datteln

Alles in allem war unser Ausflug noch weiter nach Osten sehr ereignisreich und voller neuer Eindruecke, die ich nicht missen moechte.

Bald geht es weiter ins naechste Land von dem ich baldmoeglichst berichten werde.

Herzliche Gruesse
S.

Fahrt ans Mittelmeer

Palmyra war unser letzter Punkt in der Wueste. Von dort haben wir uns aufgemacht Richtung Lattakia. Der Gegensatz haette nicht groesser sein koennen. Nicht nur, dass wir von der Wueste an die gruene Mittelmeerkueste gefahren sind, die Stimmung in den Staedten war auch voellig gegensaetzlich. In Palmyra haben wir viele Beduinenfamilien getroffen, in Lattakia hatte man dagegen das Gefuehl irgendwo an der Adria unterwegs zu sein. In der Stadt leben sehr viele Christen, so dass kaum verschleierte Frauen zu sehen waren und zudem ist es eine Hafenstadt mit dieser, diesen Orten eigenen Stimmung.

Orangenplantage an der Kueste

Orangenplantage an der Kueste

Begegnungen in Westsyrien

Begegnungen in Westsyrien

Lattakia war der Stuetzpunkt fuer eine Besichtigung von Ugarit, einer wichtigen Handelsstadt aus dem 2. Jt. vor Christus. Bekannt ist sie vor allem fuer das dort entdeckte – 30 Zeichen umfassende – Keilschriftalphabet. Witzigerweise haben wir dort eine deutsche Reisegruppe getroffen, deren Leiterin mit einer Mitreisenden studiert hatte. Deshalb wurden wir gleich zu einem Glas Schnaps (was ja nicht gerade das typische Getraenk in Syrien ist) im Baal-Tempel von Ugarit eingeladen, um sozusagen ein Trankopfer zu bringen.

Blick aufs Mittelmeer

Blick aufs Mittelmeer

Ausserdem stand Serjillah auf dem Programm, eine tote Stadt mit Bauten aus dem 6. Jh. Den sog. toten Staedten sind wir in Westsyrien sehr oft begegnet. Es sind Staedte aus fruehbyzantinischer Zeit, die im 6. und 7. Jh. verlassen wurden, nachdem Naturkatastrophen (Erdbeben und Duerreperioden) und Epidemien die ganze Region entvoelkert hatten.

Serjillah
Serjillah
Grabbau mit Pyramidendach bei Serjillah

Grabbau mit Pyramidendach bei Serjillah

Von Lattakia und Ugarit sind wir weiter nach Sueden gefahren, um in Tartus Station zu machen. Auf dem Weg dorthin haben wir uns die sog. Saladins Burg angesehen, eine Burg die im 12. Jh. zeitweise auch von den Kreuzrittern besetzt und ausgebaut wurde, die aber schliesslich von Saladin 1187 zurueckerobert wurde. Saladin ist ein Name, der im Zusammenhang mit den Kreuzrittern immer wieder auftaucht, er hat ihnen das Leben ziemlich schwer gemacht und es schliesslich 1187 auch geschafft, Jerusalem zurueckzuerobern.
Saladins Burg

Saladins Burg

Pferdestall in Saladins Burg

Pferdestall in Saladins Burg

Brueckenpfeiler in Saladins Burg

Brueckenpfeiler in Saladins Burg

Die Kreuzritter haben uns bei unserer Mittelmeerfahrt noch laenger beschaeftigt. In Tartus sind wir z.B. auf eine fruehgotische Kathedrale (Notre Dame) gestossen, die man zwar in Frankreich oder Deutschland erwarten wuerde, nicht jedoch an der syrischen Mittelmeerkueste. Dadurch, dass sie – die 1123-1200 errichtet wurde – auch nicht ueberbaut ist, wie so viele Kirchen bei uns daheim, konnte man einen wunderbaren Eindruck von dem Gebaeude bekommen.

