Am 23.06.2021 konnte die Arbeitsstelle für Provenienzforschung der Freien Universität Berlin fünf Fragmente von mindestens zwei verschiedenen Toraschriftrollen als Schenkung an die Jüdische Gemeinde zu Berlin (JGzB) übergeben.
In den 1970er-Jahren wurden diese unvollständigen Teilstücke anonym vor den Türen des Instituts für Judaistik abgelegt. Über den Ursprung der Fragmente ist nichts bekannt. Nachdem diese als Anschauungsmaterial im Lehrbetrieb genutzt worden sind, erfolgte erst 2019 die Wiederentdeckung durch die Mitarbeiter*innen der Universitätsbibliothek.
Die Fragmente weisen mittlere bis starke Gebrauchsspuren auf und es fehlen die Rollstäbe. Auf einem Pergament war ein mutwilliger Ausschnitt zu erkennen. Mithilfe einer Toraschriftgelehrten (hebr. Soferet) gelang es, zwei unterschiedliche Schrifttypen (hebr. ktav Admor HaZaken und ktav Beit Yosef) zu identifizieren, die eine geografische Zuordnung ermöglichten. Die Herkunft ist deshalb im osteuropäischen Raum zu vermuten.
Da ein NS-verfolgungsbedingter Entzug oder eine andere Form der unrechtmäßigen Entwendung nicht ausgeschlossen werden konnte, war es der Wunsch der Freien Universität Berlin, die Tora-Fragmente an die JGzB als Schenkung zu übergeben. Die entweihten Teilstücke sollen in die Genisa (dt. Archiv) überführt und im Anschluss auf einem jüdischen Friedhof bestattet werden. Damit möchte die FU Berlin dem jüdischen Brauch nachkommen, der sich von dem 3. Vers im Traktat Schabbat 115a der Mischna ableitet: „Man darf alle heiligen Schriften aus einer Feuersbrunst retten, ob man aus ihnen liest oder nicht. Auch wenn sie in irgendeiner anderen Sprache geschrieben sind.“
Wir freuen uns außerordentlich, dass wir mit der JGzB einen Ort gefunden haben, womit diese Fragmente in die jüdische Religionsgemeinschaft zurückkehren können.
Weitere Informationen finden Sie unter: https://db.lootedculturalassets.de/index.php/Detail/objects/262083