Babylonian Medicine

Freie Universität Berlin

„Drei Dinge lassen den Körper wachsen“- ein vergleichender Blick auf die Regeln zur gesunden Lebensweise (dieita) in den beiden Talmudtraditionen.

Dr. des Lennart Lehmhaus (SFB 980) und Tanja Hidde, M.A. (BabMed) werden im Rahmen des Arbeitskreises “Alte Medizin” an der Johannes Gutenberg-Universität, der unter der Leitung von Prof. Tanja Pommerening am 20. und 21. Juni 2015 in Mainz stattfindet, einen Vortrag halten zu einem Teilgebiet der talmudischen Medizin: den „Regeln zur gesunden Lebensweise“ (gr. dieita).

Konzepte und Anweisungen zur richtigen Ernährung, Körperpflege, Bewegung und gesundem Sexualleben finden sich in unterschiedlichen Bereichen und verschiedenem Umfang in den beiden talmudischen Traditionscorpora, die zwischen dem 5.-7. Jahrhundert in Syro-Palästina (Talmud Jerushalmi) und Mesopotamien (Talmud Bavli) entstanden. Im Gegensatz zu anderen antiken Medizintraditionen wird medizinisches Wissen in den beiden Talmudtraditionen weit verstreut in religionsgesetzlich oder ethisch-normativ ausgerichteten Diskussionen weiter gegeben. In einer Detailanalyse von Beispielen soll geklärt werden, mit welchen diskursiven Strategien medizinisches Wissen in diese übergeordneten Diskussionen adaptiert und integriert wurde.

Ein Vergleich der beiden Talmudim vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Umgebungskulturen soll einen Einblick gewähren in die Interaktion rabbinischer Epistemologie mit benachbarten Medizintraditionen. Während die dieita einen eigenen Fachbereich der griechischen Medizintradition bildete, sind der alt-mesopotamischen Medizin Ernährungsregeln, Sport und Aderlass völlig fremd. Umso erstaunlicher mutet es daher an, wenn in der westlichen Tradition (Jerushalmi) nur wenige einschlägige Lehren zur dieita vorkommen, während der Bavli eine wahre Fülle solcher Ideen überliefert. Daher gilt es nach Erklärungsmöglichkeiten für die Überlieferung und den transregionalen wie auch transkulturellen Wissenstransfer zu suchen. Wurden diese Lehren durch palästinische Autoritäten überliefert und daher als fremdes Wissen in Babylonien rezipiert, oder gab es, trotz anderslautender Forschungsmeinungen, doch einen gewissen Grad der „Hellenisierung“ in Mesopotamien, durch die solche Traditionen bereits früher bekannt waren oder zumindest leichter Aufnahme fanden?

Das vollständige Programm zum 35. Interdiszizlinären Arbeitskreis “Alte Medizin” der Johannes Gutenberg-Universität finden sie hier.

Tanja Hidde

Der Beitrag wurde am Saturday, den 13. June 2015 um 09:37 Uhr von Tanja Hidde veröffentlicht und wurde unter Allgemein abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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