Im Rahmen des Praktischen Jahres meines Medizinstudiums hatte ich die Gelegenheit, ein viermonatiges Praktikum in der Abteilung für Allgemeine Chirurgie am Karapitiya Teaching Hospital in Galle, Sri Lanka, zu absolvieren. Diese Zeit war für mich sowohl fachlich als auch persönlich eine äußerst bereichernde Erfahrung, die mir wertvolle Einblicke in die chirurgische Patientenversorgung in einem internationalen Umfeld ermöglichte.
Einarbeitung und Arbeitsalltag
Zu Beginn meines Praktikums bekam ich mit weiteren Medizinstudierenden aus Deutschland und anderen Ländern u.a. Schweden und Australien, eine ausführliche Einführungsveranstaltung sowie eine Führung über das Fakultäts- sowie das Klinikums Gelände. Zusätzlich bekam jeder Medizinstudierende einen Ausdruck des Klinikums Geländes mit Markierungen der für uns relevanten OP-Säle und einen Stundenplan. Das Krankenhaus ist eines der größten Lehrkrankenhäuser Sri Lankas und dient als wichtige Anlaufstelle für Patienten aus der gesamten Region. Die Struktur des Gesundheitswesens, die Ressourcenverfügbarkeit und die Arbeitsweise in einem Krankenhaus mit begrenzten Mitteln waren für mich zunächst eine Umstellung, doch ich konnte mich schnell anpassen und wertvolle Erfahrungen sammeln. Mein Arbeitsalltag bestand aus der Teilnahme an morgendlichen Visiten, der Unterstützung bei der Patientenversorgung sowie der Observation und Assistenz bei verschiedenen chirurgischen Eingriffen. Dabei hatte ich die Möglichkeit, sowohl kleinere Eingriffe zu beobachten als auch bei größeren Operationen im OP-Saal dabei zu sein. Besonders beeindruckend war für mich die Routine und Präzision, mit der die Chirurgen arbeiteten, selbst unter herausfordernden Bedingungen.
Erfahrungen im OP und auf der Station
Während meines Praktikums konnte ich viele praktische Fähigkeiten wie z.B. die erste Wundversorgungen und verschiedene Nahttechniken beobachten und Fragen dazu stellen. Besonders wertvoll war die enge Zusammenarbeit mit den einheimischen Medizinstudenten und Assistenzärzten/ Fachärzten, die stets bereit waren, ihr Wissen weiterzugeben, medizinische Zusammenhänge zu erklären und im Kontakt mit Patienten zu dolmetschen.
Ein bedeutender Aspekt meines Praktikums war das breite Spektrum an chirurgischen Fällen, die ich miterleben durfte. Von Routineeingriffen bis hin zu Notfalloperationen – die Vielfalt der Krankheitsbilder war enorm. Durch die hohe Patientenzahl und begrenzte Ressourcen musste das Team oft pragmatische Lösungen finden, was mir eine neue Perspektive auf das medizinische Arbeiten gab.
Herausforderungen und persönliche Entwicklung
Eine der größten Herausforderungen war für mich die Sprachbarriere, da viele Patienten kein Englisch und nur Singhalesisch oder Tamil sprachen. Dennoch konnte ich mich durch die Unterstützung der einheimischen Mediziner und Krankenpflegenden und die nonverbale Kommunikation ausreichend gut verständigen und so auch mit den Patienten interagieren. Zudem habe ich schnell gelernt, mich flexibel an neue Situationen anzupassen und auch in stressigen Momenten konzentriert zu arbeiten.
Besonders beeindruckt hat mich die Offenheit und Hilfsbereitschaft des medizinischen Personals. Trotz oft schwieriger Arbeitsbedingungen begegneten mir die Ärzte und Pflegekräfte mit großer Geduld und Engagement. Diese Erfahrung hat mich sowohl fachlich als auch persönlich weitergebracht und meinen Wunsch, mich weiter in der Chirurgie zu engagieren, noch verstärkt.
Fazit
Mein Praktikum in der Allgemeinen Chirurgie am Karapitiya Teaching Hospital war eine unvergessliche und lehrreiche Erfahrung. Ich konnte mein medizinisches Wissen vertiefen, wertvolle praktische Fertigkeiten erwerben und gleichzeitig wertvolle interkulturelle Eindrücke sammeln. Die Arbeit in einem international geprägten Krankenhaus hat meinen Horizont erweitert und mich in meiner beruflichen Entwicklung bestärkt. Ich bin sehr dankbar für diese Gelegenheit und kann ein solches Praktikum jedem Medizinstudierenden empfehlen, der seine chirurgischen Kenntnisse vertiefen und wertvolle Erfahrungen in einem spannenden medizinischen Umfeld sammeln möchte.
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Bewerbung mindestens 3-4 Monate im Voraus über das Bewerbungsformular des Karapitiya Teaching Hospitals. Die Antwort/ Zusage erfolgt i.d.R. max. 2 Wochen später per Mail.
Beantragung Visum
Das Visum kann simpel und kurzfristig online beantragt werden und kostet 55 US Dollar für 4 Wochen. Das Visum kann online verlängert werden. Bei Fragen zum Visum helfen die Ansprechpartner des Karapitiya Teaching Hospitals.
Praktikumssuche
Durch die Vielzahl an bereits bestehenden Erfahrungsberichten und positiver Mundpropaganda erwies sich die Praktikumssuche sowie die Bewerbung als sehr unkompliziert.
Wohnungssuche
Nach erfolgreicher Bewerbung am Karapitiya Teaching Hospital bekommt jeder Studierende einen Link zum Sanron Home Stay, einer studentischen Unterbringung in Krankenhaus Nähe, die preiswerte, klimatisierte Einzel- und Mehrbettzimmer für Medizinstudierende zur Verfügung stellt.
Versicherung
Die studentische Krankenversicherung für das Ausland ist über den Marburger Bund kostenlos und sollte im Voraus durch Kontaktaufnahme mit dem Marburger Bund abgeschlossen werden.
Sonstiges
Insgesamt ist der Aufwand bezüglich Formalitäten gering. Die Ansprechpartner des Karapitiya Teaching Hospital antworten stets zeitnah und zuverlässig per Mail auf Englisch.
Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
Eine Sim-Karte für das Handy (z.B. Anbieter Dialog) kann am Flughafen in Colombo erworben werden. Kosten ca. 12 Euro für 25-50 GB pro Monat.
Bank/Kontoeröffnung
Die Eröffnung eines Bankkontos ist nicht notwendig. Mittels Kreditkarte/ Visa Karte kann in Sri Lanka
z.B. bei der Bank of Ceylon oder der Peoples Bank gebührenfrei Bargeld abgehoben werden.
Sonstiges
Durch die große Beliebtheit des Praktikums und somit große Anzahl an Medizinstudierenden fällt es sehr leicht Kontakte zu knüpfen, auch wenn man allein anreist.
Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
Zahlreiche Freizeitmöglichkeiten wie z.B. Strandbesuche, Schnorcheln, Surfen, Yoga, Nationalparks, Regenwald, Wandern, Reisen. Viele traditionelle wie auch europäische Restaurants/ Cafés. Zahlreiche Shoppingmöglichkeiten für den kleinen und größeren Geldbeutel.
Sonstiges
In weniger Touristischen Gegenden in Sri Lanka ist es üblich die Knie und Schultern beim Ausgehen zu bedecken. In Touristischen Gebieten und am Strand ist europäische Kleidung alltäglich. Durch die überwiegend buddhistische Bevölkerung ist das Reisen im Land auch allein als Frau sehr sicher.