Mein Praktikum an der Deutschen Schule in Bilbao, Spanien

Es sind erst ein paar Wochen vergangen, doch ich vermisse Bilbao, das Meer und alles was dazu gehört hat jetzt schon!
Ich habe von September bis Weihnachten 2024 ein freiwilliges Praktikum in der Primarstufe der deutschen Auslandsschule im spanischen Baskenland, in Bilbao, absolviert.

Am Ende meines Masterstudiums zur Grundschullehrerin und vor Beginn meines Referendariats wollte ich unbedingt nochmal etwas Neues von der Welt sehen. So hat es sich ergeben, dass ich nach Bilbao gekommen bin. Die Zeit an der Schule und in Bilbao mit einer neuen Kultur und Sprache war für mich eine superspannende Erfahrung, über die ich in diesem kurzen Bericht gerne mehr erzählen möchte.

Ich kam in der ersten Septemberwoche 2024 in Bilbao an. Vor dem richtigen Schulstart gab es drei Einführungstage, an denen uns unter anderem die Schule gezeigt wurde. Wir als Praktikanten wurden an der Schule zu Beginn freundlich empfangen und dem gesamten Kollegium vorgestellt. Wir haben unsere individuellen Stundenpläne bekommen und haben dann in unseren jeweiligen Klassen bei der Vorbereitung geholfen. Die meisten von uns wurden einer Stammklasse zugeteilt, so auch ich. Trotzdem konnte man auch im Laufe des Praktikums individuelle Wünsche oder Änderungsvorschläge äußern und es wurde so gut es ging darauf Rücksicht genommen. Wir in der Grundschule hatten eine Hauptansprechpartnerin, die sich viel Mühe gegeben hat und immer ein offenes Ohr für uns hatte.

Was sich für mich als eine der interessantesten und wertvollsten Erfahrungen während des Praktikums herausstellte, war der Umgang mit Mehrsprachigkeit und einem mehrheitlichen Anteil an nicht-deutsch-muttersprachlichen Kindern. Die meisten der Kinder kamen aus rein spanischen Familien und haben erst an der Schule bzw. im dort inkludierten Kindergarten begonnen, Deutsch zu lernen. Deutsch ist auch die Lern- und Arbeitssprache an der Schule, abgesehen von den Fächern Spanisch, Baskisch und Naturwissenschaften. Untereinander unterhielten sich die Kinder jedoch fast ausschließlich auf Spanisch, sei es im Unterricht oder in den Pausen. Die damit einhergehenden sprachlichen Schwierigkeiten in Deutsch waren stark auszumachen, vor allem im mündlichen Ausdruck und im Lesen. Es war interessant zu erfahren, wie man damit am besten im Unterricht umgeht und wie man den Kindern helfen kann.

In meiner Klasse, einer vierten, habe ich mich unter den Kindern sehr wohl gefühlt und konnte eine gute Beziehung zu ihnen aufbauen. Die Klasse galt unter der Lehrerschaft als eine der schwierigeren, denn es gab insgesamt zwei problematischere emotional-soziale Fälle und auch ein, zwei Kinder mit Schwierigkeiten im Bereich Lernen, daher waren wir teilweise zu dritt als Praktikantinnen in der Klasse plus Lehrkraft. Unsere Unterstützung war zwar auf den ersten Eindruck willkommen, jedoch war es manchmal schwierig, sich wirklich einbringen und auch eigenen Unterricht halten zu können. Die Kommunikation mit der Lehrerin hat dahingehend leider nicht wie erwartet funktioniert und vieles verlief zwischen Tür und Angel. Mir haben zudem zwischendurch Reflexions-bzw. Feedbackgespräche gefehlt, in denen man sich unter Lehrern und Praktikanten austauschen und Verbesserungsvorschläge oder Wünsche hätte äußern können. So hätte auch ich gern mehr persönliches und didaktisches Feedback bekommen, und dies gern umgesetzt. Die Unterrichtsmethoden und -rituale in meiner Klasse waren aus meiner Sicht ausbaufähig, daher konnte ich mich nicht vollends mit der Schule identifizieren und was die didaktischen Methoden angeht nicht viel für mich und meine eigene Arbeit als Lehrerin mitnehmen. Dies kann aber an der Klasse bzw. Klassenlehrerin gelegen haben, von anderen Praktikantinnen habe ich Besseres gehört. Daraus habe ich aber auch gelernt, die eigenen Wünsche und Interessen mehr zu vertreten und mehr Eigeninitiative zu zeigen.
Dazu sollte erwähnt werden, dass wir außergewöhnlich viele Praktikanten an der (Grund-)Schule waren und die Verteilung auf die Klassen vielleicht etwas besser hätte gestaltet werden können. Trotz ein paar negativer Aspekte ziehe ich daraus viel Positives, auch was kollegiale Kommunikation angeht, kann dies für mich als Erfahrung nutzen und es vielleicht in einem neuen Schulsetting anders angehen.

