Sammelrückgabe IKG Wien

Gemeinsam konnten von der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, der Bibliothek der Universität Potsdam und der Zentral- und Landesbibliothek Berlin vier Bücher an die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG Wien) zurückgegeben werden.

Die IKG Wien entstand 1852 nach Genehmigung durch die Behörden des Kaisers. Damit besaß die jüdische Gemeinde einen Rechtsstatus, der ihr Autonomie in allen inneren Angelegenheiten gewährte. In der Folge entstand eine aus breitgefächerte Infrastruktur, zu der auch Bibliotheken und Lehrhäuser gehörten. Am Vorabend des Anschlusses von Österreich an Deutschland im Jahr 1938 zählte die Gemeinde 185.000 Mitglieder, nach Kriegsende waren es nur noch 25.000. In diesem Zeitraum wurden auch die Einrichtungen der Gemeinde geplündert oder zerstört.

Die restituierten Bücher finden Sie in unserer LCA Datenbank

Max Schneider; Heinz Jörg Ahnert: Ein Hilfsmittel zum Nachweis von Verfassern deutscher Literaturwerke. Berlin: Haude & Spenersche Buchhandlung Max Paschke, 1927. (FU Berlin)

Bertinoro, Ovadiah; Heller, Yomṭov Lipman: משניות סדר טהרות : עם פירוש הגאון מוהר״ר עובדיה מברטנורה ועם תוספת יום טוב. Krakau, Ṿladislav, 1644. (UB Potsdam)

Teomim, Yosef Ben Meir: ספר ראש יוסף. Frankfurt/Oder: Y. Lev, 1794. (UB Potsdam)

Geßner, Salomon: Salomon Geßners Schriften : IItr Band. Zürich, Geßner u. Comp., 1767. (ZLB) 

Rückgaben der UB Potsdam

Im November 2016 konnte die Universitätsbibliothek Potsdam ein Buch von Marcus Melchior zurückgegeben.

Marcus Melchior (1897 Fredericia/Dänemark – 1969 Hamburg) studierte ab 1915 am orthodoxen „Rabbinerseminar zu Berlin“ sowie an der Berliner Universität und wirkte ab 1922 als Rabbiner in Schlesien, u.a. in Tarnowitz. 1934 kehrte er nach Kopenhagen zurück, leitete die dortige Religionsschule und war Lehrer. 1943 folgte die Emigration nach Schweden, wo Melchior bis 1945 als Rabbiner wirkte. Nach seiner Rückkehr wurde er zum Oberrabbiner Dänemarks ernannt – ein Amt, das er bis zum Lebensende ausübte.

Das Buch enthält neben dem Stempel des Rabbiners den Vermerk der Bergungsstelle 80. Dahinter verbirgt sich die Ende 1945 von den Alliierten konfiszierte Bibliothek des Berliner Schauspielers Schöngart. Später gelangte das Buch in die Sammlung des Rabbiners Yehuda Aschkenasy.

Die UB Potsdam restituierte bis Ende des Jahres 2016 aus ihrer Aschkenasy-Sammlung vier Bücher an vier Jüdische Gemeinden: Köln, Darmstadt, Dresden und Leipzig. Die in diesen Büchern befindlichen Stempel waren jeweils der entscheidende Hinweis auf den Vorbesitzer, alle genannten Gemeinden sind deren Rechtsnachfolger. Gleichwohl erklärten sich diese Jüdischen Gemeinden bereit, die Exemplare im Sammlungszusammenhang der Universitätsbibliothek zu belassen und sich mit der digitalisierten Fassung der Bücher zu begnügen.

2016 wurden des Weiteren Digitalisate von zwei Büchern, die zweifelsfrei als Raubgut identifiziert werden konnten, an das „Bing-Museum“ in Freinsheim (Rheinland-Pfalz) sowie an das „Aktive Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte“ in Wiesbaden übergeben. Beide Bücher verbleiben bis zur Restitution bzw. zur Ermittlung der Erben in der UB Potsdam.

Die (restituierten) Bücher auf lootedculturalassets.de:

August Wünsche, Pesikta des Rab Kahana : Das ist die älteste in Palästina redigierte Haggada. Nach der Buberschen Textausgabe zum ersten Male ins Deutsche übertragen und mit Einleitung und Noten versehen, Leipzig 1885

Ismar Ellbogen (Hrsg.) Das Leben des Rabbi Mosche Ben Maimon : Aus seinen Briefen und anderen Quellen. übersetzt von Bin Gorion, Berlin 1935

J.M. Japhet, Tefilot Yeshurun : meturgamot Ashkenazit milah be-milah : Izraʾeliṭishez gebeṭbukh, mit ṿorṭlikhʿer iberzeṭtsung, Frankfurt/Main 1890

Julius Bergmann, Jüdische Apologetik im neutestamentlichen Zeitalter, Berlin 1908

Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums (Hrsg.), Ḳovets maʻaśe ha-Tanaʼim. Maʻarakhah shelishit, midrashe ha-Tanaʼim. Sifre de-ve Rav = Siphre D’be Rab. Fasciculus primus : Siphre ad Numeros adjecto Siphre zutta. Cum variis lectionibus et adnotationibus, Leipzig 1915

Leo Baeck, Ismar Ellbogen [u.a.], Die Grundlagen der jüdischen Ethik, hrsg. vom Verband der Deutschen Juden, Berlin 1920

Seligmann Baer Bamberger, Abraham Adler, Marcus Lehmann (Hrsg.), Ḥamishah ḥumshe Torah : ʿim ha-hafṭarot ṿe-ḥamesh megilot : meduyaḳ heṭev = Uebersetzung der fünf Bücher Moses, Frankfurt/Main 1905

[Anke Geißler-Grünberg]

Georg Mecklenburg

Ein Exlibris von Georg Mecklenburg konnte zurückgegeben werden.

Das Exlibris konnte eindeutig Georg Mecklenburg, geboren 1869 in Königsberg, zugeordnet werden. Der Sohn des Kaufmanns Louis Mecklenburg und seiner Frau Rosalie zog aus Königsberg nach Chemnitz, wo er die Färberei ‚Kunath & Mecklenburg’ besaß. Von 1921 bis 1927 war er Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Chemnitz. Mecklenburg war zudem im Vorstand des Zentralvereins der deutschen Juden und betätigte sich als Mäzen und Kunstsammler. Georg Mecklenburg nahm sich im Februar 1932 das Leben.

Er war in erster Ehe verheiratet mit Lucie Mecklenburg geb. Manasse die bereits 1916 verstarb. Seine zweite Ehefrau Margarethe Mecklenburg geb. Pulvermacher wohnte nach seinem Tod in Berlin, wurde 1942 nach Auschwitz deportiert und dort 1943 ermordet.

Das in der Exlibris-Sammlung der Berliner Stadtbibliothek gefundene Exlibris stammt nachweislich aus der sog. Sammlung Treptow (Trp, Hans Pohl), erkennbar an Pohls handschriftlicher Notiz „Exlibris. Federzeichnung v. Ollmuth“. Welchem Buch das Exlibris wann entnommen wurde konnte bislang nicht ermittelt werden. Da die Entnahme vor dem Zugang in den Bibliotheksbestand erfolgt ist, ist zudem unklar, ob sich überhaupt ein passendes Buch im Bestand befindet.

Die Rückgabe wurde mit Hilfe des Holocaust Claims Processing Office (HCPO) in New York durchgeführt, wofür wir uns herzlich bedanken.

Das restituierte Exlibris auf lootedculturalassets.de:

Exlibris 406 – Georg Mecklenburg

Links:

Webseite des HCPO

Christian Science

Zwei Bücher aus Lesezimmern der Christian Science in Berlin und Breslau konnten an die First Church of Christ, Scientist in Boston zurückgegeben werden.

Christian Science ist eine von Mary Baker Eddy um 1870 entwickelte Lehre, auf deren Grundlage 1879 eine Glaubensgemeinschaft gegründet wurde. Ende des 19. Jahrhunderts auch in Deutschland eingefüht, gab es bald mehrere Kirchen und Gemeinden. Ab 1937 begann das nationalsozialistische Regime die freie Betätigung der Christlichen Wissenschaft zu behindern, 1941 folgte schließlich das Verbot.

Bei beiden Büchern handelt es sich um unbearbeiteten Depotbestand der Berliner Stadtbibliothek. Das Buch aus Breslau stammt aus Zuweisungen der Bergungsstelle, hier Auftrag Nr. 15, einem Depot des Reichssicherheitshauptamtes, das geraubte Bücher aus ganz Europa beinhaltete. Der Zugangsweg des Buches aus dem Berliner Lesezimmer ist unbekannt.

Die restituierten Bücher auf lootedculturalassets.de:

Eddy, Mary Baker: Liederbuch der Christlichen Wissenschaft (Christian Science) : mit fünf Gedichten. Boston, Mass.: The Christian Science Publishing Society, 1924.

Eddy, Mary Baker: Unity of Good. Boston, Mass.: Trustees under the Will of Mary Baker G. Eddy, 1887.

Unsere Kooperation wächst!

Ende letzten Jahres sind mit der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe und dem Institut für die Geschichte der deutschen Juden in Hamburg zwei neue Partner der Kooperation beigetreten. Während die Badische Landesbibliothek sich über eine Förderung durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste freuen darf, befasst sich das Institut für die Geschichte der deutschen Juden bereits länger mit dem Thema NS-Raubgut und Beutegut.

Damit bündeln nun sechs Einrichtungen ihre Erfahrungen im Bereich Provenienzforschung und stellen ihre Informationen gemeinsam der Öffentlichkeit zur Verfügung.