Nach fast fünf Monaten in Italien, kann ich jedem diese Erfahrung nur wärmstens empfehlen. Und mit wärmstens meine ich allerdings nur, wenn man konstanten Temperaturen um die 40 °C gut standhalten
kann. 😉 Mein Praktikum war ein Forschungspraktikum an der Universität von Bologna im Bereich der organischen Chemie. Hier habe ich mich mit Peroxiden, Antioxidantien und Fluoreszenzmarkern beschäftigt und muss sagen, dass ich hier wirklich sehr viel mitnehmen konnte.
Das Leben in der Arbeitsgruppe ist doch sehr unterschiedlich zu dem in Deutschland, was ich sonst gewöhnt bin. Das beginnt zum einen schon bei den angenehmeren Arbeitszeiten von „nur“ 9 bis 17 Uhr und einer ausgiebigen Mittagspause zwischendurch, und endet bei dem Umgang und Verhältnis zwischen ProfessorIn und StudentIn. Da die Arbeitsgruppen generell wesentlich kleiner als in Berlin oder generell Deutschland sind, und ProfessorInnen meist nur ein, bis zwei PhDs haben, ist der Betreuungsschlüssel sehr viel kleiner, man erhält viel mehr Feedback direkt von der/die ProfessorIn und fühlt sich meiner Meinung nach ein bisschen mehr gebraucht und auch wertgeschätzt. Natürlich kann ich das nicht
allgemein für alle Arbeitsgruppen in Italien sagen und auch nicht für alle in Deutschland, es ist nur meine Wahrnehmung, die hier aus mir spricht.
Lediglich die Kommunikation gerade mit manchen anderen Studis, hat sich etwas schwieriger gestaltet als erwartet. Grund hierfür waren meine mangelnden Italienisch Kenntnisse und deren Scheuheit (ist das ein
Wort?) Englisch zu sprechen. Grund hierfür könnte sein, dass die Masterstudiengänge im chemischen Bereich in Bologna, nicht auf Englisch stattfinden. Dieses trifft bei mir etwas auf Unverständnis, da Forschung allgemein bekannt, grundsätzlich auf Englisch stattfinden – seien es Publikationen, Präsentationen und Poster auf Konferenzen; Forschungsaufenthalte in anderen Ländern und Arbeitsgruppen; oder aber, wie in meinem Falle, die Kommunikation mit einem internationalen
Forschungsteam. Zur meiner Arbeits an der Praktikumsstelle kann ich also festhalten, dass ich mich sehr gut aufgehoben gefühlt habe. Es waren alle sehr freundlich zu mir und ich konnte viel lernen und mitnehmen.
Das Leben außerhalb des Labors war geprägt von vielen Unternehmungen in Italien. Grundsätzlich bin ich neben dem Studium begeisterte Kletterin und gerade hierfür ist Italien natürlich der Wahnsinn. Es fängt an mit günstigen und schnellen Regionalzügen, von denen wir in Deutschland nur träumen können. Hier kommt man von Bologna für 15 € nach zum Beispiel Ancona; mit dem Zug sogar schneller als mit dem Auto und kann hier ein Paar der schönsten Strände an der Adria besichtigen, oder nach Südtirol; an den
Gardasee ins Klettemekka nach Arco; an den Largo si Suviana im Apennin; Pietra di Bismantova in der Nähe von Parma und und und… Dies waren nur ein Paar der beeindruckendsten Orte, die ich während der Wochenenden besucht habe. Wofür Italien neben der schönen Natur und Stränden bekannt ist, ist das Essen. Hiervon gibt es in Bologna mehr als genug, sei es der traditionelle Bolognese, die ihren Ursprung natülich hier hat, wahsinnig gute Pizza, Lasagne und vom Eis möchte ich gar nicht erst anfangen. Es ist
sehr schwierig eine schlechte Eisdiele zu finden. Auch ein Aperitif am Nachmittag darf nicht fehlen, an den Aperol oder Campari Spritz habe ich mich hier doch sehr gewöhnt.
Was sich zu Beginn allerdings als schwieriger gestaltet hat, als gedacht, war die Wohnungssuche. Da Bologna eine Stadt ist mit sehr vielen StudentInnen und an einer Seite durch Berge begrenzt ist, herrscht absolute Wohnungsnot. Da sind ErasmusstudentInnen nicht unbedingt das, was man gerne nimmt. Ich habe hierfür bei Facebookgruppen gesucht und bin neben sehr vielen Anfragen von BetrügerInnen (also passt auf und überweißt niemanden irgendwas im voraus!!!) auch fündig geworden. Man muss sich
allerdings darauf einstellen, dass man vielleicht auch im Doppelzimmer wohnen muss, oder erst etwas findet, wenn man vor Ort ist. Es läuft wie in vielen anderen Städten meist alles über Kontakte.
Das waren meine Erfahrungen. Alles in allem war es eine sehr schöne Zeit und ich hoffe, dass ich noch einmal wiederkommen kann. Ich kann es jedem nur empfehlen, wenn es geht, einmal ins Ausland zu gehen!
Tipps für andere Praktikant:innen
Praktikumssuche
2 Monate also 4 Monate vor Beginn, weil ich 2 Monate vorher ja die Bewerbung an Erasmus abschicken müsst.
Versicherung
Meine Versicherungen waren auch im EU Ausland gültig, informiert euch hier erst, bevor ihr etwas abschließt.
Sonstiges
Wohnungssuche auf jeden Fall auf soziale Medien ausweiten.
Bank/Kontoeröffnung
Eine Kreditkarte wäre gut; habe die von N26, damit ich überall geldabheben konnte.
Sonstiges
Ohne einen Ventilator hätte ich es wohl nachts nicht ausgehalten. Besorgt euch ein Fahrrad oder nehmt ein gutes aus Deutschland mit. Dann könnt ihr den Reno entlang durch den Apennin fahren und bleibt nicht innerhalb der Stadtmauern, wie 90% der Studis. Labas (ein PonteSociale) kann ich
auch nur empfehlen, hier ist jeden Mittwoch Party mit selbstgemachter Pizza und Livemusik. Dort werden auch kostenlose Sprachkurse angeboten und dort ist Efesta, eine ehrenamtliche Fahrradwerkstatt, wo ihr ein Fahrrad kaufen, aber auch mitarbeiten könnt. Die Leute da sind super!
Ausgehmöglichkeiten
Dievers, Bars, Restaurants (Im Zapap gibt es auch Vegane Pizza). Der Spritz sollte nicht mehr als 4,50 € kosten. Beim Bier gibt es nicht Grande sondern nur Media, was quasi Grande ist für meist 5 €. Warum es nicht Grande heißt, konnte mir keiner sagen.
Sonstiges
Ich kann die zwei Kletterhallen (UrbanUp und Monkeys) sehr empfehlen. Da lernt man auch sehr gut gleichgesinnte
kennen.