Ich war für 13 Wochen Praktikantin bei  einem Anwalt für Menschenrechte in Ankara, Türkei. Ich habe unter der Woche täglich 6h gearbeitet mit einer kurzen Mittagspause, in der ich immer zum selbst gekochten Mittagessen bei der befreundeten NGO für Menschenrecht im selben Haus eingeladen war. Ich hatte ein helles Zimmer mit Schreibtisch für mich alleine und benutzte meinen eigenen Laptop, an Kaffee, Tee und Wasser durfte ich mich immer bedienen.

Mein Mentor erklärte mir jedes seiner interessanten Projekte und gab mir viel Hintergrundwissen zu Politik und Geschichte der Türkei, um diese einordnen zu können. Zu jedem seiner Projekte bekam ich Rechercheaufträge, deren Ergebnisse ich in Essays von 2 bis 20 Seiten abfassen sollte oder in Anträge an verschiedenen Internationalen Menschenrechts Komitees. Die Themen waren unter anderem: Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit dem Putschversuch 2016, oder den darauffolgenden Notstandsgesetzten, Kinderrechte und die UN Charter for the Rights of the Child, United Nations Instrumente zum Umweltschutzrecht, die Beziehung zwischen Menschen- und Umweltschutzrecht oder Gewalt an Frauen in der Türkei.

Zu größeren Aufsätzen bekam ich sehr hilfreiches und detailliertes Feedback. Ich habe mein schriftliches und juristisches Englisch sehr verbessert, geübt wissenschaftlich zu argumentieren und Aufsätze nach internationalen wissenschaftlichen Standards zu verfassen. Es war sehr motivierend zu wissen, dass alle meine Ergebnisse in irgendeiner Form in seine Arbeit mit einflossen. Auch durfte ich ihn zu Termin bei Gerichten in Ankara begleiten.

Ich hatte täglich Kontakt zu den Menschenrechtsanwält*innen und Aktivist*innen und zur Menschenrechtsabteilung der Anwält*innenkammer in der Türkei: die Gespräche waren unglaublich spannend und ich habe nicht nur Inhalte, sondern auch praktische Einblicke in die Arbeit als Juristin in einer NGO erhalten.

Tipps für andere Praktikant*innen

 Vorbereitung

Ich hatte schon über Erasmus+ meinen Schwerpunkt in Internationalem Recht an der Koc University in Istanbul absolviert, in der anschließenden Sommerpause wollte ich die 13 Wochen Pflichtpraktikum anhängen.

 Praktikumssuche

Zunächst bewarb ich mich selbstständig bei verschiedenen NGOs, die im Internationalen Menschenrecht oder Asylrecht tätig sind. Allerdings hatte ich wegen mangelnder Türkischkenntnisse, ohne Kontakte und vermutlich auch wegen dem starken politischen Druck, den die Organisationen verspüren, keinerlei Rückmeldungen erhalten. Ich wandte mich an einen meiner Professor*innen an der Koc und dieser stellte den Kontakt zu einem ehemaligen Studierenden her, der im Bereich Internationales Menschen- und Umweltrecht arbeitet. Nach einem kurzen Telefonat war dieser sofort bereit mich einzustellen.

 Wohnungssuche

Ein Freund, den ich während meines Studiums in Istanbul kennengelernt hatte, vermittelte mir ein Zimmer in der WG eines Bekannten in Ankara. Empfehlen kann ich die Facebook-Gruppen der Universitäten in Ankara und generell Türkei weit. Darüber werden unter anderem auch günstige Zimmer vermietet. Günstiges und Studentisches Viertel ist Kizilay, etwas teureres, chiceres Ausgeh- und Botschaftsviertel Tunali.

 Versicherung

Ich habe mich für die Versicherung Hanse Merkur Young Traveller entschieden und diese von Anfang an für meine zwei Semester und die anschließende Sommerpause abgeschlossen.

Telefon-/Internetanschluss

Zu empfehlen war 2021 die Prepaid Simkarte von Turkcell, selbst in den abgelegensten Gebieten hatte ich noch Netz, wenn z.B. Turktelekom nicht mehr verfügbar war. Internetvolumen und Telefonminuten auch ins Ausland können aus verschiedenen Paketen ausgesucht werden.

WLan von Vodafone war in meiner WG schon vorhanden.

 Bank/Kontoeröffnung

Ich habe kein türkisches Konto eröffnet, beim Abheben mit der deutschen Kreditkarte fallen unabhängig von Kosten der des deutschen Bankanbieters Gebühren der türkischen Bankinstitute an. Bei Überweisungen an türkische Konten habe ich Freund*innen mit türkischem Konto um Hilfe gebeten.

 Ausgehmöglichkeiten

Sehr zu empfehlen die Bar Haymatlos, Kavaklidere, Konur Sok. No.73B, Cankaya und die Bar Araftafaray, Mesrutiyet, Konur Sok. 11-6, Cankaya.

Sonstiges

Portakal Park und das Gefängnis-Museum von Ankara