Abseits vom Praktikum an der Deutschen Schule hat mich die Zeit in Bilbao in meiner individuellen Entwicklung stark positiv geprägt. Aus der eigenen Komfortzone herauszubrechen, in einer zunächst fremden Stadt zu leben war etwas komplett Neues und Aufregendes für mich. Ich habe die spanische bzw. baskische Kultur und Mentalität lieben gelernt, so viele tolle Menschen getroffen und neue Freundschaften geknüpft. Durch u.a. Happy Erasmus hatte ich auch außerdem die Möglichkeit, viele wundervolle Orte rund um Bilbao, die ebenso wunderschöne Stadt Valencia sowie ein paar französische Städte zu entdecken. Aber auch Bilbao selbst hatte super viel zu bieten und ist generell eine sehr schöne, abwechslungsreiche und lebendige Stadt. Besonders die Nähe sowohl zum Meer als auch zu den Bergen hatte etwas wirklich Magisches! Für Wanderbegeisterte und Surfer (oder welche, die es ausprobieren möchten) ist Bilbao der perfekte Ort zum Leben.
Gleichzeitig habe ich aber auch vieles aus meinem Alltag und Leben in Deutschland schätzen gelernt, bin nach dieser insgesamt sehr großartigen Erfahrung dennoch motiviert, noch mehr von der Welt zu entdecken, und andere deutsche Auslandsschulen oder einen längeren Auslandsaufenthalt in Betracht zu ziehen.

Eine solche Gelegenheit zu nutzen, sich aus der Komfortzone zu trauen und für eine Zeit mal auf einem anderen Fleck Erde zu leben kann ich daher jedem nur ans Herz legen!


Tipps für andere Praktikant:innen

 

Vorbereitung

Ich habe mich ca. ½ Jahr vorher beworben und auch relativ schnell eine positive Rückmeldung bekommen. Bei Deutschen Schulen in anderen Ländern ist es sinnvoll, sich noch weiter im Voraus (1 Jahr) zu bewerben. Dann gilt es, rechtzeitig ein Führungszeugnis zu beantragen, welches aber nicht älter als 3 Monate sein sollte.

 

Beantragung Visum

Ein Visum wird in Spanien nicht benötigt.

 

Praktikumssuche

Ich habe mich über die Website des Bundesamts für Auswärtige Angelegenheiten informiert. Dort gibt es eine Auflistung aller deutschen Auslandsschulen, worüber man auch zu Kontakt und Websites der jeweiligen Schulen gelangt.

 

Wohnungssuche

Ich habe über Idealista gesucht, was meist auch noch recht kurzfristig (1 oder auch ½ Monat vorher) möglich ist. Es gab super viele Angebote. In Bilbao zahlt man ca. 400 bis 600€ pro Monat für ein WG-Zimmer. Ich habe mein Zimmer dann über die Vermietung Habitacción bekommen, es gab ein paar kleinere Probleme, aber ansonsten war ich zufrieden. Man muss mehr oder weniger Glück haben, in was für einer Wohnung und mit welchen Leuten man landet.

 

Versicherung

Da ich zu dem Zeitpunkt privatversichert (über die Beihilfe) war, hatte sich bei mir nichts geändert. Man sollte in jedem Fall eine Art Bescheinigung von der Krankenkasse dabeihaben und sich vorher bei der KK informieren.

 

Ausgehmöglichkeiten

Bilbao hat alles zu bieten, wonach man sucht: Bars, Cafés, auch viele Sportmöglichkeiten. Vor allem über Happy Erasmus wird viel organisiert. Darüber kann man sich auch super mit anderen Leuten zu verknüpfen und den WhatsApp-gruppen beizutreten. Happy Erasmus bietet auch super viele günstige Tages- oder Wochenendtrips in der Umgebung und auch ganz Spanien und Umland an.

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