DaF-Praktikum in Norwegen

Das 4-monatige DaF-Praktikum in Tromsø ist tatsächlich eine wunderschöne Erfahrung gewesen, wo ich viel Neues dazugelernt, viele Leistungen erbracht, viele nette Leute kennengelernt und viel Spaß gehabt habe. Ich erinnere mich noch daran, dass viele meiner Mitstudierenden sich geweigert haben, das Herbst- bzw. Wintersemester in einer Stadt nördlich des Polarkreises zu verbringen. Hauptsächlich hatten sie Angst vor der Kälte, der Dunkelheit und den hohen Lebenskosten. Aus meiner eigenen Erfahrung stelle ich zunächst fest, dass es nicht extrem kalt in Tromsø ist; doch im Winter schneit es häufig und heftig. Wer sich für die Schneelandschaft oder den Schneesport interessiert, dem wird Tromsø unbedingt gefallen. Man erlebt in Tromsø die Polarnacht – d.h. das Sonnenlicht gibt es ab Ende Nov. nicht mehr. In „ewiger Dunkelheit“ gerät die Stadt jedoch nicht, da sie mit vielerlei Lampen bzw. Laternen beleuchtet wird. Das Nordlicht, das in diesem Gebiet deutlich häufiger vorkommt, ist außerdem ein exklusiver Vorteil. Aber leider sind die Lebenskosten (Wohnen und Essen) in dieser nordnorwegischen Stadt ziemlich hoch: ich habe aus verschiedenen Gründen kein Zimmer im Studentenwohnheim bekommen, was bei mir zu höheren monatlichen Ausgaben geführt hat. Dieses Problem habe ich mit den Koordinatoren in der Praktikumseinrichtung besprochen. In nächster Zukunft mögen den kurzzeitigen Praktikanten auch günstige Unterkünfte angeboten werden.

An der Einrichtung studieren inzwischen nur etwa halb so viele Studierende wie an der FU, sodass man mit kleineren Lernergruppen (weniger als 10 Teilnehmer) rechnen kann. Im Herbstsemester 2019 gab es 2 Lehrveranstaltungen in Bezug auf DaF für mich. Der Grundkurs DaF-Syntax II (B1-B2), wobei ich im Prinzip nur hospitieren musste, beschäftigte sich mit 3 Sprachlernthemen: Infinitivphrasen, Tempora und Konjunktiv. Darin wurde zudem die deutsch-norwegische Sprachkomparatistik (betrifft nur bokmål, im Folgenden auch so gemeint) auch mit einbezogen. Ich sollte nicht nur beobachten, wie diese grammatischen Phänomene in Norwegen unterrichtet wurden, sondern auch darauf aufpassen, wie die Ähnlichkeiten sowie die Unterschiede zwischen Deutsch und Norwegisch – einer westgermanischen und einer nordgermanischen Sprache – zu behandeln waren. Der Kurs hat sich mit der Grammatik sowie den sprachkomparatistischen Nuancen sehr ausführlich auseinandergesetzt. Auch auf meine Fragen über die norwegische Sprache hat die Dozentin detailliert geantwortet. Die norwegischen Studenten haben dabei großes Interesse an der deutschen Sprache gezeigt und ständig über das Gelernte reflektiert. Sie haben sich ums Sprachlernen bemüht, sodass am Ende die optimalen Lernergebnisse erzielt worden sind.

Die andere Lehrveranstaltung war der DaF-Einführungskurs (A1), der allen Studierenden bzw. Forschern an der Einrichtung zur Verfügung stand. Der wurde auch mehrsprachig geführt: vor allem auf Deutsch und Englisch, ggf. auch auf Norwegisch. Die Unterrichtseinheiten dauerten jeweils 135 Minuten (Zwischenpausen nicht eingeschlossen), i.e. 50% länger als der herkömmliche 90-minütige Unterricht. Die Teilnehmer daran waren entweder Nullanfänger, die sich für die deutsche Sprache und Kultur interessierten, oder diejenigen, die in der Schule Deutsch als zweite Fremdsprache gelernt haben. Die Dozentin war wie immer sehr hilfsbereit, wenn ich Fragen über Unterrichtsvorbereitung bzw. Materialauswahl hatte oder bei der Unterrichtsdurchführung auf irgendein Problem stieß. Ihre interaktiven didaktischen Methoden konnten sehr effektiv das Lerninteresse der Teilnehmenden erwecken und haben mich zur Gestaltung von meinem eigenen Lehrstil inspiriert. Zudem haben die Lernenden im Kurs mich äußerst beeindruckt: Sie waren wirklich begeistert vom Deutschlernen und selbstmotiviert und wurden kaum von den grammatischen Schwierigkeiten frustriert; ihre aktive Teilhabe, ihr starkes Engagement und ihre ehrlichen Feedbacks haben mir ermöglicht, vielfältige didaktische Ansätze auszuprobieren. Sie freuten sich immer auf neue Wörter, Redewendungen sowie grammatische Regeln, weshalb ich außerhalb der Unterrichtsstunden mit ihnen noch sehr viel darüber geredet habe. Dabei habe ich bemerkt, dass ihre Sprachfähigkeiten dadurch allmählich erweitert wurden. Zum Schluss haben sie gesagt, dass sie mit diesem Kurs „mega zufrieden“ waren und viel gelernt haben. Da ist mein Leistungsbewusstsein gestiegen.

