Studieren und dann (nicht) promovieren?

Frauen studieren in unserem Fachbereich sehr erfolgreich: 84% der Absolvent*innen sind weiblich; damit liegt die Abschlussquote seit Jahren stabil ca. 2% über der Studentinnenquote. Seltsamerweise liegt der Frauenanteil unter den Promotionsstudierenden mit aktuell 68% deutlich darunter.

Ganz konkret bedeutet das:
2020 haben 453 Frauen und 87 Männer ihr Studium am FB abgeschlossen, also mehr als 5x so viel Frauen wie Männer; 2021/22 sind 17 Frauen und 10 Männer eingeschrieben im ersten Promotionsjahr, noch nicht einmal doppelt so viel Frauen wie Männer.

eigene Berechnungen

Die Gründe für diesen „Verlust“ sind aktuell unbekannt; eine Auswertung der letzten beiden Masterbefragungen in der Psychologie durch die Arbeitsstelle Lehr- und Studienqualität der FU ergab keine Hinweise auf (binäre) Geschlechtsunterschiede im fachlichen Selbstkonzept oder bzgl. der Relevanz von Berufswahlmotiven, die diesen Abfall im Frauenanteil erklären könnten (Anna-Lena Grimm und Susann Bergann, 2022): Psychologieabsolventinnen schätzten ihr Fachwissen genauso hoch ein wie ihre Studienkollegen; ebenso scheint beiden Gruppen die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben gleichermaßen wichtig zu sein, um nur zwei Beispiele zu nennen.

Wenn Frauen an unserem FB promovieren, dann scheinen sie in vergleichbarem Ausmaß (etwa 1/4) über Verträge an der Universität finanziert zu werden wie Männer; für alle Promotionsstudierenden gilt entsprechend, dass ca. 74% sich anderweitig finanzieren. Diese Gruppe hat – im Gegensatz zu Universitätsbeschäftigten – weitaus weniger Möglichkeiten, Mittel für ihre Forschungsvorhaben zu beantragen. Vor diesem Hintergrund wurde nun ein Fonds mit Anreizmitteln aufgesetzt, um einerseits Frauen in ihren Promotionsvorhaben zu unterstützen, andererseits aber auch die Beforschung von genderbezogenen Themen zu fördern.

Promotionsstudierende des Fachbereichs ohne Arbeitsvertrag in wissenschaftlichen Einrichtungen können daher ab sofort Anreizmittel für Weiterbildungen und ihre eigenen Studien beantragen, wenn sie zur Gruppe der FINTA* gehören und/oder genderbezogene Forschung betreiben. Genaueres finden Sie hier.

FINTA* steht für „Frauen, Inter Menschen, Nichtbinäre Menschen, Trans Menschen und Agender Menschen.

Science is Female: Coaching für junge Wissenschaftler*innen

Im Gespräch mit Dr. Sibylle Detel zur Unterstützung junger Wissenschaftler*innen am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie.

Die Fächer unseres Fachbereichs werden v.a. von Frauen studiert. Ist die erziehungswissenschaftliche und die psychologische Forschung daher v.a. weiblich?

Sibylle Detel: Nun ja, das kommt wohl darauf an, wo man hinschaut:
Ein Studium wird von Frauen tendenziell sogar öfter erfolgreich abgeschlossen als von Männern (Statistisches Bundesamt, 2021). [siehe auch Facts des Monats rechts von diesem Beitrag]
Allerdings geht die Schere im Verlauf akademischer Karrieren weiter auf – zu Ungunsten der Frauen (Bundesbericht Wissenschaftlicher Nachwuchs, 2021). Die Gründe dafür, warum Frauen deutlich seltener eine Professur erreichen, sind sicher vielfältig und reichen von organisationalen bis hin zu individuellen Hindernissen.

„Für mich war die Teilnahme zu Beginn der Praedoc-Phase super hilfreich. Ich konnte durch den Austausch mit anderen sehr profitieren und einen tieferen Einstieg in den Wissenschaftsbetrieb finden. Gleichzeitig konnte ich für mich ganz persönlich reflektieren und ordnen, wie mein Weg in der Wissenschaft aussehen könnte.“

TN 1, WS 21/22

Im Rahmen des Frauenförderplans unseres Fachbereichs wird seit dem WS 2021/22 eine besondere Form der Unterstützung junger Wissenschaftlerinnen angeboten. Wie sieht das aus?

