Rückgabe eines Buches an die Familie Kallner

2023 konnte von der Zentral- und Landesbibliothek Berlin ein Buch der Familie Kallner zurückgegeben werden.

Durch ein Exlibris und eine im Buch eingelegte Glückwunschkarte konnte eindeutig David Kallner als vormaliger Eigentümer identifiziert werden. Bei dem Buch handelt es sich um einen Parschanim, einen rabbinischen Kommentar, in dem es u.a. um Verbote des Verzehrs unkoscherer Lebensmittel und dem Verhalten gegenüber Nichtjuden geht. In Bezug steht es zum Buch der Sprüche Salomos Kapitel 13-15 und 19. Der Titel nimmt direkten Bezug auf Sprüche 15:23.

David Kallner wurde ca. 1838 in Pajūris, Russland geboren. Er war verheiratet mit der 1847 ebenfalls dort geborenen Babette Kahn. Das Paar hatte fünf Kinder und lebte bis mindestens 1881 im heutigen Litauen. 1886 zog die Familie nach Merchingen, wo David Kallner stark in der Jüdischen Gemeinde aktiv war, u.a. als Kantor. Seine Tätigkeit sowie die lokale Verortung in Merchingen führten schließlich zur eindeutigen Zuordnung der Provenienzhinweise. Merchingen liegt wie Braunsbach in Baden-Württemberg, dem Wirkungsort des auf der ebenfalls im Buch gefundenen Karte glückwunschenden Rabbiners Dr. Jakob Berlinger. Jakob Berlinger wurde am 1866 in Braunsbach geboren. Er war von 1900 bis zur Verlegung des Rabbinats nach Schwäbisch Hall 1913 Rabbiner in Braunsbach. Berlinger und seine Frau Rifka Herz (*1880) konnten 1939 aus Deutschland fliehen und emigrierten nach Palästina. Jakob Berlinger starb dort 1945, Rifka folgte ihm ein Jahr später.

Die im Exlibris von David Kallner enthaltene Bezeichnung מהר׳ר (Mehorar = unser Lehrer, Herr und Meister) weist auf einen traditionsfrommen Gelehrten hin. David Kallner starb am 26. Februar 1909 in Merchingen. Eine Todesanzeige aus der Zeitschrift „Der Israelit“ bezeichnet ihn als Lehrer, Vorsänger und großen Talmudisten.  Babette Kahn war bereits 1888 verstorben. David Kallner heiratete ein Jahr später ein zweites Mal, die 1851 in Järkendorf, Unterfranken, geborene Bertha Niedermann. Mit dieser hatte er einen weiteren Sohn, Philipp.

Es ist anzunehmen, dass das Buch von einem der Kinder von David Kallner geerbt wurde.

  • Abraham Kallner wurde am 23. April 1868 geboren. Er war verheiratet mit Lena Lark. Abraham Kallner wanderte vor 1929 in die USA aus, er starb am 31. Mai 1929 in Gary, Indiana. Er kommt als Letzteigentümer des Buches nicht infrage.
  • Jacob Kallner wurde am 12. Oktober 1870 geboren. Er war verheiratet mit Bertha Strauß. Jacob Kallner war Arzt. Jacob und Bertha Kallner konnten 1939/40 über die Schweiz in die USA emigrieren und überlebten so den Holocaust. Beide starben 1946 in Chicago. Es ist gut möglich, dass Jacob Kallner, seine Frau oder seine Kinder das Buch vor dessen Entzug besessen haben.
  • Adolf Leser Kallner wurde am 13. August 1873 geboren. Er war verheiratet mit Sara Beith, Nachfahren sind nicht bekannt. Adolf Leser Kallner starb bereits am 13. Januar 1922 in Bad Soden. Es ist daher sehr unwahrscheinlich, dass er der Letzteigentümer des Buches war.
  • Bettie Sara Kallner wurde am 1. Oktober 1877 geboren. Sie wanderte bereits 1891 in die USA aus und ließ sich in Chicago nieder. Sie starb dort 1944. Bettie Sara Kallner kommt als Letzteigentümerin des Buches vor dessen Entzug nicht infrage.
  • Joseph Kallner wurde am 6. Januar 1881 geboren. Er war verheiratet mit Gertrud Katzenstein. Joseph Kallner war ebenfalls Arzt und lebte in Berlin, wo er am 20. August 1938 starb. Es ist gut möglich, dass Joseph Kallner, seine Frau oder seine Kinder das Buch vor dessen Entzug besessen haben.
  • Philipp Kallner wurde am 22. Juli 1892 geboren. Er fiel im Alter von nur 23 Jahren im I. Weltkrieg in Galizien, sein Todesdatum ist der 28. Juli 1915. Er kommt als Letzteigentümer des Buches nicht infrage.

