Praktikum in London

Mein Praktikum in der German Subject Group an einer Hochschule in London war ein tolles Erlebnis. Ich hatte vorher keine Unterrichtserfahrung im Bereich Deutsch als Fremdsprache und war dementsprechend im Vorfeld meines Praktikums sehr aufgeregt. Doch schon der Mailkontakt zu meiner Koordinatorin vor Ort hat mich im Vorfeld sehr beruhigt, da ich von Anfang an das Gefühl hatte, eine Ansprechpartnerin zu haben, die mir all meine Fragen geduldig beantwortet. Dieses Gefühl hat sich vor Ort bestätigt. Nicht nur meine Koordinatorin, auch alle anderen Kolleg*innen in London haben sich alle Mühe gegeben, mich willkommen zu heißen und mir während meines gesamten Praktikums zur Seite zu stehen. An meinem ersten Praktikumstag wurden mir die Abläufe am Institut genau erklärt. Ich wurde mit den verschiedenen Niveaustufen und der Arbeitsweise am Fachbereich vertraut gemacht. Danach half mir meine Koordinatorin dabei, meinen Stundenplan für die Zeit meines Praktikums zu erstellen und achtete dabei besonders auf meine eigenen Interessen (in welchen Kursen möchte ich hospitieren, welche Niveaustufen interessieren mich besonders, wo habe ich intuitiv das größte Interesse, selbst zu unterrichten?…). Dieser Plan sollte sich allerdings erst in den nächsten Wochen finalisieren. Am Anfang bekam ich die Möglichkeit, mich mit allen Kolleg*innen, Student*innen und Arbeitsweisen vertraut zu machen, indem ich abwechselnd alle Kurse besuchen konnte und in ihnen hospitierte. An die Teilung des Unterrichts in verschiedene Fähigkeitsbereiche (es gab z.B. extra Kurse, die auf mündliche bzw. schriftliche Sprachproduktion abzielten, sowie extra Kurse fürs Übersetzen) musste ich mich anfangs erst gewöhnen. Schnell kristallisierte sich hier jedoch ein für mich optimaler Stundenplan heraus, der mir ermöglichte, insbesondere zwei Jahrgänge intensiv zu begleiten, indem ich an der Großzahl ihrer Kurse teilnahm. Ich bekam außerdem die Möglichkeit, extra Tutorien für die Student*innen anzubieten, die mir ermöglichten, mich als Lehrkraft zu erproben und den Student*innen zusätzliche Unterstützung in ihrem Sprachlernprozess boten. Ich konnte für die Vor- und Nachbereitung sowie bei Fragen zur Durchführung der Tutorien stets auf die volle Unterstützung durch das Lehrpersonal am Fachbereich zurückgreifen. Gleiches galt auch für die Unterrichtsstunden, die ich später in den regulären Kursen hielt. Ich hatte Vorgaben bezüglich der globalen Lernziele der Einheiten, aber wie ich diese erreichte, war mir freigestellt. Die Dozent*innen haben aber jederzeit verschiedene Hilfestellung angeboten, auf die ich hätte zurückgreifen können. So wurde gewährleistet, dass ich mich als Praktikantin weder unter- noch überfordert fühlte. Ich habe in den ersten Sitzungen nur 45 Minuten einer Sitzung unterrichtet statt 90 und konnte teilweise meine eigenen Lehrmaterialien entwickeln und teilweise auf die Bestände am Fachbereich zurückgreifen. Dieses Vorgehen stellte einen sehr angenehmen und sanften Einstieg in die Lehrtätigkeit dar, für den ich sehr dankbar bin und der es mir schnell ermöglicht hat, immer sicherer in meiner Position als Lehrkraft zu werden. Ich erhielt stets sehr hilfreiches und detailliertes Feedback, was mich persönlich und fachlich sehr unterstützte. Das Unterrichten hat mir zu jedes Zeit Spaß gemacht. Die Gruppengröße variierte von Kurs zu Kurs, verglichen mit der FU sind die Kurse allerdings sehr klein. Nicht selten bestand ein Kurs aus nur neun Studierenden, was eine sehr gute Betreuungssituation ermöglichte. Ich hatte das Gefühl, nicht nur vom Kollegium, sondern auch von den Student*innen sehr herzlich aufgenommen zu werden. Zu jeder Zeit wurde ich ernst genommen und als Lehrkraft akzeptiert. Meiner Einschätzung nach ist das britische Universitätssystem generell persönlicher als das deutsche. Die Teilnehmer*innen duzen die Dozent*innen i.d.R. und es kommen häufiger Sprechstundentermine zustande. Darüber hinaus gibt es ein breites Angebot an extra curricularen Aktivitäten. Ich durfte während meines Praktikums in Zusammenarbeit mit anderen Praktikantinnen den German Filmclub organisieren. Dazu trafen wir uns einmal die Woche mit Student*innen an der Uni, um einen deutschen Film anzusehen und diesen danach bei einer Art Stammtisch im Pub zu diskutieren. Die Bereitschaft von den Studierenden dazu hat mich sehr gefreut und die Abende werden mir noch lange gut im Gedächtnis bleiben.