Sibylle Detel: Mit unserem Seminar für Prä- und PostDocs wollten wir ein Format umsetzen, in dem sich Nachwuchswissenschaftlerinnen untereinander über Karriereperspektiven und -optionen austauschen können. An zwei Blockterminen gab es die Möglichkeit für rege Diskussionen, Feedback und Perspektivwechsel, jeweils eingebettet in einen theoretischen Rahmen sowie aktuelle Befunde und auch Statistiken zur Karriereorientierung und -gestaltung. Darüber hinaus wurde allen Teilnehmerinnen eine 1,5 stündige Coaching-Einheit zur individuellen Auseinandersetzung mit einer Perspektive im Wissenschaftssystem angeboten.

„Ich fand die Veranstaltung super, vor allem um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen und auch ein breiteres Netzwerk innerhalb der FU aufzubauen. Das Konzept hat mich vor allem auch nochmal dazu angeregt, meine eigenen Vorstellungen und Wünsche etwas zu hinterfragen, was vielleicht nicht immer angenehm, aber sehr wichtig war. Ich habe außerdem total gestaunt, wie sehr mir die einzelne Coaching-Sitzung gefallen und geholfen hat […].“

TN 2, WS 21/22

Gab es auch einen Blick über den Tellerrand?

Sibylle Detel: Definitiv. Ergänzend haben wir zwei weitere Gruppentermine gestaltet, in denen sich die Teilnehmerinnen weiter vernetzen, austauschen und zu selbst gewählten Inhalten vertiefen konnten. Beim 1. Netzwerk-Treffen hatten wir Prof. Dr. Inka Bormann zu Gast, die uns Hintergrund-Informationen zum ProFiL-Programm gegeben hat. Beim 2. Netzwerk-Treffen drehte sich alles um das Thema Vereinbarkeit von Familie und Wissenschaft, begleitet von der Coachin Dr. Ulrike Schneeberg .

„Die Veranstaltung stellt eine ausgezeichnete Möglichkeit dar, im geschützten Rahmen über die eigene berufliche Entwicklung als Frau in der Wissenschaft nachzudenken. Viele Anregungen ermöglichen es, sich mit dem eigenen Karriereweg und frauenspezifischen Stolpersteinen auseinanderzusetzen, sich zu vernetzen und sich über die eigenen Wünsche und Potenziale klarer zu werden. Herzlichen Dank für die vielen Denkanstöße!“

TN 3, WS 21/22

Bleibt Genderinklusion im digitalen Raum ein Traum?

Halbblind? Online Plattformen „sehen“ überall nur Teilnehmer, Gastgeber, Benutzer, Kandidaten …

Die Pandemie hat eine Reihe von Entwicklungen ausgelöst; wenn wir auch vorher schon regelmäßig mit Online Plattformen wie Blackboard, FU-Wikis, FU-Blogs und FU-Box gearbeitet haben, so finden Sitzungen zwischenzeitlich fast nur noch per Webex statt; mit der Frage „Sollen wir mal kurz webexen?“ hätte Anfang 2020 wohl kaum jemand was anfangen können, heute stört sich wohl kaum eine*r daran, dass „webexen“ als Wort im Duden nicht existiert (skypen hingegen schon).

Eigentlich könnte ich mir vorstellen, dass es Jahrzehnte nach dem Inkrafttreten des Landesgleichstellungsgesetzes selbstverständlich wäre, genderinklusive Bezeichnungen zu wählen. Statt dessen bin ich es – traurigerweise – gewohnt, bei Webex und Blackboard als Benutzer, Teilnehmer, Gastgeber etc. bezeichnet zu werden – gut finde ich es nicht.

