Nederlands

Beobachtungen zur niederländischen Sprache

Notizen aus Suriname III

Doppelte Affen und lautmalende Vögel

Grietjebie (Foto: PK)

Wer Vögel faszinierend findet, is in Suriname terecht. Oben am Himmel kreisen die Raubvögel, in den Zweigen zwitschert und piepst es. Wenn es von oben so klingt, dann weißt man: Dort sitzt ein Grietjebie. Der Name leitet sich lautmalerisch vom sehr charakteristischen Ruf her – ziemlich nachvollziehbar.

Wenn es in den Zweigen raschelt statt piept, ist es manchmal kein Vogel, sondern ein Affe. Davon gibt es einige Sorten im Land, und wer mit niederländischen Vokabeln nicht ausgelastet ist, kann zugleich noch die Tiernamen in Sranan lernen. Etwa beim Totenkopfäffchen (nl. doodshoofdaapje), das auf Sranan monkimonki heißt.

Reduplikation ist in Kreolsprachen relativ gängig. In diesem Fall geht es eher nicht darum, eine große Menge, Intensität oder Wiederholung anzuzeigen. Vermutlich handelt es sich beim monkimonki eher um ein Selbstkompositum: Ein Affe, der ganz besonders als Affe hervorsticht. Oder vielmehr einer, der besonders prototypisch ist, also der Affe schlechthin.

Erläuterungen zum monkimonki. (Foto: PK)

Wie soll das Kind denn heißen?

Um den Stellenwert des Sranan in Suriname, der am weitesten verbreiteten Kreolsprache, entspinnen sich immer wieder Debatten: Soll man es standardisieren, zur offiziellen Sprache machen, neben dem Niederländischen oder stattdessen? Oder ist es als informelle, oft auch ethnisch übergreifende Sprache gerade flexibel genug, dass man die Finger davon lassen sollte?

Wenn die Bedeutung des Sranan für den Zusammenhalt im Land betont wird, liegt es für manche nahe, die Sprache auch auf Niederländisch oder Englisch mit dem Landesnamen zu benennen. So auch auf dem Erklärschild zum monkimonki: Surinamese bzw. Surinaams.

Als das auf der Konferenz jemand tat, regte sich hinten im Raum sofort empörter Protest. Die Benennung auf Niederländisch, wahrscheinlich ist sie einfach zu kolonial. Sranan hat weiterhin Sranan oder Sranantongo zu heißen, finden viele. Das heißt zwar im Prinzip auch nichts anderes als Surinamisch bzw. surinamische Sprache, aber in welcher Sprache die Sprache so heißt, das macht nun einmal einen großen Unterschied.

Aukaans: autark

Gedenkstele für eines der Opfer beim Massaker von Moiwana im Bürgerkrieg 1986. (Foto: PK)

Zu den Sprachen der marrons im Osten Surinames gehört das Aukaans oder Ndyuka. Es ist eine englischbasierte Kreolsprache und soweit bekannt die einzige, für die es ein eigenes Schriftsystem gibt: Die Afaka-Schrift. Das macht die Sprache für die Linguistik, jedenfalls die Kreolistik, enorm interessant. Nicht zuletzt deshalb, weil das Schriftsystem kein Alphabet ist, sondern jedes Zeichen für eine Silbe steht, die aus einem Konsonanten und einem Vokal besteht. Mit ihrer eigenen Schrift ist die Sprache sozusagen unabhängig von allen anderen Sprachen und damit fast schon symbolisch genauso autark, wie es die Marron-Gemeinschaften immer waren.

Es ist selten, dass man die Schrift in Benutzung sieht. Sehr prominent ist sie im Dorf Moiwana. Dort erinnert ein Denkmal an die grausame Ermordung von Unschuldigen im surinamischen Bürgerkrieg in den 1980er Jahren. Die Namen der Opfer sind in lateinischer und in Afaka-Schrift geschrieben. So wird nicht nur die Erinnerung an die Menschen sichtbar, sondern zugleich auch ein Stück ihres kulturellen und sprachlichen Erbes.

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Der Beitrag wurde am Sonntag, den 8. Dezember 2019 um 10:12 Uhr von Philipp Krämer veröffentlicht und wurde unter Suriname, Wortschatz abgelegt. Sie können die Kommentare zu diesem Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. Kommentare und Pings sind derzeit nicht erlaubt.

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