Enteignung

Und immer wieder die Frage nach Wohnraum in Berlin. Jeder kennt sie und ist direkt oder indirekt davon betroffen. Jeder erhofft sich Besserung, kennt jedoch keine perfekte Lösung. So auch die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“. Oder kennen eben sie schon die perfekte Lösung?

Wie im vorangehenden Beitrag beschrieben, soll sich die Enteignung vordergründig auf Artikel 15 des Grundgesetzes stützen. Dieser sei laut FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja „zurecht noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik angewendet worden, denn er öffnet Tür und Tor für willkürliche, staatliche Raubzüge.“

Eine Entschädigung würde dem Land Berlin nach momentanen Schätzungen zwischen 28 und 36 Mrd. Euro kosten, eventuelle Investoren abschrecken, die Kreditwürdigkeit Berlins herabsetzen und einen großen, langjährigen Rechtsstreit mit sich ziehen. Wozu das Ganze also? Die hitzige Debatte nach dem Grundbedürfnis Wohnraum hat jedoch zwei Seiten. Das Thema ist aktuell und viel diskutiert, Meinungen über Meinungen kursieren in Medien, Web und Alltag. Um sich ein klares Bild und eine fundierte Meinung bilden zu können, ist es wichtig, sich sowohl mit Stimmen für als auch mit Stimmen gegen Enteignung zu beschäftigen. Um speziell auf die möglichen Chancen und erhofften Ziele der Enteignung einzugehen, wird zunächst der Kern der Debatte betrachtet: Die Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“. Diese hat es sich zur Aufgabe gemacht, genug Unterschriften für ein Volksbegehren zu sammeln, um den ersten Stein zur Enteignung zu legen mit dem Ziel, Spekulationen zu bekämpfen und Existenzängste der Mieter zu bewältigen.

Ausgangssituation für diese missliche Lage sei unter anderem der bisher schlechte Umgang Berlins mit Staatseigentum. „Mietsteigerungen zur Haushaltssanierung und die Privatisierung zehntausender landeseigener Wohnungen sind die Ursache der heutigen Wohnungskrise”, meint Ralf Hoffrogge, der sich in der Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen” engagiert. Das Geschäftsmodell, Spekulationen mit Wohnraum zuzulassen, entstand als eine Folge aus dieser Privatisierung und gehöre laut Katrin Schmidberger, Politikerin im Bündnis 90/Die Grünen, abgeschafft. Sie schlägt vor, durch Enteignung den Bestand an gemeinwohlorientierten Wohnungen nach dem Modell von Wien, Basel oder Amsterdam auf ca. 50 % zu stärken, um wieder mehr Kontrolle über den Mietmarkt zu bekommen. Katja Kipping von den Linken sieht in der Enteignung sogar eine Handlung der Notwehr: „Es gibt seit Jahren eine Enteignung der Menschen mit mittleren Einkommen. Die Mieten sind explodiert. Wenn die Löhne und Renten in demselben Zeitraum nur ganz wenig stiegen, bleibt für die Menschen immer weniger zum Leben.”

Die Meinungen verschiedener Juristen zu dem Thema gehen sehr auseinander. Während der Verfassungsrechtler Helge Sodan ein solches Vorgehen für verfassungswidrig hält, berufen sich die Befürworter der Enteignung dabei auf den Artikel 28 der Berliner Verfassung: „Jeder Mensch hat das Recht auf angemessenen Wohnraum. Das Land fördert die Schaffung und Erhaltung von angemessenem Wohnraum, insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen…” und legitimieren ihren geforderten Eingriff mit dem 15. Artikel des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland: „Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden.“

Die Vorteile für die Mieter sind deutlich:

Die Mietpreise sollen sinken und in Zukunft nicht mehr unverhältnismäßig ansteigen.

Laut Berechnung der Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ ließe sich eine Mietpreissenkung von 0,97€ pro m² realisieren. Die betroffenen Wohnungen würden damit bezahlbarer und ein großer Teil der Mieter würde dauerhaft erheblich entlastet werden.

Darüber hinaus verspricht sich die Initiative von einer Enteignung, dass die betroffenen Mieter künftig ohne eine andauernde Existenzangst durch Modernisierungsmaßnahmen in ihren Wohnungen leben können, da Modernisierungsmaßnahmen nicht länger als Instrument zur Erhöhung der Mieten eingesetzt würden.

All die genannten Gründe würden aus Sicht der betroffenen Mieterinnen und Mieter zu einer Verbesserung ihrer Situation führen.

