„Pannenprojekt BER” – Doch warum eigentlich?

Im Rahmen des Moduls „Projektmanagement“ haben wir uns in den letzten Wochen mit dem Projekt Großstadtflughafen BER beschäftigt. Unsere Arbeit orientierte sich dabei an dem übergeordneten Ziel, Verständnis für den Einfluss von Stakeholdern zu entwickeln und anschließend zu beurteilen, wie diese beispielsweise den Verlauf von Projekten prägen können. Wir haben uns dabei auf die Interessengruppe der politischen Parteien Bündnis 90/Die Grünen und der Piratenpartei Deutschland spezifiziert.

Hierzu haben wir zu Beginn Arbeitshypothesen aufgestellt und diese im Folgenden durch intensive Recherche und Befragungen von Experten untersucht, um den Wahrheitsgehalt zu bestätigen oder sie zu verwerfen. Der Frage, welche Gründe aus ihrer Sicht für das Scheitern des Projekts maßgeblich waren, sind wir im Interview mit Harald Moritz (Bündnis 90/Die Grünen) und Martin Delius (ehemaliger Politiker der Piratenpartei Deutschland, heute Mitglied der Partei Die Linke) näher auf den Grund gegangen. Kosten- und Terminüberschreitungen, die Ignoranz von Anforderungsänderungen, die Deklarierung als eigenes Prestigeprojekt seitens einiger Politiker… – die Liste, der dabei zur Sprache gekommenen Problemen und Fehler, ließe sich unendlich fortführen. „„Pannenprojekt BER” – Doch warum eigentlich?“ weiterlesen

Baustelle BER – CDU, FDP, Grüne und Piraten – Ein Vergleich

Der Hauptstadtflughafen ist bekannt unter den Namen BER oder BBI. Später kam der Zusatz „Flughafen Willy Brandt“ dazu. Nicht nur die Namensdebatte verlief mit Umwegen und Problemen – alles andere auch. Im Bau steckt der Flughafen immer noch. Ist ein Ende in Sicht? Wir können es nicht abschätzen. Wissen die Hauptakteure auf diese Frage eine genaue Antwort? Genaue Antworten sind schwer zu erhalten.

In den Medien stehen oftmals Politiker im Fokus. Als „Aushängeschilder der Parteien“ zieren ihre Gesichter die Fotos der Titelseiten, wenn wieder einmal „Hiobsbotschaften“ über den BER verbreitet werden. Für den Leser scheinen also die politischen Parteien einen Hauptbeitrag zum Scheitern des BER zu leisten und letztendlich wesentlicher Antriebsfaktor zu sein.

Doch sind sie das überhaupt? Wir ziehen Bilanz.

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„Die Bereitschaft, etwas zu verändern, ist da.“

Harald Moritz ist ein Abgeordneter aus Treptow-Köpenick und gehört der Partei Bündnis 90/ Die Grünen an, hierbei ist er deren verkehrspolitischer Sprecher. Daher war er auch beim Untersuchungsausschuss beteiligt und legte dort seinen Schwerpunkt auf das Schallschutzprogramm.

In seinem Interview zeigte er vor allem personelle Fehlentscheidungen in den Besetzungen verschiedener Leitpositionen im Management des BER auf und erläuterte gegen Ende ausführlich das geplante Schallschutzprogramm für den Flughafen.

Zu Beginn gab es eine kurze Einführung, wobei Moritz vor allem auf personelle Mängel einging. Hierbei nahm er auch auf einzelne Gründe Bezug, die für die sich wiederholenden Verschiebungen des Eröffnungstermins, der momentanen Dauerbaustelle Berlins, verantwortlich sind. Dazu zählten unter anderem die Verträge der verschieden Firmen. Bis 2012 hatten die Firmen Siemens und Bosch noch Werkverträge, heute wird nach Stunden abgerechnet. Dadurch verdienen diese natürlich mehr wenn sie nicht fertig werden.

Die Vergabestrategie des BER war kleinteilig, was aus politischer Sicht durchaus Sinn ergibt, da man somit die kleinen und regionalen Unternehmen beschäftigt. Wirtschaftlich gesehen war diese Entscheidung jedoch fatal. Ständige Wechsel in den verschieden Führungspositionen führten zu Know-how Verlusten und diversen inneren Unruhen, die dem Projekt schadeten. Ein weiterer Punkt, den er aufführte, waren die politischen Machtkämpfe, für die das Projekt missbraucht wurde. Gerade diesen Punkt und die damit einhergehenden mangelnden wirtschaftlichen und fachlichen Interessen gegenüber den politischen Interessen, welche durch eine problematische Eigentümerstrategie verstärkt werden, benannte er als einen der Hauptkritikpunkte an der Dauerbaustelle der Hauptstadt.

