Rückgabe von NS-Beutegut: zurück in die Bibliothek der Karls-Universität Prag

Im September 2022 wurde ein Buch aus dem Bücherraub der deutschen Wehrmacht an die Karls-Universität Prag zurückgegeben. Die Arbeitsstelle Provenienzforschung hat im Zuge der Provenienzforschung in der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin (FU) das Buch als NS-Beutegut identifiziert.

Nur wenige Monate nach der deutschen Besetzung Tschechiens, errichtete die Wehrmacht das „Protektorat Böhmen und Mähren“. Dabei wurde die älteste Universität Mitteleuropas 1939 in die Berliner Reichsverwaltung übernommen und zur Reichsuniversität unter dem Namen „Deutsche Karls-Universität in Prag“ erklärt.

Im Zuge der so genannten „Arisierung“ verdrängten die Nationalsozialistinnen jüdische Studierende und jüdisches Lehrpersonal aus der Karls-Universität Prag. Gleichzeitig kam es zu Plünderungen und Beschlagnahmungen zahlreicher Fakultätsbibliotheken zur Sicherstellung des sogenannten „schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ durch die deutsche Wehrmacht. So wurde das Gebäude der Juristischen Fakultät vom SS-Hauptquartier besetzt und ein Großteil der Bibliotheksbestände beschlagnahmt und später nach Deutschland verbracht.

Das Zugangsbuch der Universitätsbibliothek aus dem Jahr 1963 weist als Lieferanten das wissenschaftliche Antiquariat Sauer & Keip auf. Das Exemplar enthält zwei Stempel der Juristischen Fakultät der Karls-Universität in Prag.

Die Beschlagnahmeaktion aus der Bibliothek der Juristischen Fakultät der Karls-Universität Prag steht im Zusammenhang mit Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes während des 2. Weltkrieges. Dieses Buch gilt daher als NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut aus den besetzten Territorien. Detaillierte Informationen der Bibliotheksverluste aus dieser Zeit sind nicht vorhanden.

Seminář práva mezinárodního na české práv. fakultě v Praze.
deutsch: Seminar zum Internationalen Recht an der Tchechischen Fakultät für Rechtswissenschaften in Prag

Bewertung: NS-Beutegut

Das zurückgegebene Buch finden Sie in der Datenbank LCA:

https://db.lootedculturalassets.de/index.php/MultiSearch/Index?search=Urkunden+zur+Geschichte+des+V%C3%B6lkerrechts.

2 Gedanken zu „Rückgabe von NS-Beutegut: zurück in die Bibliothek der Karls-Universität Prag“

    1. Die Rückgabe dieses Werkes von NS-Beutegut nach Prag steht im Zusammenhang mit dem vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderten Projekt „Provenienzrecherche nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut im Altbestand 1952-1968 der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin“. In diesem Projekt wurden ca. 67.000 Bände unserer Universitätsbibliothek systematisch auf NS-Raubgut untersucht. Dabei wurden viele Bücher mit Verdacht auf NS-Raub- und -Beutegut gefunden. Nicht alle gefundenen Bücher konnten im Projektzeitraum (2015-2018) an heutige Eigentümer*innen zurückgegeben werden. Die Untersuchung und ggf. Rückgaben werden jedoch auch nach Abschluss des Projekts kontinuierlich im Rahmen unserer Arbeit fortgesetzt. Zurückgegeben werden alle Bücher, bei welchen unsere Forschungsarbeit zu dem Ergebnis führt, dass es sich um zwischen 1933 und 1945 geraubtes Kulturgut handelt. Dies sind in der Regel nur Bruchteile der ursprünglichen Büchersammlungen der Verfolgten.

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