Darüber hinaus habe ich die Chance wahrgenommen, einen Norwegischkurs auf Niveau A1 für internationale Studierende und Praktikanten zu belegen. Die Norwegischkenntnisse haben mir einerseits beim Erlernen bzw. Verstehen der norwegischen Sprache und Kultur geholfen. Andererseits konnte ich dank dieses Kurses nachvollziehen, warum manche Teilnehmer im A1-Kurs die gleichen merkwürdigen Fehler gemacht haben. Daher konnte ich die A1-Lernenden besser lehren, indem ich z.B. sie auf einige typische „falsche Freunde“ hinwies und ihnen die Unterschiede erklärte.

Natürlich bedanke ich mich herzlich auch bei meiner fachlichen Betreuerin für ihre Unterstützung. Sie ist immer dazu bereit, Hilfe anzubieten sowie Ratschläge zu geben. Ohne ihre Bemühungen wäre alles wohl nicht so reibungslos gelaufen: Sie hat mir beispielsweise viele Hinweise gegeben, als die norwegische Ausländerbehörde (Abk. auf Norwegisch: UDI) mir das Leben erschwert hat; auch sie hat mir viel über die norwegische Sprache sowie Kultur erzählt, damit ich mit einer neuen fremden Kultur angemessen bzw. rational umgehen und bei der Unterrichtsdurchführung die interkulturellen Faktoren besser berücksichtigen konnte. Dank ihrer Hilfe haben sich meine interkulturellen Kompetenzen verstärkt.

Im Großen und Ganzen würde ich sagen, dass dieses DaF-Praktikum an der Einrichtung in Tromsø eine ausgezeichnete Gelegenheit für die DaF-Studierenden ist. Man kann seine didaktischen Kenntnisse sowie Fähigkeiten dadurch vertiefen, dass man das Gelernte in die Praxis umsetzt. Selbstverständlich lässt sich die Chance nutzen, die norwegische Sprache zu lernen und das interkulturelle Verständnis zu fördern. Ich würde meine DaF-Praxis in Tromsø als ein wunderbares Abenteuer bezeichnen und möchte anderen Interessierten so eine ideale Praktikumsmöglichkeit auf jeden Fall empfehlen.

Tipps für andere Praktikanten
Vorbereitung

  • Lehrwerke in Deutschland besorgen: Delfin Teil 1 (Hueber); Lern- und Übungsgrammatik DaF (Duden)
  • ein bisschen norwegische Sprachkenntnisse erwerben

Praktikumssuche

  • die Semesterzeiten beachen (Frühlingssemester: Anfang Jan. – Mitte Jun.; Herbstsemester: Mitte Aug. – Mitte Dez.)
  • möglichst früh Kontakt aufnehmen

Wohnungssuche

  • möglichst früh mit der Wohnungssuche anfangen
  • Studentenheim mag nicht verfügbar sein
  • evtl. auf Airbnb u.a. zurückgreifen

Versicherung

  • Gesundheitskarte bzw. EHIC gilt in Norwegen
  • Privathaftpflichtversicherung ist selbst abzuschließen

Sonstiges

  • Wasserdichte Antirutsch-Schuhe dabeihaben – Es kann ab Ende Okt. beginnen zu schneien; der Boden ist daher sehr rutschig
  • Schulspikes sind auch eine Lösung dazu

 

Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss

  • auf Roaming-Gebühren aufpassen oder eine vertragslose Prepaidkarte mit Roamingdaten nutzen – es ist unnötig, mit Telenor u.a. neue Verträge zu schließen.
  • keine Sorgen um Internetzugang – kaum eine Wohnung ohne Highspeed-WLAN in Tromsø

Bank/Kontoeröffnung

  • Man braucht kein norwegisches Bankkonto neu zu eröffnen.
  • Überall kann man mit Visa oder MasterCard bezahlen – sogar in den Mensen.
  • max. 1000 NOK Bargeld mithaben – mehr braucht man nicht

Sonstiges

  • Durchs App Troms Mobillett lassen sich elektronische Fahrkarten kaufen.
  • das App Troms Reise nutzen – Bushaltestellen findet man nicht auf Google Maps

Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten

  • Nordlicht auf Kvaløya
  • die Eismeerkathedrale
  • Überblick über die Stadt auf den Fjellheisen
  • Planetariet
  • Skilaufen im Winter
  • Wal-Safari
    …und mehr

Sonstiges

  • Nerstranda und Jekta Storsenter – zwei Kaufzentren
  • Café Risø – eines der besten Cafés in der Stadt
  • Mack – die nördlichste Brauerei weltweit
    …und mehr

 

Bildquelle: privat

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