Babylonian Medicine

Freie Universität Berlin

Vortrag Lennart Lehmhaus: Wissenskörper – rabbinische Metaphern zur menschlichen Physis im Talmud

Lennart Lehmhaus hält am 5. Februar 2015 einen Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung SFB 980 ‘Episteme in Bewegung’. Er ist Mitglied des SFB-980-Forschungsteams von Philip van der Eijk und Markham J. Geller: ‘Der Transfer medizinischer Episteme in den “enzyklopädischen” Sammelwerken der Spätantike’. Im A03-Teilprojekt befasst er sich speziell mit dem medizinischen Wissen über den menschlichen Körper und Heilmethoden in der spätantiken talmudischen Literatur.

In auffälligem Kontrast zu den griechisch-römischen Medizintraditionen findet sich in rabbinisch-talmudischen Texten kaum eine umfassende und konsistente Theorie zur menschlichen Physiologie und Anatomie. Der überwiegende Teil relevanter Informationen lässt sich nur aus vielen, zum Teil weit im gesamten Traditionskorpus verstreuten und oft sehr knappen Einzelpassagen gewinnen. Hier finden sich Aussagen und durchaus auch systematischer Beschreibungen zur Anordnung der Organe, zu ihrer Beschaffenheit, zu Sinneswahrnehmungen sowie zu Zeugungsprozessen, Schwangerschaft und Geburt oder der Menstruation.

Allerdings muss bei der Analyse und Rekonstruktion solcher Ansätze einer „Talmudischen Anatomie oder Physiologie“ stets deren komplexe kontextuelle Einbettung beachtet werden. Dies betrifft sowohl die direkte Einbindung in ganz spezifische narrative oder rhetorische Zusammenhänge als auch die Interaktion solcher Ideen mit weiteren, kulturellen Kontexten. Eine gängige Konzeptualisierung und Vermittlung anatomisch-physiologischen Wissens erfolgt bis in die moderne Medizinsprache über vergleichende Metaphern.

Im Vortrag soll daher insbesondere auf die metaphorische Beschreibung körperlicher Strukturen und Prozesse bei den Rabbinen eingegangen werden. Eine solche Analyse zielt auf kulturspezifische Verwendungsmuster sowie die diskursiven Strategien der Metaphorisierung ab. Dabei wird auch der Nexus zwischen dem Wissen vom Körper mit dem Wissenskörper des Gelehrten und dem Wissenskorpus der Tradition näher betrachtet.
Das Gesamtprogramm der Interdisziplinären Ringvorlesung “Körperwissen: Transfer und Innovation” finden Sie hier.

Zum Nachhören: Listen, Read and Watch auf der Webseite des SFB 980.

 

 

Tanja Hidde

Der Beitrag wurde am Wednesday, den 21. January 2015 um 09:41 Uhr von Tanja Hidde veröffentlicht und wurde unter Allgemein abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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