Ehrlich gesagt, finde ich es sogar höchst ärgerlich und respektlos, und ich merke, dass mich das zunehmend nervt, weil allmählich doch wirklich genug Zeit ins Land gegangen ist für Updates; offenbar genug Zeit, um (aus meiner Sicht) total unnötige Hasen und Schildkröten und die Option, unsere persönlichen Bitmojis hochzuladen, zu integrieren, aber nicht genug, um genderinklusive Begriffe zu verwenden?! Interessant fand ich, dass der anfängliche Übersetzungsfehler von „me“ in „mich“ bei der Kennzeichnung der eigenen Person durchaus innerhalb von 6 Monaten zugunsten von „ich“ verschwunden ist (wobei ich mich weiterhin frage, warum es als erforderlich angesehen wird, Nutzer*innen hinter ihrem eigenen Namen darauf hinzuweisen, dass sie gemeint sind …).  Warum werden Begriffe, die mindestens die Hälfte der Teilnehmenden ignorieren, nicht genauso ersetzt?

Ich kann nicht nachvollziehen, wie es sein kann, dass Gendervielfalt in angeblich so „hippen“ Plattformen weiterhin nicht berücksichtigt wird; die Schlussfolgerung, dass das mit Absicht (nicht) geschieht, liegt nahe.

Wie heißt das zweite übergeordnete Gleichstellungsziel des aktuellen Gleichstellungskonzepts der FU noch?
„Eine geschlechtergerechte, respektvolle Organisationskultur, die von Gender-Sensibilität und -Kompetenz geprägt ist“

Vielleicht sollten wir uns weigern, mit Plattformen wie Webex oder Blackboard zu arbeiten, und statt dessen Optionen nutzen, deren Macher*innen die anderen Geschlechter mitdenken! Und wir sollten die Möglichkeit, Feedback zu geben, ausgiebig nutzen!

Equal pay 4.0 – gerechte Bezahlung in der digitalen Arbeitswelt

17. März 2020 – 10. März 2021 – 7. März 2022 – das sind die letzten Equal Pay Days, also die Tage, bis zu denen Frauen in Deutschland (verglichen mit Männern bei gleicher Leistung) unentgeltlich arbeiten. Der Unterschied beträgt 18 %!! Allgemeine Infos dazu finden Sie hier.

Zu diesem Thema gibt es im Frauenförderplan 2022/23 zum ersten Mal differenziertere Informationen: Zum einen werden auch Daten für WiMis differenzierter betrachtet, zum anderen wurde der Gender Pay Gap bei Professuren betrachtet.

Frauenquoten im wissenschaftlichen Mittelbau:
Wer „sitzt“ auf den relevanten Stellen für die Nachwuchsqualifizierung?

Beim wissenschaftlichen Mittelbau sind die Löhne pro Besoldungsgruppe zwar unabhängig vom Geschlecht; es wurde jedoch der Frauenanteil mit Blick auf verschiedene Stellentypen betrachtet, da diese Stellentypen als unterschiedlich attraktiv gelten und – wissenschaftlich gesehen – mit unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten assoziiert sind. Für den aktuellen Beitrag bin ich zudem den Fragen nachgegangen, ob Frauen vergleichsweise eher Teilzeitstellen innehaben und ob ihr Anteil in Abhängigkeit von der Finanzierung schwankt (Haushaltsmittel vs. Drittmittel).

Abb. 1: Frauenanteile in verschiedenen Stellenkategorien des Mittelbaus (gesamter Fachbereich)

Wie Abbildung 1 verdeutlicht, liegt die Frauenquote der Studienabschlüsse in unserem Fachbereich bei über 80%, während die Frauenquoten im Mittelbau deutlich darunter liegen, abgesehen von der Stellenkategorie „Lehrkraft für besondere Aufgaben“ (diese gehören zu den sog. Hochdeputatsstellen, d.h. sie sind mit hohen Anforderungen an die Lehre verbunden, so dass eine weitere wissenschaftliche Qualifizierung quasi unmöglich ist). Dabei unterscheiden sich die Frauenquoten in den letzten beiden Jahren nicht hinsichtlich der Finanzierung von unbefristeten Prädoc-Stellen (Haushalt vs. Drittmittel).

Am deutlichsten liegen die unbefristeten WiMi-Stellen und noch deutlicher die befristeten Postdocstellen unter der zu erwartenden Frauenquote (die Promovend*innenquote der vorhergehenden Jahre lag über 70%!). Demzufolge sind gerade die Stellen, auf denen der Nachwuchs sich für Professuren qualifiziert, in unverhältnismäßigem Ausmaß von Männern besetzt.

