Weniger Nachrichtensprecher, mehr Gesprächsteilnehmer – und mehr Teetrinken!

Nach einer Woche voller Online-Meetings ergibt sich für mich ein Gefühl der Erschöpfung. Zoom-Sitzungen, WebEx-Meetings und andere Video-Calls erschöpfen mindestens so viel Energie wie physische Treffen von Angesicht zu Angesicht, aber ohne die positiven physio-psychologischen Effekte eines persönlichen Gesprächs mit Personen in einem Raum, wo auch die haptische und olfaktorische Wahrnehmbarkeit einer physischen Realpräsenz eine Rolle spielt. Bei Videokonferenzen jedoch klebt förmlich vor dem Bildschirm und der Kamera, rutscht wahrscheinlich nicht mal auffällig auf dem eigenen Stuhl hin und her oder schaut in der Gegend herum; Gesichtszüge scheinen teilweise eingefroren (und damit meine ich nicht, dass die Videoübertragung eingefroren wäre) oder seltsam monoton. Vielleicht hängt das aber auch einfach mit der besonderen Perspektive eines solchen Online-Meetings zusammen.

Von der statuesken Performanz eines Nachrichtensprechers

Bei einem Online-Meeting mit 18 weiteren Personen bietet einem die Galerieansicht in einem Videokonferenzsystem wie Zoom auf kleinstem Raum (bei mir aktuell ein 13-Zoll-Bildschirm) einen Eindruck von 18 Gesichtern – so nah, wie man ihn in einem Treffen mit denselben Menschen in einem Raum nicht hätte. Selbst in der Active-Speaker-View, bei der nur die gerade sprechende Person groß in der Mitte ist, während die anderen Personen in einer Reihe darüber zu sehen sind, bleibt der Eindruck natürlich eher der einer Nachrichten-Live-Schaltung zu einem Korrespondenten in einem anderen Land. 

Eine Stunde lang bewegt sich niemand großartig; Mimik und Gestik entsprechen eher der Performanz von Nachrichtensprechern – auch der Bildausschnitt ist ja meist ähnlich: von der Brust aufwärts, bei manchen auch eher vom Schlüsselbein aufwärts. 

Das ist in der Wahrnehmung alles sehr starr, fast schon statuesk. 

Das liegt zum einen natürlich daran, dass bei Online-Meetings die Personen nie in Gänze zu sehen sind; selbst wenn sie also bewusst oder unbewusst Gestik und Körpersprache nutzen würden, um sich auszudrücken, würden die anderen Personen im Online-Meeting diese gar nicht wahrnehmen können. Zum anderen verhalten sich Menschen in Online-Meetings vielleicht anders als bei physischen Treffen:

Wenn man sich die ganze Zeit auch selbst auf einem Bildschirm sieht, wird man sich der eigenen Mimik, Gestik und Körpersprache noch einmal mehr (oder überhaupt?) bewusst, was möglicherweise in Zurückhaltung und Statuenhaftigkeit resultiert. 

Galerieansicht – ein flimmerndes Mosaik aus Köpfen und Büsten

Selbst wenn die beteiligten Personen weniger auf ihren Stühlen an ihren Schreibtischen klebten und mindestens die Beweglichkeit zeigten, die sie in der gleichen Situation in einem Besprechungsraum an den Tag legen würden, wäre das für die Einzelnen zwar wahrscheinlich als ‚lebendiger‘ wahrnehmbar; aber diese Lebendigkeit würde sich in der Gallery-View immer noch in 18 kleinen Fenstern auf einem Bildschirm abspielen, die alle gleichzeitig sichtbar sind – ein flimmerndes Mosaik aus Köpfen und Büsten, meist schlicht eine Flut von Reizen ist (bestenfalls nur eine Kakovision, wenn die Beteiligten verstanden haben, ihre Mikrofone auf stumm zu stellen, wenn sie gerade nicht sprechen). 

In einem physischen Treffen würde man Mimik, Gestik und Körpersprache von 18 Menschen nie gleichzeitig wahrnehmen, wobei Präsenz im Raum sicher in gewisser Weise ‚spürbar‘ ist; eher verfügt man über die Freiheit, wen auch immer anzuschauen oder wo auch immer hinzuschauen. Im Online-Meeting scheint dies durch verschiedene Parameter wie Sitzplatz, Hardware, gewählte Ansicht im Meeting selbst, Aufmerksamkeitsspanne, und so weiter, eingeschränkt. Die Freiheiten oder Selbstverständlichkeiten eines physischen Treffens von Angesicht zu Angesicht in den virtuellen Raum eines Online-Meetings zu übertragen fordert natürlich auch das Selbstbewusstsein der Einzelnen. 

Als könnte man nicht nebenbei einen Schluck Tee* trinken, eine Notiz machen, sich im eigenen Zimmer umschauen, oder sogar einmal aufstehen, um auf die Toilette zu gehen (idealerweise ohne das Equipment vom Tisch zu reißen, weil man vergessen hat, das man ein kabelgebundenes Headset nutzt …).