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“Es wird nicht mehr schön in Schönefeld!”

Dieses Statement von Martin Delius beschreibt die Meinung des ehemaligen Vorsitzenden des Untersuchungsausschusses, zur Aufklärung der Kosten- und Terminüberschreitungen beim Bau des BER, ziemlich gut.

Martin Delius

Im Rahmen eines Interviews mit Martin Delius erläuterte er uns aus seiner Sicht, warum und wie aus dem Großprojekt BER der Pannenflughafen BER wurde. Dabei betonte Delius, dass er zur Zeit des Untersuchungsausschusses zwar Mitglied der Piratenpartei Deutschland war, inzwischen aber den Linken beigetreten sei.

 

Der Anfang vom Ende – war dieser vielleicht im Vorhinein schon abzusehen? Delius differenziert zwischen drei Komponenten, die den Verlauf des Projektes nachhaltig prägten: die Standortwahl, die Komplexität des Projektes sowie die Struktur der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg.

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Auf die richtigen Hinweise hören!

Martin Delius war Piraten-Abgeordneter im Berliner Abgeordnetenhaus und hat mehrere Jahre lang den Untersuchungsausschuss zum BER geleitet. Im Interview verrät er, was beim Bau des Hauptstadtflughafens schiefgelaufen ist und was die Politik daraus für andere Großprojekte lernen kann.

Der Untersuchungsausschuss hat seinen Auftrag erfüllt, auch wenn er nicht dabei geholfen hat, den BER fertigzustellen. Das sagt Martin Delius, damals der Vorsitzende des Ausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus. Die Fragen seien beantwortet, damit sei die Aufgabe erfüllt. Die Parlamentarier seien schließlich keine Aufsichtsräte.  „Ein Untersuchungsausschuss hat sehr viel Macht“, sagt Delius. „Er kann Bußgelder verhängen, Leute einsperren lassen, Hausdurchsuchungen veranlassen. Mit dieser Macht geht auch eine große Verantwortung einher. Der Untersuchungsausschuss darf zum Beispiel nicht zu einem dauerhaften Ausschuss werden.“ Zwei Mal sei der Auftrag des BER-Ausschusses aber vom Parlament erweitert worden, damit auch neu aufgekommene Fragen geklärt werden konnten. Während des Untersuchungsausschusses konnte Martin Delius als Vorsitzender den öffentlichen Diskurs prägen, wie er selbst sagt. „Ich konnte die Diskussion stark beeinflussen.“ Am Anfang habe er sich mit politischen Äußerungen zurückgehalten, später nicht mehr, nachdem er gemerkt habe, dass Abgeordnete anderer Parteien sich häufig äußern.

Was kann die Politik aus den Ergebnissen des Untersuchungsausschusses lernen?

Martin Delius: Wer den Abschlussbericht ernsthaft liest, lernt darin sehr viel. Parlamentarier sollten lernen, sich an die eigene Nase zu fassen. Sie waren lange Zeit zu faul, Anfragen zu stellen. Die öffentliche Verwaltung sollte lernen, dass sie Leute mit Aufsichtsratsposten nicht überlasten sollte. Was gelernt worden ist: Es gibt jetzt wesentlich mehr öffentliche Transparenz über sogenannte Interna von Unternehmen, die am Bau beteiligt sind.

Warum konnten sich die Parteien nicht auf einen gemeinsamen Abschlussbericht einigen?

Es gibt einen gemeinsamen Bericht und zusätzlich noch Sondervoten von den Grünen, von den Linken und von mir. Im Bericht selbst steht nichts Falsches drin, die Beurteilung ist jedoch Meinung der damaligen rot-schwarzen Koalition. Da ist klar, dass die Parteien ihre eigenen Leute – Michael Müller, Klaus Wowereit, Frank Henkel – besonders gut aussehen lassen wollten.

Wann wurde bei der BER-Planung der erste Fehler gemacht?