Die Frage, die sich jedoch stellt:  Wie legitim und angemessen ist es, dass die Stadt Berlin für diesen verhältnismäßig kleinen Teil ihrer Bürgerinnen und Bürger einen derartigen Betrag aufbringt?

Denn schließlich profitieren nur die betroffenen Mieter und selbst von diesen wahrscheinlich nicht alle in gleichem Maße. Oder können auch andere Bürger vielleicht von einer Enteignung der Wohnungsbaugesellschaften profitieren?

Neben den zuvor genannten, sehr emotionalen Argumenten, welche zudem von vielen Einzelschicksalen geprägt sind, geht diese Fragestellung häufig etwas unter. Langfristig betrachtet ist sie aber keineswegs unbedeutender, denn diese Fragestellung ist es letztlich, die darüber entscheidet, inwieweit eine Enteignung dauerhaft positive Auswirkungen auf den Berliner Wohnungsmarkt  hat oder ob lediglich die betroffenen Mieterinnen und Mieter profitieren.

In der aktuellen Diskussion geht es um ca. 15 % der gesamten Berliner Wohnungen, die von einer Enteignung betroffen wären. Würden diese der öffentlichen Hand gehören und Mieterhöhungen dort lediglich in Höhe der Inflation stattfinden, könnte eine Enteignung auch auf andere Bürger wirken. Denn mit einem solchen Anteil an staatseigenen Wohnungen würde man über einen nicht unerheblichen Anteil aller Wohnungen verfügen und hätte damit ein Instrument, um steuernd auf den Berliner Mietspiegel einzuwirken. Ein weiterer Vorteil, der jedoch erst in ferner Zukunft auftreten würde, wären die künftigen Mieteinnahmen, die zu einem noch unbekannten Zeitpunkt nicht mehr zur Tilgung der Kredite, sondern zum Neubau von Wohnungen verwendet werden könnten. Dieses Geld könnte unter anderem dafür sorgen, dass man sich von der Abhängigkeit von Immobilieninvestoren lösen könnte und dauerhaft neuen und vor allem bezahlbaren Wohnraum schaffen würde.

Die Diskussion rund um eine mögliche Enteignung beschäftigt die Gesellschaft. Während das eine Lager sehr ambitioniert und emotional argumentiert und fest von einer rechtlichen Umsetzbarkeit überzeugt ist, sieht die andere Seite sich teilweise zu unrecht angegriffen, zweifelt an der rechtlichen Legitimität und zeigt sich von außen betrachtet relativ unbeeindruckt.

Die Enteignungsdebatte wird, sofern die 77.001 eingereichten Unterschriften gültig sind, mit einem Volksbegehren fortfahren und schlussendlich wahrscheinlich zu einer juristischen Entscheidung führen. Wie lange dieser gesamte Prozess andauert und mit welcher  Entscheidung er ausgeht, lässt sich in der jetzigen Situation nicht sagen.

Doch es geht hier auch um viel mehr als nur um die Enteignung von ca. 240.000 Wohnungen. Es geht um eine gesellschaftliche Fragestellung, die uns alle betreffen sollte. Wie weit wollen wir einen Eingriff in die kaufmännische Freiheit zulassen, wenn es um so ein wichtiges Thema wie der Anspruch auf Wohnraum geht und wo ziehen wir die Grenzen?

Projekte gegen Gentrifizierung – aussichtslose Bemühungen oder einflussreiche Bewegungen?

Im Juni 2015 bekam der Obst- und Gemüseladen „Bizim Bakkal“ in der Wrangelstraße 77 vom Vermieter die Kündigung. Der Grund: das Haus soll Luxus-saniert werden, um die Wohnungen anschließend an eine neue, einkommensstärkere Zielgruppe zu verkaufen. „Bizim Bakkal“ ist der letzte familiengeführte Obst- und Gemüseladen in der Wrangelstraße und wird seit 28 Jahren im Kreuzberger Wrangelkiez geführt.

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Per Anhalter durch den Immobilienmarkt

Für unseren zweiten Blogeintrag haben wir uns etwas Hilfe geholt. Hatten wir im letzten Blogbeitrag unsere eigenen Rechercheergebnisse präsentiert, wollten wir nun zusätzlich Experten zum Thema Aldi und Wohnungsmarkt befragen. Hierzu hat sich freundlicherweise der leitende Redakteur Immobilien der Zeitung DIE WELT, Michael Fabricius, zur Verfügung gestellt. Ebenso die Senior Spezialistin Unternehmenskommunikation von ALDI Nord, Verena Lissek. Zum Schluss kommt noch ein Berliner Stadtplaner zu Wort, der aber anonym bleiben möchte. Dafür an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an unsere Interviewpartner.

