Im Frühsommer 2019 bekam ich eine Schule zugewiesen. In den darauffolgenden Tagen durfte ich direkt schon mit in den Unterricht kommen und wurde den einzelnen Klassen vorgestellt. Parallel dazu kümmerte sich die Schule darum, einen Stundenplan für mich zusammenzustellen.
In den darauffolgenden Tagen habe ich in den Klassen weiter hospitiert und mir den Unterricht angeschaut. U. a. mit einer PowerPoint-Präsentation habe ich mich dann in den Klassen vorgestellt.
Direkt am Anfang habe ich festgestellt, dass die Klassengröße sehr stark variiert. In manchen Klassen gibt es nur 7 Schüler*innen die Deutsch lernen, in anderen wiederum können es auch 20 bis 30 Lernende sein. Die Anzahl unterscheidet sich je nach Jahrgang, die meisten von Ihnen lernen Deutsch als dritte Fremdsprache. Häufig kommt es vor dass die meisten leider kaum bzw. sehr wenig Deutsch verstehen und sich leider auch noch nicht so gut ausdrücken können. Es machte aber trotzdem sehr viel Spaß mit ihnen zu arbeiten und die Fortschritte zu erkennen. Besonders interkulturelle Inhalte (Weihnachten, Karneval etc.) sind dort sehr gut angekommen. Am Anfang wurde bei der Schulung gesagt, man soll immer nur Deutsch sprechen. Vor diesen Klassen merkt man schnell, dass man ohne Französisch aber nicht so weit kommt.
Neben den eigentlichen Unterrichtsthemen, die das Curriculum vorsieht, habe ich beispielsweise ein Projekt begleitet, das das Thema der deutsch-französischen Freundschaft beinhaltet. Die Schüler*innen haben hierfür selbständig Plakate entworfen. Die Inhalte waren dabei beispielsweise Solidarität, das Motto „Einheit durch Vielfalt“, Umweltschutz, Austauschmöglichkeiten für Jugendliche zwischen den Ländern sowie potenzielle zukünftige Berufsaktivitäten im Nachbarland.
Die Arbeitsergebnisse wurden daraufhin im Foyer der Schule in Form einer kleinen Ausstellung für die ganze Lehrkraft- bzw. Schülerschaft zugänglich gezeigt. Den Rückmeldungen und beobachteten Diskussionen zufolge war die Ausstellung ein großer Erfolg. Sie hat sicherlich auch für Außenstehende dazu beigetragen, die deutsch-französische Verbindung einmal mehr positiv ins Blickfeld zu rücken. Im Zuge dessen und auch durch einen binationalen Wettbewerb veranlasst, habe ich außerdem mit den Schüler*innen ein Videoprojekt realisiert, in dem einige ihre Arbeiten vorstellten und vor der Kamera in kleinen Videoclips kommentierten sowie diskutierten.
Mit zwei weiteren Klassen habe ich beispielsweise das Lied „Déjà-vu“ von Mike Singer für eine Präsentation erarbeitet. Hierbei bestand der Arbeitsauftrag für die Schüler*innen darin, die Textzeilen des Liedes zum Thema Solidarität Strophe für Strophe in Gruppenarbeit umzuschreiben. Die Vorstellung dieses Projekts fand anschließend gemeinsam mit dem Kunstkurs sowie der Tanzklasse im Januar vor den Mitschüler*innen, der Schulleitung und geladenen Gästen, wie etwa einem Journalisten, der daraufhin davon in der Lokalzeitung berichtet hat, statt.
Außerschulisch habe ich die Schüler*innen mit den zuständigen Lehrkräften auch zu einem themenbezogenen Kinobesuch begleiten dürfen. Der deutsche Film „Auf Augenhöhe“, der Inhalte wie Familie, Mobbing und den Umgang mit Behinderung unter Jugendlichen thematisiert, wurde im Nachgang im Unterricht besprochen und angeregt diskutiert.
