3 Experten-Tipps für die Studienwahl

Wie Hans-Werner Rückert seine Arbeit beschreiben würde? „Ich helfe anderen dabei, gut basierte Entscheidungen zu treffen.“ Ob es dabei um die Studienfachwahl geht, um Prüfungsangst, Essstörungen oder das Phänomen des Prokrastinierens – des ewigen Aufschiebens von Aufgaben, dem der Psychologe mehrere Bücher gewidmet hat: Hans-Werner Rückert hat in den vergangenen 40 Jahren an der Freien Universität Tausende Studierende in Krisensituationen beraten.

Im Gespräch mit campus.leben schaut der 65-Jährige, der die Studienberatung und Psychologische Beratung der Hochschule 23 Jahre lang geleitet hat, zurück und nach vorn: Er erzählt vom Zeitgeist der siebziger Jahre, von erfolgreichem Scheitern – und hat Tipps für Abiturientinnen und Abiturienten parat! Diesen besonders interessanten Ausschnitt aus dem campus.leben-Interview wollen wir Dir nicht vorenthalten.

Herr Rückert, welche Tipps würden Sie Abiturienten heute geben?

Ich würde drei Dinge empfehlen. Erstens: Kenne Dich selbst! Bringe etwas über Dich in Erfahrung, frage Dich: Was fasziniert mich, was packt mich, wo ist Feuer? Wenn ich mich unheimlich für Ameisen interessiere und im Garten einen Ameisenhaufen angelegt habe, weil ich immer schon Entomologe werden wollte etwa. „Kenne Dich selbst“ halte ich für essenziell. Etwas über sich selbst herauszufinden wird leider in der Schule skandalös vernachlässigt, man könnte da viel mehr machen, über Arbeitsgemeinschaften, Schülerzeitungen etc.

Zweitens: Kenne Merkmale des Studiums, für das Du Dich interessierst. Informiere Dich. Wenn Dich beispielsweise Literatur interessiert, recherchiere, wie ein Literaturstudium aussieht. Wie sieht das Studium in Freiburg aus, wie an der Freien Universität? Fahre hin, schau Dir die Universität an, es ist wichtig, den Genius loci zu spüren.

Und drittens: Triff eine Entscheidung, die die beiden Parameter in ein produktives Verhältnis bringt. Wenn jemand sagt: Ich interessiere mich für Menschen und möchte ihnen helfen, darum möchte ich Psychologie studieren. Dann sage ich: Das weißt du über dich – aber was weißt Du über die akademische Psychologie? Dann findet man heraus, dass das Studium naturwissenschaftlich geprägt ist, dass ein großer Anteil Mathematik ist, Statistik, und dass es keine psychotherapeutische Ausbildung ist. Die kann sich später anschließen. Also muss man sich fragen: Trägt mein Interesse für Menschen und dass ich ihnen helfen will, als Motivation? Man kann das nur beurteilen, wenn man die Studieninhalte kennt.


Das vollständige Interview mit Hans-Werner Rückert kannst Du im Online-Magazin campus.leben nachlesen.


Foto: Michael Fahrig

Ein Gedanke zu „3 Experten-Tipps für die Studienwahl“

  1. Ich stimme voll und ganz mit dem Autor. Leider gibt die Schule fast keinen Überblick auf die Studiengänge, diese Aufgabe gehört ausschließlich den Abiturienten. Deswegen haben die Studenten einen falschen Blick auf das Studium. Jetzt gucken wir auf eine mehrjährige Tendenz: etwa 27% der Studenten brechen ihr Studium nach erstem Studienjahr ab! Appell an die Abiturienten lautet deshalb: „Informiert euch besser!“ https://www.tagesspiegel.de/wissen/studienabbrecher-tschuess-uni/11380822.html
    Der gute Rat ist, sich mit einer bestimmten Universität vertraut zu machen. Nach Bologna-Reform hat jede Hochschule die Autonomie: „Auf der Universität ist jeder angehalten sich und seine Zeit selbst zu organisieren, weshalb es dort auch keine wirkliche Anwesenheitspflicht gibt. So wird auch nur eine Empfehlung, welche Module in welchem Semester belegt werden sollten, herausgegeben, auch die Prüfungen müssen nicht immer am Ende eines Semesters abgelegt werden. All diese Entscheidungen obliegen dem Stundeten selbst“. [Anmerkung der Blog-Redaktion: An dieser Stelle wurde ein kommerzieller Link entfernt.]

    Was den dritten Rat betrifft: wenn man ein Wunsch hat, Psychologie zu studieren, ist es egal, welche Fächer während dem Studium erlernt sein werden. Das Schulmathematikprogramm kann mit dem Hochschulprogramm, das mit konkreten Beispielen verstärkt wird, nichts zu tun haben.
    Viele Grüße
    Patrick Kaufmann

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