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Jubiläum: Fünf Jahre ThF – Gesetz

 

5 Jahre, so lange ist nun schon der Volksentscheid zum Tempelhofer Feld (ThF) her. Anlässlich dieses Jubiläums veranstaltete die Bürgerinitiative „100% Tempelhofer Feld“ ein Fest am 25. Mai 2019 auf – was könnte man anderes erwarten – dem Tempelhofer Feld. Das lebhafte und ausgelassene Fest bot ein vielfältiges Programm, das von Musikbeiträgen und gemeinsamem Tanz bis hin zu Workshops, grillen und einer Radtour reichte. Wir waren mittendrin, um zu verstehen, was die Bürger damals bewegte, eine von rund 740.000 Stimmen gegen die Bebauung des Tempelhofer Feldes abzugeben, und ob sie noch immer mit derselben Überzeugung hinter ihrer damaligen Entscheidung stehen.

Die Initiative “100% Tempelhofer Feld” engagierte sich für den Erhalt des gesamten 380 Hektar großen Areals, aufgrund seiner Leistungs- und Funktionsfähigkeit im Naturhaushalt, der Eigenart und Schönheit seiner Landschaft, Erholungsfunktion, kulturhistorischen Bedeutung sowie als Ort des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Ziel war es, das Tempelhofer Feld als innerstädtischen Freiraum mit seinen besonderen Eigenschaften und Funktionen dauerhaft zu erhalten, in diesem Sinne weiterzuentwickeln und vor gefährdenden und verändernden Eingriffen zu schützen. Und was wollen Berlins Bürgerinnen und Bürger?

         

Eine Berlinerin sagt, dass das Feld unbedingt unbebaut bleiben muss, da die Stadt eine große Freifläche dringend nötig habe und den Bürgern so auch etwas Freiraum und Entspannungsmöglichkeiten in der sonst so erdrückenden und dichten Stadt geboten werde. Zudem habe sie die Sorge, dass, wenn erst einmal mit einer (Rand-) Bebauung angefangen werde, weitere Baupläne folgen würden. „Ich habe Angst, dass die Randbebauung nur der erste Schritt ist. Danach wird die Gier zu groß und es wird immer weiter gebaut. Dem Ganzen traue ich einfach nicht.“ In unseren Interviews wurde dieser Standpunkt immer wieder deutlich gemacht. Wenn das Tempelhofer Feld erst einmal „kaputt“ ist, ist es aus mit der Einzigartigkeit, dem unverstellten Blick in die Ferne und der Möglichkeit, sich frei entfalten zu können. Ein Berliner vergleicht das ThF  mit New York: „Die Ammis haben den Central Park und wir das ThF – und so soll es auch bleiben.“

Es lässt sich beobachten, dass viele der Politik gegenüber sehr negativ gestimmt sind. So merkt ein anderer Berliner an, dass er sich grundsätzlich nicht mit Politikern an einen Tisch setze. „Die sind für mich ein Feindbild. Das Engagement der Parteien beruht vor allem darauf, Stimmen der Wähler fangen zu wollen.“ Dies zeigt, dass die Initiative “100% Tempelhofer Feld” sich selbst losgelöst von der Politik sieht. Wir begegnen an diesem Tag einigen, die den Politikern kein Vertrauen mehr entgegenbringen können und deshalb das Gefühl haben, selber die Zügel in die Hand nehmen zu müssen. Die Initiative bietet den Gegnern daher eine Plattform, die für eine starke Einheit steht.

