Praktikum an einer Schule in London

Meine Entscheidung mich bei der Deutschen Schule London für ein Praktikum zu bewerben, fiel schon vor einigen Jahren, als ich während meines Studiums auf Lehramt (Sek.) kurz vor dem Praxissemester stand und erwog dieses im Ausland zu verbringen, da ich unter anderem Englisch studierte und hier noch gerne einen weiteren Auslandsaufenthalt erleben wollte. Leider war dies nicht so einfach, da die Schule zu dem Zeitpunkt keine Praxissemesterstudenten betreuen konnte. Obwohl sich das meines Wissens nach geändert hat, kann ich das niemandem empfehlen, weil man an der Schule am Ende so eingebunden ist, dass man für die anderen Anforderungen, die das Praxissemester mit sich bringt, leider kaum Zeit haben würde. Deshalb war es für mich auch gut, dass ich mich letztendlich erst nach dem Studium für ein Praktikum mit Vertrag an der Deutschen Schule London beworben habe.

Die Schule bietet in allen Bereichen (Kindergarten, Grundschule und Oberschule) ein Praktikum an, sowohl mit (hier erhält man zumindest ein wenig Geld) als auch ohne Vertrag. Wie sich die Aufgaben unterscheiden werde ich im Laufe dieses Berichtes noch näher erläutern.

Der Bewerbungsprozess bestand zunächst aus einem Anschreiben mit Lebenslauf und wenn vorhanden weiteren Zeugnissen o.ä.. Darauf folgte ein Online-Interview, falls man die erste Auswahlphase überstand. In diesem Interview erhielt man mehr Informationen zu den unterschiedlichen Aufgaben, die als Vertragspraktikant*in auf einen zukommen würden und sollte vor allem Zeigen, dass man sich bewusst für die Deutsche Auslandsschule entschieden hat, weil man z.B. zwar Kultur und Land kennen wollte aber auch seine Erfahrungen im deutschen Schulsystem erweitern wollte. Z.B. wurde ich hier gefragt, warum ich diese Erfahrung nicht an einer Englischen Schule machen wollte, sondern an der Deutschen Schule London und ähnliches. Außerdem wurde ein kleiner Teil des Interviews in Englisch durchgeführt, das mag aber je nach Interview auch unterschiedlich ablaufen. Nach dem Interview folgte zunächst eine recht lange Wartezeit, bis wir (ich und 5 andere Praktikant*innen im Sekundarbereich) unsere Zusagen erhielten. Daraufhin wurden wir untereinander von dem HR-Department der Schule auch direkt verknüpft und konnten uns untereinander gut austauschen.

Wir unterstützten einander bei allen Themen, die anstanden von Wohnungssuche, über Visumsantrag bis hin zum Bankkontoeröffnen usw.. Hier waren auch die vorangegangenen Praktikant*innen, die bereits die meisten Prozesse durchlaufen hatten, die wir auch durchlaufen würden, eine große Hilfe und waren dankenswerterweise bereit alle Fragen zu beantworten. Zusätzlich gibt es für die Sekundarstufe eine super Koordinatorin, die auch für alle Fragen offen war und uns auch 10-mal erklärte, dass wir z.B. in London hauptsächlich mit Karte zahlen könnten und daher kein Bargeld brauchen würden.

Auf Grund von Brexit muss man nun für England ein Visum beantragen, so unpraktisch wie dies sein mag, war es doch mit einem „moderneren“ Reisepass alles online möglich und daher nicht so schwierig oder zeitaufwändig, wie ursprünglich gedacht. Wenn man die Quittung für das Visum behalten hat, hat man dieses sogar von der Schule zurückerstattet bekommen, sodass man auf diesen Kosten (200+ €) zumindest nicht sitzengeblieben ist. Die Wohnungssuche gestaltete sich für einige von uns jedoch wesentlich schwieriger.

