Ich kann mich einfach nicht entscheiden…

Am 15. Juli ist Bewerbungsschluss für zulassungsbeschränkte Fächer – spätestens dann musst du dich entscheiden: Für welche Fächer und an welcher Uni willst du dich bewerben? Keine leichte Entscheidung! Schließlich ist das womöglich der erste Schritt in dein selbstständiges Leben. Und dann geht es ja nicht nur um das richtige Fach an der richtigen Uni. Welche Stadt passt zu mir, kann ich mir die Miete dort leisten, wie ist der Ruf der Uni, wie das Leben auf dem Campus? Auch diese Faktoren spielen eine Rolle. Durch diesen Dschungel an Entscheidungen muss man sich erst mal durchkämpfen. Wir geben Dir eine Orientierungshilfe.

Egal, wo du anfängst zu studieren, erstmal brauchst du eine Wohnung. Und das könnte schon der erste entscheidende Faktor für deine Studienwahl sein. Denn bezahlbare Wohnungen werden zu einem knappen Gut – das gilt auch für WGs. Aber Entwarnung: Zwar wird es überall teurer, trotzdem gibt es Unterschiede. Die teuersten Städte im vergangenen Jahr waren München, Frankfurt am Main, Hamburg und Stuttgart. Das geht aus einer Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts für Spiegel Online hervor.

In Berlin wurden schon sogenannte Tiny Houses als Alternative zu WG-Zimmern getestet. ? Foto: Marion Kuka

Studierende in München mussten durchschnittlich 600 Euro Warmmiete für ein WG-Zimmer zahlen. Auch Berlin liegt mit 420 Euro im oberen Bereich. In den ostdeutschen Städten gaben Studis durchschnittlich 266 Euro für ihr WG-Zimmer aus. Du willst nicht einen Großteil deines Budgets für Miete ausgeben und dir auch öfter mal eine Mate gönnen? Dann passt Leipzig vielleicht besser für dich als Hamburg.

Wenn du schon weißt, was du studieren willst, steht in manchen Fällen die nächste Frage an: Wo bekomme ich noch einen Platz? Denn viele Unis haben für einige Fächer nur eine begrenzte Zahl an Plätzen. Diese Fächer sind deshalb an manchen Unis zulassungsbeschränkt – hier kommt der berüchtigte Numerus Clausus (NC) ins Spiel.

Wichtig ist, dass der NC immer erst im Nachhinein bestimmt werden kann, denn er ist abhängig davon, wie viele Studienbewerberinnen und -bewerber es gibt. Bewerben sich viele, dann ist der NC höher. Um seine Chancen richtig einzuschätzen, kann es hilfreich sein, sich die NC-Werte des vergangenen Wintersemesters anzuschauen und diese als ungefähren Richtwert zu nehmen. Doch wie gesagt: Dieses Jahr kann es ganz anders kommen. Aber lass dich nicht abschrecken, selbst wenn du knapp unter dem letztjährigen NC-Wert deines Wunsch-Faches an deiner Wunsch-Uni liegst.

Auch wichtig zu wissen: Ein Fach, das an einer Uni zulassungsbeschränkt ist, ist womöglich in einer anderen Stadt zulassungsfrei. Wer im vergangenen Wintersemester in Berlin etwa Politikwissenschaft studieren wollte, musste einen Abi-Schnitt von 1,4 bis 1,6 oder besser haben. In Frankfurt am Main reichten 3,1, in Dresden erhielten sogar alle Bewerberinnen und Bewerber eine Zusage. Also: Wenn du unbedingt Politikwissenschaft studieren willst, aber keine so gute Abi-Note hast – nicht verzagen! Websites wie der Hochschulkompass spüren für dich die Unis auf, an denen du auch ohne Traum-Abi dein Wunschstudium beginnen kannst. Dort kannst du neben dem Studiengang auch angeben, ob du zulassungsfreie Studiengänge suchst, welche Art des Abschlusses (z.B. Bachelor oder Diplom) und welche Studienform (duales Studium, ausbildungsintegrierend, internationaler Studiengang u.a.). Gerade die Detailfunktionen können hilfreich sein, weil man zum Beispiel Ergebnisse regional filtern kann.