Den Blick schweifen lassen

Solch simple Aktivitäten wie den Blick schweifen lassen oder Teetrinken können natürlich eine Ablenkung für die Beteiligten sein:

Vielleicht trinkt man aus einer auffälligen Tasse oder im Gesicht ist deutlich ein Genussempfinden abzulesen. Vielleicht reagiert jemand aus der Gruppe im Chat darauf. Vielleicht sind die Chattenden dann im weiteren Verlauf des Online-Meetings nicht mehr so aufmerksam, weil sie sich quasi ausklinken. Aber ist das überhaupt schlimm? Und entspricht dies nicht eigentlich der Realität von sonstigen Meetings? Zwar kann ich mich nicht zu meinem Sitznachbarn herüberlehnen, um ihm einen Kommentar ins Ohr zu flüstern. Aber ich kann ihn direkt im Chat anschreiben, auch ohne dass die anderen Beteiligten dies mitbekommen. Und wenn ich von einem solchen Chat erheitert werde, dann ist es eventuell in der Kamera für alle sichtbar – eventuell schaut aber auch gar niemand hin, also was soll’s?

Gerade, wenn man eher in der Zuhörerposition in einem Online-Meeting ist, muss man nicht zu einer Statue erstarren. Sonst könnte man genauso gut ein Standbild von sich anzeigen lassen.  

Lehren statt performen

Wahrscheinlich müssen die Beteiligten noch vertrauter mit der Interaktion und Wahrnehmung im virtuellen Raum werden – gerade, wenn sie andenken, auch ihre Lehre teilweise in Live-Sessions mit mehreren Studierenden abzuhalten. Es wäre einfach, in Frontalunterricht zu verfallen und eine Live-Session mehr performend als lehrend abzuhalten. Das mag für Vorlesungen sogar sinnvoll sein; bei austausch- und diskussionslastige Lehrformaten bilden aber die Studierenden den Mittelpunkt und dementsprechend kann auch eine Online-Sitzung mit Studierenden die Interaktion zwischen ihnen als peers ins Zentrum rücken. Welche Mittel und Tools sich dafür konkret eignen, darauf gehe ich in einem nächsten Beitrag ein.

Gemeinsam Tee trinken, und zwar online!

Um noch einmal auf Kollegiatstreffen zurückzukommen:

Tasse mit Hokusai-Motiv aus dem British Museum in London; Bildquelle: Victoria Mummelthei

Überhaupt bin ich der Meinung, dass Online-Meetings mit Teammitgliedern nicht nur stattfinden sollten, wenn es Tagesordnungspunkte gibt. Wenn man sich im Kollegiat nur trifft – ob online oder offline –, um „Probleme“ oder Anstehendes zu besprechen, neigt man vielleicht dazu, die Beteiligten auch nur aus dieser Perspektive und in einem solchen Ambiente wahrzunehmen; und so etwas verankert sich im Bewusstsein. Ich möchte nicht den Begriff team building bemühen (was ich hiermit doch getan habe), aber das Korridorgespräch über einen Horrorfilm, den man am Wochenende geschaut hat, oder das Teeküchengespräch über einen neuen Wasserfilter gehört ebenso zum Arbeitsalltag wie die Arbeit selbst.

Sonst gehe ich vielleicht am Nachmittag mit meiner Teetasse zu einem Kollegen gehe, um einfach mal zu hören, wie der Tag so lief oder wie es so geht, und vielleicht gesellt sich noch jemand dazu, der auch etwas abschalten möchte. Warum dies nicht auch im virtuellen Raum praktizieren? Ein virtuelles Gespräch bei Tee über die letzte Unterrichtseinheit, einen Artikel, an dem man gerade schreibt, oder über Marvel-Filme, Wanderziele im Vereinigten Königreich, Lovecraft’sche Videogames und Brotbackrezepte.


*Aus Gründen der Lesbarkeit wird im Folgenden auf die gleichzeitige Nennung verschiedener Heißgetränke verzichtet; ‚Tee‘ steht an dieser Stelle für alle Heißgetränke; überall, wo vom Teetrinken die Rede ist, ist selbstverständlich auch Kaffee- oder Kakaotrinken gemeint. Da Trinkgewohnheiten aber fluide sind, können hier auch Kaltgetränke mitgedacht werden, Wein oder Spirituosen jedoch dann erst nach Feierabend.

 

Unaufgeregte Lehrformate

Ein Gedanke, der mir im Verlauf des gestrigen Tages kam:

Für manche Kursformate oder Studiengänge kann es vielleicht sinnvoll sein, keinen harten Umstieg in die Online-Lehre zu wagen, schon gar nicht direkt im April. Oder vielleicht ist dies sogar ganz generell sinnvoll, eine „ruhige“ Form des Aus-der-Ferne-Lernens zu ermöglichen …

Tool-Flut

Alle, die jetzt anfangen, ihre Kurse für das digitale Sommersemester kreativ umzuplanen, oder schon damit angefangen haben, sind wahrscheinlich durchaus dankbar für die Technologie, die ihnen von Hochschulseite zur Verfügung gestellt werden (auch wenn das Gras auf der Seite jener fancy oder trendy tool, für die die Hochschule ausgerechnet keine Lizenz hat, natürlich immer grüner scheint …). Man schaut sich diverse Tutorials an und macht sich viele (mentale) Notizen zur Verwendung von Blackboard, WebEx, Jabber, Zoom, Slack, Discord, VoiceThread, Audacity,  … die Aufzählung könnte unendlich weitergehen. Und nach stundenlanger Versunkenheit in die aufregende Welt der Cybertools, wägt man vielleicht ab, wie sinnvoll die Implementierung solcher Tools überhaupt ist und wie realistisch es ist, dass die Implementierung überhaupt für alle Seiten gleich gut klappt.