Schon ganz am Anfang. Es gab ein Standortfindungsverfahren, wo verschiedene Standorte geprüft wurden. Zum Beispiel wurde gefragt, wie gut sie erreichbar sind, ob es machbar ist, dort einen Großflughafen zu bauen, etc. Auf dem ersten Platz landete Sperenberg, Schönefeld hingegen war nicht unter den ersten drei Favoriten. Wenn sich aus einem ordentlichen Verwaltungsverfahren erst einmal eine Reihung ergeben hat, dann ist es schwer, dagegen zu argumentieren. Damals wurde das Ergebnis aber in den politischen Diskurs gegeben. Dann gab es ein 6-Augen-Gespräch zwischen Eberhard Diepgen, Manfred Stolpe und Matthias Wissmann. Da ist dann ein Papier herausgekommen, das wir heute als Konsens kennen und wo Schönefeld als Standort vorgeschlagen wird.

Am Anfang sollte der Flughafen nicht alleine von öffentlicher Hand gebaut werden…

Richtig. Das hat aber drei Mal nicht geklappt und dann gab es Neuwahlen und unter Wowereit hieß es dann: Wir lassen das mit der Privatisierung und bauen lieber selbst.

Da gingen die Probleme aber erst los.

Es wurde kein Generalbauunternehmer beauftragt, von denen es einige gibt. Zuerst hat man einen Preis festgelegt. Das waren 2,8 Milliarden, mit Puffer bis zu 3,4 Milliarden Euro. Die Firmen wollten aber alle mehr. Also ist man selbst als Bauherr aufgetreten. Das hat aber nicht geklappt. Beim Terminal zum Beispiel wollten die Firmen alle mehr als die Politik bereit war zu zahlen. Statt zu diskutieren und zu reagieren, hat man entschieden: Wir teilen das Projekt weiter auf, z.B. in Hochbau und Tiefbau.

Was ist daran schlimm?

Es ist ein Irrglaube, dass der Bau am Ende soviel kostet wie die Summe der Aufträge. Man braucht mehr Geld, zum Beispiel für die Steuerung. Am Ende waren es 37 einzelne Projekte, die so klein waren, dass man lokale Firmen als Auftragnehmer bekommen hat. Die unterliegen aber einem ganz anderen Preisdruck und die haben sich beeinflussen lassen von der politischen Kommunikation. Die haben ihre Angebote gemacht im vollen Bewusstsein, dass sie den Preis nicht halten können. Die haben mit Nachträgen gerechnet. Gleichzeitig war die Flughafengesellschaft überfordert. Sie muss nicht mehrere Flughäfen betreiben, sondern nun auch 37 Aufträge vergeben, überwachen und sich mit den Unternehmen herumschlagen.

Was ist Ihr Fazit daraus?

Wenn man merkt, dass man auf dem freien Markt ein Produkt nicht bekommt zum gewünschten Preis, dann ist es nicht die beste Idee, es selber herzustellen. Das ist unverantwortliches Projektmanagement.

Was hätte man stattdessen tun sollen?

Man hätte im Haushalt Geld bereitstellen können für eine ordentliche Entwurfsplanung. Und erst danach dann weitersehen.

Später sollte ein construction management etabliert werden. Was hat es damit auf sich?

Im Jahr 2008 haben die Banken gesagt: Wir finanzieren das Projekt, aber ihr braucht ein construction management, ihr könnt nicht einfach ein Generalbauunternehmen ersetzen, ihr braucht jemanden von außen. Also gab es eine Ausschreibung und es wurde auch eine Firma gefunden. Die hat nach einem Jahr festgestellt, dass der Zeitplan geändert werden sollte. Das passte der Geschäftsführung aber offenbar nicht in den Kram. Die Firma wurde nach einem Jahr Probezeit nicht weiter beschäftigt. Die Geschäftsführung hat immer entschieden, nichts zu machen und das durch Einsatz von Geld zu verschleiern.

Ihr Rat für eine Geschäftsführung eines Großprojekts?

Man sollte auf die hören, die man dafür bezahlt, dass sie einem die richtigen Hinweise geben.

Die Zukunft des BER ist unklar. Sie wollen das Gelände in einen Messe-Standort verwandeln?

Im Jahr 2015 war überhaupt nicht klar, wie es weitergehen soll. Ich habe damals gesagt: Das ist ein hervorragendes Messegelände. Wir brauchen einen neuen Großflughafen für Mittel- und Osteuropa, mit größerer Beteiligung der Bundesregierung. Gut geeignet wäre ein Standort in Brandenburg, nicht direkt neben Berlin, besser gut angebunden an Polen und Tschechien.

