Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Eine Hauptstadt nassauert

Wappen des Hauses Nassau (Foto: JohanIV, PD)

Das deutsche Verb nassauern dürfte im Sprachgebrauch eher auf dem absteigenden Ast sein (op zijn retour zijn – im Niederländischen ohne Pflanzenbezug). Dem etymologischen Wörterbuch zufolge geht nassauern zurück auf nass, aber nicht etwa im Sinne von feucht. Früher hatte nass auch die Bedeutung von „arm, ohne Geld, umsonst“, so sagt es der Kluge und fügt hinzu, das Verb nassauern sei eine „Scherzbildung zum Ortsnamen Nassau“. Wer nassauert, der lebt auf Kosten anderer, ist also ein Parasit oder Schmarotzer. Was genau das mit dem Städtchen Nassau an der Lahn zu tun hat, lässt sich wohl nicht erklären, ohne sich dessen Einwohner zum Feind zu machen.

Laten we nu van de hak op de tak springen (vom Hundertsten ins Tausendste kommen – hier bringt das Niederländische nun doch den sprichwörtlichen Ast unter). Dass das niederländische Königshaus der Nassauer auf Kosten anderer lebt, mag volkswirtschaftlich gesehen vielleicht stimmen. Ein solcher Vorwurf kommt aber in der Regel nur sehr eingefleischten Monarchiekritikern über die Lippen.

Auto in Nassau (Foto: PK)

Tatsächlich haben die Nassauer ihren Namen sogar sehr großzügig zur Verfügung gestellt. Nicht nur musste das Residenzstädtchen Nassau als Stammsitz einer adligen Familie sein Toponym hergeben, um den Herrschergeschlechtern mehrerer europäischer Länder zur Identifikation zu verhelfen – neben den Niederländern etwa auch den Luxemburgern. Zusätzlich übertrugen die niederländischen Monarchen den Namen auch auf die Siedlung, welche später einmal Hauptstadt der Bahamas werden sollte: Nassau. Ausnahmsweise hat dies nichts mit der niederländischen Kolonialgeschichte in der Karibik zu tun, denn die Bahamas waren vor ihrer Unabhängigkeit fast durchgehend britisch. Die Briten jedoch hatten im 17. Jahrhundert mit Wilhelm III. einen niederländischen Nassauer zum König, dem zu Ehren die Hauptstadt der Kolonie benannt wurde.

Den Landesnamen durften dagegen die Spanier stiften, die in den umliegenden Gewässern so ihre Schwierigkeiten mit der Navigation hatten und es baja mar, also „flaches Meer“ tauften. Die ebenfalls landschaftlich benannten niederen Lande hatten dabei nichts zu melden.

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Der Beitrag wurde am Mittwoch, den 24. September 2014 um 11:30 Uhr von Philipp Krämer veröffentlicht und wurde unter Etymologie, Karibik, Niederlande abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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