Feststeht, dass nicht nur die ersten Wochen des Sommersemesters ohne Präsenz ablaufen werden. Feststeht auch, dass sich Kurse, die sonst auf Präsenzstudium aufbauen, nicht mal eben in Fernstudienkurse umwandeln lassen geschweige denn in Online-Kurse, bei denen Lernziele von vornherein ohne Präsenzzeiten erdacht werden.

Manche neigen jetzt vielleicht dazu, die gewöhnliche Präsenz online imitieren zu wollen, indem sie schlicht 14 Online-Sessions ansetzen und sonst alles ablaufen lassen „wie immer“. Für manche mag das sogar funktionieren – für Lektürerunden vielleicht. Aber es wird nicht für alle Formen von Lehre funktionieren und von Lehrenden umsetzbar und von Studierenden rezipierbar sein. Studierende werden ja nicht nur einen einzigen Kurs online zu absolvieren haben, und so stelle ich mir aktuell vor, wie Studierende zum Anfang der Vorlesungszeit mit E-Mails und Benachrichtigungen überschwemmt werden. Die Überschwemmung wird schon allein aus der vermehrten Arbeit mit Blackboard resultieren, wobei es ja gut ist, wenn Lehrende auf eine Lernumgebung zurückgreifen, die an der Hochschule bereits verankert und den Studierenden bekannt ist. Aber ich stelle mir ebenso vor, dass sich Studierende dann auch mit vielen verschiedenen neuen Tools konfrontiert sehen, weil sich die Lehrenden vielleicht doch für die Verwendung von Zoom oder Slack oder Etherpad entscheiden.

Das schafft komplexe Situationen, die nicht für alle Studierenden gleichermaßen bewältigbar sind, was unter Umständen zu Demotivation führen kann, was wiederum Auswirkungen auf den Unterricht und damit Motivation und den Einsatz der Lehrkraft haben kann – und mittendrin will man dann vielleicht einfach nur den Stecker ziehen.

Ein Plädoyer für einfache Ankündigungen und Text-Dokumente

Möglicherweise kann es sich als gute Idee entpuppen, die Art und Weise, wie Kurse angeboten werden, zu vereinfachen. Ich denke daran, den Unterricht in mindestens einem Kurs ruhiger und eventuell sogar gänzlich entrückt von der vibrierenden Welt der Online-Lernplattformen, Videokonferenztool und Instant-Messaging-Services zu gestalten.

Natürlich ist es nötig, sich in irgendeiner Weise mittels Technologien mit den Studierenden zu verbinden, etwa über Blackboard, das den meisten Studierenden bekannt ist und womit sie eine gewisse Vertrautheit haben. Aber vielleicht muss diese Art der Verbindung nicht ungeheuer komplex oder bunt oder aufregend sein – vielleicht bietet die einfachste Möglichkeit eine Alternative, gar einen Rückzugsort von der dröhnenden, oft unübersichtlichen Welt der Online-Lehre zwischen YouTube und Twitch sein.

Was wäre, wenn man Studierende mittels schlichter Ankündigungen in Blackboard auf dem Laufenden halten würde (alternativ mittels eines simplen Text-Dokuments)? Ein paar Zeilen Skript oder lediglich Notizen zu einem Thema, vielleicht ein Witz hier und da, Links zu Artikeln oder Videos, am Ende Fragen, die die Studierenden in Blackboard beantworten können …

Auch in niedrigschwelliger Form mit wöchentlichen oder zweiwöchentlichen oder monatlichen Arbeitsaufträgen per Ankündigung in Blackboard kann ein Kurs gelingen; er ist dann eine Art strukturiertes Selbststudium unter Anleitung der jeweiligen Lehrkräfte.

Live-Sessions nicht als Bedingung für Lernerfolg

Natürlich machen solche bloßen Ankündigungen, bei denen auch die Formatierung limitiert ist, optisch nicht besonders viel her; aber vielleicht ist es genau diese Schlichtheit eine gute Komponente, etwa in Kombination mit Sprechstunden per Cisco WebEx. Aber solche Sessions können genauso gut optional sein und sie müssen keine Bedingung für den Lernerfolg bilden; sie können einfach als ein In-Kontakt-Bleiben gesehen werden.

Das virtuelle Semester zum Thema machen

Heute möchte ich nur kurz ansprechen, warum ich mich dazu entschieden habe, nicht alle meine für den Präsenzunterricht im Sommersemester geplanten Themen in den virtuellen Raum zu übertragen, sondern die aktuelle Situation rund um online lernen und lehren tatsächlich auch zum Thema einer Lehrveranstaltung zu machen.

Eigentlich wollte ich in einer sprachpraktischen Übung im Masterstudiengang Arabistik einen Kurs zu literaturwissenschaftlichen Fachsprache im Arabischen geben – einen Kurs, den ich schon seit längerer Zeit unterrichten wollte. Allerdings habe ich diesen Kurs zugunsten eines Hauptseminars im Modul Forschungsperspektiven der Arabistik aufgegeben. Die Gründe dafür waren (mindestens) dreierlei:

