Im Rahmen meines Biochemiestudiums an der Universität Berlin habe ich im Sommer 2024 ein dreimonatiges Erasmus-gefördertes Praktikum in Wien absolviert. Dieses Praktikum fand in den Max Perutz Labs, einem renommierten biochemischen Forschungsinstitut, statt. Während meiner Zeit dort arbeitete ich im Leonard Lab, wo ich wertvolle Einblicke in moderne biochemische Forschung und neue methodische Ansätze gewinnen konnte. Dieser Bericht soll einen Überblick über meine Erfahrungen geben und die kulturellen Unterschiede und den Alltag in Österreich reflektieren.
Praktikumserfahrungen
Das Leonard Lab an den Max Perutz Labs bot mir ein spannendes, interdisziplinäres Umfeld. Von Anfang an wurde ich von meinen Kolleg*innen sehr freundlich aufgenommen, was mir den Einstieg in die Forschungsarbeit enorm erleichterte. Besonders schätzte ich die offene Kommunikation im Team und die Möglichkeit, mich aktiv in die Projekte einzubringen. Die wissenschaftliche Herangehensweise und die Förderung von eigenständigem Arbeiten haben mich motiviert und in meiner wissenschaftlichen Entwicklung weitergebracht.
Während meines Aufenthalts in Wien konnte ich interessante kulturelle Unterschiede zwischen Deutschland und Österreich beobachten. Die Arbeitskultur in Österreich erlebte ich als etwas entspannter und weniger hektisch als in Deutschland. Die Kolleg*innen waren stets hilfsbereit, und die Hierarchien wirkten flacher, was ein angenehmes Arbeitsklima förderte. In den Max Perutz Labs herrschte eine offene Atmosphäre, in der der Austausch von Ideen und Meinungen besonders wichtig war. Diese Erfahrung hat mein Verständnis für wissenschaftliche Zusammenarbeit vertieft.
Kulturelle Erfahrungen und Alltag in Wien
Auch im Alltag spürte ich einige Unterschiede. Besonders positiv fiel mir auf, wie viel Wert auf eine hohe Lebensqualität gelegt wird. Wien bietet viele kostenlose Kulturangebote, die ich in meiner Freizeit ausgiebig genutzt habe. Darüber hinaus empfand ich das Stadtleben in Wien als sehr entspannt und die Menschen als freundlich und hilfsbereit.
Abseits der Arbeit bot Wien eine Fülle an kulturellen und sozialen Möglichkeiten. Ich hatte das Glück, in einer WG zu wohnen, was mir half, schnell Anschluss zu finden. Meine Mitbewohnerin war eine großartige Unterstützung und wurde schnell zu einer engen Freundin. Durch sie und ihre Freundeskreise konnte ich viele interessante Menschen kennenlernen und tiefer in das Wiener Leben eintauchen.
Ein großer Unterschied, den ich zu Deutschland bemerkt habe, war das ausgeprägte Bewusstsein für Freizeit und Lebensqualität in Österreich. Nach der Arbeit verbrachte ich oft Zeit im Prater, wo ich joggen ging, oder ich nutzte das reichhaltige Kulturangebot, das Wien besonders im Sommer bietet. Die vielen kostenlosen Konzerte, Performances und Gallerieeröffnungen waren eine wunderbare Gelegenheit, die Stadt und ihre Kunstszene näher kennenzulernen. Auch die Möglichkeit, an heißen Sommertagen in der Donau schwimmen zu gehen, war ein Highlight meines Aufenthaltes.
Fazit
Insgesamt war das Erasmus-Praktikum in Wien eine äußerst bereichernde Erfahrung – sowohl beruflich als auch persönlich. Die Arbeit in einem internationalen, hochmodernen Forschungsinstitut hat meine wissenschaftliche Laufbahn gefestigt, und die kulturelle Vielfalt und Lebensqualität in Wien haben meinen Alltag abgerundet. Ich bin dankbar für die Menschen, die ich kennengelernt habe, und die Erfahrungen, die ich sammeln konnte.
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Beantragung Visum
Für EU-Bürger*innen ist kein Visum nötig. Solltest du aber aus einem Nicht-EU-Land kommen, informiere dich rechtzeitig über die nötigen Visa-Bestimmungen, da dies einige Wochen dauern kann.
Praktikumssuche
Nimm dir ausreichend Zeit, passende Praktikumsplätze zu recherchieren. Die Max Perutz Labs und andere Forschungseinrichtungen in Wien bieten viele interessante Möglichkeiten, besonders für Studierende in naturwissenschaftlichen Fächern. Ein persönliches Motivationsschreiben und die Kontaktaufnahme mit potenziellen Betreuer*innen helfen oft, schnell eine Zusage zu erhalten.
Wohnungssuche
In Wien gibt es viele Optionen, von WGs bis zu Studierendenwohnheimen. Plattformen wie „WG- Gesucht“ oder „Housing Anywhere“ oder Instagramseiten wie „wg.zimmer“ sind sehr hilfreich. Ich kann WGs besonders empfehlen, da man so schnell soziale Kontakte knüpft. Achte darauf, dich frühzeitig um eine Unterkunft zu kümmern, da der Wohnungsmarkt in Wien sehr gefragt ist, besonders zu Semesterbeginn.
Versicherung
Als Erasmus-Praktikantin solltest du prüfen, ob deine Krankenversicherung auch in Österreich gilt. EU-Bürgerinnen können die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) nutzen. Alternativ kannst du auch eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung abschließen, falls du umfassenderen Schutz möchtest.
Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
Ein Prepaid-SIM-Kartenvertrag ist in Österreich unkompliziert und günstig. Anbieter wie HoT oder Yesss bieten gute Tarife, die du direkt in Supermärkten kaufen kannst. Achte darauf, dass du ausreichend Datenvolumen hast, falls du viel unterwegs bist.
Bank/Kontoeröffnung
Eine Kontoeröffnung in Österreich ist oft nicht notwendig, da viele Banken (insbesondere Onlinebanken) innerhalb der EU keine zusätzlichen Gebühren erheben. Sollte es aber doch nötig sein, bieten Banken wie Erste Bank spezielle Studentenkonten mit günstigen Konditionen an.
Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
Wien bietet eine beeindruckende Bandbreite an Freizeitmöglichkeiten. Die Stadt ist für ihre Kaffeehauskultur bekannt, und in den Sommermonaten gibt es unzählige kostenlose Veranstaltungen wie Open-Air-Konzerte, Theateraufführungen und Filmvorführungen. Besonders empfehlenswert sind die vielen Freiluft-Märkte und Events im Prater oder am Donaukanal.
Sonstiges
Wien ist eine grüne Stadt mit vielen Parks, was ideal für Sportliebhaber*innen ist. Joggen im Prater oder Baden in der Donau sind Aktivitäten, die ich nur empfehlen kann. Außerdem hat Wien ein sehr gut ausgebautes öffentliches Verkehrssystem. Mit der „Wiener Linien“ App kannst du einfach Tickets kaufen und dich unkompliziert in der Stadt bewegen.