Forschungspraktikum in Innsbruck

Mit den Vorbereitungen für mein Forschungsprojekt im Ausland habe ich gut ein Jahr vor dem eigentlichen Beginn des Projektes begonnen. Die Vorbereitungen für ein freistehendes Forschungsprojekt sind etwas aufwendiger als die für ein „normales“ Erasmus-Auslandssemester, da man das Projekt im Hinblick auf Zeitraum, Thema, Betreuer, Versicherung, Unterkunft eigentlich komplett auf sich selbst gestellt organisieren muss. Der Vorteil an selbst organisierten Forschungsprojekten liegt jedoch darin, dass man nicht an bestehende Erasmus-Partnerschaften seiner eigenen Hochschule gebunden ist, sondern sich völlig frei nach potenziellen Forschungs- und Arbeitsgruppen umsehen kann.
Ich selbst studiere Chemie und habe eine Arbeitsgruppe (organische Chemie) in Innsbruck für ein Forschungsprojekt angefragt. Zuvor habe ich mir die letzten Publikationen der Gruppe angesehen und für die Anfrage für ein mögliches Forschungsprojekt per Mail direkt an den Professor gewandt, der mich daraufhin für ein Bewerbungsgespräch und weitere Informationen an einen seiner Mitarbeiter weiter verwiesen hat. Nach der Zusage über den Laborplatz für ein Forschungsprojekt, über die ich mich sehr gefreut habe, muss man sich noch um die „administrative“ Organisation des Projektes kümmern. In meinem Fall habe ich daher zunächst eine Bewerbung für mein zuständiges Erasmus-Büro formuliert. Da mein Arbeitgeber für dieses Projekt ja eine Arbeitsgruppe war, musste ich im nächsten Schritt mich bei der Praktikumseinrichtung selbst informieren, welche weiteren Schritte für die Organisation des Forschungsprojektes nötig sind. Es gibt dabei eine Anlaufstelle, die normalerweise die Erasmus-Praktika der Innsbrucker Studenten betreut und mir auch bei meinen Fragen sehr gut weitergeholfen hat. Die allgemeine Studienberatung konnte an dieser Stelle eher weniger weiterhelfen, weshalb ich definitiv die Kontaktaufnahme direkt mit den Erasmus-Verantwortlichen an der Institution empfehlen kann.

Unterkunft
Generell ist Innsbruck jetzt sicherlich nicht eine der größten Städte, dennoch gibt es ein relativ großes Angebot an Wohnmöglichkeiten. Über eine Facebook-Gruppe oder die Seite https://www.oehboersen.at/ werden viele WG-Zimmer angeboten. Viele der Angebote sind in direkter Uninähe, aber aufgrund der Größe der Stadt ist man auch von einem Zimmer, das nicht gerade im direkten Stadtkern liegt, meist innerhalb von 30 Minuten zu Fuß oder 15 Minuten mit dem Fahrrad an der Institution. Neben den kurzen Wegen ist auch das unglaubliche Berg-Panorama der Stadt ein großer Vorteil. Viele WG-Zimmerangebote die ich gesehen habe, haben sich auch durch einen Balkon und super Ausblick ausgezeichnet.
Die Einkaufsmöglichkeiten sind in Innsbruck sehr vielseitig. Es gibt einige günstige Supermarktketten und generell stellt das Einkaufsangebot Studenten aus Deutschland nicht vor besonders große Herausforderungen, da Lebensmittelangebot und Sprache sich von dem aus Deutschland bekannten eigentlich kaum unterscheiden. Es gibt auch sehr gute Bäcker. Diese Information scheint eigentlich nicht wichtig zu sein, nach meinen Auslandserfahrungen in Norwegen und England weiß ich jedoch, dass dies keinesfalls eine Selbstverständlichkeit ist.

Arbeit an der Gastuniversität
Ich habe am Organisch Chemischen Institut in einem Arbeitskreis mit den Schwerpunkten Totalsynthese und Methodik gearbeitet. Zum allgemeinen Alltag an der Hochschule kann ich daher leider keine Aussage treffen, da ich weder Vorlesungen, Seminare noch Praktika besucht habe. Die Arbeit in der Arbeitsgruppe insgesamt war jedoch eine wirklich tolle und bereichernde Zeit. Wer sich für die Totalsynthese von Naturstoffen und Methodik begeistern kann, war in meinem Arbeitskreis definitiv an der richtigen Stelle. Auch wenn der Arbeitsalltag sehr zeitintensiv ist, kann man unglaublich viele Erfahrungen sammeln und einiges dazu lernen. Neben dem Ausbau der praktischen Fähigkeiten wird man auch durch wöchentliche „Denksports“ immer wieder zum Auffrischen und Ausbauen der theoretischen Kenntnisse herausgefordert. Wer sich für die angesprochenen Schwerpunkte in der organischen Chemie interessiert und gerne detailreichere fachlichere Informationen zu den Themen und der Ausstattung in der Arbeitsgruppe haben möchte, kann mich gerne einfach per E-Mail anschreiben.

