Nach drei Jahren Studium der Ostasiatischen Kunstgeschichte habe ich mich entschieden, ein Praktikum in einer zeitgenössischen Kunstgalerie in Jakarta, Indonesien, zu absolvieren. Mein Ziel war es, mein Wissen zu erweitern und praktische Erfahrungen zu sammeln, die über die theoretischen Inhalte meines Studiums hinausgehen. In der Galerie wollte ich insbesondere die Kunstszene Südostasiens erkunden, die in meinen bisherigen Studiengängen nur am Rande behandelt wurde. Die Vielfalt und Dynamik dieser Region faszinierte mich, und ich war neugierig, die zeitgenössische Kunst und die damit verbundenen kulturellen Strömungen aus erster Hand zu erleben. Zudem war das Wetter in Jakarta während meines Aufenthalts angenehm und ein willkommener Gegensatz zu den winterlichen Bedingungen in Berlin und Ostasien.
Jakarta ist nicht nur die Hauptstadt Indonesiens, sondern auch ein pulsierendes Zentrum für Kunst und Kultur in Südostasien. Die Stadt hat in den letzten Jahren ein bemerkenswertes Wachstum in der Kunstszene erfahren und zieht Künstler, Galerien und Kunstliebhaber aus der ganzen Welt an. Im Vergleich zu den etablierten Kunstmärkten in Europa und Ostasien, die von Tradition und Geschichte geprägt sind, bietet Jakarta eine erfrischende, avantgardistische Perspektive. Hier verschmelzen traditionelle indonesische Elemente mit modernen und globalen Einflüssen, was zu einer einzigartigen kreativen Identität führt. Diese Vielfalt macht es einfacher, innovative Arbeiten zu entdecken, die oft einen Dialog zwischen verschiedenen Kulturen fördern.
Während meines Praktikums in der Galerie arbeitete ich als Marketing- und Pressepraktikantin, wobei meine Hauptaufgabe darin bestand, das Team bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Dazu gehörte das Schreiben, Recherchieren und Übersetzen von Pressemitteilungen und Social-Media-Inhalten. Diese Tätigkeit ermöglichte mir nicht nur, meine schriftlichen Fähigkeiten zu verbessern, sondern auch tiefere Einblicke in die Kunstszene zu gewinnen, indem ich mit verschiedenen Künstlern in Kontakt trat, die zu den Schwerpunkten der Galerie passen. Ich hatte die Gelegenheit, bedeutende moderne Meister und zeitgenössische Künstler aus Südost-, Ost- und Südostasien kennenzulernen. Ein herausragendes Erlebnis war meine Unterstützung beim Verkauf von Kunstwerken während der internationalen Kunstmesse Art Jakarta, wo ich weitere Galerien und Künstler aus der Region entdeckte und wertvolle Kontakte knüpfen konnte. Des Weiteren arbeitete ich an der Übersetzung von Interviews mit deutsch-österreichischen Medien bezüglich der Ausstellung eines Künstlers aus der Galerie, was meine Übersetzungsfähigkeiten forderte und mir half, die Öffentlichkeitsarbeit gezielt zu gestalten. Ich stellte auch Informationen
und Präsentationen für private Sammler und öffentliche Kunstprojekte zusammen und lernte so die täglichen Abläufe einer Galerie kennen. Der Kontakt zu Gastkünstlern und das Eintauchen in die indonesische Galerieszene bereicherten meine Erfahrungen zusätzlich und erweiterten meine Perspektive auf die zeitgenössische Kunst in Südostasien.
Das Praktikum hat nicht nur meinen Horizont als Kunsthistoriker erweitert, sondern auch meine beruflichen Perspektiven klarer gemacht. Die praktischen Erfahrungen, die ich gesammelt habe, sind von unschätzbarem Wert für mein zukünftiges Studium und meine Karriere. Ich habe gelernt, besser mit Menschen aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zu kommunizieren, was für meine Arbeit als Kunsthistoriker unerlässlich ist. Die Auseinandersetzung mit der muslimischen Kultur in Jakarta und die Herausforderungen der Sprachbarriere haben mir geholfen, Empathie und Verständnis für verschiedene Sichtweisen zu entwickeln. Insgesamt war mein Aufenthalt in Jakarta eine bereichernde Erfahrung, die meine Fähigkeiten, meine Perspektive auf Kunst und die Bedeutung von kultureller Vielfalt nachhaltig geprägt hat.
Tipps für andere Praktikant:innen
Vorbereitung
Plane viel Zeit für die Bewerbung ein. Viele Galerien antworten langsam und manche nehmen normalerweise nur Praktikanten aus der nahen Umgebung an. Mach daher auch klar, dass du für die Zeit des Praktikum in der Nähe wohnen wirst. Meistens wird ein Interview nötig.
Beantragung Visum
Man kann sich online auf der indonesischen Seite bewerben. Damit habe ich aber schlechte Erfahrungen gemacht. Niemand reagiert auf Emails und sie arbeiten sehr langsam. Lieber zur Botschaft gehen und mit einer Person direkt reden.
Praktikumssuche
Google Maps oder direkt im Internet suchen. Die meisten zeitgenössischen Kunstgalerien haben einen englischen Internetauftritt.
Wohnungssuche
Die Wohnungssuche klappt am besten vor Ort. Also erstmal Hotel oder AirBnb buchen und dann Kontakte mit Marklern knüpfen. Ich fand die Seite Rumah123 hilfreich.
Versicherung
DAAD Gruppe-Versicherung
Sonstiges
Das Wetter ist im Winter immer noch sehr warm und schwül, aber fast alle öffentlichen Gebäude sind klimatisiert. Draußen herumlaufen ist hier schwieriger, auf der Straße gibt es viel mehr Autos und Motorräder, und Fußwege sind oft beschädigt oder fehlen. Es wird erwartet, dass man von Lobby zu Lobby gefahren wird. Es gibt viele Mobilitäts-Apps wie Gojek oder Grab.
Das Essen ist scharf, man sollte sich vorsichtig herantasten.
Die Leute hier sind sehr nett und hilfsbereit, wenn man nicht sicher ist wegen Essen oder Route, gerne lokale Leute fragen.
Formalitäten vor Ort
Visum rechzeitig vor Ablauf verlängern.
Telefon-/Internetanschluss
Es gibt im Flughafen direkt möglichkeit eine SIM-Karte zu kaufen und Internet zu aktivieren.
Bank/Kontoeröffnung
Ich habe kein Konton eröffnet, da man hier auch gut mit Bargeld und internationaler Karte bezahlen konnte. Die Kosten für Strom und Wasser habe ich an meinen Markler überwiesen, und er hat das weitergeleitet, da das nur mit lokalem Bankkonto bezahlt werden konnte.
Alltag/Freizeit
Mit den Apps Grab, Gojek oder Tokopedia kann man fast alle Sachen für den Alltag kaufen.
Ausgehmöglichkeiten
Es gibt viele Gallerien, Parks und Shopping Malls.