Wenn Frauen Postdoc-Stellen besetzen, nehmen sie diese in unserem Fachbereich übrigens in höherem Ausmaß als Männer in Teilzeit wahr (während alle Männer auf diesen Stellen im Jahr 2021 volle Stellen bekleideten, hatten Frauen im Durchschnitt eine 75%-Stelle inne).

Und bei den Professuren?

Bei den Professuren können einerseits die Gehaltsgruppen verglichen werden; andererseits ihre Leistungszulagen und damit ein direkter Gender Pay Gap. Die Frauenquote mit Blick auf die Besoldungsgruppe unterscheidet sich mit 53% in W2 und 46% in W3 (2021) in der vermuteten Richtung.

Im Dezember 2020 ermittelte der Deutsche Hochschulverband (DHV) die monatliche Bruttobesoldung der Professor*innen in Deutschland für Juni 2019 auf der Basis der Daten des Statistischen Bundesamtes (https://www.forschung-und-lehre.de/karriere/professur/differenz-bei-realer-w-besoldung-steigt-3338). Bundesweit berechnete der DHV dabei einen Lohnunterschied von 720 Euro (W3) beziehungsweise von 320 Euro (W2) zu Ungunsten der Frauen. Dabei wird betont, dass sich die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede im Vergleich zu den Vorjahren weiterhin verstärkt haben.

Eine anonymisierte Analyse der Gehälter der Professuren am Fachbereich nach dem Muster der Auswertungen des Deutschen Hochschulverbandes ergab folgendes Bild: Im Jahr 2021 kann für den Fachbereich festgehalten werden, dass die mittlere geschlechtsspezifische Gehaltsdifferenz bei den W3-Professuren 2021 ziemlich genau dem berichteten bundesweiten Unterschied 2019 zu Ungunsten der Frauen (720 €) entspricht; bei den W2-Professuren hingegen konnte eine durchschnittliche Lohndifferenz von 110 € zugunsten [sic!] der Frauen konstatiert werden.

Grund zum Feiern? Auf der Ebene W2: Klar, kann nicht schaden ;-).
Grund zum Ausruhen? Ganz sicher nicht!

FrauenFörderPlan – wofür?

Am 16. Dezember 2021 hat unser Fachbereichsrat den Frauenförderplan 2022/23 beschlossen. Eigentlich sollte er dann in der letzten Sitzung des Akademischen Senates am 16. Februar gemeinsam mit den anderen Frauenförderplänen der FU beschlossen werden; das wurde dann auf den 2. März und nun erneut auf Ende April verschoben … Naja, scheint nicht als so dringend eingeschätzt zu werden, so dass sich die Frage aufdrängt: Brauchen wir das eigentlich (oder kann das weg …)?

In der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 19./20 Februar 2022 forderte Nele Pollatschek in einem überaus lesenswerten Artikel: „Schafft die Frauen ab“, eine Forderung, die auf der Erkenntnis basiert, dass die Kategorie „Frau“ gar nicht so leicht, wenn nicht sogar unmöglich zu definieren ist. Da hat Pollatschek natürlich recht. Und – frei nach Pollatschek -:

eine gesellschaft,
in der jobs und anderes unabhängig vom geschlecht vergeben werden,
in der schuhe nach schuhgröße und stil und nicht nach geschlecht sortiert werden,
in der schwimmwettbewerbe sortiert nach körpergröße und nicht nach geschlecht ausgetragen werden,
so eine gesellschaft braucht keine frauenförderung

Für eine solche Gesellschaft setzen wir uns ein; aber um tatsächlich sicherzugehen, dass z.B. Stellen unabhängig vom Geschlecht vergeben werden, dafür wollen wir schon noch Zahlen sehen. Und deswegen ist ein Frauenförderplan zwar nicht perfekt, aber immer noch besser als gar keine Zahlen!