  1. Die aktuelle Situation thematisieren: Nachdem spätestens am 24. März das „digitale“ Sommersemester ausgerufen wurde, war mir klar, dass ich diese besondere Situation in irgendeiner Weise mit den Studierenden thematisieren und diskutieren wollte. Im Modul Erweiterte und angewandte Sprachkompetenz Arabisch, in dem ich meinen Kurs zur literaturwissenschaftlichen Fachsprache im Arabischen eigentlich anbieten wollte und in dem ich im Sommersemester 2020 einen weiteren Kurs (Übersetzen aus dem Arabischen und ins Arabische) unterrichten werde, schien mir das nicht möglich. Also strich ich diesen Kurs gänzlich aus dem Curriculum und überlegte mir, ob es nicht spannend und erhellend – sowohl für die Studierenden als auch für mich – sein könnte, gemeinsam darüber nachzudenken, wie Arabistik online oder digital eigentlich funktionieren kann. So entstand das Hauptseminar Arabistik online – Wie geht das?, das diesem Blog auch seinen Titel gab – oder war es andersherum? Ich weiß es nicht mehr.
  2. Unterschiedliche Prüfer in einem Modul ermöglichen: Das Modul Erweiterte und angewandte Sprachkompetenz Arabisch besteht aus zwei von einander unabhängigen sprachpraktischen Übungen, die ich im Sommersemester 2020 beide unterrichtet hätte. Während ich bei Modulen mit Lehrveranstaltungskombinationen wie „Seminar“ plus „Lektürekurs“ oder „Grundkurs“ plus „Übung“ sehr wohl didaktisch Sinn darin sehe, dass sich die beiden Kurse im Sinne der Inhalte und Qualifikationsziele der Module aufeinander beziehen und dass es dementsprechend zuträglich sein kann, wenn beide Modulteile von ein und derselben Lehrkraft angeboten werden, liegt der Fall beim Modul Erweiterte und angewandte Sprachkompetenz Arabisch für mich anders: Meines Erachtens nach gebietet das Modul eine inhaltliche Diversität in den beiden Lehrveranstaltungen, die sich sehr gut verwirklichen lässt, wenn die beiden sprachpraktischen Übungen von unterschiedlichen Lehrkräften angeboten werden. Damit erhalten die Studierenden dann auch die Möglichkeit, sich für die mündliche Prüfung, mit der das Modul abgeschlossen wird, zwischen zwei Prüfern zu entscheiden – eine Wahlmöglichkeit, die ich als Mehrwert erachte.
  3. Ein Modul in Gänze anbietenMit dem Kurs Arabistik online – Wie geht das? vervollständige ich das Modul Forschungsperspektiven der Arabistik, wozu noch ein Kolloquium gehört. Zwar ist dieses Modul eigentlich für das dritte Fachsemester vorgesehen und müsste im Sommersemester gar nicht angeboten werden; da seit der Novellierung der Studien- und Prüfungsordnung des Masterstudienganges Arabistik im Jahr 2016 dieses Modul nur ein einziges Mal vollständig von der Arabistik angeboten wurde und Studierende des Masterstudienganges nachdrücklich Interesse an diesem Modul (inkl. des zugehörigen Kolloquiums) bekundet haben, sehe ich das kommende Sommersemester als eine gute Gelegenheit, dieser Nachfrage nachzukommen.

In einem Beitrag in den nächsten Tagen werde ich davon berichten, wie genau ich mir vorstelle, das „Digitale“ im Zusammenhang mit dem Studium der Arabistik in einem Kurs zu thematisieren, was die Lernziele dabei, und warum das Thema Arabistik online – Wie geht das? in ein Modul namens Forschungsperspektiven der Arabistik passt.

Ermunterung zum Dialog

 

Ich denke, dass es an der Freien Universität eine Reihe von trailblazers gibt, die über einen großen Erfahrungsschatz in Sachen Online-Lehre verfügen und gern in Austausch treten zu ganz konkreten Fragen wie „Wie kann ich eine sprachpraktische Übung digital umsetzen?“ oder „Wie viele Videokonferenzen sind für ein Hauptseminar in einem philologischen Masterstudiengang sinnvoll/nötig?“ oder allgemeiner „Wie bleibe ich mit meinen Studierenden in Kontakt?“ und „Wie ermögliche ich die Interaktion unter den Studierenden im virtuellen Raum?“.  Vielleicht bietet sich sogar die Möglichkeit, bei Elementen von Veranstaltungen fachübergreifend zu kooperieren – etwa in Form von Team-Teachings – und so Kräfte zu bündeln und sich gegenseitig beim Erkunden der Online-Lehre-Pfade zu unterstützen.

Dabei richtet sich meine Ermunterung zum Austausch nicht nur an Lehrende, sondern gleichermaßen an Studierende. Was ist Euch in Sachen Online-Lernen wichtig? Worauf sollten Lehrende achten? Gibt es in Blackboard etwas, was Eurer Meinung nach besonders gut funktioniert und Euch beim remote learning unterstützt und Euch motiviert, die jeweiligen Lernziele zu erreichen?

In diesem Sinne verstehe ich mein Blog als Dialog – sei es mittels der Kommentarfunktion oder in Form von Gastbeiträgen.

Ich freue mich auf Austausch!

Übersetzungskurs als sprachpraktische Übung – Kursplan

Im Folgenden stelle ich nur kurz meinen ersten Entwurf für die Planung der Live-Sessions und Aufgaben über das Semester vor; es ist letztlich aktuell nur einfacher Ablaufplan.

„Online“ ist keine Maske

Vorweg sei gesagt, dass ich der Meinung bin, dass es bei der Umsetzung von Lehre und Lernen in den virtuellen Raum momentan nicht darum gehen kann, online das zu imitieren, was sonst in einer Präsenzsitzung in Lehrräumen eines Hochschulgebäudes passiert. Ich verstehe „online“ nicht als Maske, die einfach auf das Gesicht eines Kurses gelegt wird und alles läuft sonst weiter wie gewohnt, also etwa in den üblichen 14 Sessions eines Sommersemesters. Von den Lernzielen der jeweiligen Kurse (und Module) ausgehend sind die Lehr- und Lernformen sowie die Formen der aktiven Teilnahme neu zu denken.

