Kleine Dinge?

Die kleinen Dinge

(von Johanna Eid)

Es sind die kleinen Dinge.
Die kleinen Dinge, die machen, dass ich übertrieben klinge.
Die machen, dass selbst ich mit meinen Worten ringe und zweifle.
Schließlich hat er dich ja nur berührt.
Berührt, nicht gestreichelt.
Aus Versehen.
Nein, beabsichtigt, aber nur aus Spaß.
Nein, beabsichtigt
und
das
war’s.

Jeder weiß, was richtig und was falsch ist.
Was „ich will“ und was zu weit ist.
Aber es ist einfach passiert.
Aus Versehen.

Nein, jeder weiß, dass ich mal wieder zu viel hineindenk‘.
Nicht, dass Er
sich noch dafür eine einfängt.
Schließlich hat Er mich ja nur berührt. Nicht mehr.
Aus Versehen.
Nein, beabsichtigt
oder so was.

Ob es unangenehm war?
Ja.
Aber das Schlimmste ist,
Jetzt stehe ich,
Nur für mich,
ganz alleine,
ganz klein
da.

Ich bin nicht klein und auch nicht naiv und auch nicht dumm.
Trotzdem weiß ich nicht, ob diese kleine Berührung eine Grenze überschritten hat oder nicht.
Ich wusste es mal und fragst du mich für meine Freunde, dann ist sie mir ganz klar.
Aber ER weiß es, seine Berührungen zu drehen.
Sie so zu drehen, dass sie die Grenzen verwischen, und ich vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen
kann.
Aber natürlich nicht beabsichtigt.
Aus Versehen.

Doch ICH muss jetzt mit deinen Worten und Aktionen weiter gehen.
Mir den Kopf zerbrechen.
Für MICH ist es nämlich nicht ungeschehen.
Und ich stehe hier und verbringe die Zeit,
die mir so kostbar ist,
zu versuchen mit diesen kleinen Dingen,
die du getan hast, umzugehen.
Und versuche gleichzeitig die Bedeutung von
‚beabsichtigt‘
und
‚aus Versehen‘
zu
verstehen.


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