 

 

Wer ein Problem benennt, wird selber zum Problem – oder auch: warum der schwarze Peter immer noch niemandem erfolgreich zugeschoben werden konnte

Die unendliche Geschichte, nur dieses Mal ein bisschen anders: vor genau 6
Jahren sollte der neue Großstadtflughafen BER eröffnet werden. Anstatt dass Flugzeuge wie geplant als Könige der Lüfte brillieren, bevorzugt man heute eher das Verweilen auf dem Boden der Tatsachen, und das wortwörtlich.
Im Rahmen eines Interviews mit Harald Moritz, Politiker der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und Mitglied des Abgeordnetenhauses Berlin, verschrieben wir uns vorwiegend der Aufklärung der Frage nach dem “Warum?“.
Aber von vorne: die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg beauftragte für den Bau des BER einen Generalplaner, die Planungsgesellschaft Berlin Brandenburg (PG BBI). Idee aussichtsreich, Umsetzung allerdings mangelhaft, wenn man den Äußerungen von Harald Moritz folgt. Als wäre eine solch komplexe Aufgabe nicht fordernd genug,
beschloss man die Aufgabe der Bauüberwachung ebenfalls der PG BBI zu
übertragen – Konfliktpotenzial war so vorprogrammiert. Das Bauvorhaben
planen und sich dabei gleichzeitig selber auf die Finger schauen, ein

schlichtweg aussichtsloses Dilemma.

Wenn zu unklaren Strukturen sowie Abweisung der Verantwortlichkeit bei allen Beteiligten auch noch “Alpha-Männchen aufeinandertreffen und ihr Ego [jeweils] das bestimmende ist“, wird es kritisch.
Personelle Wechsel am BER

Auch von der Idee eines kontinuierlichen Monitoring war man wenig überzeugt, schließlich “haben [die Verantwortlichen im Aufsichtsrat dafür eigentlich gar keine Zeit”. Was also tun, wenn die vorzuweisenen Fortschritte ausbleiben? Richtig – einfach den anderen die Schuld geben. Ob damit die Entlassung des Generalplaners und den damit verbundenen knapp 200 Fachleuten einhergeht, scheint dabei kaum von Bedeutung.

Dabei zweifelt Moritz nicht an der Kompetenz jedes Einzelnen, “aber das Problem ist, die Verbindung, also das Gesamtprojekt, zusammenzuhalten.”
ein offenbar nicht ganz unerheblicher Teil, wenn man bedenkt, dass wir von
einer Eröffnung auch 12 Jahre nach Baubeginn noch weit entfernt sind.
Die “Entscheidung […]: immer den riskantesten Weg” zu wählen, scheint sich wie ein roter Faden durch das gesamte Projekt zu ziehen. Auf die Frage, wie Harald Moritz die getroffenen Entscheidungen um die Vorgänge am BER beurteilt und mit welcher Miene er in die Zukunft blickt, sind wir in folgendem Interview mit ihm näher eingegangen.
Denken sie von den Handlungsvorschlägen des Untersuchungsausschusses konnten viele Dinge umgesetzt werden?
Harald Moritz: Ich glaube schon, Aufstellung und Aufsichtsrat hat sich geändert. […] Die Bereitschaft eine Tochtergesellschaft für Planung und Bau zu gründen ist da. Warum man das nicht jetzt schon macht, erschließt sich mir nicht.
Die technischen Probleme zu lösen, das konnte und kann der
Untersuchungsausschuss nicht wirklich. Wir haben versucht ein Verständnis dafür zu entwickeln.
Flughafenchef Rainer Schwarz

Im […] Ausschussbericht haben die alles rausgenommen, wo Wowereit […] als einer der Schuldigen bezeichnet werden sollte […]. Wir können auch keinen wie Schwarz verklagen, als Geschäftsführer. Wir können aber Zeugen zur Aussage zwingen. […] [Wir] haben schon Mittel, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, aber wir können selber jetzt nicht [jemanden] Anzeigen. Das funktioniert eben ja leider auf so einer Ebene schwer. Es gab keine Dokumente. Es gibt auch keine Wortprotokolle der Aufsichtsratssitzung. Da könnte jeder sagen, “Ich habe ja ganz kritisch nachgefragt, ich war der Gute”, lässt sich aber nicht belegen beziehungsweise das Gegenteil lässt sich auch nicht belegen und so ist eine Beweisführung, ob es tatsächlich eine Person gibt, die schuldig ist, schwer zu sagen.