Kursmaterial und Aufgaben habe ich in meinen Kursen bisher immer über Blackboard zur Verfügung gestellt; auch die Kurskommunikation funktionierte stets darüber. Was jedoch eher im Präsenzunterricht stattfand, war das Präsentieren von Inhalten, Gruppenarbeit, Diskussionsrunden, Feedback zum Lernprozess, und so weiter. Eben für diese Aktivitäten galt es für mich zu reflektieren, welche Ziele ich damit überhaupt verfolge und wie sie im Verhältnis zu den Gesamtlernzielen stehen.

Wofür wird Unterrichtszeit überhaupt aufgewendet?

Ein Übersetzungskurs lief bei mir bisher so ab, dass die Studierenden zunächst bis zu einem Datum x Übersetzungen einzureichen hatten. Anschließend habe ich die Übersetzungen anonymisiert zusammengestellt oder interessante Varianten herausgegriffen, die dann in der folgenden Sitzung diskutiert wurden. Alternativ habe ich die anonymisierten Übersetzungen am Anfang einer Sitzung verteilt, sodass die Studierenden sich einmal eine andere Übersetzung anschauen konnte. Meiner Erfahrung nach fällt es Studierenden durchaus leichter, wenn sie nicht unbedingt von vornherein ihre eigene Übersetzung vortragen müssen. Oft genug kamen sie während des Vortragens der Fremdübersetzung schon zu Erkenntnissen hinsichtlich ihrer eigenen Übersetzung und brachten diese dann auch in die Diskussion ein.

(Das „Einschmuggeln“ von meinen eigenen Übersetzungen oder aber von bereits veröffentlichten Übersetzungen führte zu spannenden Beobachtungen; etwa einerseits, dass die Übersetzungen der Studierenden sprachlich so exzellent waren, dass sie solche von professionellen Übersetzern übertrafen; oder andererseits, dass das Diskutieren anonymisierter Übersetzungen generell die Hemmschwelle absenkt, sich konstruktiv-kritisch zu einer Übersetzung zu äußern, egal, wer der Urheber ist. Dazu an in einem späteren Beitrag mehr.)

Bei der Diskussion im Unterricht ging es vor allem um Fragen zu Übersetzungsvarianten, komplexe Phänomene der Grammatik, Beschreibungsmöglichkeiten für den Übersetzungsvergleich, Maßstäbe zur qualitativen Beurteilung von Übersetzungen sowie das kritische Hinterfragen solcher Beurteilungen. Dementsprechend diente diese Form der aktiven Teilnahme dazu, Argumentations- und Reflexionskompetenz zu entwickeln: Die Studierenden beschäftigen sich mit einer fremden Übersetzungen, vergleichen diese mit ihrer eigenen, äußern sich in mündlichen Redebeiträgen zu gezielten Fragen der Grammatik oder Varianz, und sie argumentieren mittels eines Begriffsrepertoires  der Translationswissenschaft und der Literaturkritik für oder wider bestimmte Übersetzungsentscheidungen.

Diskussionsforum und monatliche Live-Sessions

Für meinen Kurs Übersetzen aus dem Arabischen und ins Arabische gilt es nun,  diese Argumentations- und Reflexionskompetenz anders zu ermöglichen als über in-class discussions. Als virtuellen Raum nutze ich dafür eine Komponente in Blackboard, die es erlaubt, ein Diskussionsforum zu erstellen. In diesem sollen Studierende schriftlich die Übersetzungen kommentieren und diskutieren. In monatlichen Live-Sessions, für die ich zunächst 60 Minuten angesetzt habe, sollen die Kommentare aus dem Forum aufgegriffen und noch einmal mündlich reflektiert werden.

Mein Semesterplan für diesen Kurs gestaltet sich dementsprechend:

  • 21.4.2020 – 1. Live-Session: Einführung, 1. Textauswahl (je ein Text Arabisch-Deutsch/Englisch und Deutsch/Englisch-Arabisch)
  • bis 28.4.2020 – Deadline zur Einreichung der 1. Übersetzungsaufgabe
  • bis 5.5.2020 – Diskussion im Forum: bestenfalls kommentiert jeder jede Übersetzung!
  • 12.5.2020 – 2. Live-Session: Zusammenfassung der Forumsdiskussion, 2. Textauswahl, 1. Evaluation des Prozederes
  • bis 19.5.2020 – Deadline zur Einreichung der 2. Übersetzungsaufgabe
  • bis 26.5.2020 – Diskussion im Forum: bestenfalls kommentiert jeder jede Übersetzung!
  • 2.6.2020 – 3. Live-Session: Zusammenfassung der Forumsdiskussion, 3. Textauswahl
  • bis 9.6.2020 – Deadline zur Einreichung der 3. Übersetzungsaufgabe
  • bis 16.6.2020 – Diskussion im Forum: bestenfalls kommentiert jeder jede Übersetzung!
  • 23.6.2020 – 4. Live-session: Zusammenfassung der Forumsdiskussion, 2. Evaluation des Prozedere; Hinweise zur mündlichen Prüfung (6 Texte, je 3 pro Richtung)
  • bis 14.7.2020 eigenständige Übersetzung der Texte mit eigenständiger Diskussion im Forum
  • 14.7.2020 mündliche Prüfung/Fachgespräch*: Übersetzen von 2 zufällig ausgewählten Texten (je einer pro Richtung), Gespräch über die Übersetzung, Gespräch über Methoden des Übersetzens allgemein.

