BabMed-Wissenschaftlerin Ulrike Steinert präsentiert am 5. Februar 2015 im Rahmen der Ringvorlesung des SFB 980 ‘Episteme in Bewegung’ Ergebnisse aus ihrer aktuellen Forschung.
Unter dem Titel Körperwissen, Tradition und Innovation in der babylonischen Medizin stellt die Wissenschaftlerin einen noch weitgehend unerschlossenen Bereich der altmesopotamischen Medizin vor. Dabei geht es um die Kernfragen, die seit 2013 im Forschungsprojekt BabMed untersucht werden: Was wussten die babylonischen Heilkundigen über die Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers? Wie erklärten sie Erkrankungen und auf welche Ursachen führten sie diese zurück?
Obgleich das Wissen der babylonischen Gelehrten über den Körper und über Krankheitsursachen viel begrenzter war als das der modernen Medizin, weisen die medizinischen Keilschrifttexte auf ein komplexes System von Körperkonzepten, eingebettet in vielfältige kulturelle Diskurse. Verhandelt werden dabei Bezüge zum Bereich der Mythologie, Kosmologie und der religiösen Vorstellungen über das Verhältnis zwischen Menschen, Göttern und Dämonen.
In ihrem Vortrag wird Ulrike Steinert die in den medizinischen Keilschrifttexten greifbaren Körperkonzepte unter zwei Blickwinkeln betrachten: Im Vordergrund steht das Wissen der mesopotamischen Gelehrten und Ärzte über Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers, wobei sich der Vortrag auf die Vorstellungen über den weiblichen Körper und die Physiologie der sexuellen Reproduktion konzentriert. Anhand der antiken Textquellen werden Bezüge zwischen Körper-Konzepten und medizinisch-therapeutischen Praktiken herausgearbeitet. Andererseits soll der Versuch unternommen werden, die Entwicklungsprozesse dieser Wissensbestände im Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation zu beleuchten.
Das Gesamtprogramm der Interdisziplinären Ringvorlesung “Körperwissen: Transfer und Innovation” finden Sie hier.
Zum Nachhören: Listen, Read and Watch auf der Webseite des SFB 980 oder auf der BabMed-Webseite unter Audioarchiv, Vorträge BabMed Team.
Agnes Kloocke