Der Romanist und Hispanist Andries van Praag wurde am 26. Februar 1895 in Amsterdam, Holland geboren und verstarb, im Alter von 74 Jahre, am 30. Oktober 1969 in Amsterdam.
Jonas Andries van Praag, der im Wertpapiergeschäft arbeitete, wurde von dem Romanisten Jean-Jacques Salverda de Grave für die Universität abgeworben. 1922 promovierte er mit „La comedia espagnole aux Pays-Bas au XVIIe et au XVIIIe siècle“ (eine Arbeit über die spanische Komödie). 1927 war er der erste holländische Privatdozent für Spanisch an der Universität Amsterdam und ab 1930 Dozent. 1931 bis 1933 und 1939 bis 1941 arbeitete er als Privatdozent an der Universität Groningen, ab 1928 auch an der Universität Leiden.
1941 wurde er von der nationalsozialistischen Besatzungsmacht als Jude aus seinem Amt entfernt und enteignet. Auch seine umfangreiche Bibliothek fiel dieser Enteignung zum Opfer. Seine letzte Vorlesung hielt er am 26.11.1940, von da an versteckte sich die Familie.
Nach Besatzungsende wurde er am 7. Mai 1945 wieder als Dozent eingesetzt. Ab 1948 war er außerordentlicher und ab 1951 ordentlicher Professor für Spanisch an den Universitäten von Groningen und Leiden. Er emeritierte 1966.
Die Geschichte zum Buch: Nach dem Krieg versuchte van Praag seine, von den Nationalsozialisten geraubte, Bibliothek wiederaufzubauen. Das Buch wurde 1947 von ihm erworben. Nach einem Brand im Haus seiner Witwe in den 1970ern wurde ein Teil der Bibliothek erneut vernichtet oder beschädigt. Unser Buch hat eindeutige Brandspuren. Die übriggebliebenen Bücher wurden von seiner Witwe verkauft. Vermutlich ist das Buch so in die Bibliothek der FU Berlin gekommen.
Die meisten Bücher, die von Jonas Andries van Prag vor der Enteignung 1941 und nach 1945 erworben wurden, hat er mit seinem Exlibris versehen. Daher sind zu dieser Provenienz mögliche Datumseinträge wichtig, um die Bücher als Raubgut oder Nachkriegserwerbung einzuordnen. Unser Exemplar ist mit dem handschriftlichen Eintrag „Santpoot, 10. Dez. 1947 JA van Praag“ versehen – wie sich im Zuge der Recherche herausstellte, der letzter Lebensort seiner Frau Henriëtte Emma van Praag.
Rechercheergebnis: Das Buch ist kein Raubgut. Es befindet sich im Rara-Bestand der Campusbibliothek, Seminar für Judaistik.
Buch: Joh. Christophori Wagenseilii Sota. Hoc est: Liber Mischnicus De Uxore Adulterii Suspecta. Una cum Libris En Jacob, Excerptis Gemarae Versione Latina & commentario perpetuo … illustrate, Nürnberg 1674.
Weitere Informationen finden Sie unter
https://lootedculturalassets.de/index.php/Detail/entities/8471