*Wie bereits im vorherigen Beitrag angedeutet, ist aktuell noch nicht klar, ob und – wenn ja – wie mündliche Prüfungen/Fachgespräche im Sommersemester 2020 absolviert werden können. Meines Erachtens nach ließe sich die Prüfung, wie ich sie fürs Erste erdacht habe, auch remote umsetzen; sobald Informationen zu diesem Thema vorliegen, werde ich die Prüfungsleistung entsprechend anpassen und die Vorbereitung dazu gezielt in die Live-Sessions einbauen.

Punktuelles synchrones Lernen

Wie der Semesterplan zeigt, streue ich regelmäßig Live-Sessions in die sonst ausschließlich asynchron stattfindende Lernsituation ein. Die Studierenden können innerhalb der Woche die Aufgabe (Übersetzung, Kommentar) in ihrem eigenen Tempo und zu einem selbstgewählten Zeitpunkt erledigen. Der Lernerfolg wird dadurch abgefragt, dass die Übersetzungen jeweils zu einem bestimmten Datum eingereicht sein müssen, denn sie bilden die Grundlage für die Aufgabe der jeweils nächsten Woche, das Kommentieren im Forum. Die Forumsaktivität wiederum bildet die Basis für die Diskussion in den Live-Sessions. In diesem Sinne sind asynchrones und synchrones Lernen in diesem Kurs verwobene Interaktionen.

So viel zunächst zur Planung meiner sprachpraktischen Übung Übersetzen aus dem Arabischen und ins Arabische.

Kommentare und Anmerkungen sind willkommen!

Übersetzungskurs als sprachpraktische Übung – erste Ideen

Bevor ich noch eine Ermunterung zum Austausch verfasse, wozu sich die Kommentarfunktion eines solchen Blogs natürlich wunderbar eignet, möchte ich einige erste Ideen für die Online-Umsetzung einer sprachpraktischen Übung vorstellen.

Es geht um folgenden Kurs:

  • Kurstitel: Übersetzen aus dem Arabischen und ins Arabische
  • Lehr- und Lernform: sprachpraktische Übung
  • zugehörig zum Modul: erweiterte und angewandte Sprachkompetenz Arabisch
  • Studiengang: MA Arabistik
  • Fachsemester: 2

Backward design

Es ist ganz wahr, was die Philosophie sagt, daß das Leben rückwärts verstanden werden muß. Aber darüber vergißt man den andern Satz, daß vorwärts gelebt werden muß.

∼ Søren Kierkegaard , aus den Tagebüchern

Fast in diesem Sinne versuche ich in der Entwurfsphase meine Kurse zuerst ‚von hinten‘ zu verstehen, das heißt von den Kurszielen her, bevor ich meinen Semesterplan gestalte. Dieser Ansatz ist natürlich weder neu noch stammt er von mir; 1998 haben Grant Wiggins und Jay McTighe in Understanding by Design skizziert, wie man „backward design“ einsetzen kann, um sicherzustellen, dass alle verschiedenen Elemente eines Kurses aufeinander abgestimmt sind. Man arbeitet sich also von hinten nach vorne durch, definiert zuerst messbare Ziele, entwickelt anschließend Aufgaben, anhand derer man beurteilt, ob die Studierenden die Ziele erfüllen, um schließlich die regelmäßigen Aktivitäten für den Unterricht zu planen, die Studierenden helfen, das Material zu verstehe und verschiedene Aufgaben erfolgreich zu absolvieren.

Qualifikationsziele und Kursinhalte

Dementsprechend habe ich für den Kurs Übersetzen aus dem Arabischen und ins Arabische bisher folgende Qualifikationsziele formuliert:

  • Die Studierenden haben ein Verständnis für unterschiedliche Textarten und ihre sprachlichen Charakteristika und wie sich diese auf den Übersetzungsprozess auswirken;
  • sie entwickeln Übersetzungskompetenzen durch aktive Teilnahme in Übersetzungsaufträgen und deren Kommentierung;
  • sie kennen deutsch- bzw. englischsprachige Terminologien zur Beschreibung von Übersetzungsphänomenen;
  • sie können Übersetzungen vergleichen und kritisch diskutieren;
  • sie verstehen den Aspekt der kulturellen Diversität beim Übersetzen und verfügen über Kategorien zur qualitativen Analyse von Übersetzungen;
  • sie haben ein Bewusstsein für die Etikette bei der Kommunikation in Diskussionsforen.

Aus diesen Stichpunkten ist ersichtlich, dass ich mich bereits vor der Formulierung der Qualifikationsziele für ein vorrangig asynchrones Lehrformat entschieden hatte, dass auf geringe Unmittelbarkeit setzt und keiner hohen Bandwidth bedarf. Hauptmedium der Interaktion zwischen Studierenden untereinander sowie zwischen den Studierenden und mir soll ein Diskussionsforum in Blackboard sein.

Meine Vorstellung ist, dass die Studierenden im Abstand von drei Wochen jeweils (mindestens) zwei Texte übersetzen, einen aus dem Arabischen und einen ins Arabische. Für das Einreichen der Übersetzungen erstelle ich Aufgaben in Blackboard; hier laden die Studierenden bis zu einem zuvor festgelegten Zeitpunkt ihre Übersetzungen hoch.

