Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Drei belgische Königinnen und zwei belgische Könige

Bis vor Kurzem gab es drei belgische Königinnen gleichzeitig: Fabiola, Paola und Mathilde. Man könnte meinen, das sei eine typisch belgische Lösung: vielleicht eine für Flandern, eine für Wallonien, eine für Brüssel (oder die deutschsprachige Gemeinschaft). Aber so simpel ist es nicht.

Die Unterscheidung ist eine der weitreichenden Nuancen. Die Ehefrau des regierenden Königs ist die Königin der Belgier, ebenso wie ihr Mann König der Belgier (Koning der Belgen / Roi des Belges) ist. Er ist also, sprachlich und auch verfassungsphilosophisch gesehen, das Oberhaupt des belgischen Volkes. Paola, die Ehefrau des im letzten Jahr abgetretenen Albert II., darf sich dennoch weiterhin Königin nennen.

Fabiola im Jahr 1969, als sie noch Königin der Belgier war. (Foto: Karl H. Schumacher, PD)

Dieselbe Bezeichnung führte Fabiola, die Witwe des verstorbenen Baudoin / Boudewijn. Gelegentlich liest man für Fabiola oder Paola den Begriff Königin von Belgien. Dies kann man auf zweierlei Art deuten: Üblicherweise würde man erwarten, dass dieses von ungefähr Herrschaft über bedeutet. Schließlich war Beatrix auch Koningin der Nederlanden und nicht Koningin der Nederlanders.

Genau dies ist aber in Belgien nicht der Fall. Eher muss man das von lesen als in oder durch: Das Land gewährt den ehemaligen Königsgattinnen das Recht, sich weiterhin Königin zu nennen, sozusagen als Königin von Belgiens Gnaden. Im Land selbst vermeidet man das Verwirrungsrisiko und spricht einfach von Koningin Fabiola oder Reine Paola. Googelt man Koningin van België, dann findet man hauptsächlich Quellen aus den Niederlanden.

Am 05.12.2014 ist Fabiola im Alter von 86 Jahren gestorben. Sie galt als konservative, aber auch humorvolle Monarchengattin. Nun bleibt also eine Königin der Belgier und eine Königin von Belgien. Wem das zu wenig ist, möge sich daran erfreuen, dass es auch zwei Könige gibt. Filip / Philippe ist, wie erwähnt, als Staatsoberhaupt König der Belgier. Sein Vater Albert II. darf sich ebenfalls weiterhin König nennen, allerdings ist ihm genau wie seiner Gattin das Volk im Namen abhanden gekommen.
Sollte dies Albert traurig stimmen, kann er sich mit einer weiteren grammatischen Spitzfindigkeit trösten. Sein Sohn, für den er auf den Thron verzichtete, regiert bei besonders strenger Genus-Sexus-Auslegung nur die Hälfte des Volks. Einen König der Belgierinnen (Koning der Belgischen) gab es bisher noch nie. Angesichts der breiten Auswahl von Alt-Königen und -Königinnen wäre auch das sicher ein attraktiver Ersatztitel für den Ruhestand. Nur aus frankophoner Perspektive gibt der Titel wenig her: Als Roi des Belges wäre er nämlich formgleich mit dem Titel des aktuellen Herrschers. Ist das Königspaar am Ende auf Französisch geschlechtergerecht, auf Niederländisch und Deutsch aber nicht?

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Der Beitrag wurde am Samstag, den 6. Dezember 2014 um 20:47 Uhr von Philipp Krämer veröffentlicht und wurde unter Wortschatz abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

Eine Reaktion zu “Drei belgische Königinnen und zwei belgische Könige”

  1. Philipp Krämer

    Auch der königliche Hof scheint mit den Bezeichnungen der ganzen amtierenden und ehemaligen Könige und Königinnen ab und zu ins Straucheln zu geraten, wie man aus den Nachrichten erfahren kann.