Alltag und Freizeit
Die Lage der Stadt Innsbruck und die Stadt selbst sind einfach nur malerisch und ein Traum für jeden Alpen-Fan. Eine kleine, aber sehr feine Innenstadt lädt bei schönem Wetter zum gemütlichen Stadtbummel und viele Fußwege, die direkt am Inn entlang führen zu ausgedehnten Spaziergängen ein. Die umgebenen Alpen sind ein absolutes Naturparadies. An der Nordkette und dem Patscherkoefel gibt es unzählige Wandermöglichkeiten und Wege zum Mountenbiken, die innerhalb weniger Minuten vom Stadtzentrum aus erreicht werden können. Auf zahlreichen Almen kann man unterwegs gemütliche Pausen einlegen und einzigartige Ausblicke genießen. Die Stadt ist damit für alle Outdoor-Fans ein absolutes Paradies. Da die Wege in der Stadt sehr kurz sind, eignet sich für den Alltag ein Fahrrad besonders. Innerhalb von 20 Minuten kann man so alle wichtigen Orte in der Stadt sehr schnell und flexibel erreichen.

Fazit
Insgesamt war mein Praktikum in Innsbruck eine unglaublich schöne, erfahrungsreiche und bereichernde Zeit. Auf der einen Seite habe ich mich am Organisch Chemischen Institut sehr wohl gefühlt und in meiner Arbeitsgruppe mit den Arbeitsschwerpunkten Methodik und Totalsynthese genau die Arbeit gefunden, die mir am meisten Spaß macht. Hier habe ich einige wichtige Eindrücke sammeln können, die mir bei der Entscheidung für eine Promotionsstelle sehr hilfreich sind. Auf der anderen Seite war der Sommer in der Stadt auch einfach eine unglaublich schöne Zeit, und die Möglichkeit einen Tag am Wochenende in den umgebenden Bergen zu wandern war immer ein willkommenen und wertvoller Ausgleich zum Arbeitsalltag.

Tipps für andere Praktikanten
Versicherung
In einem Erasmus-Praktikum ist man von seiner Heimatuniversität aus nicht länger Unfall- und Haftpflicht versichert und muss sich dabei um diese beiden Versicherung selbst kümmern (neben einer Auslands- Krankenversicherung, die man natürlich auch auf jeden Fall abschließen muss und die sich aber in der Regel recht schnell und unkompliziert über die eigene Krankenkasse organisieren lässt). Wenn man ein Erasmus- Praktikum in einem Betrieb oder einer Firma macht, kann es sein, dass man von seinem Arbeitgeber vor Ort am Arbeitsplatz Haftpflicht- und Unfallversichert wird. Darüber sollte man sich in jedem Falle vor seinem Praktikumsantritt informieren, um dann gegebenenfalls noch fehlenden Versicherung privat abzuschließen.

Formalitäten vor Ort
Telefon-/lnternetanschluss
In meiner Wohngemeinschft war bereits ein Internet-Anschluss vorhanden. Wir haben für diesen im Monat pro Person 6 Euro gezahlt. Am Institut ist das Internet wie gewohnt über einen Eduroam-Zugang zugänglich. Allerdings war die Praktikumseinrichtung nun die erste Universität die ich kennen gelernt habe, die das VPN-Kontingent auf einen festgelegte Stundenzahl pro Student und Monat beschränkt hat (das Limit liegt bei 40 Stunden im Monat). Zum neuen Monat wird das „VPN-Stunden-Konto“ allerdings wieder aufgefüllt, sodass man in der Regel auch mit den zur Verfügung stehenden VPN.-Stunden auskommt.

Bank/Kontoeröffnung
Ich habe kein Konto in Österreich eröffnet. Im Alltag ist in der Regel überall auch Kartenzahlung mäglich. Beim Wandern sollte man jedoch für das Zahlen auf den Almen auch Bargeld mitführen.

Sonstiges
In der Regel bekommt man einen Mietvertrag mit welchem man sich auf dem Rathaus melden kann. Die Meldegebühr liegt zwischen 10 und 15 Euro.

Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
Innsbruck hat eine sehr kleine, aber dafür auch super schöne Innenstadt. Da die Stadt insgesamt jedoch relativ klein ist, gibt es nur eine überschaubare Anzahl an Museen und Ausstellungen, die auch verhältnismäßig teuer sind (auch mit Studentenrabatt liegen die meisten Eintritte zwischen 5 und 10 Euro für in der Regeln nicht sehr große Ausstellungen). Was hingegen Innsbruck besonders auszeichnet ist die unglaublich schäne Umgebung. Mit der Nordkette und dem Patscherkofel gibt es unzählige Mäglichkeiten zum Wandern und Mountenbiken. Die umgebende Bergkulisse und die damit verbundenen sportlichen Mäglichkeiten sind wirklich einzigartig und machen Innsbruck im Sommer, wie auch im Winter zu einem einmaligen Erlebnis. Insgesamt ist die Stadt ein Paradies für alle Outdoor-Liebhaber, die vom Wandern, Biken und Ski fahren nicht genug bekommen kännen.

Sonstiges
Da die Stadt im Tal am Inn liegt und nicht sehr groß ist sind die Distanzen alle relativ klein und mit einen Fahrrad erreicht man so gut wie alles innerhalb von einer halben Stunde. Für alle, die eine Zeit in Innsbruck verbringen, kann ich daher, vor allem im Sommer, ein Fahrrad nur empfehlen.

Bildquelle: Privat

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