Anschließend übertrage ich diese Übersetzungen anonymisiert in das Diskussionsforum in Blackboard. Die Studierenden haben dann die Aufgabe, die eingereichten Übersetzungen in Beiträgen zu kommentieren und zu diskutieren. Dafür haben sie eine Woche Zeit.

Die nächste Woche dient dann Überarbeitung der eigenen Übersetzungen sowie der Vorbereitung auf eine Live-Session, also eine Videokonferenz, bei der die Studierenden und ich gleichzeitig – also synchron – zusammenkommen und in „Echtzeit“ interagieren. Hier soll noch einmal mündlich über die Übersetzungen diskutiert werden. Hierfür setze ich zunächst eine Stunde an. In der Videokonferenz werden auch die Texte für die nächste Übersetzungsaufgabe festgelegt, ggf. auf Vorschlag der Studierenden. In der ersten Live-Session soll diese Struktur auch schon ein erstes Mal evaluiert werden, wobei auch das Diskussionsforum Möglichkeit zur Zwischenevaluation bietet.

Sofern sich dieser Rhythmus aus erstens Übersetzungsaufgabe, zweitens schriftlichem Kommentieren, drittens mündlichem Diskutieren beim ersten Mal bewährt, wiederholt er sich bis zum Ende der Vorlesungszeit noch zweimal. Damit übersetzen die Studierenden insgesamt mindestens 6 Texte im Kursverlauf.

Da im Mittelpunkt dieses Kurse das Übersetzen steht, habe ich die Kursinhalte entsprechend knapp gehalten:

  • Die Studierenden üben das Übersetzen von Texten unterschiedlicher Art aus dem Arabischen und ins Arabische;
  • sie erarbeiten sich selbstständig einen Einblick in moderne Übersetzungstheorien und wenden entsprechende Analysekategorien der Translationswissenschaft für die Diskussion verschiedener Übersetzungsmöglichkeiten an;
  • die Diskussion der Übersetzungen findet vorrangig im Forum in Blackboard statt und wird in drei Live-Sessions zusammengefasst.

Was noch offen ist …

Welche Primärtexte?

Ich habe mich noch nicht entschieden, welche Texte ich mit den Studierenden übersetze, obwohl ich meist sofort zu Gedichten neige. Allerdings möchte ich in der ersten Live-Session mit den Studierenden über verschiedene Gattungen, Arten, Sorten von Texten sprechen, sodass wir uns vielleicht gemeinsam auf zwei Texte für die erste Übersetzungsaufgabe einigen.

Auch für die weiteren Übersetzungsaufgaben möchte ich eigentlich Input der Studierenden einholen. Es geht in dem Kurs nicht darum, Texte zu einem bestimmten Thema oder von einem bestimmten Autor oder aus einer bestimmten Zeit zu übersetzen, sondern sich eben genau vor Augen zu führen, inwiefern unterschiedliche Texte unterschiedliche Übersetzungsmethoden verlangen, vielleicht aber auch Gemeinsamkeiten in den Übersetzungsergebnissen aufweisen.

Welche Sekundärtexte?

Für die Diskussion der eingereichten Übersetzungen müssen sich die Studierenden eigenständig ein angemessenes Analysevokabular aus dem Bereich der Translationswissenschaften aneignen. Entsprechende Literaturhinweise stelle ich in Blackboard bereit, gebe jedoch nicht vor, welche Texte davon durchzuarbeiten sind. Selbst wenn ich alle diese Texte als sinnvoll und für die Diskussion zuträglich erachte, gehe ich davon aus, dass manche Studierende auch ohne die Bearbeitung theoretischer Texte konstruktive Kommentare zu Übersetzungsvarianten und Übersetzungsmöglichkeiten verfassen können. Vielleicht stoßen die Studierenden bei ihren Recherchen auch auf Sekundärtexte, die ihnen als noch besser geeignet oder verständlicher erscheinen als diejenigen, die ich vorausgewählt habe. Auch für die Diskussion um Sekundärtexte bietet sich das Forum an.

Etikette bei der Kommunikation in Online-Foren

Ich habe noch keine Ausschau nach Blogbeiträgen oder gar Sekundärliteratur zum Verhalten in Online-Foren gehalten, denke aber, dass es durchaus sinnvoll ist, eine Art Code of Conduct zu präsentieren. Vorschläge willkommen!

Prüfungsleistung

Das Modul sieht eine mündliche Prüfung bzw. ein Fachgespräch (ca. 20 Minuten) als Prüfungsleistung vor. Ob und – wenn ja – wie diese im Sommersemester 2020 kontaktlos umgesetzt werden kann, ist noch nicht klar.

Meine Vorstellung ist, dass die Studierenden nach der letzten Live-Session die im Kurs behandelten Texte intensiv vorbereiten. In der mündlichen Prüfungen wählen die Studierenden blind jeweils einen arabischen und einen nicht-arabischen Text. Aus diesen beiden Texten übersetzen sie dann jeweils einen angemessen Teil während der mündlichen Prüfung, bevor wir über verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten und Terminologien, mit deren Hilfe sich Übersetzungen beschreiben lassen, ins Gespräch kommen.