Darüber hinaus sprachen wir mit einer Abgeordneten von Bündnis 90/Die Grünen Neukölln. Sie wirkte damals mit viel Engagement beim Volksentscheid mit, um die Bebauung des Geländes zu verhindern und sammelte überall Unterschriften. Ihrer Meinung nach gilt das ThF als wichtige Freiluftschneise. Das Feld sorge dafür, dass der gesamte Bezirksbereich nicht so heiß sei. Im Gegensatz dazu ist der Alexanderplatz Berlins heißester Ort – bedingt durch die enge Bebauung. Solche Biotope, wie das ThF, mit grünen, unversiegelten Flächen, müssen erhalten bleiben. Das ThF ist ein Ort für sozialen Austausch und Freiheit und bietet einen ausgezeichneten Kontrast zum hektischen Stadtleben. Unsere Frage, ob sozialer Wohnungsbau mit niedrigen Mieten auf dem Areal überhaupt möglich sei, verneint sie. Die aktuellen Baurechte ließen keine preiswerten Wohnungen zu. Demnach wäre die Bebauung mehr als nur eine reine Randbebauung gewesen. Einer erneuten Volksabstimmung steht sie äußerst kritisch gegenüber. Die Bevölkerung habe ja bereits entschieden. Sie würde sich dann nicht für „voll genommen“ fühlen, es wäre regelrecht ein Vertrauensbruch und würde lediglich zu noch mehr Abwendung gegenüber der Politik führen. Das sei schädlich für Politik und Demokratie.

Auch uns kamen noch einige weitere Punkte in den Sinn, die gegen eine (Rand-) Bebauung sprächen. All dem übergeordnet steht jedoch ein ganz entscheidender Fakt: Das ThF-Gesetz. In Paragraph 5 dieses Gesetzes verpflichtet sich das Land Berlin auf die Errichtung von Gebäuden und Bauwerken zu verzichten. Mit einer Änderung dieses Gesetzes kann in naher Zukunft – unter Berücksichtigung der derzeitigen politischen Lage Berlins – nicht gerechnet werden.

Sollte es doch einmal zu einer Bebauung kommen, so wäre eine frühe Bürgerbeteiligung essentiell. Sobald es Architektenpläne gäbe, müssten diese mit den Bürgerinnen und Bürgern geteilt werden und ihnen genau erklärt werden, was gebaut werden soll und welcher Sinn und Zweck dahinter steht. Am besten wäre es wohl, wenn sie sogar schon in Planungsschritte involviert würden. Eine weitere Möglichkeit wird darin gesehen, mit „Minischritten“ die soziale Infrastruktur zu erweitern (und sozialen Wohnungsbau). Schulen, Kindergärten usw. seien von Nöten, denn bisher ist das ThF infrastrukturell unerschlossen.  

Jedoch gäbe es alternativ viele andere Flächen in Berlin zu bebauen. Hier wären zum Beispiel Berlins Kleingartenkolonien zu nennen. Das seien Leute, die die Fläche nur für sich privat haben und diese könne man für alle als Bauboden nutzen, merkt ein Berliner auf dem ThF an. Eng verwandt mit diesem Gedanken ist auch das derzeit viel diskutierte Thema  der Enteignung von Immobiliengesellschaften, von dem viele der Feiernden an diesem Tag überzeugt sind. Und weshalb werden nicht zuerst die zahlreichen leerstehende Räume und Freiflächen genutzt, die infrastrukturell bereits gut erschlossen sind? Sanierung von verfallenen und maroden Gebäuden oder deren Abriss mit anschließendem Neubau versiegelt keine weiteren Flächen und könnte gleichzeitig zu einem attraktiveren Stadtbild beitragen. Auch der Berliner Rand sollte stärker einbezogen und dort die BVG-Anbindung ausgebaut werden, schlagen zwei junge Wahlberliner vor.  Am Beispiel von Lidl und Aldi sehen wir, dass Flachbauten, die eine große Fläche einnehmen aufgestockt werden können und auch sollten. Folglich gibt es zahlreiche Möglichkeiten mehr Wohnraum zu schaffen, ohne weitere Flächen “zubetonieren” zu müssen.

Wenn eine Bebauung des Feldes für die nächsten Jahre und vielleicht sogar Jahrzehnte erst einmal erfolgreich abgewendet zu sein scheint, so fragen wir uns: Was passiert mit dem Tempelhofer Feld? Und nicht nur uns geht es so. Viele Berlinerinnen und Berliner, mit denen wir ins Gespräch kamen, hatten ähnliche Gedanken wie wir. Wenn auch nicht als Bauland, birgt das ThF trotz alledem enorm viel Potential. Das Areal könnte sehr viel an Schönheit gewinnen, wenn landschaftsarchitektonisch in das Feld investiert werden würde. Die scheinbar “unendliche Weite” des ThF hat zwar etwas nahezu atemberaubendes, aber gleichzeitig schwingt immer ein gewisser Charakter von Einöde mit. Über eine Bepflanzung mit Bäumen und anderem Grün würden sich viele Berlinerinnen und Berlin sicherlich freuen und die Lebensqualität, die man auf dem Feld spürt, könnte durch solch kleine ästhetische Maßnahmen noch weiter gesteigert werden.