Kommen wir daher abschließend auf eine Erkenntnis zu sprechen, die eben nur deswegen möglich ist, weil seit Jahren bestimmte Zahlen regelhaft bereitgestellt werden. Was wir im gesamten Fachbereich sehen, ist etwa, dass der Frauenanteil unter den Studierenden nicht nur anhaltend hoch ist, sondern auch, dass ihr Anteil an den Studienabschlüssen durchgängig höher ist als die Studentinnenquote. Auch der Anteil an den Promotionen war in den letzten Jahren gestiegen. Dennoch – also obwohl Frauen offenbar zu einem höheren Anteil ihr Studium abschließen und in ausreichendem Ausmaß promovieren – stagniert ihr Anteil im wissenschaftlichen Mittelbau auf einem erstaunlich niedrigen Niveau.

Frauenanteile im Fachbereich: Studierende, Absolvent*innen, Promovend*innen, wissenschaftliche Mitarbeitende

Daher: Sobald Frauen unabhängig von ihrem Geschlecht als Wissenschaftlerinnen anerkannt und eingestellt werden, können wir die Kategorie gern abschaffen und nach geeigneteren suchen. Vorher nicht.

Quellen

Pollatschek, Nele (19./20.02.2022). Schafft die Frauen ab. Süddeutsche Zeitung, 41, 15.

Wir haben die Wahl

Am 25. Januar 2022 haben die weiblichen Angehörigen der FU die Wahlgremien der haupt- und nebenberuflichen Frauenbeauftragten gewählt – oder genauer: Sie hatten die Möglichkeit dazu. Zugegeben, für diejenigen, die im HomeOffice arbeiteten, war es etwas mühselig, von diesem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Denn dazu musste rechtzeitig Briefwahl beantragt werden, und zwar gleich zweifach:(a) beim Zentralen Wahlvorstand für das Wahlgremium zur Wahl der hauptberuflichen Frauenbeauftragten und (b) das Gleiche nochmal „in grün“ beim dezentralen Wahlvorstand. Vor Ort reichte es, beide Wahlvorgänge im Wahlbüro zu vollziehen.

Zunächst mal herzlichen Dank an alle Kolleginnen, die gewählt haben: Wie die Abbildung unten verdeutlicht, lag die Wahlbeteiligung an unserem Fachbereich deutlich über derjenigen der gesamten FU.

Fast ein Drittel der sonstigen Mitarbeiterinnen, knapp ein Viertel der Professorinnen und fast 8% der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen beteiligten sich in unserem Fachbereich an den beiden Wahlen. Das ist eine tolle Unterstützung für unsere Arbeit! DANKE!!

Kleine Dinge?

Die kleinen Dinge

(von Johanna Eid)

Es sind die kleinen Dinge.
Die kleinen Dinge, die machen, dass ich übertrieben klinge.
Die machen, dass selbst ich mit meinen Worten ringe und zweifle.
Schließlich hat er dich ja nur berührt.
Berührt, nicht gestreichelt.
Aus Versehen.
Nein, beabsichtigt, aber nur aus Spaß.
Nein, beabsichtigt
und
das
war’s.

Jeder weiß, was richtig und was falsch ist.
Was „ich will“ und was zu weit ist.
Aber es ist einfach passiert.
Aus Versehen.

Nein, jeder weiß, dass ich mal wieder zu viel hineindenk‘.
Nicht, dass Er
sich noch dafür eine einfängt.
Schließlich hat Er mich ja nur berührt. Nicht mehr.
Aus Versehen.
Nein, beabsichtigt
oder so was.

Ob es unangenehm war?
Ja.
Aber das Schlimmste ist,
Jetzt stehe ich,
Nur für mich,
ganz alleine,
ganz klein
da.

Ich bin nicht klein und auch nicht naiv und auch nicht dumm.
Trotzdem weiß ich nicht, ob diese kleine Berührung eine Grenze überschritten hat oder nicht.
Ich wusste es mal und fragst du mich für meine Freunde, dann ist sie mir ganz klar.
Aber ER weiß es, seine Berührungen zu drehen.
Sie so zu drehen, dass sie die Grenzen verwischen, und ich vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen
kann.
Aber natürlich nicht beabsichtigt.
Aus Versehen.

Doch ICH muss jetzt mit deinen Worten und Aktionen weiter gehen.
Mir den Kopf zerbrechen.
Für MICH ist es nämlich nicht ungeschehen.
Und ich stehe hier und verbringe die Zeit,
die mir so kostbar ist,
zu versuchen mit diesen kleinen Dingen,
die du getan hast, umzugehen.
Und versuche gleichzeitig die Bedeutung von
‚beabsichtigt‘
und
‚aus Versehen‘
zu
verstehen.


