Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Mehr Multi in Aruba

Von den drei ABC-Inseln war Aruba schon immer diejenige, die als erstes neue Wege ging. Lange bevor ein politischer Sonderstatus für die anderen niederländischen Karibikinseln in Frage kam, erreichte Aruba schon 1986 die Aufwertung zum autonomen Teil des Königreichs. Die Neuordnung der politischen Verhältnisse für die anderen Inseln geschah erst 2010.

Jetzt macht Aruba wieder einen Schritt nach vorne. Wie der Bildungsminister bekanntgab, wird ab nächstem Jahr landesweit der plan di scolnan multilingual umgesetzt: der Plan für mehrsprachige Schulen. Schon seit einigen Jahren wurde das Vorhaben an zwei Modellschulen getestet und das Pilotprojekt wurde nun als erfolgreich angesehen, so dass es künftig auf fast alle Schulen ausgedehnt werden soll.

In der ehemaligen Juliana School von 1888 wird schon lange Papiamento gesprochen: Dort sitzt der Rechnungshof. (N.L.Jen, CC-BY-SA 3.0)

In der Grundschule wird künftig ab der ersten Klasse auf Papiamento unterrichtet. (Nicht etwa auf Papiamentu, denn es geht ja um Aruba.) Ab Mitte der zweiten Klasse wird Niederländisch als Sprachfach eingeführt, ab der dritten Klasse Englisch und ab der fünften Klasse Spanisch. Erst ab der fünften Klasse wird dann schrittweise zum Niederländischen auch als Unterrichtssprache übergegangen. Damit soll sichergestellt werden, dass alle Kinder zunächst in der vertrauten Muttersprache unterrichtet werden anstatt direkt von Schulbeginn mit einer Sprache konfrontiert zu werden, die von den meisten zuhause nicht benutzt wird. Trotzdem wird Niederländisch gebraucht, wenn man studieren möchte oder in vielen Berufsfeldern erfolgreich sein will. Eine ähnliche Regelung gibt es zum Beispiel auch auf Sint Eustatius, bloß mit Englisch statt Papiamento.

Die neuen Regelungen auf Aruba gelten für alle Schulen unabhängig vom Schulmodell und Träger. Einzige Ausnahme sind die protestantischen Schulen. Dort ist weiterhin Niederländisch die reguläre Unterrichtssprache.

Ironischerweise hat das Bildungsministerium seine Informationen zur mehrsprachigen Schule auf seiner Webseite nur in einer Sprache zugänglich gemacht: auf Papiamento. Auch die FAQ-Sektion der Seite ist nur auf Papiamento verfügbar. Dort kann man beispielsweise lesen:

Si introduci Papiamento na scol, esaki lo bay stroba desaroyo di Hulandes?

Al contrario! Un bon dominio di Papiamento ta un condicion pa un bon dominio di Hulandes.

Wenn man Papiamento in der Schule einführt, wird dies die Entwicklung des Niederländischen hemmen?

Im Gegenteil! Eine gute Beherrschung des Papiamento ist Bedingung für eine gute Beherrschung des Niederländischen.

Das ist eine recht fortschrittliche Sichtweise in der Bildungspolitik. In Deutschland beispielsweise herrscht immer noch die Meinung vor, Kinder aus nicht-deutschsprachigen Familien sollten in der Schule möglichst nur Deutsch lernen, weil eine zusätzliche Förderung ihrer Familiensprachen den Spracherwerb der landesweit wichtigen Sprache angeblich hemmt. Dass das zu kurz gedacht ist, hat man offenbar in der Karibik früher eingesehen als in Europa.

Interessant ist auf der Webseite des Bildungsministeriums auch die Aussage

Di e idiomanan stranhero Hulandes ta esun cu ta haya mas ora di dedicacion desde trempan.

Von den Fremdsprachen ist das Niederländische diejenige, der von früh an am meisten Stunden gewidmet werden.

Damit ist im Wortlaut noch einmal ganz deutlich gemacht, was politisch erst nach und nach akzeptabel war – aber der sprachlichen Realität schon immer entspricht: Das Niederländische ist auf Aruba eine Fremdsprache. Ob die anderen Inseln wieder über 20 Jahre länger brauchen, um die Sprachgewohnheiten der Gesellschaft auch in der Schule zu berücksichtigen?

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Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 21. Dezember 2017 um 09:40 Uhr von Philipp Krämer veröffentlicht und wurde unter Karibik abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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