Provenienzforschung (onderzoek naar de herkomst) ist mittlerweile ein Bereich, in dem sich, namentlich bei den deutschen Museen (Raubkunst), viel tut. Auch unsere eigne Alma Mater, die Freie Universität Berlin, hat in der Universitätsbibliothek eine Abteilung Stabsstelle NS-Raub- und Beutegut. Von dort erhielten wir die Nachricht über einen ganz besonderen Fund und die überaus glückliche Restituierung desselben an den niederländischen Erben, wohnhaft in Maastricht.
In der Fachbibliothek Judaistik der Campusbibliothek wurde ein Pentateuch (die fünf Bücher des Mose) aus dem Jahre 1914 gefunden; darin eine Widmung vom Oberrabbiner Levy an Fritz Berets (21.6.1906 Krefeld – 28.3.1945 KZ Buchenwald) zu dessen Bar-Mizwa 1919 in Krefeld. Da die Provenienz nicht klar war, wandte man sich an obengenannte Stabstelle der UB. Die machte sich an die Arbeit.
Dabei stellte sich heraus, dass die Familie Berets in den 30er Jahren von Krefeld in die Niederlande ausgewandert war. Fritz Berets wurde mit seiner Frau und zwei Kindern im Februar 1944 ins Durchgangslager Westerbork gebracht. Im September wurde die Familie nach Auschwitz transportiert, wo Fritz‘ Frau Lena und die 4-jährigen Zwillinge Erik und Irene im Oktober ermordet wurden. Nach der Räumung des Vernichtunglagers durch die Nazis, kam Fritz Berets nach Buchenwald. Dort wurde er am 28. März ermordet. Die meisten seiner neun Geschwister wurden ebenfalls in verschiedenen Konzentrationslagern umgebracht.
Fritz‘ Bruder Ernst David Berets (1898-1943) war bereits im Mai 1940 in den Niederlanden verhaftet und wegen ‚landesverräterischen Beziehungen‘ zu 5 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er hatte im belgischen Grenzgebiet Informationen für den niederländischen Nachrichtendienst gesammelt. Im Dezember 1940 war er nach Auschwitz gebracht worden, wo er im Januar 1943 ermordet wurde.
Für ihn wurde in Maastricht am 22. Oktober 2013 dieser Stolperstein gelegt.
Darüber stolperten bei ihren Nachforschungen die FU-Mitarbeiter. Man nahm Kontakt auf zu Struikelsteentjes Maastricht. Ein Mitarbeiter von Struikelsteentjes brachte die Forscher mit dem Neffen des ermordeten Fritz Berets in Kontakt: Alexander Ernst Berets.
Alexander Ernst Berets war zweieinhalb als sein Vater festgenommen wurde. Er hat an ihn also keine Erinnerungen, wie er in diesem Interview (ab 05:15) für den Maastrichter Fernsehsender erzählt; und wen man nicht kennt, den kann man auch nicht vermissen. Seine Mutter habe ihm ein gute Erziehung angedeihen lassen, weshalb er ein (er lächelt) guter Staatsbürger geworden sei. Die Ehre, die seinem Vater zuteil wurde (Stolperstein), habe ihn tief gerührt.
Und jetzt dieses Pentateuch aus Berlin!
Er fühle sich sehr geehrt, dieses Buch, das mal seinem Onkel gehört hat, am 4. Mai 2017 in der Maastrichter Synagoge in Empfang nehmen zu dürfen… und er sei nicht mal jüdisch!
(Seine Mutter war nicht jüdisch.)
Schauen Sie sich dieses Interview mal an. Sehen Sie über das gezeigte Bibliotheksbild hinweg (das ist nicht die FU). Alexander Berets spricht Mestreechs, was es für mich – Limburgerin – noch anrührender macht.
Am Ende (09:33): bewegende Bilder der Übergabe in der Synagoge …
Gut gemacht FU!
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