Notre Dame in Tartus

Notre Dame in Tartus

Beeindruckt hat mich auch der Donjon von Safita. Der Bau (12. Jh.) war Teil einer Templerfestung (Castel Blanc) von der heute nur noch Teile der Aussenmauer und der Bergfried (Donjon) erhalten sind. Der ist dafuer aber unglaublich gut erhalten. Im Keller gibt es eine Zisterne, die man nicht besichtigen kann. Man betritt den Turm im Erdgeschoss, das als Kapelle ausgebaut ist. In der hinteren Ecke der Kapelle fuehrt eine enge Stiege in den 1. Stock wo man in einen riesen Saal, den sogenannten Rittersaal, gelangt. Und von dort geht es weiter aufs Dach, von wo man die ganze Umgebung im Blick hat.

Donjon von Safita

Donjon von Safita

Donjon von Safita - sog. Rittersaal im 1. OG

Donjon von Safita - sog. Rittersaal im 1. OG

Nach Safita stand Hosn as Sulaiman auf dem Programm, ein Tempel – urspruenglich fuer Baal und Astarte aus dem 2. Jh. vor Christus, dann aber im 2. Jh. nach Christus von den Roemern umgebaut – der noch recht gut erhalten ist. Temenos und Cella stehen noch ziemlich aufrecht und man gewinnt einen guten Eindruck, welche Dimensionen die Anlage hatte.

Hosn as Sulaiman - Blick auf den gesamte Anlage

Hosn as Sulaiman - Blick auf die gesamte Anlage

Unser letzter Punkt an dem Tag war Masyaf, eine Burg der Assassinen. 1162 wurde – jedoch nur fuer wenige Jahrzehnte – sogar der Hauptsitz dieser beruehmt-beruechtigten Truppe nach Masyaf verlegt (sonst Alamut in Persien). Die Burg mit ihren unterirdischen Gaengen und verwinkelten Kammern wird haeufig mit einem Fuchsbau verglichen.

Masyaf - Blick ins Burginnere

Masyaf - Blick ins Burginnere

Dann brach auch schon der letzte Tag auf unserer Fahrt ans Mittelmeer an, den wir mit einem phoenizischen Tempel – Amrit – und der wohl beruehmtesten Kreuzritterburg – Krak des Chevaliers – abschlossen.
Amrit liegt direkt an der Kueste. Hier sind heute noch Reste eines Tempels zu besichtigen, der in einem eigens dafuer errichteten Wasserbecken steht. In der Naehe finden sich zudem drei turmartige Graeber dieser beruehmten Seefahrer-Kultur.
Waehrend wir in Amrit die einzigen Besucher waren, war der Krak voll mit Reisegruppen aus aller Herren Laender. Aber selbst das nimmt dem Bau nichts von seiner beeindruckenden Wirkung. Die Bauten, die heute zu besichtigen sind, entstanden im 12. Jh. unter den Johannitern. Die Burg war lange Zeit uneinnehmbar. Erst 1271 musste die Besatzung nach einer Belagerung kapitulieren, da keine Hilfe in Sicht war. Die Ritter durften jedoch abziehen, ohne dass ihnen ein Haar gekruemmt wurde.

phoenizischer Tempel von Amrit

phoenizischer Tempel von Amrit

Amrit - Graeber

Amrit - Graeber

Krak des Chevaliers

Krak des Chevaliers

Krak des Chevaliers

Krak des Chevaliers

Krak des Chevaliers

Krak des Chevaliers

Vom Krak gings dann zurueck nach Damaskus, wo wir die letzten Tage verbracht haben. Wir haben die Stadt besichtigt, im Basar eingekauft und die syrische Kueche noch einmal intensiv genossen. Jetzt geht es weiter ins naechste Land, von dem ich in Kuerze berichten werde.

Herzliche Gruesse
S.

