Der Begriff vom ‚Raum‘ ist für Geograph*innen Kern ihrer wissenschaftlichen Identität und zentrales Konzept in geographischem Denken und Forschen. Auch in den Sozial- und Kulturwissenschaften spielen Aspekte der Raumbezogenheit von Gesellschaft, Politik und Kultur für viele Fragen eine wichtige Rolle. Was allerdings ‚Räume‘ ausmacht, wie wir sie begreifen und beschreiben können, bleibt dabei, wie so oft in der Wissenschaft, umstritten. Der folgende Beitrag greift die unterschiedlichen theoretischen Ansätze in ihren Komplexitäten und ihren Zusammenhängen auf, diskutiert grundlegende Deutungen und widersprüchliche Begriffsverständnisse und will so anregen, sich intensiver mit den politischen Dimensionen von Raum auseinanderzusetzen.
Auch wenn formeller Kolonialismus heute kaum mehr existiert, bleiben Mechanismen, die im Zuge dieser gewaltsamen Unterdrückung und Ausbeutung von Menschen und Gebieten entstanden sind, weiterhin wirkmächtig. In diesem Lichte muss die Arbeit des französischen Psychiaters und postkolonialen Theoretikers Frantz Fanon (1925-1961) betrachtet werden: Auch wenn seine Überlegungen zu kolonialer Gewalt von den Verhältnissen der Kolonialherrschaft ausgehen, haben die beschriebenen Zusammenhänge kaum an Aktualität verloren. Fanon beschreibt in seiner als Hauptwerk geltenden Schrift „Die Verdammten dieser Erde“(1981) die von Gewalt geprägten Wechselbeziehungen zwischen Kolonialismus, der kolonialen Subjektbildung und dem Befreiungskampf der Kolonisierten (Kerner 2015: 302). Mit seinen Werken macht er die Auswirkungen von Gewaltstrukturen sichtbar, die sich in der aktuellen Zeit etwa in der Entfremdung marginalisierter Bevölkerungsgruppen äußern. Damit hat Fanon eine wichtige Grundlage für heutige postkolonialen Studien und Gewaltforschung gelegt. „Koloniale Gewalt“ weiterlesen
Wie gehen wir als Wissenschaftler*innen damit um, wenn unsere Forschungsprojekte nicht nur für zivile Ziele genutzt, sondern auch für politische oder militärische Zwecke instrumentalisiert werden? Welche Verantwortung haben die Wissenschaften, wenn Projekte nicht nur innovative Entwicklungen anstoßen und nützlichen Wirkungen entfalten, sondern auch gesellschaftliche Schäden durch ihre missbräuchliche Nutzung hervorbringen – ohne, dass dies immer kontrolliert und unterbunden werden kann?
Frieden ist ein wissenschaftlich umkämpfter Begriff, dessen unterschiedliche Verwendung weitreichende analytische und normative Folgen hat. Das Werk „Frieden musizieren?!“ verhandelt auf musikalische Weise drei prominente Friedensverständnisse und plädiert für eine methodologische Diversität. In Form eines Klarinetten-Quartetts verdeutlicht die musikalische Darstellung der „vielen Frieden“ die Wichtigkeit eines reflektierten Umgangs mit dem Friedensbegriff und bietet einen alternativen wie auch emotionalen Zugang zur Debatte.
Eigentlich bin ich gerne im Viktoriapark unterwegs. Kleine Wege führen zwischen alten Bäumen und Felsen auf den Kreuzberg, von dem nicht nur das gleichnamige Stadtviertel, sondern die halbe Stadt überblickt werden kann – immerhin handelt es sich um die höchste natürliche Erhebung Berlins! Im Sommer plätschert ein imposanter Wasserfall den Hang hinab und ergießt sich in einen Teich am Fuß des Berges, dort, wo der Park an die Kreuzbergstraße grenzt und in direkter Sichtachse der Großbeerenstraße. „Verhandlungen sexualisierter Gewalt im Kreuzberger Viktoriapark“ weiterlesen
von Sambojang Ceesay, Evgeni Aleksandrov (März 2020)
Der Begriff „Migrationshintergrund“ ist in erster Linie eine Kategorie der amtlichen Statistik in Deutschland. Erhoben wird die Kategorie seit dem Mikrozensus 2005, einer jährlich vom Statistischen Bundesamt durchgeführten stichprobenartigen Befragung der Bevölkerung zur wirtschaftlichen und sozialen Lage des Landes. Der Ausdruck hat darüber hinaus Eingang in den politischen und medialen Diskurs sowie den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. „Migrationshintergrund“ weiterlesen
Festung Europa – Reflexion einer kritisch intendierten Metapher
von David Niebauer (März 2020)
Zäune aus Stacheldraht, meterhohe Barrieren, digitale Überwachungstechnik oder unterlassene Seenotrettung: Die Maßnahmen, mit denen die Europäische Union versucht, Migrant*innen zu kontrollieren und von Europa fernzuhalten, sind vielfältig. Und sie enden oftmals tödlich. So starben nach Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) seit 2014 insgesamt über 19.000 Menschen bei dem Versuch, auf dem Weg nach Europa das Mittelmeer zu überqueren.[1] Doch auch die Gewalt gegenüber Geflüchteten an den Grenzzäunen von Ceuta und Melilla oder die menschenunwürdigen Zustände in den Flüchtlingslagern auf griechischen Inseln verdeutlichen seit Jahren unmittelbar vor den Augen der europäischen Öffentlichkeit die restriktive Ausrichtung des europäischen Migrations- und Grenzregimes. „Festung Europa“ weiterlesen