Im Rahmen meines Bachelorstudiums der Geschichte und Anthropologie an der Freien Universität hatte ich die Möglichkeit, ein Pflichtpraktikum an der Nationalbibliothek der Tschechischen Republik in Prag zu absolvieren. Von Ende September bis Anfang Oktober arbeitete ich in der Abteilung des Manuskriptoriums, die sich auf die Digitalisierung historischer Dokumente spezialisiert hat. Dieses Praktikum war nicht nur ein wichtiger Teil meines Studienprogramms, sondern auch eine wertvolle Erfahrung, die mir ermöglichte, historische Quellen auf eine ganz neue Weise zu betrachten und praktische Fertigkeiten in der digitalen Archivierung zu erlangen. Unterstützt wurde mein Aufenthalt durch das Erasmus+-Programm, das die Organisation und Finanzierung des Praktikums erleichterte.
Die Nationalbibliothek der Tschechischen Republik in Prag ist eine der ältesten und renommiertesten Bibliotheken Europas. Mit einer Sammlung, die bis ins Mittelalter zurückreicht, bietet die Bibliothek nicht nur ein reiches Archiv historischer Texte und Manuskripte, sondern auch innovative Methoden, um diese wertvollen Bestände zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Meine Abteilung, das Manuskriptorium, ist eine zentrale Ressource für die Digitalisierung und Präsentation dieser Dokumente und ermöglicht es Forschenden und der allgemeinen Öffentlichkeit, Einblicke in wertvolle und oft fragile Manuskripte zu gewinnen, ohne dass diese direkt vor Ort eingesehen werden müssen.
Die Webseite des Manuskriptoriums bietet eine umfassende Plattform für den Zugang zu diesen historischen Schätzen und erleichtert sowohl die akademische Forschung als auch den Zugang für kulturinteressierte Laien.
Meine Hauptaufgabe bestand darin, historische Manuskripte für die digitale Erfassung und Nutzung im Manuskriptorium aufzubereiten. Dabei war es meine Aufgabe, die Manuskripte und ihre Metadaten in ein spezifisches digitales Format zu übertragen, das den hohen Standards des Manuskriptoriums entspricht. Da diese Aufgabe sowohl technisches als auch inhaltliches Wissen erforderte, stellte sie eine ideale Verbindung meiner Studieninhalte aus Geschichte und digitaler Archivierung dar. Die digitale Erfassung der Manuskripte beinhaltete, dass die Dokumente zunächst gescannt und anschließend in einem speziellen Format für das Manuskriptorium aufbereitet wurden.
Während des Praktikums konnte ich verschiedene Kompetenzen in der Programmierung und digitalen Archivierung entwickeln. Neben den technischen Fähigkeiten lernte ich viel über den sorgfältigen Umgang mit historisch wertvollen Quellen und die Wichtigkeit präziser Dateneingabe, um die Dokumente möglichst authentisch und detailgetreu digital zu reproduzieren. Dank der guten Zusammenarbeit mit den anderen Fachkräften im Manuskriptorium und der Unterstützung von IT- Experten konnte ich mich schnell in die spezifischen technischen Anforderungen einarbeiten und bekam ein Gespür für die besonderen Herausforderungen, die die Digitalisierung dieser einzigartigen Dokumente mit sich bringt.
Das Praktikum im Manuskriptorium stellte sich als ausgesprochen lehrreich heraus, da ich mein theoretisches Wissen aus der Geschichte direkt in einer praxisnahen und zukunftsorientierten Anwendung einsetzen konnte. Die Arbeit im Bereich der Digital Humanities war dabei sowohl faszinierend als auch anspruchsvoll. Ich war nicht nur gefordert, präzise zu arbeiten, sondern musste auch interdisziplinäre Fähigkeiten anwenden, da die Arbeit am Manuskriptorium eine enge Zusammenarbeit zwischen Historikern, Programmierern und Archivaren erfordert.
Besonders wertvoll waren die Einblicke in die technischen Abläufe und die Anforderungen, die an die Digitalisierung solcher Kulturgüter gestellt werden. Die Arbeit am Manuskriptorium bot mir eine wertvolle Gelegenheit, interdisziplinäre Verknüpfungen zwischen meinen Studienfächern herzustellen und die Herausforderungen des digitalen Wandels in der Geschichtswissenschaft praktisch zu erleben.
Neben der fachlichen Bereicherung war auch das Leben in Prag ein herausragendes Erlebnis. Die Stadt, die reich an Geschichte und Kultur ist, bot mir eine inspirierende Kulisse für mein Praktikum. Da die Nationalbibliothek zentral gelegen ist, konnte ich die Stadt nach der Arbeit erkunden und mich von ihrer einzigartigen Atmosphäre begeistern lassen. Prag beeindruckt durch seine historische Architektur und das lebendige Stadtleben. Ob die Altstadt mit der Karlsbrücke, die Prager Burg oder die kleinen versteckten Cafés und Märkte – Prag bietet eine unvergleichliche Kulisse für ein Praktikum und ermöglichte mir zudem den Austausch mit anderen Studierenden aus aller Welt. Dies ermöglichte mir nicht nur, wertvolle Kontakte zu knüpfen, sondern auch, meine Sprachkenntnisse und interkulturellen Kompetenzen zu erweitern.
Das Praktikum im Manuskriptorium der Nationalbibliothek in Prag war für mich eine außerordentlich bereichernde Erfahrung, die mein Studium optimal ergänzte. Ich konnte wertvolle Einblicke in die Arbeit mit historischen Quellen gewinnen und mein Wissen in der digitalen Archivierung anwenden. Durch das Erasmus+-Programm wurde mir nicht nur die organisatorische und finanzielle Unterstützung für dieses Praktikum ermöglicht, sondern auch eine wertvolle Erfahrung in einem internationalen Kontext.
Abschließend kann ich dieses Praktikum an der Nationalbibliothek und insbesondere am Manuskriptorium allen Studierenden empfehlen, die eine Verbindung zwischen Geschichte und modernder Technologie suchen.