Von Aleppo nach Palmyra

Von Aleppo sind wir weiter gen Osten gefahren, d.h. in die Wueste. Das Schoene an unserer Tour durch den Osten war, dass wir die Gelegenheit hatten mehrere Grabungen zu besuchen, wo entweder die Grabungsmannschaften am Arbeiten waren oder zumindest die Grabungsleiter vor Ort anzutreffen waren. D.h. wir haben in mache Ausgrabungen einen sehr tiefen Einblick erhalten – unter anderem in Resafa, unserem ersten Punkt auf der Reise in den Osten Syriens. Resafa (das byzantinische Sergiopolis) war einst ein sehr wichtiger Pilgerort (und Bischofssitz), da hier oder besser gesagt in einem benachbarten Militaerlager, der roemische Soldat Sergios den Maeryrertod starb. Ueber seinem Grab entstand erst eine Kapelle und schliesslich im 5. Jh. AD eine Basilika, deren Grundmauern noch zu sehen sind. Sehenswert fand ich vor allem die riesigen Zisternen, die die Stadt mit Wasser versorgten und in die man durch einen engen dunklen Gang hinabsteigen konnte.

Resafa - Stadtmauer

Resafa - Stadtmauer

Resafa

Resafa

In einer Zisterne von Resafa

In einer Zisterne von Resafa

Von Resafa ging es weiter nach Deir-az-Zur, einer Stadt die direkt am Euphrat liegt. Man kann hier angeblich ganz herrlichen Euphrat-Fisch essen kann, nur leider hatten wir die Zeit dazu nicht. Dafuer konnten wir einen Blick auf die beruehmte Euphrat-Bruecke werfen, die angeblich ein Architekt aus dem Dunstkreis Eiffels gebaut hat (aussehen wuerde sie auch so). Und wir hatten die Gelegenheit eine Fuehrung durchs archaeologische Museum zu bekommen mit direkt anschliessendem Besuch von Tell Sheikh Hamad, wo uns der Grabungsleiter persoenlich gefuehrt hat. Der Tell liegt, oder sollte man besser sagen lag am Ufer das Khabour, einem Fluss mit ehemals stark schuettender Quelle, der in der Wueste dort eine absolute Lebensader ist oder besser gesagt war, denn viel ist nicht mehr uebrig von dem Fluss, nur die Konsequenzen sind derzeit noch nicht absehbar.

Tell Sheikh Hamad

Tell Sheikh Hamad

Bei hereinbrechender Daemmerung haben wir uns dann noch auf den Weg nach Hassake in Nordost-Syrien gemacht, weil wir dort einen Blick auf den groessten Tell ueberhaupt – Tell Brak – werfen wollten. Nur ist das Fahren bei Dunkelheit in Syrien nicht zu empfehlen, weil man dort eigentlich alles trifft ausser beleuchtete Fahrzeuge. Da marschieren Esel (gut die tun sich schwer mit der Beleuchtung) seelenruhig quer ueber die Strasse, Menschen machen Picknick am Strassenrand, voellig unbeleuchtet Fahrzeuge signalisieren dir kurz bevor du sie ueber den Haufen faehrst mit Hupe und Lichthupe, dass sie auch noch da sind, nicht mal Katzenaugen oder irgendwelche reflektierenden Materialien kleben an den Dingern. Also alles in allem ist es ein echtes Abenteuer. Aber die Fahrt nach Tell Brak hat sich gelohnt. Nicht nur, dass die Grabungsleiterin kurz vor uns dort eingetroffen war und uns gleich zum Tee eingeladen hat, wir konnten auch die Stelle besichtigen, wo Max Mallowan (der Mann von Agatha Christie) den beruehmten Augentempel entdeckt hat. Der Name stammt von den Idolen – Augenidolen – die dort zu Hauf gefunden wurden. Und die sehen wirklich ziemlich – naja ich wuerde fast sagen im wahrsten Sinn des Wortes spacig aus, mich wuerde zumindest nicht wundern, wenn jemand auf den Gedanken kaeme, dass die kleinen Tonfiguren Marsmaennchen darstellen sollen.

