Praktikum in der Zeckenforschung auf Hokkaidō im Norden Japans

Ich habe ein einmonatiges Praktikum am Laboratory of Parasitology der Hokkaidō Universität in Japan absolviert. Die Hokkaidō Universität (Hokudai) ist eine renommierte japanische Eliteuniversität und gilt als landesweit führend im Bereich Veterinärmedizin mit über 22.000 Studierenden und Mitarbeitenden.

Das Laboratory of Parasitology der Hokudai ist spezialisiert auf die Erforschung von Zecken und Echinoccus spp. (z. B. Fuchsbandwurm) und nimmt damit einen wichtigen Stellenwert in der Überwachung von Infektionskrankheiten in Wildtieren und Zoonosen ein. Während meines Praktikums konnte ich einen tiefen Einblick in die Forschung mit Zecken bekommen.

In der ersten Woche meines Praktikums habe ich eine Rundreise zur Ostküste und in den Norden Hokkaidōs gemacht, um mit meinen Professoren und Kollegen Zecken für unterschiedliche Projekte zu sammeln. Die Forschungsreise hat mir wirklich viel Spaß gemacht. Ich habe gelernt, wie Zecken aus der Umwelt zu fangen sind und diverse Orte besucht, die weitestgehend für ausländische Touristen unzugänglich sind. Ich erinnere mich immer gerne an den Besuch eines Onsen (heiße Quelle zum Baden) mit meinen Kollegen, wo mir mein Professor an einem vorbeikommenden Hirschkäfer das richtige Handling gezeigt hat oder wir das „Kushiroshitsugen Wildlife Center“ besucht haben.

In den restlichen 3 Wochen meines Praktikums habe ich mich auf die praktische Laborarbeit fokussiert. Leider konnte das von mir in Deutschland geplante Projekt auf Grund einiger kultureller Kommunikationsprobleme nicht durchgeführt werden. Ich konnte jedoch viele unterschiedliche Projekte von PhD-Student*innen mit begleiten und viele interessante Methoden erlernen. Besonders habe ich mich auf die morphologische Identifizierung aller auf Hokkaidō vorkommenden Zeckenspezies fokussiert. Aber auch die Durchführung von ATFS (Artificial Tick Feeding Systems) und die bioinformatische Analyse von Mikrobiomdaten und die genetische Identifizierung von Zecken hat mir sehr viel Spaß gemacht.

In der letzten Woche habe ich gemeinsam mit einer Kollegin die Wirksamkeit von akariziden Produkten für Hunde evaluiert und selbst an einer Methode zur Messung von aversivem Verhalten gearbeitet. Obwohl ich bei der Entwicklung im engen Austausch mit den Dozenten stand und ich statistisch-signifikante Ergebnisse hatte, wurde mir leider erst am Ende deutlich kommuniziert, dass die Methode nicht ausreichend ist für eine Veröffentlichung. Daher der Hinweis an alle, die an einem Praktikum in Japan interessiert sind, dass in Japan meist sehr zwischen den Zeilen kommuniziert wird und auch bei genauem nachfragen nicht immer eine direkte Antwort gegeben wird, so kommt es durchaus manchmal zu Missverständnissen.

Neben der Forschungsarbeit hat mir besonders der Umgang mit anderen Studenten*innen Spaß gemacht. Gemeinsam haben wir mehrerer Partys organisiert, sind Essen gegangen und haben Karaoke gesungen. Auch konnte ich ein paar neue Freunde finden, mit denen ich hoffentlich noch lange Kontakt halten werde.

Fazit

Ich kann das Institut für alle angehenden Tierärzt*innen und Biolog*innen sehr empfehlen, die ein großes Interesse an Parasitologie und wissenschaftlicher Forschung, sowie ein persönliches Interesse an der japanischen Kultur haben. Das Praktikum hat mir aufgezeigt, dass es eine sehr gute und detaillierte Planung für wissenschaftliche Projekte braucht, sowie dass gerade kulturelle Unterschiede die Kommunikation und Projektabsprachen erheblich beeinflussen können. Ich denke, dass diese Erfahrungen auch in der Zukunft für meinen PhD und internationaler Forschungsarbeit sehr hilfreich sein werden.

Bildquellen: privat.


Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
Die beste Vorbereitung ist es, einen guten Projektplan mit Hilfe der Dozenten auszuarbeiten.

Beantragung Visum
Nicht nötig bis 3 Monate, Verlängerung um weitere 3 Monate kann im Land beantragt werden.

Praktikumssuche
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es sehr schwierig ist, ohne Kontakte einen Praktikumsplatz in Japan zu bekommen, da viele kein Englisch sprechen können. Einen privaten Kontakt über einen Dozenten herzustellen ist daher der einfachste Weg.

Wohnungssuche
Ich habe eine private Ferienwohnung gebucht.

Versicherung
Es wurde nach keiner Versicherung gefragt, jedoch habe ich mich privat um eine Reisekrankenversicherung gekümmert.

Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
Ich empfehle eine private Internetflat. An der Universität kann Eduroam oder Institut-internes WLAN benutzt werden.

Bank/Kontoeröffnung
Nicht nötig, Visa-Karte wird aber dringend empfohlen.

Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
In Sapporo gibt es eine große Vielzahl an Ausgehmöglichkeiten, wie diverse günstige Restaurants und Izakayas. Besonders kann ich empfehlen mit den Kollegen zum Karaoke zu gehen, häufig werden auch kleine Feiern an den Instituten gemacht.

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