Abschließend …

Diese Ideen zur sprachpraktischen Übung Übersetzen aus dem Arabischen und ins Arabische sind noch nicht in Gänze ausgearbeitet; sehr wahrscheinlich habe ich noch nicht alles bedacht, was es zu bedenken gibt. Auch gibt es sicherlich andere Möglichkeiten, einen solchen Übersetzungskurs als distant learning course aufzuziehen. Über entsprechende Ideen und Vorschläge oder einfach Gedanken in den Kommentaren zu diesem Beitrag freue ich mich!

Selbst bei einem zu Anfang eines Semesters relativ feststehenden Lehrplan habe ich mir immer erlaubt, flexibel auf Rückmeldungen von Studierenden zu reagieren, den Arbeitsaufwand anzupassen oder Literatur- und Themenwünsche unterzubringen. Auch dieser Kurs wird da keine Ausnahme bilden; eher setze ich auf eine aktive Rückmeldung durch die Studierenden nach dem ersten Durchlauf der von mir konzipierten Struktur, sodass ich die Lernerfolgskontrollen der dann folgenden Wochen ggf. anpasse und entsprechend der Qualifikationsziele weiterentwickle.

Im nächsten Beitrag folgt wahrscheinlich ein zeitlicher Überblick zu diesem Kurs.

Bis auf Weiteres …

Erkunden und ausprobieren

Die Notwendigkeit, den gesamten Unterricht des kommenden Sommersemesters 2020 in den digitalen Raum zu verlegen, kam für Studierende wie Lehrende überraschend. Ist es überhaupt möglich, Methoden- und Inhaltswissen einer Philologie wie der Arabistik gänzlich online zu vermitteln und sich anzueignen?

Ich bin der Meinung: Ja!

Holzlaube, aufgenommen mit einer Pentax ME Super und einem Ilford Delta 3200. Quelle: Victoria Mummelthei.

Ein Fach wie Arabistik in seiner disziplinären Breite zwischen Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaft und darüber hinaus kann sehr wohl im digitalen Raum fernab von Bibliotheksgebäuden und Lehrräumen studiert und gelehrt werden.

Wie das gehen kann, davon berichte ich in diesem Blog.

Die Idee dazu kam mir gestern Abend, da ich eifrig damit beschäftigt war, meine Kurse im Sommersemester 2020 so zu strukturieren, dass Lern- und Qualifikationsziele im Zusammenspiel zwischen asynchronen und synchronen digitalen Lehr- und Lernformen erreicht werden können.

In den folgenden ersten Blogbeiträgen werde ich sehr konkret die Ideen für meine (arabistischen) Kurse darlegen; im Verlauf des Semesters sollen dann Erfahrungsberichte zeigen, was wie gut oder schlecht oder gar nicht funktioniert, was sich bewährt hat und was angepasst werden musste, welche konkreten Tools (z. B. im Blackboard aber auch Videokonferenzmöglichkeiten wie Adobe Connect) sich als nützlich und verlässlich erwiesen haben und welche nicht, wovon die Studierenden begeistert waren und wovon nicht, und so weiter.

Mit solchen Blogbeiträgen möchte in diesen Zeiten dynamischer Entwicklung transparent machen, welche Gedanken ich mir in Sachen Lehrplanung und Ausführung der Lehre in diesem „Kreativsemester“ mache. In dieser Hinsicht werden die Beiträge zumeist aus Spontaneität heraus entstehen und verfolgen einen explorativen Ansatz. Denn das ist es wohl, was das kommende Sommersemester für mich und meine Lehre prägen wird: erkunden und ausprobieren, und zwar zusammen mit den Studierenden!


Wer bin ich?

Quelle: Victoria Mummelthei

Mein Name ist Victoria Mummelthei. Ich bin seit 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Seminar für Semitistik und Arabistik. In dieser Position gehört zu meinen Aufgaben nicht nur das Unterrichten in Bachelor- und Masterstudiengängen der Arabistik, sondern auch die Pflege der Internetseite und das Betreiben der Facebook-Seite der Arabistik; einige Studierende kennen mich außerdem als stellvertretende Studiengangsbeauftragte für den Masterstudieng Arabistik.

Ich unterrichte Kurse für Bachelor- und Masterstudierende aller Semester, darunter vor allem Kurse zur modernen arabischen Literatur als Teil der globaler Literatur und im Spiegel moderner literatur-, sprach- und kulturwissenschaftlicher Theorien – und manchmal auch kühne Kombinationen wie „Koran und Literaturtheorie“, ein Kurs, von dem ich, sofern ich die Gelegenheit finde, gern noch einmal berichte im Rahmen dieses Blogs.

Obwohl ich mir bereits in früheren Semestern Gedanken über eine intensivere Nutzung der Online-Lernplattform Blackboard für meine Literaturkurse gemacht habe, war es für mich nie eine Option, einen Kurs gänzlich digital und ohne Präsenzstunden in Lehrräumen durchzuführen. Insofern wird das kommende Sommersemester eine Herausforderung.

Ich hoffe, mich mit den Möglichkeiten von Blackboard sowie den angeschlossenen webbasierten Kommunikationssystemen wie Adobe Connect gut genug auszukennen, um den Studierenden das Erreichen von Lernzielen zu ermöglichen. Dabei steht für mich zweierlei im Mittelpunkt:

Austausch und Feedback.

Beides bildet für mich die Grundlage dafür, dass die Vermittlung meiner Kursinhalte in gänzlich digitaler Form gelingt, dass sich Studierende – wenn auch aus der Ferne – aktiv mit den Kursinhalten beschäftigen und am Ende zu Lernerfolgen gelangen, die Voraussetzung für ihr weiteres Studium oder ihren Studienabschluss bilden.