Tell Brak

Tell Brak

Pause in Hassake im Hotel

Pause in Hassake im Hotel

Von Tell Brak sind wir dann bis Mari (Tell Hariri) gefahren, das nur wenige Kilometer vor der irakischen Grenze liegt. Das war nicht nur aufgrund der zurueckgelegten Kilometer eine ziemlich anstrengende Tour, sondern auch wegen des Sandsturms, der uns dort erwischt hat, man hat teilweise keine 3 Meter mehr sehen koennen und der feine Staub ist durch saemitliche Ritzen im Auto gekrochen. Daher haben wir leider auch gar nichts gehabt von unserer Fahrt durch die Jezireh, wo ja ein Tell am anderen liegen soll. Aber immerhin war der Sandsturm in Mari dann vorbei.
Mari und Ebla (das wir schon auf dem Weg nach Aleppo besichtigt haben) waren in der 2. Haelfte des 3.Jt. BC zwei der maechtigsten Staedte in der Region, die sich um die Kontrolle der Karawanenroute von Mesopotamien bis zum Orontes-Tal stritten. Mari unterlag jedoch schliesslich. Die Funde von dort und die Baureste (Palast, in dem man ein Keilschriftarchiv aus rund 25 000 Tontafeln entdeckt hat) lassen erahnen, was fuer eine reiche Stadt Mari damals gewesen sein muss.

Das beeindruckende an diesen fruehen Stadtstaaten Ebla, Mari, spaeter dann auch Qatna etc. ist, dass allein schon die Innenflaeche innerhalb der Stadtmauern und die heute noch erhaltene Hoehe der Stadtmauern keinen Zweifel daran lassen, das man es wirklich mit fruehen Machtzentren zu tun hat. Das klang fuer mich im fernen Mitteleuropa immer so unglaubwuerdig – von wegen Stadtstaaten im 3. Jt. vor Christus…aber wenn man dann mal in der Stadt steht sind alle Zweifel verflogen und man ist erstmal ziemlich sprachlos.

Aber der Tag hatte noch mehr zu bieten, unser letzter Punkt bei Sonnenuntergang war Dura Europos, eine Stadt am Ufer des Euphrat, die schon im 3. Jh. vor Christus gegruendet wurde und 164 AD dann schliesslich Stuetzpunkt der Roemer (gegen Parther und spaeter Sassaniden) wurde. In Dura Europos haben wir ein franzoesische Wissenschaftler getroffen, die uns erlaubten am Grabungshaus zu zelten. Das liess sich auch erstmal sehr gut an – wer kann schon behaupten, dass er sein Zelt am Ufer des Euphrats unter einem wirklich sehenswerten orientalischen Sternenhimmel eingeweiht hat. Der Spass hatte nur bald ein Ende, weil ein ziemlich heftiger Sandsturm aufzog und wir die ganze Nacht bangen mussten, dass unser Zelt nicht ueber uns zusammenklappt. Aber es hat gehalten! Der Haken war nur, dass der feine Sandstaub ueberall reinkroch und wir morgens damit ueber und ueber bepudert waren. Unsere Mitreisenden haben uns erstmal kaum wieder erkannt, wir muessen wohl eher wie Erdmaennchen ausgesehen haben. Aber zur Belohnung fuer die Strapazen der Nacht gings weiter nach Palmyra – ein wie ich finde wirklich klingender Name.

Unser Zeltplatz am Euphrat

Unser Zeltplatz am Euphrat

Dura Europos

Dura Europos

Fuer alle Nicht-Archaeologen: Palmyra ist eine Oasenstadt mitten in der syrischen Wueste, die vor allem eine wichtige Rolle als Handelsstation spielte (bereits ab dem 3. Jh. vor Christus, aber dann vor allem bis 272 nach Christus, bis sie von den Roemern verwuestet wurde). Dies verhalf der Stadt – und das sieht man den Ruinen heute noch an – zu grossem Reichtum. Ich denke die Fotos sprechen fuer sich.

Palmyra

Palmyra

Palmyra von Oben

Palmyra von Oben

Abendstimmung in Palmyra

Abendstimmung in Palmyra

Von Palmyra – mit einem kurzen Zwischenstopp bei einigen Wuestenschloessern – haben wir uns auf den Weg zur Mittelmeerkueste gemacht, wo uns ein bluehender Garten Eden empfing. Ueberall hat es nach Jasmin und Orangenblueten geduftet und die Strassen standen voll mit bluehenden Mimosenbaeumen. Ein absolut krasser Gegensatz zur kargen Wuestenlandschaft. Aber davon mehr im naechsten Eintrag.

Herzliche Gruesse
S.