Hat dich dieser Text angesprochen? Fühlst du dich betroffen?

Der 25. November ist der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Auch an der FU lassen wir uns nicht beirren und nehmen Belästigung ernst: FU-Richtlinie zum Umgang mit sexualisierter Belästigung, Diskriminierung und Gewalt.

Hilfe und Beratung gibt es hier (eine Auswahl):

Veranstaltungsreihe 2021

FINTA* steht für „Frauen, Inter Menschen, Nichtbinäre Menschen, Trans Menschen und Agender Menschen“

Es gibt immer noch viel zu wenige Frauen in der Wissenschaft. Das wollen wir ändern. Wir wollen interessierte und talentierte Frauen (FINTA*) ermutigen, sich gezielt und vertrauensvoll in Richtung Wissenschaft zu bewegen. Deswegen gibt es an unserem Fachbereich die Veranstaltungsreihe „Eine wissenschaftliche Laufbahn planen“. Diese besteht im WS 2021/22 aus mehreren Teilen unter dem Motto „Einen Einstieg finden“:

  1. Einblick: Gelebte Erfahrungen und „lessons learned“
    Donnerstag, 18. November 2021, 10-12 h in Hörsaal 2 (aus aktuellem Anlass unter 2G-Bedingungen; Weiteres hier)
    Auch in diesem Jahr können Student:innen und Promovend:innen von gestandenen Professor:innen und wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen erfahren, welche Erfahrungen sie (bisher) in diesem Beruf machen und was sie jungen Wissenschaftler:innen auf den Weg geben wollen. Hierzu können die Teilnehmenden natürlich auch Fragen stellen und so mit den Referent:innen ins Gespräch kommen. Bei Bedarf können Sie auch online teilnehmen: Link zur Teilnahme per Webex ab 10 h am 18.11.2021.
  2. Science is Female – (a) Workshop für Student:innen
    Freitag, 7. Januar 2022, 9:30 bis 13 Uhr
    Hier geht es um die Selbstreflexion der eigenen Motive und Interessen einerseits und die Anforderungen an Wissenschaftler:innen andererseits; und dann geht es natürlich um die Frage, ob das alles zusammenpasst …
    Dies ist nun doch als Online-Veranstaltung mit Teilnahmebegrenzung geplant. Hier geht’s ab sofort zur Anmeldung:
  3. Science is Female – (b) Coaching für Promovend:innen und Postdocs
    ab dem 26. November 2021 als Blockveranstaltung über das WS hinweg (Näheres hier).
    Dies ist ein Angebot für „Fortgeschrittene“, die sich intensiv mit den Anforderungen an eine wissenschaftliche Karriere, mit der eigenen Karriereplanung und ihren individuellen Zielen auseinandersetzen möchten. Darüber hinaus liegt ein Fokus auf Herausforderungen, die in besonderem Maße FINTA* in der Wissenschaft betreffen. Hierbei handelt es sich um eine Präsenzveranstaltung mit Teilnahmebegrenzung.
  4. Data are Female –
    so oder so ähnlich wird eine Veranstaltung im Frühjahr 2022 lauten.
    Hier wollen wir auf den Gender Data Gap aufmerksam machen und zeigen, mit welchen spannenden Forschungsthemen Sie sich in Ihren Abschlussarbeiten befassen können, die FINTA* auch in der Wissenschaft sichtbar machen.

Sie haben noch weitere Vorschläge? Melden Sie sich gern bei uns: E-Mail an Frauenbeauftragte

Studie am Fachbereich zu sexualisierter Belästigung

Im Rahmen des aktuellen Frauenförderplans sollte untersucht werden, in welchem Ausmaß sexualisierte Belästigung und Gewalt an unserem Fachbereich eine Rolle spielt. Hier die Ergebnisse der Befragung zur sexualisierten Belästigung und Gewalt am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie im Juli 2020.

Die Untersuchung führten Karen Ollrogge und Malte Roswag gemeinsam mit Bettina Hannover durch.