Ich persönlich fand meine Wohnung dankenswerterweise über die vorangegangenen Praktikant*innen und hatte daher recht schnell ein (für Londoner und vor allem Richmond Verhältnisse) recht günstiges Angebot. Meine Wohnung bestand für £600 aus einem Ein-Zimmer-Gartenhäuschen bei einer der Kindergartenbetreuerinnen im Garten, wobei die Küche aus einem Kühlschrank und einer Herdplatte bestand, die direkt in dem „Schlafzimmer“ standen. Dafür war jedoch so ziemlich alles andere Gegeben (Handtücher, Bettzeug, Teller, Tassen, Besteck, Topf, Pfanne etc.). Insgesamt war dies vor allem auf Grund von der Lage (Laufdistanz zur Schule) eine sehr gute Wahl, da ich mir so die £1,65 pro Busfahrt oder noch teurere und weitaus unberechenbarere Preise von Zügen oder U-Bahnen sparen konnte. Da man vor allem als Praktikant*in mit Vertrag im Sekundarbereich an den meisten Wochentagen bis mindestens 16 Uhr in der Schule ist, war dies grundsätzlich wirklich sehr hilfreich, auch wenn ich z.B. keine coolen Mitbewohner oder eine richtige Küche hatte, aber für die kurze Zeit war dies vollkommen aushaltbar und wurde durch die Nähe zur Schule ausgeglichen.

Vorab zu klären waren vor allem auch Themen wie z.B. das Bankkonto. Auch auf Zuraten der vorangegangenen Praktikant*innen haben wir uns alle ein Wise-Konto eröffnet. Dies ist eine Online-Bank in der man keine der sonst für englische Bankkonten bekannten Nachweise, wie einen Wohnortsnachweis oder ähnliches erbringen musste. Außerdem lies sich dieses Konto bereits in Deutschland eröffnen und für 5€ erhielt man auch eine Karte zugeschickt, die wie eine Visa-Karte zu verwenden ist. Zusätzlich gibt eine App einen guten Überblick über seine Finanzen, Ausgaben und Einnahmen. Ich hatte während meiner ganzen Zeit in England kein Problem mit dem Wise-Konto und kann dies ausnahmslos empfehlen.

Einmal angekommen ging es für mich nach einem verlängerten Wochenende auch direkt mit der Schule los. Leider war ich später dran als die meisten anderen Praktikant*innen und kam erst 3 Wochen nach Praktikumsbeginn an, weshalb meine Ankunft an der Schule vermutlich auch ein wenig weniger sanft und einfach war als die Ankunft der anderen Praktikant*innen.

An meinem ersten Tag war ich, nachdem erst am Sonntag vor Schulbeginn abschließend geklärt werden konnte, wie und wo ich aufzutauchen hatte, zunächst im Douglas House (das als Sekretariat, HR-Department und Schulleiterbüro fungiert), wo ich erst einmal einen Visitor-Badge erhielt, da mein Staff-Badge (eine Magnetkarte mit der ich Schultore u.ä. öffnen konnte, um in die Schule hineinzukommen) noch nicht fertig war. Dann sollte ich eigentlich eine Tour von meiner Koordinatorin erhalten, da ich aber als Vertragspraktikantin bestimmte feste Aufgaben zu erfüllen hatte wie z.B. 6 Bereitschaften (Vertretungsunterricht falls nötig) und 8 Aufsichten sowie einige Unterrichtsassistenzen und Hospitationen, musste ich um 8:30 (Schulbeginn) direkt in einer Klasse Deutsch vertreten, ohne dass ich meine Computer-Einlogge-Daten hatte oder wusste, wie ich Vertretungsaufgaben für die Klasse finden sollte und ähnliches. Dies war wirklich ein kalter Sprung ins Wasser, der nicht leichter gemacht wurde dadurch, dass die Kinder alle aus einer Woche Ferien wiederkamen und daher einander auffällig viel mitzuteilen hatten.