Das Auge lernt mit: Die Philologische Bibliothek des Architekten Sir Norman Foster an der Freien Universität ist in dieser Hinsicht ganz großes Kino… Foto: Julian Groß

Uni ist nicht gleich Uni, auch das solltest du bei deiner Entscheidung berücksichtigen. Manche sind stark forschungsorientiert, andere eher international ausgerichtet; wieder andere zeichnen sich durch ein enges Betreuungsverhältnis aus. Orientierung für diese Kriterien bietet das CHE-Hochschulranking. 37 Fächer stehen dir dort zur Auswahl, von Anglistik über Maschinenbau bis zu Zahnmedizin. Wenn du schon weißt, welche Kriterien dir besonders wichtig sind, kannst du auch ein persönliches Ranking erstellen. Denn was bringt es dir, wenn eine Uni gut mit Laboren ausgestattet ist, du aber Germanistik studieren willst? Deshalb gilt auch hier: Du musst für dich entscheiden, was dir wichtig ist. Nur weil eine Uni hoch im Ranking steht, heißt das noch nicht, dass sie zu deinen Bedürfnissen passt.

Neben dem Hochschulkompass und dem CHE-Hochschulranking kannst du dir auch beim Online-Studienfachwahl-Assistenten der Freien Universität Rat holen. Das Portal Study Check bietet außerdem ein Ranking der beliebtesten Hochschulen und Bewertungen von Studierenden für einzelne Studiengänge.

Mitten im Grünen: Das passt auf die Freie Universität Berlin. Mit U- und S-Bahn bist du trotzdem schnell im Zentrum. Foto: Bernd Wannenmacher

Vielleicht zählt für dich aber auch, was der Campus einer Universität bietet: Denn du verbringst zwar viel Zeit in Hörsälen und Seminarräumen, aber du willst auch zwischen und nach den Seminaren eine schöne Zeit auf dem Unigelände verbringen. Ist es dir wichtig, dass die Unigebäude nahe beieinanderliegen, für ein echtes campus feeling? Oder findest du es eher abschreckend, wenn alle Studis so zusammenhängen? Manche Unis liegen etwas abseits, dafür mitten im Grünen.

Auch das könnte deine Entscheidung beeinflussen. Zum Campusleben gehören auch Angebote wie Sport und Hochschulgruppen. Wenn du Lust hast, dich nach der Vorlesung noch in der Turnhalle oder auf dem Sportplatz auszutoben, wirf einen Blick auf das Programm des Hochschulsports. Vielleicht hast du auch Lust dich zu engagieren. Dann schau dich auf den Webseiten oder in den Social Media-Kanälen der Uni nach AGs wie etwa einer Fahrradwerkstatt um, einer Nachhaltigkeitsgruppe oder Foodsharing.

Das Lebensgefühl auf dem Campus findet sich in keinem Ranking wieder – denn es ist ja auch etwas ziemlich Subjektives. Deshalb hilft es manchmal, sich selbst ein Bild zu machen. Wenn sie nicht allzu weit weg ist, steig in den Bus und schau dir die Hochschule deiner Wahl einfach mal an. Am besten mit einem Kumpel oder einer Freundin.

Keep calm: Die Studienwahl muss keine Entscheidung fürs Leben sein. Foto: Pixabay

So viel Auswahl kann auch ziemlich überfordernd sein. Stefan Petri, Leiter der Zentraleinrichtung Studienberatung und Psychologische Beratung der Freien Universität Berlin, empfiehlt den Unentschlossenen Pro- und Contra-Listen: „Wichtig ist dabei, möglichst ehrlich zu sein und die einzelnen Punkte zu gewichten. Manchmal wiegt ein Punkt auf der Contra-Seite so schwer, dass die Entscheidung schon gefallen ist.“ Auch hilfreich: Mit vielen Leuten sprechen. Ältere Geschwister, Verwandte, Freunde – im Gespräch bekommst du ein besseres Gefühl für deine Entscheidung. „Wir sagen immer: Bauchgefühl ist für die Entscheidung auch wichtig, aber es sollte nicht die einzige Entscheidungsgrundlage sein“, sagt Stefan Petri.

Also gar nicht so leicht, sich seinen Weg durch diesen Dschungel an Entscheidungen zu schlagen. Umso mehr gilt: Keep calm! Denn: „Die Studienwahl ist keine Entscheidung fürs Leben“, sagt Stefan Petri. „Es ist gar nicht so ungewöhnlich, dass der erste begonnene Studiengang nicht der richtige ist. Glücklicherweise können die meisten Entscheidungen auch wieder verändert und ein Studiengangwechsel ins Auge gefasst werden.“

Text: Anne Sophie Schmidt
Bild oben: Pralinen PublicDomainPictures auf Pixabay

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