Biologie-Forschungen in Paris

Die Arbeitsgruppe, in der ich mein Praktikum absolviert habe, wird von zwei PIs geleitet und besteht ansonsten vor allem aus PhD-Studierenden. Trotz des eher jungen Teams greifen die Mitarbeitenden auf einen breiten Erfahrungsschatz zurück, da einer der beiden PIs bereits seit 1994 als PI arbeitet. Das Labor ist modern eingerichtet und verfügt über die neuesten Tools zum Erforschen des Modellorganismus Drosophila melanogaster. Alles was ich während meines Praktikums an Arbeitsmaterial benötigt habe, wurde mir auf der Stelle zur Verfügung gestellt oder auf schnellstmöglichem Wege bestellt. Ich hatte alle zwei Wochen einen Progress Report, bei dem mein Supervisor mich dabei unterstützt hat, mein Projekt voranzubringen. Wir mussten das Protokoll für meine Experimente mehrmals anpassen, da sich während der Experimente neue Fragen aufgetan haben. Auch bei Rückfragen zwischendrin stand mir seine Tür immer offen. Ich konnte aber auch jede andere Person in der Arbeitsgruppe um Hilfe bitten oder bekam Fragen beantwortet. Ich habe schon für meine Bachelorarbeit mit dem Modellorganismus Drosophila melanogaster gearbeitet, aber die Zusammenarbeit mit so vielen verschiedenen Leuten mit unterschiedlichen Erfahrungen und Wissen hat mir noch einmal einen viel tieferen Eindruck gewährt. Manche Protokolle liefen hier anders ab und ich konnte die für mich beste Variante festlegen. Wenn ich Vorschläge hatte, wurden sie mit Interesse aufgenommen und es entstanden eine Menge Gespräche mit den PhD-Studierenden, mit denen ich meine Erfahrungen ausgetauscht habe. Moderne Setups erleichterten einige Teilschritte meiner Experimente und sparten so eine Menge Zeit. Wenn ich meine Arbeitsgruppe an der Freien Universität zurückkehre, kann ich vielleicht bei einigen Setups, die wir gerade etablieren und die ich in meinem Praktikum bereits verwendet habe, behilflich sein. Gleichzeitig habe ich bereits mit einem Setup in Berlin gearbeitet, das hier noch neu war, sodass ich bei der Einweihung behilflich sein konnte.

Die ganze Zeit über wurde mir das Gefühl gegeben hier willkommen zu sein und dass man viel auf meine bisherigen Erfahrungen gab. Wir haben unsere Arbeit verglichen und Gemeinsamkeiten gefunden und konnten einander hilfreiche Tipps geben. Die Arbeitsgruppe rühmt sich mit einem hohen Output qualitativ sehr hochwertiger wissenschaftlicher Arbeit. Es werden regelmäßig Paper in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht. Von der Expertise und Erfahrung der Mitarbeitenden hier konnte ich sehr profitieren. Dafür wird von den Mitarbeitenden und auch von mir natürlich sehr viel Fleiß und genaues Arbeiten erwartet. Wer in dieser Arbeitsgruppe arbeitet und beispielsweise einen PhD hier macht, auf die oder den wartet viel Arbeit, die aber so gut wie immer dann von Erfolg gekrönt ist.

Die Arbeitsgruppe ist sehr angesehen und bekannt. Dennoch blieb auch mal Zeit für gemeinsame Aktivitäten. Die Arbeitsgruppe ist vor kurzem in ein neues Gebäude gezogen. In der Nähe gibt es eine Menge Restaurants. Jeden Tag wurde die Mittagspause gemeinsam verbracht und dafür vorher die Umgebung unsicher gemacht, um sich eine leckere und meistens recht günstige Mahlzeit zu organisieren. In Paris gibt es eine Menge Vergünstigungen für Studierende; mehrere Restaurants und Imbisse bieten Studierenden-Menüs an. Für Menschen unter 26 gibt es häufig vergünstigten Eintritt in Museen und Kinos. Paris hat mehr als 150 Museen und wunderschöne Sehenswürdigkeiten, viele weltberühmt. Trotz der Menge an Arbeit habe ich mir am Wochenende immer die Zeit genommen mir diese anzusehen oder mit den Kolleginnen und Kollegen die Stadt unsicher zu machen. Drei Monate waren nicht einmal ansatzweise genug Zeit, um mir alles anzusehen.

