Kennen Sie das Wort Ankeiler? Ich auch nicht. Das Wort gibt es aber, wie ich neulich gelernt habe, und zwar im Niederländischen. Da wird es für die Präsentation eines kleinen Textausschnitts auf Zeitungswebsites oder in Blogs verwendet, die den Besucher zum Lesen des ganzen Beitrags animieren sollen.
Henri Bruntink wies auf Twitter auf dieses Wort hin:
Grappig. Wij gebruiken het woord ‚ankeiler‘ voor berichten met een doorlees. De Duitsers hebben het steeds vaker over ‚angeteasert‘.
— Henri Bruntink (@henribruntink) 12. März 2014
Auf Deutsch verwenden wir wohl tatsächlich vor allem das englische Lehnwort Teaser bzw. als Verb teasen oder eben anteasen, das auch Eingang in den Duden gefunden hat. Das Präfix an- könnte hier in Analogie zu anreißen oder anfixen hinzugefügt worden sein. Als Alternative für Teaser ist auch der Anrisstext gebräuchlich.
Ankeilen bzw. den Ankeiler gab und gibt es aber meines Wissens auf Deutsch nicht, womit das niederländische ankeiler ein Pseudolehnwort wäre, also eins, das zwar deutsch aussieht, aber nicht aus dem Deutschen kommt. (Im Deutschen haben wir derartige Pseudolehnwörter auch; das bekannteste Beispiel ist wohl unser Handy.)
Die interessante Frage ist dann natürlich, wie es dieses Wort ins Niederländische geschafft hat. Ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung habe.
Aber vielleicht weiß es ja eine/r von Ihnen, liebe Leser?
Tags: Auf Deutsch
Am 14. März 2014 um 16:39 Uhr
Hallo Herr Hüning, das Deutsche Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm führt sehr wohl ein Verb namens „ankeilen“ auf.
https://www.woerterbuchnetz.de/DWB?lemma=ankeilen
Am 14. März 2014 um 17:44 Uhr
Oh, ja, stimmt, es scheint das Verb in einer alten Bedeutung offenbar tatsächlich mal gegeben zu haben. Das einzige Belegzitat, das die Grimms da anführen, ist allerdings irgendwie dubios. Mir fällt jedenfalls so recht keine passende Interpretation ein.
Und zudem bleibt es natürlich fraglich, wie man von da zu der Bedeutung kommt, um die es mir hier geht.
Am 14. März 2014 um 17:52 Uhr
Vielleicht ist es in dem Zitat („mit dem hammer schlag und keil an den stein ihn an“) ja synonym mit ‚einkeilen‘ in der Bedeutung ‚mit einem Keil befestigen’…
Am 15. März 2014 um 09:20 Uhr
het „genootschap Onze Taal“ vermeldt op zijn website:
Ankeiler is in de jaren tachtig van de vorige eeuw geleend uit het Duits; ankeilen betekent ‚aanklampen‘ en ook ‚aankondigen‘, ‚inleiden‘. Ook de vernederlandste spelling aankeiler komt voor
Voor Neerlandici is het een origineel Duits woord.
Am 15. März 2014 um 10:23 Uhr
Das Problem ist, dass es das Wort in dieser Bedeutung (‚aankondigen, inleiden‘) im Deutschen eben nicht gibt.
‚Ankeilen‘ wird im Deutschen selten verwendet und wenn, dann meist in der Bedeutung ‚(mit einem Keil) befestigen‘ oder ‚anraunzen, anschnauzen‘. Daher glaube ich die Onze Taal-Analyse nicht so ohne weiteres.
Henri Bruntink hat mich jetzt noch auf einen (leider anonymen) Blogbeitrag über das niederländische Wort ‚ankeiler‘ hingewiesen. Der Autor/die Autorin kommt zum selben Schluss wie ich: es ist sehr unklar, wie dieses Wort aus dem Deutschen ins Niederländische gelangt sein könnte.
https://oudmaarnieuw.blogspot.nl/2012/11/ankeiler.html
Interessant ist aber, dass die in diesem Beitrag genannte metaphorische Bedeutung „festhalten, ansprechen (um etwas zu verkaufen)“ aus dem 19. Jahrhundert tatsächlich auch heute noch vorzukommen scheint. Ich habe sie jetzt auf die Schnelle allerdings nur bei Sprecher/inne/n aus Österreich finden können. Beispiele:
https://twitter.com/michelreimon/status/355445423676203009
https://twitter.com/sueholzer/status/368736031350067200
https://forum.geizhals.at/t798868,6843982.html
Ein Austrizimus also? Ob dies wirklich der Ursprung des niederländischen ‚ankeilen’/’ankeiler‘ ist?
Jedenfalls kann man wohl festhalten, dass die Bedeutung, die das Wort im niederländischen Presse-Jargon hat, nicht (oder zumindest nicht direkt) aus dem Deutschen stammt. Diese Bedeutung hat das Wort erst im Niederländischen bekommen.
Am 18. März 2014 um 06:59 Uhr
Danke