Joseph und Jacob Kallner hatten beide jeweils vier Kinder, von denen insgesamt sieben den Holocaust überlebten – Joseph Kallners 1913 geborene Tochter Eva starb bereits im Alter von ca. 3 Jahren. Insgesamt konnten in der genealogischen Recherche zur Familie Kallner über 30 direkte Nachkommen von Joseph und Jacob Kallner recherchiert werden.

Der Zugangsweg des Buches in den Bestand der Zentral- und Landesbibliothek Berlin ist unklar. Es wurde in unbearbeiteten Depotbeständen gefunden und enthält keinerlei Einarbeitungsspuren. Anhand der durch die enthaltenen Provenienzmerkmale recherchierten Familiengeschichte der Kallners ist es wahrscheinlich, dass das Buch Teil des Ankaufs der Bücher der deportierten Berliner Jüdinnen und Juden durch die Berliner Stadtbibliothek 1943 war. Praktisch auszuschließen ist ein gezielter Ankauf, z.B. über den Antiquariatshandel, dafür fehlen nicht nur jegliche Hinweise, das Werk ist auch viel zu speziell für den Bestand der Berliner Stadtbibliothek.

Für ihre Unterstützung bei der Recherche, Übersetzung und Transliteration bedankt sich die ZLB herzlich bei Dr. Nick Block, Dr. Michael Brocke, Dr. Anke Geißler-Grünberg, Uwe Hofschläger, Stephan Kummer und Gudrun O’Daniel-Elmen.


Quellen:

  • Schwoch, Rebecca (Hrsg.): Berliner jüdische Kassenärzte und ihr Schicksal im Nationalsozialismus : Ein Gedenkbuch. Berlin: Hentrich & Hentrich, 2009. S. 423 ff.
  • Doetz, Susanne und Kopke, Christoph: „und dürfen das Krankenhaus nicht mehr betreten“ : der Ausschluss jüdischer und politisch unerwünschter Ärzte und Ärztinnen aus dem Berliner städtischen Gesundheitswesen 1933-1945. Berlin: Hentrich & Hentrich, 2018. S. 233.
  • Strauss, Herbert A./Röder, Werner (Hrsg.): International Biographical Dictionary of Central European Émigrés 1933-1945, hrsg. Vom Institut für Zeitgeschichte München. Volume II, Part 1: A-K. the Arts, Science and Literature. München [u.a.] 1999, S. 588.
  • https://www.alemannia-judaica.de/merchingen_synagoge.htm (Abschnitt: Zum Tod von Lehrer D. Callner)

Naftali Abrahams

Die Universitätsbibliothek Potsdam hat ein Buch an die Erben von Naftali Abrahams restituiert.

Naftali Abrahams war Kaufmann und lebte mit Frau und 7 Kindern in Den Haag. Das Buch erhielt er 1925 als Geschenk von seinem Schwager, dem Oberrabbiner von Den Haag und Gelderland, Justus Tal. Die gesamte Familie Abrahams befand sich im „verlorenen Zug von Tröbitz“, der noch im April 1945 Häftlinge aus Bergen-Belsen nach Theresienstadt bringen sollte, aber in der brandenburgischen Gemeinde zum stehen kam. Naftali Abrahams starb kurz vor der Befreiung durch die Rote Armee, seine Frau und ein Sohn wenige Wochen später.

Das Buch blieb offenbar in den Niederlanden zurück und gelangte in die Gelehrtenbibliothek von Yehuda Aschkenasy.

Das restituierte Buch auf lootedculturalassets.de

Abraham Danzig : Sefer Ḥaye adam : kolel kol ha-dinim ha-ketuvim, Frankfurt/ Main 1860.

[Anke Geißler-Grünberg]

Israelitische Kultusgemeinde Wien

Die Universitätsbibliothek Potsdam hat zwei Bücher an die Israelitische Kultusgemeinde Wien restituiert.

Hierbei handelt es sich um einen Band aus der Israelitisch-Theologischen Lehranstalt in Wien und einen Band aus der Bibliothek der Israelitischen Cultusgemeinde Wien.