Im Zeitraum vom 9.7. – 31.7.2020 haben wir eine Befragung durchgeführt, um das Ausmaß zu erheben, in dem sich Studierende an unserem Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie sexualisiert belästigt fühlen oder sexualisierter Gewalt ausgesetzt waren. An der Befragung nahmen insgesamt 515 Studierende teil, wobei sich 420 (82%) davon als weiblich identifizierten. Weitere 79 Studierende (15%) identifizierten sich als männlich und neun Studierende (2%) gaben an, sich als divers zu identifizieren. Da aufgrund der geringen Anzahl der Studierenden, die sich nicht als männlich oder weiblich identifizierten, eine Rückführung ihrer Angaben auf einzelne Personen unter Umständen möglich sein könnte, wurden diese mit den sieben Studierenden (1%), die keine Angaben zu ihrem Geschlecht machten, für die folgende Ergebnisdarstellung zusammengeschlossen.

Um eine Übersicht über das Ausmaß sexualisierter Belästigung und Gewalt an unserem Fachbereich zu erhalten, haben wir eine Auswahl an 15 Situationen präsentiert, die mögliche Szenarien sexualisierter Belästigung oder Gewalt beschreiben. Eine beispielhafte Situation lautete: „Ich habe schon erlebt und es war mir unangenehm, dass mir Obszönitäten hinterhergerufen wurden“. Diese Situationen wurden uns vom Margherita-von-Brentano Zentrum zur Verfügung gestellt.

Von den 15 Situationen haben Frauen im Durchschnitt 6 Situationen sexualisierter Belästigung und Gewalt erlebt, Männer hingegen 4 Situationen (s. Abb. 1, ganz rechts). Damit erlebten Frauen signifikant mehr Situationen sexualisierter Belästigung und Gewalt als Männer [t(122.197) = -4.56; p < .001]. Menschen, die keine Angaben zum Geschlecht machten oder sich als divers identifizierten, erlebten im Durchschnitt 4 Situationen.

Abb. 1: Situationen erlebter sexualisierter Belästigung und Gewalt bei Studierenden des Fachbereichs Erziehungswissenschaft & Psychologie

Wir haben zudem erfragt, in welchem Kontext die Situation sexualisierter Belästigung und Gewalt erlebt wurde (bei Angabe, dass eine solche Situation erlebt worden war), um den Kontext der FU mit anderen Kontexten vergleichen zu können (s. Abb. 1, links). Es konnte zwischen vier Kontexten ausgewählt werden: Situationen an der FU, in einem anderen akademischen Kontext, im Berufsleben oder im privaten Kontext. Es zeigte sich, dass an der FU signifikant weniger Situationen sexualisierter Belästigung und Gewalt erlebt wurden als in einem anderen akademischen Kontext, im Berufsleben oder im privaten Kontext (p < .001).

Betrachtet man den Geschlechtsunterschied bei den erlebten Situationen sexualisierter Belästigung und Gewalt, fällt auf, dass an der FU Männer signifikant mehr Situationen angegeben haben als Frauen, wohingegen im privaten Kontext Frauen signifikant mehr Situationen berichteten als Männer. Im anderen akademischen Kontext und im Berufsleben fanden wir keinen Geschlechtsunterschied.

Bevor diese umgekehrten Geschlechtsunterschiede im Kontext der FU interpretiert werden kann, sollte beachtet werden, dass sich bei fast allen abgefragten Situationen kein Geschlechtsunterschied gezeigt hat. Dieser zeigte sich ausschließlich bei Situationsbeschreibungen, in denen andere Personen in der eigenen Gegenwart über ihr Sexualleben gesprochen haben oder man selbst von anderen Personen über das eigene Sexualleben ausgefragt wurde.

Weiterführend erfragten wir die eigene Reaktion auf die erlebten Situationen sexualisierter Belästigung und Gewalt. Dabei gaben die meisten Studierenden an, dass sie nicht gegen das Verhalten vorgegangen sind oder mit einer ihr nahestehenden Person darüber gesprochen haben. Nur die wenigsten gaben an, dass sie mit einer oder einem Angehörigen der FU darüber gesprochen haben.


Solltest du Diskriminierung, sexualisierte Belästigung oder Gewalt erlebt haben, kannst du dich jederzeit an folgende Stellen wenden (eine Auswahl):