Pleiten, Pech und Pannen: die Hauptstadt und ihr Flughafen.

Wer aktuell in die S9 Richtung Süden steigt, wird auf dem letzten Abschnitt der Strecke wohl ziemlich alleine bleiben. Seit sieben Jahren ist der Zielbahnhof Flughafen Berlin-Brandenburg fertig gestellt. Sechs Mal in der Stunde sollen hier eigentlich tausende Fluggäste ihren Weg zum Airport-Bahnhof finden. Dass die S-Bahn diese Strecke seit langer Zeit einzig und allein zum Durchlüften des unterirdischen Tunnels abfährt und das ganz ohne Fahrgäste- für die Medien ein gefundenes Fressen.

Die Mängelliste ist lang

Bisher ist der BER nur als „Pannenflughafen“ bundesweit in aller Munde. Zurecht: Denn das Berliner Großbauprojekt zeichnet sich seit Anbeginn durch Baumängel, explosive Kosten und enorme Zeitverzögerungen aus. Selten boten die Massenmedien solch umfangreiche Aufklärung über Rechts- und Bauvorschriften und deren Nicht-Einhaltung. Auch die aktuellen Behebungsmaßnahmen lassen darauf schließen, dass die Projektbeteiligten noch nicht ausgelernt haben.
Im Monatsrhythmus erscheinen neue prekäre Details zu vermeintlich behobenen Problemstellen. Die Rede ist von weiteren Mängeln wie Brandschutzproblemen, Fehlkonstruktionen und alter Technik .
Neueste Vorfälle ökologischer Art betreffen sogar die naheliegende Fauna. Ein Fischesterben aufgrund der Verunreinigung durch Enteisungsmittel von der Startbahn werfen einen besonders großen Schatten auf das Projekt. Der Tagesspiegel witzelt, dass „[…] am BER nichts unmöglich“ sei.

„Schlicht statt prachtvoll“

Und doch erscheint eine Sache unmöglich: die monetäre Quantifizierung des Flughafen BER. Die Kosten werden in den lokalen und bundesweiten Medien zahlreich diskutiert, denn mittlerweile sind mehr als sieben Milliarden Euro geflossen. Rechnungen der Finanzstaatssekretärin Margaretha Sudhof führen zu Ergebnissen, die „bis 2030 weitere drei Milliarden Euro“ aufzeigen. Da jedoch in zwei Jahren der Flugverkehr beginnen soll, setzen die Bauverantwortlichen nun auf effiziente und unkomplizierte Baumaßnahmen. „Schlicht statt prachtvoll“ betitelt die BZ die Planung des Terminals 1. Zukünftige Besucher dürfen sich demnach auf wenige Fenster und nicht verkleidete Decken einstellen.

Die Hoffnung bleibt

Bei all den dominierenden Negativschlagzeilen geraten hoffnungsvollere Nachrichten in den Hintergrund. Immerhin seien 39 der 40 Flughafen-Gebäude fertiggestellt, verkündet BER- Geschäftsführer Lütke Daldrup. Diese gehören zum ersten und bisher einzigen Terminal. Lütke Daldrup blickt optimisch in die Zukunft und führt an: „Berlin steht bereit“. Auch dass die Deutsche Bahn bereits die Flughafenhaltestelle fest in den Linienplan der S-Bahn-Linien 9 und 45 eingeplant hat, lässt eine Eröffnung des Hauptstadtflughafens greifbarer erscheinen. Konkrete Pläne für schnellere City-Anbindungen durch einen Ausbau der S2 muten eine ungewöhnliche Verbindlichkeit an – fehlte bisher doch dieser weitsichtige Blick in vielen Angelegenheiten rund um die Flughafenplanung.

© Sarah Loetscher – pixabay

Auch nach rund 2.200 Tagen seit der ersten Nicht-Eröffnung 2012 bleibt der BER eine der führenden Thematiken in der deutschen Medienlandschaft. Neben aktuellen Tagesberichten, lässt sich der Status quo auch auf eigens für das Großprojekt angelegten Blogs verfolgen. Seit 2015 informiert beispielsweise die Berliner Morgenpost ihre Leser auf ihrem Blog „Ist der BER schon fertig?“ über den neusten Stand.
Ob die BER-Eröffnung zu 2020 stattfinden kann, diese sich hinauszögert oder ganz entfällt – das Interesse an Fragen wie diesen ist groß. Über 56.000 User haben auf dem Blog der Berliner Morgenpost über den Eröffnungstermin abgestimmt, wobei über 8.000 Teilnehmer diesen später als 2020 erwarten. 14.000 User sind indes weit weniger optimistisch: sie gehen davon aus, dass der Flughafen nie eröffnen wird.

Kein Ende in Sicht

Nicht zuletzt stehen seit dem Beginn der Flughafenplanung andauernde Analysen und Argumentationen für bzw. gegen einen Abriss der Anlage im Rampenlicht der Medien. Aber noch ist alles ungewiss, denn bis jetzt ist keine finale Entscheidung in der Angelegenheit Flughafen Berlin-Brandenburg gefallen.

Dieser Beitrag wurde verfasst von Rika Marie Ghulam und Lisa-Marie Gaschler.

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