Die restituierten Bücher auf lootedculturalassets.de

Abraham Kahana: Rabi Moshe Ḥayim Lutsato, Warschau 1898

Yehoshua Rokaḥ: Peṭirat Rabenu ha-ḳadosh me-Belts : ʿim harbe sipurim niflaʾim himʿidim ʿal ḳedushato ṿe-ḥaḵmato, Lemberg 1894

[Anke Geißler-Grünberg]

Israelitische Kultusgemeinde Wien

Gemeinsam konnten die Zentral- und Landesbibliothek Berlin und die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum zwei Bücher und ein Exlibris an die Israelitische Kultusgemeinde Wien restituieren.

Bei den zwei Werken handelt es sich um einen Band zur dritten Ordnung „Nashim (1793)“ der Mischna und einen Band zur „Kristallographie (1912)“. Die Bände sind der Bibliothek des Jüdisch-akademischen Philosophenvereins, der Bibliothek der Israelitisch-theologischen Lehranstalt und der IKG Wien zuzuordnen. Der Zugang beider Objekte an die Stiftungbibliothek (CJ) ist ungeklärt.

Das Exlibris ist ebenfalls der Israelitischen Kultusgemeinde Wien zugehörig. Die Bedeutung der verbundenen Nummer/Signatur „L.M.F.R.b.“ konnte noch nicht geklärt werden.

Die restituierten Objekte auf lootedculturalassets.de

Bruhns, W.: Kristallographie. (1912)

.משניות: סדר נשים [= Mishnayot: Dritte Ordnung „Nashim“] (1793)

Exlibris-Nr. 526

[Die Redaktion]

Berel Fraenkel

Ein Buch aus der Bibliothek der Gelehrtenfamilie Schor-Fraenkel konnte an deren Erben zurückgegeben werden.

Die Familien lebten in Stryi (heute Ukraine) bzw. in Krakau und Tarnow. Nach ihrer Heirat blieben Majer Schor und Berl Fraenkels Tochter Mila in Krakau und erbten schließlich die Bibliothek ihres Vaters. Da beide die türkische Staatsbürgerschaft besaßen, waren sie vor dem Zugriff der Nazis geschützt und konnten anderen Verfolgten im Untergrund helfen. Nachdem die Verlängerung ihrer Pässe durch den türkischen General-Konsul in Berlin im Oktober 1942 abgelehnt wurde, verloren sie diesen Status. Durch den Hinweis eines befreundeten Polizisten gewarnt, konnte die Familie untertauchen und zuvor noch ihre Bibliothek mit Hilfe des Orientalistik-Professors der Jagiellonen-Universität Tadeusz Kowalski in Sicherheit bringen.

Mila und Majer wurden entdeckt und am 8. Juli 1943 im KZ Plaszow bei Krakau ermordet. Die Bibliothek überlebte den Krieg im Keller der Universitätsbibliothek. Sohn Berl Schor überlebte ebenfalls und emigrierte über Neuseeland nach Israel. Dorthin ließ er die Familien-Bibliothek überführen, die aber nicht mehr vollständig erhalten war.

Das restituierte Buch auf lootedculturalassets.de:

Moses Ben Jacob, Sefer Mitsṿot ha-gadol asher ḥiber ha-Rav Rabenu Mosheh me-Kutsi, Venedig 1546

[Anke Geißler-Grünberg]

Bernhard Krisch

Ein Buch aus der Bibliothek von Bernhard Benno Krisch konnte zurückgegeben werden.

Bernhard Krisch wurde am 07.04.1875 in Inowrazlaw geboren. Er war Besitzer einer Textilfabrik in der Spandauer Str. 11 und Textilgroßhändler. Ab 1908 war er mit Hedwig Krisch geb. Crohn verheiratet, das Paar blieb kinderlos. Bernhard Krisch verstarb am 04.07.1933 in Berlin, sein Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee.

Hedwig Krisch übernahm die Firma Ihres Mannes nach dessen Tod und führte diese, bis sie 1938 Zwangsverkauft wurde. 1939 heiratete Hedwig den Schuhfabrikanten Erich Senger. Das Paar lebte von 1943 bis 1945 in der Illegalität in Berlin und in Horst an der Ostsee und überlebte so den Holocaust. Hedwig und Erich Senger wanderten 1946 in die USA aus.