Generell habe ich die Rolle meiner Tätigkeit als Fremdsprachenassistentin als sehr dankbar und für beide Seiten sehr fruchtbar empfunden. Beispielsweise konnte ich etwas lockerer mit den Schüler*innen umgehen als die „richtigen“ Lehrkräfte, habe mich teilweise auch duzen lassen und dem Unterricht eine persönliche Färbung gegeben. So konnte ich mich v. a. als Lehramtsstudierende schon einmal in die Lehrerrolle hineinversetzen, meine bislang erlernten didaktisch-methodischen Kompetenzen anwenden und Reaktionen der Schüler*innen in verschiedenen Situationen erproben.
Hilfreich war auch dass ich über meine konkreten Aufgaben, Rechte und Pflichten gleich zu Beginn meines Aufenthalts bei einer Einführungsveranstaltung bzw. Schulung aufgeklärt wurde.
Was die Betreuung der Fachlehrkräfte angeht, gestaltete sich die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Lehrkräften sehr unterschiedlich:
Mit den meisten meiner Kolleg*innen kommunizierte ich per Mail. Es fanden aber auch Treffen in der Schule statt, bei denen wir dann gemeinsam den Unterricht geplant haben. Teilweise habe ich die Hälfte der Klasse in einem eigenen Raum, teilweise sind wir aber auch zusammen. Mit anderen Kolleg*innen lief es ähnlich ab. Sie schreiben mir meist, was sie sich für den Unterricht vorstellen und wir machten beide Vorschläge, wie wir entweder gemeinsam und/oder auch jeder mit seiner Klasse arbeiten können. Üblicherweise wurden dabei Ideen und Vorschläge besprochen, was ich machen kann und ich habe anschließend dazu etwas vorbereitet. Auch hier teilen wir die Klassen in zwei Gruppen auf und wechseln meist nach der Hälfte der Unterrichtsstunde.
Generell fühlte ich mich sehr gut aufgehoben bei den Lehrkräften, bin froh über die viele Unterstützung und auch dankbar für das Vertrauen, das sie mir entgegenbringen.
Was mir außerdem sehr gut gefallen hat, war die Neugierde aller Beteiligten auf die deutsche Kultur. Auch die Offenheit ihr gegenüber mit denen mir insbesondere die Schüler*innen begegnet sind, weiß ich sehr zu schätzen.
Über den didaktisch-pädagogischen Austausch mit den Kolleg*innen hinaus gab es zu Beginn meiner Tätigkeit auch eine Fortbildungsmöglichkeit, die ich gern in Anspruch genommen habe und für meine Arbeit hilfreich fand. Dort hat man andere Deutschassistent*innen kennengelernt und konnte sich austauschen. Darüber hinaus wurden Unterrichtsideen besprochen und auf wichtige Dinge hingewiesen.
Tipps für andere Praktikanten
Vorbereitung
außer dem Anfertigen von Kopien der persönlichen Dokumente (Ausweis, Geburtsurkunde etc.) keine Vorbereitung
Praktikumssuche
Zuteilung durch den Pädagogischen Austauschdienst.
Wohnungssuche
Erfolgte selbständig über gängige französische Wohnungssuchportale
Versicherung
Krankenversicherung ist inbegriffen.
Formalitäten vor Ort
Telefon-/Internetanschluss
War bereits vorhanden.
Bank/Kontoeröffnung
Erfolgte selbständig und problemlos, allerdings aufgrund bürokratischer Verzögerungen etwas zeitintensiv.
Alltag/Freizeit
Ausgehmöglichkeiten
Gibt es in Chambéry zur Genüge: Sowohl das kulturelle (Theater, Kino, Museen, historische Sehenswürdigkeiten etc.) als auch das kulinarische Angebot der Stadt/Umgebung sind sehr empfehlenswert. Insbesondere um die französische Kultur besser kennenzulernen