[…] Die FBB hatte kein Interesse daran, Schwarz persönliche Fehler
nachzuweisen, weil dann wäre die Flughafengesellschaft ja selber Schuld
gewesen. […] “Lassen wir doch Schwarz lieber seine Million oder zwei Millionen […], anstatt, wenn wir [uns] Fehler eingestehen, dass der Schaden fürs Unternehmen […] größer wird”.
[…] Also ich denke schon, dass der Untersuchungsausschuss viele Dinge ans
Licht gebracht hat, viel mehr ist glaube ich so [nicht zu machen].”
Wie schätzen sie das Thema Schallschutz ein und welche Kritik haben
sie dort?
Harald Moritz: “Die Flughafengesellschaft hat bei der Planfeststellung in ihren Unterlagen über das gesetzliche Maß hinaus, Schallschutz beantragt. […] Das Schutzziel ist größer, als das Fluglärmgesetz vorschreibt. […] Genau die Ziele, die sie jetzt nicht einhalten will. […] Grundlagen sind immer Durchschnittswerte, vom Durchschnittswert wache ich aber nicht auf, sondern wenn der Flieger [über mein Haus] rüber donnert[…]. [Das] ist ein wesentlicher Unterschied.
[…] Die Flughafengesellschaft hat nachher ihren eigenen Antrag so interpretiert, dass auch am Tage […] 16 Überschreitungen möglich sind. Und das hätte das Dämmmaß sozusagen zurückgefahren […]. Sie sind dann runter gegangen auf 5 oder 6. […]
Schallschutz

Tietjen hat gesagt, “Wenn schon, dann müssen wir beim Schallschutz klotzen und nicht kleckern […].” Das sind die Kosten dieses Flughafens. […] [Wenn] die Schallschutzmaßnahmen, [den] Wert von 30% des Grundstückswerts übersteigen, dann haben die [Betroffenen] nur einen Anspruch auf das Geld. […] Die, die am stärksten betroffen sind, haben sozusagen den schlechtesten Schallschutz. Das lässt sich natürlich noch gestalten, [so]dass [sie] nach Fluglärmgesetz […] den Schallschutz hinkriegen können […]. Das ist aber ihre Verantwortung. […] Da kann man auch kritisch gegenüber den Betroffenen sein, dass sie das Geld nehmen und eher nur im Einzelfall tatsächlich Schallschutz machen, […] aber gut muss man auch die Betroffenen selber sehen, sind ja auch viele Ältere, die sagen, “Den Aufwand hier, […] das tun wir uns nicht an.“ […] Die Flughafengesellschaft trickst ja auch jetzt noch, […]die sagt , „Das ist kein Schutzwürdiger Raum, das bezahlen wir nicht.“ […] Also das sind immer noch so Einflüsse, die sehr ärgerlich sind, und wie die [Betroffenen] öffentlich dargestellt werden […] und wie mit ihnen tatsächlich umgegangen wird, das ist schon ein himmelweiter Unterschied. […] Was nutzen mir da ein paar tausend Euro, die ich gekriegt habe, wenn ich gar nicht mehr draußen sitzen kann?”

Man liest ja meist Negativ-Schlagzeilen bezüglich des BERs.
Denken Sie, dass es auch Dinge beim Bau des Flughafens gab welche
besonders gut funktioniert haben?
BER-Chef Hartmut Mehdorn

Harald Moritz: “ Insgesamt muss man sagen, nicht nur beim Bau des Terminals ist die Flughafengesellschaft und die sie tragenden Gesellschafter – die haben ja letztlich die Verantwortung – […] immer den riskantesten Weg gegangen. Sie sind auch mit dem Umgang mit den