Bernhard Krisch hatte auch einen Bruder, den am 14.03.1877 in Inowrazlaw geborenen Herrmann Krisch. Dieser wurde am 03.04.1944 in Theresienstadt ermordet.

Das Buch gelangte durch Übernahme des Bestandes der 1949 gegründeten Wissenschaftlichen Zentralbibliothek Dahlem in den der Amerika Gedenkbibliothek.

Das restituierte Buch auf lootedculturalassets.de:

Bergson, Henri: Materie und Gedächtnis : Essays zur Beziehung zwischen Körper und Geist. Jena: Diederichs, 1908.

[Die Redaktion]

Ausstellung Uni Potsdam

NS-Raubgut im Bestand der Universitätsbibliothek Potsdam – Ausstellung in der Bereichsbibliothek Golm

Seit 2014 werden mehr als 5.000 Bücher aus dem Judaica-Bestand der Universitätsbibliothek Potsdam untersucht, die im Verdacht stehen, NS-Raubgut oder Beutegut zu sein. Die Ausstellung gibt anhand ausgewählter Bücher einen kursorischen Einblick in die Vielschichtigkeit des Forschungsprojekts.

Nach 1995 gelangten drei Gelehrtenbibliotheken in den Bestand der Universität, die dem Aufbau eines Buchbestandes für den interdisziplinären Studiengang Jüdischen Studien dienten. In diesen findet sich ein nicht geringer Teil von Büchern, die als NS-Raubgut identifiziert werden konnten. Hebräische und jiddische Buchtitel machen den Hauptteil der zu untersuchenden Bestände aus.

Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten der Bibliothek im Innenfoyer des IKMZ Golm zu sehen.
Laufzeit: 23.06.2017 bis 28.10.2017

[Die Redaktion]

Heinrich & Olga Spiero

Ein Exlibris von Heinrich und Olga Spiero konnte zurückgegeben werden.

Heinrich Spiero wurde am 24.03.1876 in Königsberg geboren und starb 08.03.1947 in Berlin. Seine Ehefrau Olga, geborene Jalowicz, kam am 09.07.1877 in Breslau zur Welt und lebte bis zu ihrem Lebensende am 14.11.1960 in Berlin. Unter schwierigen Bedingungen überlebten sie die Zeit der nationalsozialistischen Verfolgung und entgingen knapp der bevorstehenden Deportation. Das Ehepaar hatte vier Kinder.

Heinrich Spiero entstammte einer jüdischen Kaufmannsfamilie und ließ sich protestantisch taufen. Er studierte Germanistik, Jura und Geschichte an den Universitäten in Berlin, Freiburg, Lyon und promovierte 1897 in Leipzig zum Dr. jur. Nach Abschluss des Rechtsreferendariats ging Heinrich Spiero 1901 nach Hamburg, wo er seinen Lebensunterhalt als leitender Kaufmann eines großen Handelskontors verdiente. Parallel dazu unterrichtete er Neuere Literaturgeschichte in Hamburg, hielt europaweit Vorträge und wurde von der Germanistic Society of America zu einer Vortragsreise in die USA eingeladen.

Während des Ersten Weltkriegs war er Ressortleiter im Preußischen Kriegsministerium.

Nach Kriegsende widmete er sich in Berlin ausschließlich der Literaturwissenschaft und seinen schriftstellerischen Interessen. Unter anderem verfasste Spiero Kritiken für die Vossische Zeitung, schrieb Monografien über Theodor Fontane, Gerhard Hauptmann, war Herausgeber der Romane Gustav Freytags, des Raabe- und des Jedermanns Lexikons. Er war Gründer der Hamburger Kunstgesellschaft, Mitglied vieler bedeutender Vereinigungen, so im Vorstand der Raabe-Gesellschaft und im Vorstand der Deutschen Germanisten-Gesellschaft. Spiero gehörte zu den führenden Literaturhistorikern seiner Zeit. Die Universität Göttingen zeichnete ihn 1931 mit dem Dr. phil. h.c. aus.

Aufgrund seiner jüdischen Herkunft wurde Heinrich Spiero mehrfach verhaftet und mit Schreib- und Publikationsverbot belegt. Vom Vorsitz des von ihm mitinitiierten Reichsverbandes christlich-deutscher Staatsbürger nichtarischer oder nicht rein arischer Abstammung (ab 1936 Paulus-Bund), musste er aufgrund seiner Einstufung als sog. „Volljude“ 1937 zurücktreten. Trotzdem gelang es ihm, eine Hilfestelle für Christen jüdischer Herkunft einzurichten, das Büro Heinrich Spiero. 1939 wurde das Büro verboten.

