Delfin-und Walforschung in Portugal

Ich habe die letzten 6 Monate in Portugal gelebt und als Forschungsassistentin im Bereich Delfin und Walforschung gearbeitet.

Für mich war es das erste Mal von einem Boot aus mit Meerestieren zu arbeiten, bisher haben meine Erfahrungen nur land-basierte Forschung umfasst. Am Anfang war es eine Challenge, aber ich wurde sehr gut eingearbeitet und konnte mich sehr schnell auf die neuen Bedingungen und die Art der Datenerfassung einstellen. Ich habe 4 Tage die Woche entweder auf unserem Forschungsboot oder auf den Dolphin-Watching-Booten unserer Partnerorganisationen verbracht. Das bedeutete bis zu 8 Stunden auf dem Wasser zu verbringen und vor allem im Sommer bei hohen Temperaturen war das nicht immer einfach. Aber nicht nur die Sonne, sondern auch der Seegang hat mir das ein oder andere Mal zu schaffen gemacht. Man gewöhnt sich aber an alles und nachdem ich den Trick raushatte, hatte ich kaum noch Probleme.
Außerdem habe ich die Umstände immer schnell vergessen, sobald ich Delfine vor mir hatte. Natürlich handelt es sich bei Meeressäugetieren um wilde Tiere, die sich frei bewegen und die wir auf dem Wasser erst finden mussten. Die Algarve weist große und relativ konstante Populationen von Delfinen und Walen, sowie anderer Megafauna wie Haie und Schildkröten, auf. Das heißt wir hatten oft Glück und es gab nur eine Handvoll Tage, an denen wir keine Tiere finden konnten. Wenn wir also auf Delfine oder Wale gestoßen sind, war der Ablauf wie folgt: wir haben die Koordinaten erfasst, wo wir die Tiere gefunden haben, es wurde das Verhalten bestimmt sowie die Anzahl der Tiere und die Zeit, die sie mit uns verbrachten. Außerdem nutzten wir Kameras zur Foto-Identifizierung einzelner Individuen, sowie Dronen um Videomaterial aus der Höhe aufzunehmen.

Für ein paar Tage jeden Monat begleitete uns eine PhD Studentin, für die wir mit Hydrophonen akustische Aufnahmen der Delfine mit und ohne Boote in der Nähe machten. Das war eins meiner Lieblingsforschungsfelder. Man kann die Delfine zwar manchmal auch über Wasser ihre „Whistles“ ausstoßen hören, aber durch das Unterwassermikrophon konnte man richtig in ihre Welt eintauchen. Abhängig vom Wetter und dem Seegang war die Datenerfassung mal leichter und mal herausfordernder. Je besser das Wetter und je weniger der Wind und Seegang, umso einfacher. Wieder zurück in unserer Forschungsbasis mussten die erfassten Daten des Tages in den Computer eingegeben und katalogisiert werden.

Zu dem festen Team aus Forscher*innen und Forschungsassistent*innen kamen noch bis zu 10 freiwillige Interns dazu, die uns bei der Arbeit unterstützten und einen Eindruck der Arbeit von Meeresbiolog*innen und Forscher*innen bekommen wollten.
Zu meinen Aufgaben gehörte auch diese Interns einzuarbeiten und einzuweisen, ihre Arbeit zu kontrollieren und als Ansprechpartnerin zu Verfügung zu stehen. Einmal die Woche gab es einen Office-Day an dem wir Präsentationen für die Interns gehalten, Übungen gemacht, mit ihnen Forschungsfragen besprochen und auch Dokumentationen geschaut haben. So haben wir das erlernte praktische Wissen durch theoretisches Wissen vertieft und gefestigt.

In einem großen, internationalen Team mit bis zu 20 Personen zu arbeiten ist natürlich aufregend, kann aber auch sehr fordernd sein, worauf man sich auf jeden Fall einstellen sollte! Man arbeitet zusammen und lebt auch zusammen, was eine intensive Erfahrung ist. Trotzdem würde ich es nicht missen wollen. Dieser Sommer hat mir die Möglichkeit gegeben mein Wissen im Bereich Forschung und Meeressäugetiere zu erweitern, Kontakte in diesem Forschungsfeld zu erlangen, sowie internationale Freundschaften zu schließen. In Projekten wie diesen kommen so viele gleichgesinnte Personen aus den verschiedensten Bereichen und Altersgruppen zusammen, was definitiv meinen Horizont erweitert hat und für viel Inspiration für meine Zukunft gesorgt hat.


Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung

Man sollte sich mit den Meerestieren der Gegend auseinandersetzen und die verschiedenen Spezies identifizieren können.

 

Beantragung Visum

Ich musste von Deutschland aus kein Visum für Portugal beantragen.

 

Praktikumssuche

Ich bin über den Marmam-Email-Verteiler auf diese Organisation gestoßen, habe deren Ausschreibung für Forschungsassistent*innen gesehen und mich daraufhin mit deren Forschungsarbeit auseinandergesetzt und dann beschlossen mich zu bewerben.

 

Wohnungssuche

Das Projekt hat mir eine Unterkunft gestellt, dementsprechend musste ich mir keine eigene Unterkunft suchen. Das hat aber bedeutet, dass ich mit den anderen Forscher*innen, Forschungsassistent*innen und Interns auf einem Gelände in verschiedenen Häusern zusammengewohnt habe. Wer sich den Wohnraum nicht so eng mit vielen und auch wechselnden Leuten teilen will, sollte hier vielleicht nach etwas privatem Suchen. Mir hat es aber sehr viel Spaß gemacht mit dem Team zusammenzuwohnen und man konnte sich noch mal ganz anders und intensiver kennenlernen.

 

Versicherung

Ich habe eine Reisekrankenversicherung abgeschlossen. Hier muss man darauf achten, dass nicht jede Versicherung einen so langen Zeitraum abdeckt!

 

Telefon-/Internetanschluss

Einige deutsche Telefonanbieter haben Eu-Roaming inklusive, so konnte ich meinen Vertrag einfach ganz normal in Portugal weiter nutzen. Leider nur für 4 Monate. Danach habe ich bei einem Onlineanbieter eine E-Sim abgeschlossen, was sehr gut funktioniert hat. Andere aus dem Programm haben sich aber auch einfach eine portugiesische Sim-Karte gekauft.

 

Bank/Kontoeröffnung

Ich Konto meine Bank normal in Portugal nutzen.

Ausgehmöglichkeiten

Wir haben etwas außerhalb von Albufeira gewohnt, was sehr touristisch ist und viele Ausgehmöglichkeiten bietet. Mit dem Uber kommt man für wenig Geld ins Zentrum, vor allem wenn man es sich mit anderen Interns teilt, ist es sehr bezahlbar.

Außerdem ist man direkt an der Algarve, die wunderschön ist und ich habe meine Wochenenden meistens mit Erkundungstouren in der Gegend verbracht. Man kann seine Freizeit sehr gut an den Stränden und in der Natur der Umgebung verbringen. Auch Lissabon ist mit dem Bus für wenig Geld in knapp 3,5h zu erreichen und einen Wochenendbesuch wert.

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