Die Schauspielerin Sofia Vergara hat, so schrieb kürzlich das Algemeen Dagblad, eine snoepverslaving (dt. Süßigkeitensucht). Das Wortfeld der Sklaverei ist im Niederländischen auf kuriose Weise zweigeteilt: Auf der einen Seite steht die historische Bedeutung der Sklaventreiberei oder des Sklavenhandels. Verslaven kann also bedeuten, dass jemand in die Fänge gewalttätiger Unmenschen fällt und von ihnen zu Arbeit und sonstigen entwürdigenden Diensten gezwungen wird. Verslaving kann aber auch die Sucht sein, also die körperliche oder seelische Abhängigkeit nach Substanzen oder Verhaltensweisen. Der gemeinsame semantische Kern, nämlich der Verlust der Selbstbestimmtheit, liegt auf der Hand.
Dabei ist es gar nicht so einfach zu ergründen, wie diese Bedeutungen sich wohl historisch entwickelt haben mögen. Die Sklaverei an sich ist ein menschheitsaltes Phänomen, genauso der Genuss und die Abhängigkeit von berauschenden Substanzen. So oder so hat die gemeinsame Wurzel einen langen Entlehnungsweg hinter sich, an dem sogar die Slawen beteiligt sind.
Die snoepverslaving hat mit Blick auf die Geschichte der Sklaverei dabei noch eine besonders ironische Dimension. An der systematischen Ausweitung des Sklavenhandels hatten die Niederlande einen erheblichen Anteil, davon zeugen bis heute die Sklavenforts etwa in Ghana mit Namen wie Fort Amsterdam oder Fort Nassau (wieder einmal). Niederländische Kolonialgeschichte spielte sich nicht nur in der Karibik, in Südafrika und Indonesien ab, sondern in erbitterter Konkurrenz zu den anderen europäischen Mächten auch an der westafrikanischen Küste. Wozu wurden die Sklaven gebraucht? Zur Aufrechterhaltung der kolonialen Wirtschaft mit ihrer Massenproduktion von Kaffee, Kakao und Zucker – also um die wachsende snoepverslaving Europas zu bedienen.
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