Schlussendlich bleibt festzuhalten, dass immer eine unterschwellige Angst vor einer Bebauung bestehen bleiben wird, da die zunehmende Wohnungsnot, die sich gewiss in Zukunft noch weiter verschärfen wird, zu immer drastischeren Maßnahmen zwingt. Sollte es doch einmal zu einer Bebauung des ThF kommen, ist man sich einig. Die Investoren werden sich nicht zurückhalten und direkt versuchen, alles zu bebauen – ganz im Sinne von: Geld ist Macht.

 

Enteignung – Die Lösung für den Berliner Wohnungsmarkt?

Wohnen ist ein Grundbedürfnis, welches für den Menschen unverzichtbar ist. Es ist wichtig für jeden Einzelnen ein bezahlbares Dach über dem Kopf zu haben in einer Region, in der er sich wohlfühlt.

So steht es auch im Artikel 28 der Berliner Verfassung „Jeder Mensch hat das Recht auf angemessenen Wohnraum. Das Land fördert die Schaffung und Erhaltung von angemessenem Wohnraum, insbesondere für Menschen mit geringem Einkommen, sowie die Bildung von Wohnungseigentum.“

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Das Tempelhofer Feld – Bauland in Sicht!?

Berlin und seine Flughäfen: Ein äußerst sensibles Thema. Doch diesmal soll es zur Abwechslung nicht um den pannenbehafteten BER oder den vollkommen überlasteten TXL gehen, sondern um den Tempelhofer Flughafen. Seit der Schließung des Flughafens Ende 2008 haben die Berliner Bürgerinnen und Bürger – ganz nach hiesiger Manier –  das Tempelhofer Feld für sich eingenommen und nutzen es nun für den typischen Berliner Lifestyle. Das war nicht immer so geplant. Bereits in den 1990er Jahren wurde mit einem ersten Flächennutzungsplan überlegt, das Feld für Gewerbe und Wohnungsbau zu öffnen.

Äußerst laut und mit deutlicher Mehrheit stimmten Berlinerinnen und Berliner vor ziemlich genau fünf Jahren gegen eine Bebauung und damit für den Erhalt und Schutz des Feldes mit all seinen wahrgenommenen Funktionen als historisch und ökologisch bedeutsamer Ort. Das ThF-Gesetz wurde verabschiedet und so geriet auch das Thema Bebauung in Vergessenheit.

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Schöne neue Immobilienwelt

Die Vorfreude war groß: Das Abi mit super Leistungen bestanden, für das Traumstudium angenommen, endlich bei den Eltern ausziehen und machen was man will und dann…? Und dann findet man keine Wohnung am Studienort. Bewerbungen in WGs werden kaum beantwortet und wer eingeladen wird, ist auch nur einer von vielen. Die Warteliste des Studentenwohnheims ist nahezu unendlich und bietet mit Platz 4.100 auch kaum Hoffnung. Ein Bekannter in der Stadt lädt zu sich ein aber nach der dritten Woche auf dem Küchensofa wird die Atmosphäre etwas angespannt. Was nun? Ins Hostel ziehen? 12€ pro Nacht machen 360€ im Monat. Das ist immerhin günstiger als die meisten WG-Zimmer. Dafür gibt es keine Privatsphäre. Und anstatt sich mit den Studieninhalten auseinanderzusetzen, wird die kostbare Zeit stattdessen mit der Wohnungssuche verbracht. So hatte sich das niemand vorgestellt. Wer diese Scene selber nicht erlebt hat, lernt an der Uni sehr schnell Studenten kennen, denen es so geht.

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Gentrifizierung – Wer packt als nächstes?

Gentrifizierung ist eines der am stärksten diskutierten Themen der heutigen Zeit in den Großstädten Deutschlands, vor allem in der Hauptstadt Berlin.
Lange Zeit war es ein durch Hausbesetzungen und Demonstrationen von der linken Szene geprägter Protest, der mittlerweile aber auch in der Mittelschicht angekommen ist. Mitte April diesen Jahres gingen 35.000 Menschen in Berlin auf die Straße, um ihrem Ärger Luft zu machen.1

Es fällt einem leicht, die Unzufriedenheit zu verstehen, noch leichter wird es, wenn man als Student/in eine Wohnung in Berlin sucht und man bei seinen Besichtigungsterminen der Stadtgrenze bedrohlich nah kommt.
Als Berliner wird man schnell nostalgisch und erinnert sich an die Tage, an denen in Kreuzberg noch nicht ein Café neben dem anderen war, in dem der Kaffee fast mehr kostet als die Miete von vor 50 Jahren.