Ansonsten bekam ich über die Stundenplan-App (WebUntis), die auch von Schulen innerhalb Deutschlands benutzt wird, meine Pflichtstunden zugeteilt und durfte mir meine restlichen Stunden so füllen, wie ich wollte, wobei ich um die von den anderen Praktikant*innen bereits gewählte und belegte Stunden herumplanen musste, weshalb zum Teil vor allem nur noch wenige Englischstunden zur Hospitation übrig waren. Obwohl das in Zukunft nicht mehr so gemacht werden soll, wie mir mitgeteilt wurde, waren wir Praktikant*innen fast alle Englischstudent*innen und mussten daher eine begrenzte Menge an Englischstunden zwischen uns aufteilen. Dies war zu großen Teilen bereits passiert bevor ich ankam, daher kann ich jeder zukünftigen Praktikantin oder jedem Praktikanten empfehlen zukünftig falls irgendwie möglich direkt zum Starttermin anzukommen, um alle Möglichkeiten voll ausschöpfen zu können.

Die Atmosphäre in der Schule war oft sehr freundlich und wertschätzend zwischen den Lehrkräften und uns Praktikant*innen, obwohl wir teilweise sehr viele Aufgaben übernahmen, die unsere eigentlichen Bereiche überstiegen, erhielten wir dabei von den Lehrkräften viel Dankbarkeit. Vertretungen durften dabei nur Vertragspraktikant*innen alleine übernehmen, während nicht-bezahlte Praktikant*innen, da sie noch keinen Masterabschluss haben und andere Verantwortungen hatten, dies nur unter Betreuung einer anderen Lehrkraft oder einer Vertragspraktikant*in übernehmen durften. Dies war auch einer der größten Unterschiede zwischen den Vertrags- und nicht Vertrags-Praktikant*innen – das Level an Verantwortung, dass einem übertragen wurde.

Wir durfte außerdem viele Ausflüge begleiten und obwohl wir dafür die Informationen oft erst am selben Tag erhielten, war das eine super Erfahrung, um die Kinder besser kennenzulernen und sich in der Dynamik der Klassen besser zurechtzufinden. So hatte man auch die Gelegenheit die Lehrkräfte außerhalb des Schulkontextes besser kennenzulernen. Dies war sowieso eine recht freundschaftliche und kollegiale Beziehung. Fast jeden Freitag gingen wir zunächst mit unserer Praktikumskoordinatorin in einen Pub und danach gab es die Optionen bei den anderen Lehrkräften, die sich auch in unterschiedlichen Kombinationen freitags in einem Pub trafen dazuzustoßen und mit diesen ein Bierchen zu trinken.

Außerhalb der Schule hatten wir vor allen am Wochenende Zeit London zu erkunden und verschiedene Städtetrips zum Beispiel nach Bath, Cambridge, Oxford, Brighton oder ähnliches zu machen. Unter der Woche war es vor allem, wenn man den Unterricht von den Lehrkräften für einige Wochen übernommen hat, schwierig überhaupt aus dem Alltag auszubrechen und die Stadt zu erkunden. Dafür gab es aber immer noch die Ferien. Im Sommerhalbjahr waren das drei Wochen (2 Wochen Osterferien, 1 Woche Half-Term).

In den Ferien war ich unter anderem in York, in Schottland und in der Isle of Sky und habe mir damit auch Träume erfüllt, die ich schon seit langer Zeit hatte. Außerdem konnten mich währenddessen und auch an Wochenende Freunde besuchen, mit denen man die Trips entweder zusammen gemacht hat oder denen man London zeigen konnte, da man sich mittlerweile schon recht gut auskannte. Da war man recht stolz, wenn man es schaffte, ohne sich auf Apps zu verlassen, den Nachhauseweg anzuzeigen oder zu wissen welche Wege man zu gehen hatte, um bei der Bahnstation anzukommen, die einen nach Hause bringen würde.

Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung

Vor allem beim Packen sollte man gut nachdenken, was man für England brauchen könnte. Es war bis in den Mai hinein teilweise noch recht kalt und man brauchte noch seinen Pullover sowie definitiv eine Regenjacke, aber ab Juni war es teilweise super heiß und man hatte Tagelang nur starken Sonnenschein.

Beantragung Visum

Das Visum lässt sich online beantragen und ist damit kein Problem. Die Kosten dafür bekommt man von der Schule erstattet.

