Fast wäre der diesjährige Koningsdag berührungslos an uns vorbeigezogen. Es gab ja genug andere Sorgen: Frankreich (erste Wahlrunde), Großbritannien (Neuwahl), USA (eigentlich alles, was mit Trump zu tun hat). Trotzdem lohnt es sich, kurz an den Feiertag zurückzudenken, nämlich wegen eines Artikels, der zum Koningsdag im NRC erschienen ist.
In ihrer Sprachkolumne schreibt Japke-d. Bouma, dass wir wieder zur Bezeichnung Koninginnedag zurückkehren sollten.
Nach Jahrzehnten mit Beatrix, Juliana und Wilhelmina fällt es schwer, sich an etwas Neues zu gewöhnen. Für überzeugte Traditionalisten ist das die schlimmste aller Vorstellungen: das man die weibliche Form als vertrauter empfindet als die männliche und man das Gefühl hat, sie könne doch einfach so stehen bleiben. Der Mann ist dann eben „mitgemeint“, wie man das beim generischen Maskulinum für die weibliche Welt auch gerne postuliert. Natürlich ist hier im engeren Sinne nichts generisch, denn es gibt jeweils immer nur ein Staatsoberhaupt zur gleichen Zeit, das an dem Tag gefeiert wird. Nicht umsonst hängt der Feiertag mit dem royalen Geburtstag zusammen. Aber das Wort an sich ist eben dennoch verallgemeinernd. Damit benennt man den Feiertag, mit dem das jeweils amtierende Staatsoberhaupt gefeiert wird, mal Frau, mal Mann. Ungefähr so wie wir weiter vom Bundeskanzleramt sprechen, obwohl seit ebenfalls gefühlten Jahrzehnten dort eine Frau regiert. Nun wird der Koninginnedag erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts überhaupt gefeiert, und seitdem regierten in den Niederlanden durchweg immer nur Frauen. Mit Fug und Recht kann man also behaupten, dass der Begriff dauerhaft mit der weiblichen Form gebildet wurde und so lexikalisiert ist.
Abseits dieser monarchischen Geschlechterfragen bietet die NRC-Artikel noch ein anderes schönes Phänomen, das nicht selbst Thema des Artikels ist: den Nonchalantivsatz. Im letzten Absatz finden wir davon gleich drei:
Wat zeg ik: we maken Máxima óók ons staatshoofd. Hebben we er twee, kan ons het schelen.
En als we dan toch bezig zijn, maken we er ook weer 30 april van. Kunnen de toeristen met een Lonely Planet van 2002 ook weer meedoen.
Van 27 april maken we dan Republikeinendag. Hebben die mensen ook eens een feestje.
Gemeint sind die Sätze, die alle mit einem Verb anfangen. Auf Deutsch funktionieren sie ganz genauso, man kann sie mehr oder weniger direkt übersetzen – auf Englisch wegen der strikten SVO-Stellung dagegen nicht. Das hat mit der relativ einfachen Art und Weise zu tun, wie sie zustande kommen:
Vor dem Verb könnte ein dan oder ein zo stehen, das den vorhergehenden Satz wieder aufgreift. Damit ist das Vorfeld vor dem Verb besetzt und das Subjekt tritt dahinter. Nur dass das Vorfeld wegfallen kann, weil der Inhalt des Weggelassenen ohnehin der vorherige Satz ist. Wenn kein Satz vorausgeht, wird die Konstruktion schwierig. (Aber nicht unmöglich, z.B. bei sowas wie „Haben wir das auch geschafft!“ wenn eine Aufgabe erledigt ist.)
Die spannende Frage ist eher: Was genau sagt diese Konstruktion eigentlich aus? Wie unterscheidet sie sich von einem Satz, in dem das Vorfeld explizit genannt wird? Die stilistische Konnotation wird anders. Ein wenig Ernsthaftigkeit geht verloren, die Aussage klingt ungezwungen, beiläufig, oder wie im ersten Beispiel wörtlich: „kan het ons schelen!“ – Was macht das schon, was soll’s. Deshalb also ein Nonchalantivsatz, oder wenn man lieber deutsche Terminologie möchte, ein Wurstigkeitssatz. Also eigentlich genau das, was den verbissenen Kämpfern gegen geschlechtergerechte Sprache so oft fehlt.
Tags: Auf Deutsch, royalty
Am 14. Mai 2017 um 15:29 Uhr
PS’je bij de foto.
Meer weten over de hoofddeksels van Beatrix? Dan op naar Paleis Het Loo: ‘Chapeaux! de hoeden van Koningin Beatrix’(tot 27 augustus). Zie ook hier.