Anwohnern und auch wenn man die ganze Geschichte des BERs betrachtet […] immer auf Risiko gegangen und es ist leider auch heute noch so, dass sich daran nichts geändert hat. In der Vergangenheit kann man sagen die Standortfrage – da gab es ein Raumordnungsverfahren, das gesagt
hat, dass Schönefeld nicht geeignet ist. Politische Einflüsse – ich vermute gerade von der CDU – haben dafür gesorgt, dass Schönefeld als Standort da war.[…] Ich sehe da wenig Positives – Schallschutz, Flugrouten, … Da könnten wir Stunden drüber reden. Am Fakt verändert es vermutlich gar nichts, ein Flughafen verursacht Lärm und der hat Flugrouten, aber wie die
Flughafengesellschaft mit den Betroffenen umgegangen ist, das ist eine
Schweinerei und die Politik steht dahinter […]. […] Und leider muss ich sagen, sind viele Herangehensweisen auch heute noch so. […] Auch wenn mit Lütke Daldrup jetzt dort vielleicht ein anderer Wind weht, bin ich eher skeptisch.”
Nun zum Abschluss: Denken Sie, der BER wird überhaupt eröffnen und
wenn ja, wann?
Welche Voraussetzungen müssen hierfür erfüllt sein? Harald Moritz: “Die Voraussetzung zur Eröffnung ist, dass die Brandschutzprobleme im Terminal gelöst werden. Ich bin skeptisch, dass man [das] bis zum Termin hinkriegt – da würde ich keine Wette abschließen, aber dass die Probleme irgendwann in den Griff bekommen werden, davon gehe ich aus. Ich hoffe, dass das 2020 tatsächlich passiert, aber skeptisch kann man sein. […] Ich glaube die brauchen eine andere Struktur und auch neue […] Experten, [denn] sie gehen immer diesen risikobehafteten Weg und ich halte das für falsch.”
Studentische Hilfskräfte am BER

Während wir völlig unentgeltlich an unserem Projekt arbeiten, haben wir den ultimativen Tipp für Studenten, die ihre Haushaltskasse aufbessern möchten und gleichzeitig einen Einblick gewinnen wollen, wie es nach Möglichkeit nicht laufen sollte: der BER zahlt studentischen Hilfskräften überdurchschnittliches Gehalt für unterdurchschnittlichen Arbeitsaufwand. Haben wir euer Interesse geweckt?

Autoren: Tatjana Jäger, Rebecca Marzahn, Nina Albinus, Melina Morgenstern, Jalin Bulut)

Das sagen CDU, FDP und Grüne zum BER

Das Atomkraftwerk Schneller Brüter in Kalkar, die Elbphilharmonie und der BER – eine Eigenschaft haben sie gemeinsam: Als Großprojekte standen und stehen sie in der Öffentlichkeit. Was den BER von den anderen Projekten unterscheidet: Er ist bis heute noch nicht fertig gestellt. Mit zunehmender Bauzeit wächst in den Parteien der Widerstand gegen die Pläne, neue Steuergelder in den Bau zu stecken.

Nach Beendigung der Bauphase der Elbphilharmonie prangte der Spruch „Wir haben fertig“ an der Außenseite der Philharmonie. Wann werden wir diesen Spruch an den Wänden des BER sehen? Aufgrund der zahlreichen Pannen, Verzögerungen und Kostensteigerungen ist der BER inzwischen ein politisch hoch umstrittenes Thema. Aber haben sich die Meinungen zum Großflughafen schon immer so stark unterschieden? Eine chronologische Übersicht am Beispiel von CDU, FDP und Grünen.

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„Erfolgsgeschichte BER“ – oder auch: warum der Hauptstadtflughafen immer noch nicht fertiggestellt ist

„Wir stehen kurz vor der Eröffnung“1 – von wann stammt dieses Zitat eigentlich – aus dem Jahr 2010? 2015? 2020? Das Megaprojekt BER: mehr Skandale und Probleme ranken sich um den Bau des neuen Hauptstadtflughafens, als tatsächliche Erfolgsgeschichten. Doch was zeichnet ein solches Projekt, zunächst im Idealfall, eigentlich aus?

Ein Projekt beschreibt ein zeitlich befristetes Vorhaben mit definiertem Anfang und Abschluss. Für eine erfolgreiche Umsetzung erfordert es eine festgelegte Organisations- und Handlungsstruktur, die sich auf klare Nutzungsanforderungen stützt2. Ein eigentlich stabiles Grundgerüst, welches dennoch in der Praxis oft scheitert. Doch woran liegt das? Schenkt man den Meinungen von Politikern Glauben, so mangelt es oft an Transparenz. Diese beinhaltet sowohl klare Kommunikation im Hinblick auf Planung, aber auch auf Umsetzung und Expertise. Um kritische Selbstreflexion und Fehlereingeständnisse zu ermöglichen, ist darüber hinaus ein Bewusstsein für eigene Kompetenzen erforderlich.

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