Das Papiamentu macht mit den Niederlanden was es will – so weit, so klar. Doch was macht das Niederländische mit dem Papiamento? Es nennt es schlicht Papiaments. Und macht es sich damit relativ leicht. Auf Deutsch stehen wir bei der Benennung dieser Sprache nämlich immer vor einer Entscheidungsfrage: Schreiben wir Papiamentu (wie auf Curaçao und Bonaire) oder Papiamento (wie auf Aruba)? Der Duden kennt offenbar nur die Schreibweise von Aruba und macht zu der anderen Variante überhaupt keine Angabe.
Auf Niederländisch kann Papiaments sowohl Substantiv als auch Adjektiv sein. Im Deutschen wird es auch endlich Zeit für eine adjektivierte Form. Beim Formulieren ist es auf Dauer ziemlich anstrengend, nur die Wendung “auf Papiamentu” zu benutzen. Was spräche zum Beispiel gegen “die papiamentische Wikipedia”? Ganz nebenbei könnte man damit die Entscheidung zwischen den beiden Schreibweisen umgehen.
Mit praktischen Benennungen ist aber die Frage nach der Definition noch nicht geklärt. Der Van Dale setzt sich dabei gehörig in die Nesseln und erklärt unter dem Lemma Papiaments, dies sei eine „mengtaal uit Portugees, Nederlands en negertalen (op Curaçao, Bonaire en Aruba)“. Mich würde interessieren, wie die Redaktion ohne zu erröten erklärt, was negertalen sind. Man erspart sich so natürlich die Mühe, den afrikanischen Anteil an der Kreolisierung genauer zu bestimmen. „Negersprachen“ sind für die Redaktion beim Van Dale anscheinend noch eine aussagekräftige Kategorie. Dass bei der Aufzählung von Basissprachen der durchaus bedeutsame spanische Anteil unter den Tisch fällt, ist dann fast nur noch eine Nebensache.
Auch eine Erklärung, was eigentlich eine mengtaal ist, bleibt das Wörterbuch schuldig. Es gibt zwar ein entsprechendes Lemma mit der Erläuterung „taal ontstaan uit de vermenging van verschillende talen“. Aber für welche Sprache trifft das eigentlich nicht zu?
Die Vorstellung der Mischung suggeriert stets, dass die betroffene Sprache durcheinander, unsystematisch und ungeordnet sei. Der Eintrag im Van Dale atmet noch gehörig den Geist des 19. Jahrhunderts. Fast muss man sich wundern, dass das Papiamento nicht als verbastering beschrieben wird. Schließlich trugen Kreolsprachen sehr lange das Stigma von „Bastardsprachen“ ohne reine Herkunft. Allerdings ist der niederländische Begriff verbastering ambivalent. Er kann einerseits Bastardisierung bedeuten, diese begriffliche Ächtung des illegitimen Kinds und alle damit verbundenen Bedeutungen, etwa hybride Tierrassen und Pflanzen. Andererseits kann damit aber auch einfach der sprachliche Vorgang der Verballhornung gemeint sein. Es fällt aus deutschsprachiger Sicht schwer, dabei nicht unwillkürlich eine Verurteilung zu spüren, die im Niederländischen aber gar nicht unbedingt beabsichtigt ist. Zwischen verbastering und verbastering liegen also Welten – ein mindestens ebenso wichtiger Unterschied wie der zwischen Papiamento und Papiamentu.
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