Das Projektvorhaben befasst sich unter Leitung der Freien Universität Berlin und in Zusammenarbeit mit griechischen Historikern mit der deutschen Besatzung Griechenlands während des Nationalsozialismus. Projektziel ist die Aufnahme, Bewahrung und wissenschaftliche Aufbereitung eines repräsentativen Samples von siebzig lebensgeschichtlichen Video-Interviews mit griechischen Zeugen der deutschen Besatzung während des zweiten Weltkrieges. Finanziert wird das Projket von der Stavros Niarchos Foundation, der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, dem Auswärtigem Amt und der Freien Universität Berlin.
Die deutsche Besatzung Griechenlands während des Nationalsozialismus war eines der härtesten und opferreichsten im Vergleich zu allen nicht-slawischen Ländern.1 Die Erinnerungen an diese Zeit und die begangenen Verbrechen sind nach wie vor in der Erinnerungskultur Griechenlands sehr präsent. Lange Zeit jedoch war die Auseinandersetzung mit der Zeit der deutschen Okkupation in Griechenland stark von den jeweiligen politischen Machtverhältnissen und Positionierungen in der Bevölkerung geprägt. Eine ausgewogene Auseinandersetzung mit dem Thema war schwierig. Inzwischen hat sich die Situation geändert und die wissenschaftliche Bearbeitung verschiedenster Fragestellungen ist möglich und notwendig geworden. Hierfür bilden Zeitzeugeninterviews, wie sie im Rahmen von Oral History Befragungen aufgenommen werden, eine wichtige Grundlage: Zum einen liefern sie Informationen zu Ereignissen, zu denen keine weiteren Dokumente mehr existieren, zum anderen helfen sie Fragen nach dem „Weshalb“ und „Wie“ zu beantworten und die unterschiedlichen Erfahrungsperspektiven zu beleuchten und eine historische Quelle zu schaffen, die die Erinnerungen an die Geschehnisse und deren Umstände bewahrt.
Das Vorhaben ist binational geplant und soll von einem interdisziplinären Team an den Standorten Griechenland und Deutschland durchgeführt werden. Während in Griechenland der Arbeitsschwerpunkt auf der Interviewaufnahme und der Erstellung von Transkripten und Übersetzungen liegt, soll in Deutschland die technische Infrastruktur geschaffen und die letzten Arbeitsschritte zur inhaltlichen Erschließung der Interviews durchgeführt werden. Die Projektziele sollen bis Ende 2017 erreicht sein.