Im Frühjahr 1943 konnten Olga und Heinrich Spiero nur durch Unterstützung ihres nichtjüdischen Schwiegersohns der unmittelbar bevorstehenden Deportation entgehen.

Es handelt sich um ein loses Exlibris. Der radierte Schriftzug auf dem Exlibris (Signatur) könnte auf das zugehörige Buch verweisen, doch blieben aktuelle Recherchen nach einem entsprechenden Exemplar im Bestand der ZLB ergebnislos. Der Zugang ist daher nicht nachvollziehbar.

Das restituierte Exlibris auf lootedculturalassets.de:

Exlibris 113: Heinrich und Olga Speiro.

Links & Literatur:

Heinrich Spiero auf Wikipedia

Rohr, Anna: Dr. Heinrich Spiero (1876–1947). Sein Wirken für die Christen jüdischer Herkunft unter dem NS-Regime. Berlin: Metropol Verl., 2015.

[Die Redaktion]

Loge zur Freimüthigkeit am Rhein

Sieben Bücher aus der Bibliothek der Freimaurerloge zur Freimüthigkeit am Rhein in Frankenthal konnten zurückgegeben werden.

Die Johannisoge zur Freimüthigkeit am Rhein wurde 1808 in Frankenthal gegründet. Sie wurde von den Nationalsozialisten 1933 aufgelöst und enteignet. Die Loge wurde 1950 wiederbelebt.

Sechs der Bücher stammen aus einem Depot des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) in der Eisenacher Str. 11-13 in Berlin Schöneberg. Das RSHA hatte dort geraubte Bücher aus ganz Europa zusammengetragen. Teile dieser Bücher wurden nach Kriegsende 1945 von der Bergungsstelle auf Bibliotheken in Berlin verteilt. Ein Band trägt Provenienzmerkmale der Abteilung Aussenpolitik und Auslandskunde des Deutschen Auslandswissenschaftlichen Instituts, einer NS-Forschungseinrichtung. Der Stempel der Loge wurde in diesem Band geschwärzt, die eindeutige Zuordnung gelang durch den Abgleich der handschriftlich eingetragenen Signatur der Loge.

Die ZLB bedankt sich herzlich beim Deutschen Freimaurermuseum Bayreuth für die Unterstützung bei dieser Rückgabe.

Die restituierten Bücher auf lootedculturalassets.de:

Friedrich II: Hinterlassene Werke Friedrichs II Königs von Preussen. (Bd. 5-6). s.l.: s.n., 1789

Friedrich II: Hinterlassene Werke Friedrichs II Königs von Preussen. (Bd. 7-8). s.l.: s.n., 1789

Gellert, Christian Fürchtegott: Gellerts moralische Vorlesungen. (Sammlung der besten deutschen prosaischen Schriftsteller und Dichter : Gellerts moralische Vorlesungen : Bd. 9). Carlsruhe: Schmieder, 1774

Lucianus, Samosatensis: Lucians Schriften. (Bd. 5-6). Mannheim: s.n., 1783

Plutarch: Auserlesene Moralische Schriften. (Bd. 3). Zürich: Orell, Geßner, Füßlin und Comp., 1773

Pope, Alexander: Des Alexander Pope Esq. sämmtliche Werke mit Wilh. Warburtons Commentar und Anmerkun-gen. (Bd. 7-8). Straßburg: Heitz und Dannbach, 1778-79

Richardson, Samuel: Klarissa, oder die Geschichte eines jungen Frauenzimmers. (Bd. 11-12). Mannheim: s.n., 1791

[Die Redaktion]

Jacob & Käthe Kahn

20 Bücher aus der Bibliothek von Jacob und Käthe Kahn konnten zurückgegeben werden.

Jacob Kahn wurde am 26.5.1870 in Clüsserath geboren. Er war Arzt und Sanitätsrat in Berlin. Seine Frau Käthe Kahn wurde am 29.9. 1880 als Käthe Hirschfeld in Berlin geboren. Jacob und Käthe Kahn hatten keine Kinder, sie lebten in Berlin in der Stralauer Allee 31 und später in der Mommsenstr. 22, mindestens bis 1939.