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Unsere Abschlussvernissage am 29.06.2018

Woran ist das Großprojekt BER gescheitert? Dieser Frage haben sich im Rahmen eines Projektes 120 Studierende gewidmet und sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt. Es wurden viele Experten und BER-Beteiligte befragt und mit ihnen über verschiedenste Thesen diskutiert.

So stellten sich zum Beispiel der ehemalige Planer der Brandschutzanlage des BER Alfredo di Mauro und der frühere Bauplaner und Architekt Dieter Faulenbach da Costa den Fragen der Studierenden. Auch politische Ansprechpartner standen dem Projekt als Experten zur Seite: Stefan Evers von der CDU, Harald Moritz von Bündnis 90/Die Grünen, Sebastian Czaja von der FDP und Martin Delius von den Linken folgten der Einladung. Lorenz Maroldt, Chefredakteur des Tagesspiegels, und Michael Fabricius von der Zeitung Die Welt begleiten das Projekt ebenfalls.

Auf Grundlage der Interviews mit den Experten sind interessante Blogbeiträge entstanden, gelesen von mehreren Hundert Leuten. Die Ergebnisse der Studierenden wurden auf der Abschluss-Vernissage am Freitag, den 29.06.2018, präsentiert und mit den Experten diskutiert. Ein weiters Mal haben sich Studierende und Experten auf die Suche nach den Problemursachen gemacht und wieder wurden spannende Einblicke und Statements gegeben. So sieht Herr Faulenbach da Costa den Grund für die vielen Verzögerungen im Projektverlauf unter anderem darin, dass Probleme gelöst wurden, indem man neue Probleme schafft. Auch seien die Flughafengesellschaften nicht lernfähig und würden so nicht zur Lösung der Probleme beitragen. Laut Herrn Czaja muss der BER zu einem Denkmal der Aufklärung werden, damit zukünftige Großprojekte in Deutschland diese Fehler vermeiden können. Es müsse sich eine Art Fehlerkultur entwickeln, um sicherzustellen, dass aus Fehlern gelernt wird und Fehlerberichte nicht nur archiviert werden. Es sei eine der Aufgaben der Medien, dieses Aufarbeiten zu unterstützen und Fehler aufzudecken, so Lorenz Maroldt.

Die Studierenden hingegen bemängeln vor allem das gegenseitige Zuschieben der Verantwortung. Keine der beteiligten Seiten möchte selbst Fehler eingestehen um zu vermeiden, dass man selbst das Gesicht des Problems wird. So würde ein lösungsorientiertes Handeln und Aufarbeiten verhindert werden. Gleichzeitig würde aber eine starke Vergangenheitsorientierung einer Weiterentwicklung im Weg stehen. Fazit der Abschluss-Vernissage ist von Seite der Studierenden, dass ein kollektives Versagen von allen Beteiligten aus besteht. Keiner trage die alleinige Schuld. Trotzdem würde zu sehr im Sinne der eigenen Interessen und zu wenige kooperativ gehandelt. Wo genau die Studierenden und die Experten die einzelnen Ursachen des Problems sehen, lesen Sie in der schon veröffentlichten und in den noch kommenden Blogbeiträgen.

Abschließend ist zu sagen, dass die Abschluss-Vernissage ein voller Erfolg war, wie auch das ganze Projekt. Es kamen nicht nur die Experten, sondern auch viele am Thema Interessierte. Die Vernissage ermöglichte noch einmal einen interessanten Wissensaustausch und regte zu Diskussionen an. Professor Braun und die Studierenden freuen sich über den die gute Resonanz bezüglich der Ergebnisse. Der Blog und die Social Media Kanäle hatten mehrere tausend Aufrufe und die Beteiligten hoffen, dass das Projekt auch in Zukunft so ein positives Feedback bekommt.

Aus Fehlern der Großen lernen

campus.leben – Studierende des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin untersuchen den Einfluss von Medien, Parteien, Experten und Bürgerinitiativen auf das Flughafenprojekt BER

https://www.fu-berlin.de/campusleben/lernen-und-lehren/2018/180628-ber-projekt-timo-braun/index.html