Forschen an der Universidade do Porto

Ich hatte die Gelegenheit, ein Praktikum am i3s (Instituto de Investigação e Inovação em Saúde) in Porto zu absolvieren, und zwar in der Gruppe Neuroengineering und Computational Neuroscience. Die Erfahrung war insgesamt sehr positiv, und ich habe während meiner Zeit dort einige wertvolle Erkenntnisse gewonnen.

i3s, das Institut für Forschung und Innovation im Bereich Gesundheit, steht seit seiner Gründung im Jahr 2015 an der Spitze der gesundheitsbezogenen Forschung. Mit den Schwerpunkten Krebs, Infektion, Immunität und Regeneration sowie Neurobiologie und neurologische Erkrankungen vereint das i3s drei große Institute der Universität Porto – IBMC, INEB und IPATIMUP.

Die Entscheidung, dem deutschen Winter zu entfliehen, führte dazu, dass ich mich nach Praktikumsmöglichkeiten in Portugal und Spanien umsah. Nachdem ich mir verschiedene Arbeitsgruppe herausgesucht hatte und mich dann an die Forschungsgruppen mit der höchsten persönlichen Priorität gewandt hatte, erhielt ich glücklicherweise eine Antwort. Anschließend setzte ich mich mit dem in Erasmus Beauftragten des Fachbereichs Biochemie in Kontakt und wir klärten direkt alle Fragen, die ich hatte und welche Formalien auf mich zukamen. Ebenso stand ich ständigen Kontakt mit meinem zukünftigen Supervisor. Da ich davon ausging, dass Englisch die Hauptsprache in den wissenschaftlichen Arbeitsgruppen sein würde, bereitete ich mich nur minimal auf Sprachbarrieren vor, lernte jedoch einige grundlegende portugiesische Sätze.

Trotz anfänglicher Versuche bei der Universität erwies sich die Unterbringung in einem Studentenwohnheim als nicht machbar. Ich entschied mich für Airbnb. Allerdings erfuhr ich später durch Gespräche mit anderen ausländischen Studierenden vor Ort von besseren Alternativen, wie beispielsweise HousingAnywhere. Auch wenn mir die Universität Porto bei diesem Thema nicht weiterhelfen konnte, genoss ich trotzdem einige Vorteile, wie beispielsweise die Nutzung des Universitätseigenen Fitness Studios nahe dem Institut.

Die Anfangsphase umfasste umfangreiche Recherchen und Literaturrecherchen zu Astrozyten. Einführungskurse über Ethik, Sicherheit und Datenschutz waren obligatorisch. Ebenso war ein praktischer Sicherheitskurs Pflicht, in dem unteranderem der Umgang mit dem Feuerlöscher noch einmal geübt wurde. Der Schwerpunkt meines Praktikums lag auf der Untersuchung der Elektrophysiologie von Astrozyten durch elektrische Signalaufzeichnungen auf Mikroelektroden-Arrays (MEAs). Da ich hierbei mit Zellen arbeitete, musst ich hier von meinem Supervisor eingearbeitet werden. Dieses praktische Wissen wurde dann auch abgefragt und überprüft. Generell hatte ich im Institut immer das Gefühl, dass sehr auf die Sicherheit der Mitarbeitenden geachtet wurde und das im Allgemeinen alles sehr organisiert ablief.

Die Signale, die von den Astrozyten aufgenommen wurden, verglich ich mit Signalen, die entstanden, als sich lediglich Puffer in dem MEA befand. Ziel war es einen biologischen Fingerabdruck typisch für Astrozyten zu identifizieren. Diese Gliazellen galten lange als elektrisch still, aber erfahren in den letzten Jahren zunehmend mehr Aufmerksamkeit auf Grund ihrer potentiellen Rolle im Krankheitsbild von Epilepsie und neurodegenerativen Krankheiten. Die aufgenommenen Signale wurden mit der Hilfe von MATLAB ausgewertet und analysiert. Leider konnte der gewünschte Fingerabdruck trotz akribischer Datenanalyse nicht gefunden werden. Dennoch lernte ich viel über den Umgang mit neuronalen und Gliazellen, sowie über die Handhabung von MATLAB.

Die Unterstützung vor Ort, insbesondere durch Miguel, spielte dabei eine entscheidende Rolle. Sein Fachwissen und sein ruhiges Auftreten milderten jegliche Befürchtungen während der Experimente. Die regelmäßige Teilnahme an Labmeeting ermöglichte es, Einblicke in die Arbeit der Kollegen zu erhalten und konstruktive Kritik zu üben und zu erhalten, wodurch ein Umfeld der gemeinsamen Verbesserung gefördert wurde.

Bei diesen Meetings und in den Mittagspausen wurde durchweg Englisch gesprochen, um die Offenheit der Gruppe zu gewährleisten. Die Aufgeschlossenheit der Arbeitsgruppe ging über die Forschung hinaus und ermöglichte mir die Teilnahme an sozialen Aktivitäten wie Weihnachtsessen und Treffen nach der Arbeit. Diese Interaktionen haben nicht nur meinen Einblick in die portugiesische Kultur und Politik vertieft, sondern auch die Gemeinsamkeiten zwischen der deutschen und der portugiesischen Kultur hervorgehoben.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass meine Zeit bei i3s eine umfassende und durchweg positive Erfahrung in der Neuroengineering-Forschung bot. Das integrative Umfeld, die erworbenen praktischen Fähigkeiten und der Einblick in die portugiesische Kultur und Politik waren wertvolle Aspekte des Praktikums.


Tipps für andere Praktikant:innen

 

Vorbereitung

Die Sprache zu lernen ist immer gut, aber in Porto nicht unbedingt notwendig, da eigentlich jeder Englisch spricht. Sonst ist es ratsam alle Dokumente so schnell wie möglich zusammen zu sammeln, um sich eventuellen Stress zu ersparen

 

Beantragung Visum

Keine Erfahrung, da innerhalb der EU kein Visum benötigt wird

 

Praktikumssuche

Initiativbewerbung an mehrere Stellen gleichzeitig schicken, wenn es sich um wissenschaftliche Arbeitsgruppe handelt, immer die entsprechenden Postdocs mit in den CC tun, da diese eher auf E-Mails antworten

 

Wohnungssuche

Ich habe meine Unterkunft auf Airbnb gefunden, sonst ist HousingAnywhere eine gute Adresse

 

Versicherung

Ich habe das DAAD-Paket genommen, dies ist aber vermutlich nicht nötig, einfach eine E-Mail an Krankenkasse und Haftpflichtversicherer schicken

 

Telefon-/Internetanschluss

Nicht notwendig

 

Bank/Kontoeröffnung

Da ich bei der DKB bin, konnte ich überall kostenlos Geldbeträge über 50€ abheben, in Portugal kann aber eh überall mit Karte bezahlt werden

 

Ausgehmöglichkeiten

Da es in Porto viele Studierende gibt, gibt es hier auch viele Bars und Tanzbars nahe des Zentrums

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