Am 3. Oktober 1942 wurden Jacob und Käthe Kahn ab Berlin nach Theresienstadt deportiert und dort ermordet, Jacob Kahn am 18.12.1942, Käthe Kahn am 02.05.1944.

Neben einem Buch ohne jegliche Informationen zum Zugang stammen die Bücher aus drei Quellen die mutmaßlich alle mit dem Magistrat von Berlin in Verbindung stehen, diese Bände kamen also nach Kriegsende in den Bestand der Berliner Stadtbibliothek:

Lieferant: „Dombrowski“
Ein Buch wurde 1951 im Zugangsbuch „Dombrowski“ erfasst. Dabei handelt es sich um einen Zugang von etwa 1.000 Exemplaren die vermutlich vom Magistrat von Berlin an die BStB abgegeben wurden. Darunter befindet sich eindeutiges Raubgut, meist aus Privatbesitz, neben unverdächtigen Exemplaren.

Lieferant: Verwertungsstelle des Magistrats
Ein Buch wurde 1951 mit dem Lieferantenvermerk „Verwertungsstelle des Magistrats“ eingearbeitet.

Lieferant: Abteilung Finanzen des Magistrats von Berlin
Der Großteil der Bücher stammt aus einem Ankauf von 1951, im Zugangsbuch subsumiert als „Eine beschlagnahmte Bibliothek“ mit einem Umfang von ca. 1.000 Titeln. Lieferant ist abermals der Magistrat, hier die Abteilung Finanzen.

Die restituierten Bücher auf lootedculturalassets.de:

Elbogen, Ismar: Geschichte der Juden in Deutschland. Berlin: Jüdische Buch-Vereinigung, 1935.

Gobineau, Arthur Graf: Die Renaissance : Savonarola, Cesare Borgia, Julius II., Leo X., Michelangelo : historische Szenen. Leipzig: Insel-Verl., 1918.

Hebbel, Friedrich: Werke (Theil 1-10 in 6 Bänden). Berlin [u.a.]: Bong, [1923].

Kleefeld, Wilhelm: Carl Maria von Weber. (Velhagen & Klasings Volksbücher : Nr 167). Bielefeld [u.a.]: Velhagen & Klasing, 1926.

Liebermann, Max: Siebzig Briefe. (Bücherei des Schocken-Verlages : 84). Berlin: Schocken, 1937.

Lill, Georg: Deutsche Plastik. (Volksverband der Bücherfreunde: Jahresreihe des Volksverbandes der Bücherfreunde : Reihe 6, Bd. 4). Berlin: Volksverband d. Bücherfreunde, Wegweiser-Verlag, 1925.

Mann, Thomas: Pariser Rechenschaft. Berlin: S. Fischer Verl., 1926.

Massé, Grete: Euphrosyne : Eine Geschichte aus Goethes Tagen. Tübingen: Alexander Fischer, 1925.

Menghin, Oswald: Geist und Blut : Grundsätzliches um Rasse, Sprache, Kultur und Volkstum. Wien: Schroll, 1934.

Nassauer, Max: Die Doktorschule : das ist Der Arzt der großen und der kleinen Welt und Die hohe Schule für Aerzte und Kranke. München: Verlag d. Aerztl. Rundschau Otto Gmelin, 1926.

Roth, Joseph: Hiob : Roman eines einfachen Mannes. Berlin: Kiepenheuer, 1930.

Schäfer, Wilhelm: Die Anekdoten. München: Georg Müller, 1929.

Shaw, Bernard: Der Amateur-Sozialist. Potsdam: Kiepenheuer, 1924.

Spengler, Oswald: Die Revolution ist nicht zu Ende. (Stalling Bücherei Schriften an die Nation : 35). Oldenburg i. O.: Stalling, 1924.

Wassermann, Jakob: Joseph Kerkhovens dritte Existenz. Erster Bd. Berlin: Jüdische Buchvereinigung, [1934].

Links:

Pressemeldung der ZLB

Pressemeldung des Jüdischen Museums Berlin

14.06.2017, neues deutschland: Von großem ideelen Wert

17.06.2017, Berliner Morgenpost: Bibliothek eines jüdischen Ehepaares zurückgegeben

21.06.2017, Berliner Woche: Bücher als letzte Spur: Jüdisches Museum erhält Teilbestand des ermordeten Ehepaars Kahn