Alles in allem bin ich sehr dankbar für die Erfahrungen, die ich machen durfte und die lieben Menschen am Fachbereich, die die Zeit für mich so fachlich und persönlich bereichernd haben werden lassen.

 

Tipps für andere Praktikanten

Vorbereitung

In der Vorbereitungszeit gab es für mich einige Unklarheiten zwecks der Brexit-Situation. Für die kommenden Jahre wird das wahrscheinlich ein größeres Problem darstellen, deswegen: Noch früher als sonst anfangen, sich um die Formalitäten zu kümmern!

Praktikumssuche

Die Praktikumssuche war unproblematisch, da das Praktikum an einer Partneruni der FU verfügbar war und ich durch die Dozent*innen meines Fachbereichs der FU darauf aufmerksam wurde.

Wohnungssuche

Dieser Teil war der wohl aufreibendste meines Praktikums. Dass Wohnraum in London knapp und teuer ist, ist kein Geheimnis. Ich habe zwar ein Zimmer in einer WG gefunden, das sehr nah an der Uni lag (20 Minuten von Tür zu Tür, zwei Stopps mit der Central Line) und sogar für Londoner Verhältnisse fast bezahlbar war (~600 Pfund im Monat) und ich kann Leyton bzw. generell East London als Stadtteil sehr empfehlen, aber habe weniger gute Erfahrungen mit meiner Unterkunft an sich gemacht. Ich musste sogar einmal umziehen, weil wir in der ersten WG Mäuse hatten und meine Mitbewohner*innen und ich uns zwecks unseren Sauberkeitsvorstellungen nicht einigen konnten. In meiner zweiten Wohnung hatten wir dann eine Ameisenplage, aber ich habe gelernt: Alles Gute ist nie beisammen. Wer in London wohnen will und keine tausend Euro im Monat dafür ausgeben kann/will, muss also meiner Erfahrung nach tatsächlich die Zähne zusammenbeißen.

Versicherung

Ich habe eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung, -haftpflicht und -unfallversicherung über die Ergo abgeschlossen und hatte noch eine bestehende Haftpflichtversicherung der HUK Coburg.

Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss

Der Internetanschluss war im Preis meiner Unterkunft inbegriffen. Ich habe mir in London eine prepaid Simkarte von Vodafone zugelegt, die mich 10 Pfund im Monat gekostet hat.

 

Bank/Kontoeröffnung

Ich habe kein Konto eröffnet. Mit meiner Kreditkarte konnte ich gebührenfrei Geld abheben und überall bezahlen. Grundsätzlich ist Bargeld in London nicht notwendig.

  

Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten

Die „Wetherspoon“-Pubs sind immer einen Besuch wert – auch mit kleinem Geldbeutel. Vorsicht hier aber: Es ist oft sehr voll. Also im besten Fall nicht unbedingt zu den Hauptbesuchszeiten ankommen. Ein Besuch im „Sky Garden“ ist kostenlos bei vorheriger Anmeldung und bietet mit Sicherheit die schönste Aussicht über London. Auch die kleineren Theater bieten teilweise günstige Eintrittskarten an.

Sonstiges

Im Alltag konnte London erstaunlich günstig sein. Für Personen, die aufs Geld achten müssen, empfiehlt es sich bei „Asda“ einkaufen zu gehen oder auch mal im „Poundland“ vorbeizuschauen. Die App „citymapper“ hat mich sehr erfolgreich und unproblematisch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Stadt gelotst. Die App „Time Out“ fasst alle Events und Veranstaltungen in der Stadt zusammen – perfekt, falls doch mal Langeweile aufkommt.

Bildquelle: privat

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