Im Kupferstichkabinett findet zur Zeit die Ausstellung Maria Sibylla Merian und die Tradition des Blumenbildes statt (bis zum 2. Juli). Bis zum 25. Juni kann man als Ergänzung in der Gemäldegalerie die kleine schmucke Ausstellung Der Reiz des Kleinen – Naturstudien in Hollands Goldenem Jahrhundert besuchen.
Gehen Sie hin: es lohnt!
Aus gegebenem Anlaß haben wir in der Philologischen Bibliothek eine kleine Vitrine zu Maria Sibylla Merian eingerichtet. Warum wir, die Niederländische Philologie?
Nun, Maria Sibylla Merian (als Kind hatte sie die Raupen und ihre Verwandlung, die Insekten lieben gelernt) landete nach der Trennung von ihrem Ehemann bei den Labadisten in Friesland. Das Anwesen, das sie bewohnten, gehörte den Schwestern von Cornelis van Aerssen van Sommelsdijk, dem Gouverneur der Kolonie Surinam. Später zog es sie nach Amsterdam, wo auch die Schiffe der WIC (West-Indischen Compagnie) anlegten.
„In Holland sah ich jedoch voller Verwunderung, was für schöne Tiere man aus Ost- und West-Indien kommen ließ, … In jenen Sammlungen habe ich diese und zahllose andere Insekten gefunden, aber so, dass dort ihr Ursprung und ihre Fortpflanzung fehlten, das heißt, wie sie sich aus Raupen in Puppen und so weiter verwandeln. Das alles hat mich dazu angeregt, eine große und teure Reise zu unternehmen und nach Surinam zu fahren (ein heißes und feuchtes Land …), um dort meine Beobachtungen fortzusetzen.“ Quelle
Die Neugier siegte: 1699 schiffte sie sich ein. In Surinam entstanden die Zeichnungen, die zusammen mit ihren Beschreibungen zu ihrem allerschönsten Buch führten: im Jahre 1705 erschien Metamorphosis insectorum Surinamensium.
Die Universität Göttingen hat den Band digitalisiert; Sie können hier durch dieses prächtige Buch blättern.
Nicht unerwähnt bleiben soll, dass die Merian sich auch interessiert mit der einheimischen Bevölkerung unterhalten hat, und so von Indianerinnen einiges über Kräuter, Pflanzen und deren heilsame Wirkung erfuhr, u.a. Informationen darüber, wie Abtreibungen eingeleitet wurden.
Alexander von Humboldt blieben, exakt 100 Jahre später, solche, eher ‚weiblich‘ konnotierten Zusammenhänge, die Merian als Pionierin ausweisen, trotz seiner umfassenden ‚zweiten Entdeckung‘ Lateinamerikas verborgen.
In unserer Vitrine finden Sie auch zwei Biographien – die eine von Dieter Kühn: Frau Merian! Eine Lebensgeschichte.
Die andere von der niederländischen Autorin Inez van Dullemen: Maria Sibylla: een ongebruikelijke passie.
Beide Bücher sind auf Wunsch auszuleihen…
Jetzt sind Sie bestimmt neugierig geworden auf dieses Land in den Tropen, wo man sogar in Berlin, am Rande des Regenwaldes, Niederländisch spricht, oder?
Tags: Auf Deutsch, Geschichte, Kultur, wie is wie?