Simon Katzenstein (1868 – 1945)

Quelle: unbekannter Fotograf – Bureau des Reichstages (Hg.):
Handbuch der verfassunggebenden Nationalversammlung, Weimar 1919. Carl Heymanns Verlag, Berlin 1919.

Simon Katzenstein war ein deutscher Sozialdemokrat und Politiker (SPD). Er wurde am 1. Januar 1868 in Gießen geboren. Er war eines von fünf Kindern des jüdischen Ehepaars Sigmund Katzenstein und Sophie Löb. Eine seiner Schwestern war die Sozialpolitikerin und Frauenrechtlerin Henriette Fürth.

Der Vater besaß einen Holzhandel, der der Familie ein gutbürgerliches Dasein bescherte. Sein Elternhaus galt als offen und liberal. Bereits als junger Mann trat Simon aus der jüdischen Gemeinde aus und 1898 in die SPD ein. Er wurde in seiner Familie liebevoll als „Radikaler“ tituliert.

Katzenstein studierte nach dem Abitur in Gießen und Leipzig Geschichte und Philosophie sowie Rechts- und Staatswissenschaft. Ab 1890 war er Rechtsreferendar in Gießen, wurde jedoch vor seiner Staatsprüfung, aus politischen Gründen, entlassen. Da er bereits einige Erfahrungen als Redakteur der Frankfurter Volksstimme gesammelt hatte, arbeitete er nun als politischer Schriftsteller und Redakteur in Leipzig und Mainz. Nebenher war er Arbeitersekretär in Mannheim.

1896 wurde er aufgrund von Verstößen gegen das Pressegesetz in Sachsen zu acht Monaten Gefängnis verurteilt. Ab 1903 arbeitete er in Berlin als Publizist und Lehrer an Arbeiterbildungs-, Gewerkschafts- und Parteischulen. Er gab die Zeitschrift Der Abstinente Arbeiter und das Verbandsblatt des Deutschen Arbeiter-Abstinentenbundes (DAAB) heraus. Im DAAB hatte er verschiedene führende Positionen inne. Seit 1917 war er volkswirtschaftlicher Mitarbeiter des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine.

Von 1915 bis 1918 war er Stadtverordneter in Berlin-Charlottenburg, ab 1925 Bezirksverordneter. Von 1919-1920 war er Mitglied der Weimarer Nationalversammlung.

In den Jahren 1928 bis 1933 gab er die Zeitschrift des „Arbeiter-Abstinentenbundes“ heraus und war sozialpolitischer Mitarbeiter des „Vorwärts“ sowie der Zeitschriften „Deutsche Freiheit“ und „Westland“.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 ging er ins Saargebiet, das zu diesem Zeitpunkt noch unter Völkerbundsmandat stand. Nach dessen Angliederung an Deutschland 1935, floh er nach Schweden. Nach seiner Emigration war er Beisitzer im Vorstand der Gruppe Stockholm der Sozialdemokraten im Exil (Sopade). Die Nationalsozialisten bürgerten ihn 1940 aus.

Katzenstein war zweimal verheiratet. Mit seiner ersten Ehefrau Pauline (1893-1916) hatte er einen Sohn, Hans (1916-1948). Mit seiner zweiten Ehefrau Henriette (1886-1958) hatte er eine Tochter, Anna Sophie (1918-1994) und einen Sohn, Gershom Gerhard (1920-2010).

Simon Katzenstein verstarb am 28. März 1945 in Solna (Schweden).

Anfang November 2022 konnten wir zwei Bücher aus der Universitätsbibliothek (Sammlung Alfred Weiland) und der Bibliothek für Sozialwissenschaften und Osteuropastudien an die Enkelin restituieren. Sie wurden an seinen Urenkel in Berlin übergeben.

Quelle: Arbeitsstelle Provenienzforschung, Universitätsbibliothek, FU Berlin

Die restituierten Bücher in der Datenbank LCA:

https://db.lootedculturalassets.de/index.php/Detail/objects/243022

https://db.lootedculturalassets.de/index.php/Detail/objects/253721

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