Es ist allerdings wichtig zu bedenken, dass die Lebenserhaltungskosten, allein die Miete, wirklich sehr teuer ist, noch deutlich teurer als in Berlin, wenn man nicht gerade sehr viel Glück hat. Ich habe vor dem Praktikum viel angespart. Für die Miete sollte mindestens mit 900 Euro für ein WG-Zimmer gerechnet werden, wenn geplant wird in Paris direkt zu wohnen und in keinem der angrenzenden Bezirke. Die Miete schwankt wie in Berlin von Bezirk zu Bezirk. Ich habe sehr nah (halbe Stunde Fußweg) am ESPCI gewohnt. Die ESPCI (ÉCOLE SUPÉRIEURE DE PHYSIQUE ET DE CHIMIE INDUSTRIELLES DE LA VILLE DE PARIS) ist eine Hochschule in der 10 Labore aus den Bereichen Physik, Chemie und Biologie forschen. Soweit ich mitbekommen habe, sind die meisten von ihnen offen für studentische Praktika. Ich kann die ESPCI als Anlaufstelle bei der Praktikumssuche nur empfehlen. Ich habe hier sehr viel gelernt, ein Netzwerk mit sehr klugen Köpfen geknüpft und neue Freundschaften geschlossen. Meine Masterarbeit kann auf dem aufbauen, was ich hier an Ergebnissen gesammelt habe.


Tipps für andere Praktikant:innen

Vorbereitung
In Bibliotheken kann man sich Reiseführer ausleihen. Das fand ich sehr hilfreich, um einen kleinen Eindruck der 20 unterschiedlichen Bezirke in Paris zu bekommen

Beantragung Visum

Nicht vonnöten. Meine Betreuerin von der Freien Universität ist mit dem Flugzeug angereist, um sich meine Präsentation anzusehen. Sie brauchte nicht einmal ihren Reisepass, der Personalausweis hat gereicht. Frankreich gehört zum Schengen-Raum.

Praktikumssuche
Zumindest was das ESPCI angeht, kann man die Arbeitsgruppen einfach mit einer kleinen Email-Bewerbung anschreiben. Ansonsten könnte es sich lohnen sich Paper anzusehen von Themen, an denen man interessiert ist und die Arbeitsgruppen, die diese Paper veröffentlicht haben, anzuschreiben. Oder Konferenzen besuchen falls möglich, auf denen man bereits persönlich mit den PIs in Kontakt treten kann.

Wohnungssuche
Das war für mich das schwierigste Thema und ich habe auch nicht die beste Lösung gefunden. Ich würde sagen, fangt damit so früh wie möglich an. Ich habe mir eine Airbnb-Wohnung gesucht, würde das aber nicht weiterempfehlen.

Versicherung
Der DAAD! Kann ich nur weiterempfehlen! Einfach, günstig, komplett unproblematisch.

Formalitäten vor Ort

Telefon-/Internetanschluss
Internetanschluss war in meiner Wohnung vorhanden. Das wird von Unterkunft zu Unterkunft unterschiedlich sein.

Bank/Kontoeröffnung
Ich konnte überall mit meiner normalen DEBIT-Karte der Deutschen Bank bezahlen. Ihr solltet euch allerdings Bargeld mitnehmen. Es kann sein, dass ihr keine Waschmaschine habt (so war es bei mir und das ist wohl häufiger der Fall was ich so gehört habe) und die meisten Waschsalons nehmen nur Bargeld. Für den Trockner benötigt ihr Münzen. An den ATM müsst ihr Gebühren zahlen.

Alltag/Freizeit

Ausgehmöglichkeiten
Museen, Sehenswürdigkeiten, an jeder Ecke Cafés und Restaurants, Kinos die Filme auf Englisch anbieten, tolle Parks zum Spazieren gehen und joggen. Einfaches Mieten von Fahrrädern, ansonsten ein klasse Personennahverkehr. Was ich empfehlen kann ist vom Eifelturm zum Triumphbogen zu laufen. Eine halbe Stunde Fußweg, an der Seine lang und über die Avenue des Champs-Élysées. Es ist zu jeder Tages-und Nachzeit etwas los. Einkaufen kann man noch locker bis 22 Uhr, auch sonntags.

Sonstiges
Kauft nicht bei Monoprix. Das ist der teuerste Laden. Carrefour oder Franprix sind mittelpreisig, da kann man gut hingehen. Aber nicht zu Carrefour express, das ist wieder teurer als der normale Carrefour. In Paris gibt es mehrere Lidl, das Sortiment ist da sehr ähnlich zu unserem. Da ist es am günstigsten Solltet ihr im Restaurant Fleisch bestellen, bestellt es nicht well done, das macht der Koch nicht 😉 Medium ist à point.

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