Praktikumssuche

Die Schulen schreiben das Praktikum auf ihrer Website aus und begleiten den Bewerbungsprozess auf ihrer Website und durch die Koordinatoren recht eng.

Wohnungssuche

Bei der Wohnungssuche kann einem geholfen werden, durch die vorangegangenen Praktikant*innen. Außerdem kann über die Website/ App – spareroom.uk.org nach Mitbewohnern gesucht werden. Auch Gastfamilien werden z.T. von der Schule vermittelt. Hier muss man zwar auf die Kinder aufpassen, aber kann in Teilen auch ohne Miete für die Zeit bei den Familien wohnen. Sollte man in eine Wohnung ziehen muss man zum einen darauf achten, dass die Engländer teilweise auch jede Woche miete verlangen anstatt einmal im Monat und, dass alle Kosten inklusive sein sollten, sonst muss man evtl. noch Counsil Tax oder ähnliches nachzahlen.

Versicherung

Eine Krankenversicherung braucht man für England eigentlich nicht. Wenn man aber plant nach England zurück nach Deutschland zu gehen, muss man aufpassen, dass man für die deutschen Standards durchgehend versichert war. Sollte man noch unter 25 sein, ist man sowieso weiter bei den Eltern versichert. Sollte man über 25 sein und nicht mehr studieren, muss man vorsichtig sein, da die Versicherungen in Deutschland einen dann rausschmeißen und man aber für den Abschluss einer neuen Versicherung in Deutschland wieder nachweisen muss, dass man lückenlos versichert war, daher lohnt es sich zumindest eine Auslandskrankenversicherung in diesem Fall abzuschließen. Auch für dieses Stipendium, muss man sowohl eine Kranken- als auch andere Versicherungen nachweisen können. Ich habe meine Versicherung über den DAAD abgeschlossen, da es die einfachste Lösung für mich war.

Sonstiges

Eine Railwaycard ist sehr zu empfehlen, dadurch werden nicht nur die Tagestrips via Bahn günstiger, sondern, wenn man diese mit seiner Oystercard verbinden lässt, auch die Standardfahrten innerhalb Londons günstiger. Eine Steckdosenleiste mit nur einem Adapter ist auch sehr zu empfehlen.

Telefon-/Internetanschluss

Internet habe ich über meine Vermieterin erhalten. Mein Handy hat über EU-Roaming trotz Brexit einwandfrei funktioniert.

Bank/Kontoeröffnung

Für die Gehaltszahlung und auch für Zahlungen von Nachhilfestunden (die sehr gut bezahlt wurden und für viele eine Zusatzgeldquelle waren) war ein englisches Konto nötig. Ein Weg, die komplizierten Prozesse der englischen Kontoeröffnung zu umgehen, war die Eröffnung des Wise-Kontos, das einwandfrei für uns alle funktioniert hat und ich ohne Einschränkungen empfehlen kann.

Sonstiges

Bargeld wird kaum gebraucht in London und auch im Reste Englands werden teilweise nur Karten-Zahlungen gestattet.

Alltag/Freizeit

In Richmond selbst, wo die Schule ist gibt es viele Pubs, diese schließen aber recht früh. Sollte man wirklich die Party suchen ist Clapham, Shortage oder Central London zu empfehlen. Entspannter ist es jedoch in Pubs. Eine recht günstige Kette sind dabei die Wetherspoon Pubs. Für die gibt es auch eine App.

Sonstiges

Man sollte auf jeden Fall versuchen aus London herauszukommen und auch Städte außerhalb Londons erkunden. Das waren für mich die besten Erfahrungen.

Ein Gedanke zu „Praktikum an einer Schule in London“

  1. Hallo liebe/lieber Bloggerin/Blogger,
    ich bin auf der Suche nach einem 3 monatigen Praktikumsplatz im englischsprachigen Raum und bin soeben auf deinen Blog aufmerksam geworden und bin total angetan von den Berichten. Ich studiere ebenfalls auf Lehramt und hätte ein paar Fragen. Kann man dich irgendwie privat erreichen ? 🙂
    Liebe Grüße

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